Hannover (epd). Nach Einnahmeausfällen in zweistelliger Millionenhöhe fährt die hannoversche Landeskirche ihren Haushalt für die beiden nächsten Jahre deutlich zurück. "Durch die Corona-Pandemie sind die Kirchensteuererträge massiv eingebrochen", sagte Finanzchef Rolf Krämer am Mittwoch vor der erstmals digital tagenden Synode der größten evangelischen Landeskirche. Allein 2020 fehlten rund 50 Millionen Euro - ein Minus von rund acht Prozent. Damit kommt sie laut Krämer noch glimpflich davon: Im Sommer waren für 2020 noch Kirchensteuer-Einbußen von 90 Millionen Euro befürchtet worden. Die hannoversche Landeskirche ist 1.235 Gemeinden mit rund 2,4 Millionen Mitgliedern zwischen Göttingen und der Nordsee die größte evangelische Landeskirche in Deutschland.
Krämer legte dem Kirchenparlament einen ausgeglichenen Haushalt mit Aufwendungen von 641,9 Millionen Euro für 2021 und 656,6 Millionen Euro für 2022 vor. Es handele sich um einen "Sparhaushalt", unterstrich er. "Der Haushaltsausgleich war nur mit erheblichen Ad-hoc-Ersparnissen in Höhe von rund 25 Millionen Euro möglich." In beiden Jahren sind laut Krämer unter anderem 52 Millionen Euro für die 680 Kindertagesstätten der Landeskirche vorgesehen. 30 Millionen Euro sind für die bauliche und energetische Sanierung von Gebäuden eingeplant.
Zugleich beschloss die Landessynode, ihre Kulturkirchen weiter zu fördern. Die große Mehrheit votierte dafür, das entsprechende Programm ab 2021 für weitere vier Jahre bis 2026 fortzusetzen. Dazu soll erneut ein Wettbewerb ausgeschrieben werden. "Was als Innovation begann, hat sich etabliert", sagte die Vorsitzende des Ausschusses für Kirchenmusik und Kultur, Marianne Gorka.
Die Landeskirche unterstützt seit 2013 die Kulturarbeit in vier Kirchen in Hannover, Hildesheim, Bremerhaven und Buchholz in der Nordheide mit jeweils 50.000 Euro pro Jahr. Darüber hinaus erhielten 13 Kulturprojekte jährlich jeweils 7.500 Euro. Das Geld stammt aus einem speziellen Kulturfonds.
Zentrales Thema bei der Herbsttagung war am Mittwoch auch der Klimaschutz. Bereits im Jahr 2015 hatte die Synode ein Klimaschutzkonzept beschlossen, das schrittweise umgesetzt wird. Allerdings sei es noch ein weiter Weg zur klimaneutralen Kirche, sagte die Vorsitzende des Umwelt- und Bauausschusses, Bettina Siegmund. Um das gesetzte Ziel zu erreichen, müssten die bisherigen Anstrengungen noch gesteigert werden.
Das höchste Einsparpotenzial für CO2-Emissionen besteht laut Siegmund bei den rund 7.900 Gebäuden. Dort sollen die Emissionen bis 2030 um 30 Prozent gesenkt werden, unter anderem durch den Einbau von Heizungsanlagen mit erneuerbaren Energieträgern.
Die Delegierten berieten zudem über das Ehrenamt auf der Kanzel, dem in der evangelischen Kirche inzwischen eine wachsende Bedeutung zukommt. So gibt es in der hannoverschen Landeskirche inzwischen rund 1.900 Prädikantinnen und Lektoren, die eigene Predigten oder Lesepredigten halten. Das berichtete Studienleiter Gunther Schendel vom Sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Ihre Zahl übersteige damit mittlerweile die der rund 1.800 Pastorinnen und Pastoren im aktiven Dienst. Angesichts des Nachwuchsmangels im Pfarrberuf seien die Lektoren und Prädikanten "ein Stück Zukunft" der Kirche, betonte Schendel.
Der hannoverschen Landeskirche sind drei Viertel aller evangelischen Kirchengemeinden in Niedersachsen angegliedert. Die Synode tagt bis zum Freitag per Videokonferenz.
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