Bremen (epd). Rausfahren, wenn andere reinkommen: Unter diesem Motto hilft die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) seit 155 Jahren auch bei schlechtestem Wetter Menschen, die in Seenot geraten sind. Daran soll Ende Juli mit einem ungewöhnlichen "Tag der Seenotretter" erinnert werden, wie die Hilfsorganisation am Donnerstag in Bremen mitteilte. Coronavirus-bedingt werde der traditionelle Aktionstag am letzten Sonntag im Juli ausschließlich im Internet stattfinden, um die rund um die Uhr einsatzbereiten Besatzungen zu schützen.
Was genau geplant ist, wollen die Seenotretter in den kommenden Wochen unter der Adresse www.seenotretter.de/tds erläutern. "Die Seenotretter entstanden als eine der ersten deutschen Bürgerinitiativen im eigentlichen Sinn des Wortes", sagte Gerhard Harder, ehrenamtlicher Vorsitzer der DGzRS: "Wenn wir heute mit Stolz auf die Leistungen in den zurückliegenden 155 Jahren verweisen können, dann dürfen alle, die an Land durch ihre Spenden und durch ihre ideelle Unterstützung dies erst ermöglicht haben, stolz sein auf diese Erfolge."
So waren die Seenotretter allein im vergangenen Jahr in 2.140 Fällen an Nord- und Ostsee im Einsatz. Dabei haben die Besatzungen der rund 60 Rettungskreuzer und Rettungsboote eigenen Informationen zufolge fast 3.400 Menschen Hilfe geleistet. Mehr als 350 von ihnen seien aus Seenot gerettet oder aus teils großen Gefahren befreit worden. Seit der Gründung am 29. Mai 1865 in Kiel hat die ausschließlich aus Spenden finanzierte Organisation so laut eigener Statistik insgesamt mehr als 85.000 Menschen Hilfe gebracht.
Auslöser für die Gründung war der Untergang des Auswandererschiffes "Johanne" am 6. November 1854 vor Spiekeroog an der ostfriesischen Nordseeküste. Beim Schiffbruch der Bark starben 84 Menschen bei tosendem Wellengang. Der Untergang war eines der schwersten Schiffsunglücke jener Jahre an den deutschen Küsten. Weil es an Rettungsmitteln fehlte, mussten die Inselbewohner tatenlos zusehen. Erst bei Ebbe konnten sie die überlebenden Schiffbrüchigen retten und die Toten bergen.
Heute arbeiten eigenen Angaben zufolge 180 Festangestellte und 800 Freiwillige für die DGzRS. An 55 Stationen sind 20 Seenotrettungskreuzer und 40 Rettungsboote im Einsatz. Der neue Kreuzer SK 40, die noch ungetaufte künftige "Hamburg", ist die jüngste Rettungseinheit der DGzRS. Auch sie soll am "Tag der Seenotretter" am 26. Juli virtuell zu besichtigen sein.
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