Hannover (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister kann sich im Grundsatz vorstellen, den Tag des Kriegsendes am 8. Mai zum gesetzlichen Feiertag zu machen. "Der 8. Mai 1945 bleibt ein Gedenktag, mit oder ohne staatliche Anerkennung", sagte der evangelische Theologe am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Er wird noch Generationen verpflichten, sich alternativlos zum Frieden zu bekennen und jedem expansionistischen Nationalismus zu widerstehen." Meister ist auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).
Am 8. Mai vor 75 Jahren endeten mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht die Kriegshandlungen des Zweiten Weltkriegs. Auch wenn es aufgrund der militärischen Niederlage Deutschlands viele Deutungen dieses Tages gebe, sehe er den 8. Mai als Tag der Befreiung, sagte der Theologe. Das Land sei von kriegerischer Gewalt befreit worden, die aus dem deutschen Nationalsozialismus hervorgegangen sei.
Auch die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) sprach sich dafür aus, den 8. Mai zu einem nationale Feiertag zu machen. Dies wäre ein deutliches Signal gegen Rechtsextremismus und Rassismus - und für das Gedenken an die über 60 Millionen Toten des Zweiten Weltkrieges, erklärte die Gewerkschaft am Mittwoch in Hannover. Zuvor hatten bereits andere Organisation verlangt, den 8. Mai zum gesetzlichen Feiertag zu erklären.
Unterdessen hat der Zentralrat der Juden in Deutschland die Äußerung Alexander Gaulands (AfD), der 8. Mai sei als Tag der deutschen Kapitulation im Zweiten Weltkrieg ungeeignet für einen Feiertag, scharf kritisiert. "Mit der Betonung, der 8. Mai sei auch ein Tag der absoluten Niederlage für Deutschland und großer Gebietsverluste gewesen, zeigt Alexander Gauland, wes Geistes Kind er ist", sagte Zentralratspräsident Josef Schuster der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Der AfD-Fraktions- und Ehrenvorsitzenden hatte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland gesagt: "Der 8. Mai hat nicht das Potenzial zu einem Feiertag, weil er ein ambivalenter Tag ist. Für die KZ-Insassen ist er ein Tag der Befreiung gewesen. Aber es war auch ein Tag der absoluten Niederlage, ein Tag des Verlustes von großen Teilen Deutschlands und des Verlustes von Gestaltungsmöglichkeit."
Diese Betrachtung des 8. Mai 1945 finde sich häufig unter Neonazis, sagte Schuster. "Damit sollen die Deutschen vor allem als Opfer dargestellt werden. Ich empfinde das als geschichtsverzerrende Relativierung der NS-Verbrechen und verantwortungslos."
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