Mediziner: "Ein-Kind-Regel" für Zehnjährige überflüssig und schädlich

Nachricht 19. November 2020

Osnabrück/Köln (epd). Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hat die geplante "Ein-Kind-Regel" zur Eindämmung der Corona-Pandemie kritisiert. "Jede Einschränkung für das Erleben von Freundschaften ist immer belastend, und für Kinder besonders", sagte Verbandspräsident Thomas Fischbach der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag). "Da Kinder bis zehn Jahre das Virus erwiesenermaßen deutlich seltener weitergeben, selbst wenn sie sich anstecken, ist die geplante Begrenzung auf einen Spielkameraden für diese Altersgruppe überflüssig und schädlich."

Für Jugendliche sei die Regel dagegen sinnvoll, wenn sie dabei helfe, die Schulen offenzulassen, sagte Fischbach. "Denn Jugendliche sind ähnlich infektiös wie Erwachsene." Gleichwohl sei die sogenannte Ein-Kind-Regel nicht das größte Problem. "Schlimmer wäre es, wenn die Kinder gar nicht mehr vor die Tür dürften und niemanden außer den eigenen Familienmitgliedern treffen könnten."

Bund und Länder hatten am Montag empfohlen, dass sich Familien angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen nur noch mit einem weiteren festen Hausstand treffen sollten. "Das schließt auch Kinder und Jugendliche in den Familien mit ein", heißt es im Beschlusspapier. Konkret würde das bedeuten, dass sich Kinder auf einen Freund oder eine Freundin festlegen müssten. Aus dem Appell könnte bei den nächsten Beratungen in einer Woche ein Verbot werden.

Zentral für das Kindeswohl sei es, dass die Schulen und Kindertagesstätten für den Präsenzunterricht geöffnet blieben, sagte Fischbach weiter. "Eine Schließung lehnen wir grundsätzlich ab, da es keine belastbaren Daten gibt, wonach Kinder Hauptüberträger von Sars-CoV-2 wären." Das zeigten mehrere Studien. "Hinzu kommt, dass Ausbrüche in Schulen oder Kitas verhältnismäßig einfach kontrolliert und gestoppt werden können, durch Testung und Quarantäne."

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