Einsamkeit ist an vielen Orten eine Folge der Corona-Pandemie, vor allem bei alten und kranken Menschen. Das lässt den evangelischen Landesbischof Manzke nicht in Ruhe. Er ist überzeugt: Die Kirche muss alles dafür tun, diesen Menschen beizustehen.
Bückeburg (epd). Der schaumburg-lippische Landesbischof Karl-Hinrich Manzke hat dazu aufgerufen, angesichts der Beschränkungen in der Corona-Krise einsame Menschen nicht der Isolation zu überlassen. "Auch Einsamkeit hat große psychische Folgen und kann tödlich sein", sagte der evangelische Theologe am Sonnabend in Bückeburg vor der Synode der schaumburg-lippischen Landeskirche. Er bezog sich dabei vor allem auf alte und kranke Menschen.
Manzke verwies auf Forschungen, nach denen der Bedarf an psychischen und seelsorgerlichen Hilfskontakten in Deutschland in den vergangenen Monaten um mehr als 20 Prozent gestiegen sei. Durch den "Lockdown" hätten sich Einsamkeit, Angst und Suizidgedanken verstärkt und viele Menschen in psychische Notsituationen gebracht.
Es habe ihm schlaflose Nächte bereitet, wie der christliche Auftrag, alte und kranke Menschen zu besuchen, unter den Bedingungen der Corona-Pandemie erfüllt werden könne, sagte Manzke: "In dieser Lage ging es uns darum, alles in unser Kraft stehende zu tun, um den Seelsorgeauftrag in den Heimen, Pflegeeinrichtungen und im Krankenhaus nicht abreißen zu lassen."
Sterbebegleitung und Seelsorge hätten als Wert und Rechtsgut den gleichen Rang wie der Lebensschutz, betonte der Bischof. Nach vielen Gesprächen und mit einem Schutzkonzept für alle Pflegeheime sei es in der Region schließlich gelungen, dafür zu sorgen, "dass kein Einsamer und keine Sterbender ohne direkte seelsorgerliche Begleitung und damit ohne Trost bleiben muss".
Die Landeskirche selbst muss aufgrund der Corona-Pandemie mit deutlichen Verlusten bei der Kirchensteuer rechnen. Am Ende des Jahres würden voraussichtlich zehn Prozent der Einnahmen in der Kasse fehlen, sagte der Präsident des Landeskirchenamtes, Christian Frehrking, vor den Delegierten des Kirchenparlaments. Das entspreche rund einer Million Euro. Die Landeskirche mit 22 Gemeinden im nördlichen Landkreis Schaumburg hatte zuletzt knapp zehn Millionen Euro an Kirchensteuern pro Jahr eingenommen.
Das erwartete Defizit soll aus einer "Schwankungsrücklage" ausgeglichen werden, die für solche Fälle angespart wurde. "Wir hoffen, dass wir durch das Anlaufen der Wirtschaft wieder mehr Einnahmen haben werden", sagte Frehrking. Im kommenden Jahr werde die Landeskirche allerdings weniger Geld an die Gemeinden ausschütten können.
Im Blick auf sinkende Mitgliederzahlen plädierte Frehrking dafür, Bonus-Systeme für Kirchenmitglieder zuschaffen, damit die Menschen einen Anreiz hätten, in der Kirche zu bleiben. So könnten etwa Urlaubs- und Freizeitangebote für Angehörige der Kirche kostengünstiger gestaffelt sein als für Nichtmitglieder: "Diejenigen, die noch drin sind, sollten wir nicht nur mit guten Worten wertschätzen."
Die Landeskirche hatte im vergangenen Jahr etwa 900 Mitglieder verloren, davon rund 500 durch Austritt. Zum Jahresende 2019 gehörten der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe rund 49.200 Mitglieder an.
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