Göttingen (epd). In Göttingen wird die Tradition der Christgärten wiederbelebt. Eine solche Landschaftskrippe mit zahlreichen Gebäuden und Figuren ist ab dem 1. Advent (29. November) in der Innenstadtkirche St. Albani zu besichtigen. Der Christgarten bleibt dort bis Ende Januar aufgebaut.
Anders als die meisten Weihnachtskrippen, zeigen die Christgärten nicht nur die Weihnachtsgeschichte und den Stall von Bethlehem. Viel größeren Raum nehmen Landschaften und Häuser, Menschen und Tiere ein. Auch Handwerksbetriebe, Bergwerke und Eisenbahnlinien sind oft Bestandteil der Darstellungen.
Göttingen war Volkskundlern zufolge um 1800 eine Hochburg dieser Tradition. In den meisten Bürgerhäusern der Stadt waren Christgärten aufgebaut. In einigen Häusern soll es Anlagen gegeben haben, die sich durch drei Zimmer erstreckten und bis zu 30 Meter lang waren.
Den Ursprung der Christgärten sehen Wissenschaftler in den mittelalterlichen Straßenschauspielen. Priester und Mönche hatten sie inszeniert, um dem Volk die Weihnachtsbotschaft nahe zu bringen. Dabei wirkten immer häufiger auch Laien mit. Die Kirchen wurden bald zu klein, man verlegte die Spiele auf die Straßen und Plätze.
Um 1550 entstanden in Süddeutschland die ersten Christgärten in Privathäusern. Da niemand das Heilige Land aus eigener Anschauung kannte, entwarfen die Bewohner Fantasie-Landschaften oder verlegten das Weihnachtsgeschehen in die eigene Umgebung. Als Baumaterialien dienten grobes Papier, Lehm, Sand, Moos, Holz oder Baumrinde. Weil die katholische Obrigkeit befürchtete, die Weihnachtsbotschaft könne in den eher weltlichen Christgärten untergehen, verhängte sie Verbote. In einigen protestantischen Regionen überlebte der Brauch jedoch.
Der in der Albanikirche gezeigte Christgarten ist vier Meter lang und 1,20 Meter breit, es handelt sich um eine von der Gemeinde erweiterte Leihgabe des Städtischen Museums. Zu sehen sind unter anderem Modelle der Kirchen St. Albani und St. Jacobi sowie ihre Umgebungen.
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Orte
Kirche St. Albani, Albanikirchhof, 37073 Göttingen