Hannover (epd). Einnahmeausfälle und immer weniger Mitglieder: Die hannoversche Landeskirche stellt sich finanziell betrachtet auf harte Zeiten ein. "Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Finanzlage der Landeskirche sind dramatisch", sagte Finanzchef Rolf Krämer am Freitag vor der in Hannover tagenden evangelischen Landessynode, dem Kirchenparlament. Allein im Jahr 2020 könnten am Ende bis zu 90 Millionen Euro in der Kasse fehlen, um den Haushalt von insgesamt 640 Millionen Euro auszugleichen.
Viele Kirchenmitglieder seien durch die Corona-Krise arbeitslos geworden oder in Kurzarbeit und zahlten somit keine Kirchensteuern, erläuterte Krämer, Vizepräsident des Landeskirchenamtes. Im vergangenen Jahr hatte Deutschlands größte evangelische Landeskirche noch 611 Millionen Euro an Kirchensteuern eingenommen.
Zwar gebe es eine Risikorücklage von 130 Millionen Euro, aus der das Haushaltsloch für 2020 gedeckt werden könnte. Der Finanzchef plädierte jedoch dafür, das Defizit möglichst durch Einsparungen im aktuellen Haushalt auszugleichen, damit die Rücklage für die nächsten Jahre zu Verfügung stehe. Dafür habe das Landeskirchenamt bereits eine Haushaltssperre beschlossen.
In den kommenden beiden Jahren werde sich die Situation den Prognosen zufolge zwar erholen. Doch spätestens ab 2023 werde sich unter anderem wegen sinkender Mitgliederzahlen eine immer größere Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben öffnen, wenn die Landeskirche nicht gegensteuere. Krämer rief dazu auf, rechtzeitig vorzusorgen, um große Haushaltslöcher zu vermeiden. "Dieser Prozess braucht gute Ideen und klare Kriterien, aber auch viel Zeit und gute Nerven." Bereits die Planungen für 2021 und 2022 würden zum "Drahtseilakt".
Zur hannoverschen Landeskirche gehören 1.235 Gemeinden mit 2,4 Millionen Mitgliedern zwischen Hann. Münden und der Nordsee. Ihr sind drei Viertel aller evangelischen Kirchengemeinden in Niedersachsen angegliedert.
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