Corona-Schutz: Niedersachsen gibt weitere 45 Millionen für Schulen - GEW, Schulleiter und Lehrer halten Förderung für nicht ausreichend

Nachricht 18. November 2020

Corona-Schutz: Niedersachsen gibt weitere 45 Millionen für Schulen - GEW, Schulleiter und Lehrer halten Förderung für nicht ausreichend

Hannover (epd). Mit zusätzlichen 45 Millionen Euro will Niedersachsen die rund 3.000 Schulen im Land in der Corona-Pandemie besser ausstatten, auch um möglichst weiter einen Präsenzunterricht zu gewährleisten. Für insgesamt 25 Millionen Euro könnten die Schulen jetzt für ein halbes Jahr rund 5.000 pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf 450-Euro-Basis zur Unterstützung der Lehrkräfte einstellen, sagte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Dienstag in Hannover. Weitere 20 Millionen Euro werden für Schutzausstattungen zur Verfügung gestellt, wie etwa Plexiglaswände, FFP2-Masken für Lehrer oder in bestimmten Fällen auch Luftfilter.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Schulleitungsverband Niedersachsen begrüßten die zusätzlichen Mittel, betonten aber, diese reichten nicht aus. Auch aus der Opposition und von Lehrern gab es Kritik. "Der Finanzbedarf ist weitaus größer", sagte die niedersächsische GEW-Vorsitzende Laura Pooth. Es dürfe nicht sein, dass alle an dem Präsenzunterricht festhalten wollten. "Aber zeitgleich wird jeder Cent zweimal umgedreht, bevor er wieder zurück in die Tasche gesteckt wird."

Tonne erläuterte, die Schulen könnten für insgesamt 20 Millionen Euro rund 4.800 Unterstützer einstellen, etwa Eltern, die in der Pausenaufsicht oder beim außerschulischen Lernen helfen. Fünf Millionen Euro stünden für die Anstellung von rund 250 Studierenden oder Lehramts-Absolventinnen und -Absolventen zur Verfügung. Besonders kleine Schulen sollten so entlastet werden.

Die Vorsitzende des Schulleitungsverbandes, Andrea Kunkel, unterstützte die Forderung nach zusätzlichen Geldern. "Die Stimmung an den Schulen ist durchaus von Sorge und Angst gekennzeichnet", sagte sie. Auch der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Björn Försterling, forderte mehr Geld, unter anderem für die Digitalisierung. Die Grünen im Landtag sprachen von einem späten Kurswechsel des Ministers, ein schlüssiges Konzept fehle.

Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte forderte, die Maßnahmen müssten schnell umgesetzt werden. Allerdings werde es beispielsweise schwer sein, Personal zu finden, sagte der Vorsitzende, Torsten Neumann. "Der Arbeitsmarkt ist leer gefegt." Während nach Tonnes Worten nach Möglichkeit dem Lüften der Klassenräume Vorzug gegeben werden sollte, forderte der Verband, mehr Raumluftfilter zu finanzieren.

Beim Treffen von Bund und Ländern am Montag war es zu keiner Einigung in dem umstrittenen Punkt Schulen gekommen. Tonne verteidigte den niedersächsischen Kurs, nur an Corona-Hotspots in das Szenario B mit geteilten Lerngruppen zu wechseln.

"Unsere Schulen sind keine Orte der massiven Infektionsverbreitung", betonte der Minister. Stand Dienstag seien im Land elf Schulen wegen Corona-Ausbrüchen komplett geschlossen gewesen, in 331 weitere seien einzelne Klassen oder Jahrgänge betroffen, nochmals 333 hätten vorübergehend in das "Szenario B" wechseln müssen. 80 Prozent der Schulen böten dagegen Unterricht für alle an.

Auch Pooth betonte die Bedeutung des Präsenzunterrichtes. Das Frühjahr habe gezeigt, dass sonst Schülerinnen und Schüler verloren gingen. "Die Schulen sind der Anker für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft", sagte sie. Das müsse im nächsten Landeshaushalt berücksichtigt werden.

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