Hannover (epd). Niedersachsen will dem verbreiteten Analphabetismus entgegentreten und hat deshalb jetzt ein Bündnis für Grundbildung für das Bundesland gegründet. Zwölf Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter könnten laut einer Studie aus dem Jahr 2018 nur unzureichend lesen und schreiben, teilte das Wissenschaftsministerium am Donnerstag in Hannover mit. Diese Fähigkeiten seien jedoch elementar, um am gesellschaftlichen Leben problemlos teilzuhaben und im Berufsleben gut zurechtzukommen.
Dem Bündnis gehören neben dem Ministerium unter anderem Unternehmerverbände, Gewerkschaften, Kirchen und der Flüchtlingsrat an. Nachdem die Partner bereits eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet haben, wollen sie nun ein Arbeitsprogramm entwickeln.
"Richtig lesen und schreiben zu können, trägt entscheidend dazu bei, ein selbstbestimmtes Leben zu führen", sagte Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU). Weil das Thema ein Tabuthema sei, nehme die Gesellschaft bislang in Kauf, dass sie zwölf Prozent der Menschen ausgrenze. Deshalb seien gemeinsame Anstrengungen nötig, um möglichst viele Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten zu erreichen. "Es geht dabei um echte Hilfe, nicht um Ausgrenzung", betonte Thümler.
Mehrdad Payandeh vom Deutschen Gewerkschaftsbund erklärte, Alphabetisierung sei die Voraussetzung für jeden Menschen, im Leben und im Beruf voranzukommen. "Wir wollen im Bündnis dazu beitragen, dass dieses Tabuthema ans Licht kommt und es insbesondere auch für Beschäftigte passgenaue Angebote gibt."
Grundbildung bedeute mehr als nur Alphabetisierung, ergänzte der Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes "Niedersachsen Metall", Volker Schmidt: "Grundbildung ist ein facettenreicher Begriff, der grundlegende Fähigkeiten auch in Bereichen wie Finanzen, Mathematik und digitale Bildung umfasst." Mit einem breit aufgestellten Bündnis könne dem Rechnung getragen werden.
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