Schulbetrieb in Niedersachsen soll schrittweise wieder anlaufen - Lehrerverbände warnen vor Problemen bei der Umsetzung

Nachricht 17. April 2020

Die ersten Lockerungen in der Corona-Krise sollen nun auch für Niedersachsens Schüler anlaufen. So plant das Land schrittweise den Wiedereinstieg in den regulären Unterricht. Die Lehrer sichern zwar Unterstützung zu, sehen aber auch Schwierigkeiten.

Hannover (epd). Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen sollen ab dem 22. April wieder verbindlich schulische Aufgaben bearbeiten und nach und nach in den regulären Schulbetrieb zurückkehren. Angesichts der Corona-Pandemie könnten die Schulen nicht "im Hauruck-Verfahren" wieder den Unterricht aufnehmen, sagte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Donnerstag in Hannover. Ab dem 27. April sollen daher zunächst Jugendliche aus Abschlussklassen in Schulen unterrichtet werden. Das bedeute auch, dass dann Abiturprüfungen und weitere Abschlussprüfungen stattfinden, betonte Tonne. Unterdessen wiesen Lehrerverbände auf eine Reihe praktischer Probleme bei der Umsetzung hin.

Laut Tonne sollen ab dem 4. Mai weitere Jahrgänge in den Präsenzunterricht zurückkehren. "Grundsätzlich arbeiten wir nach dem Prinzip: Erst die älteren Jahrgänge der einzelnen Schulformen, dann die jüngeren", erläuterte der Minister. Nach der aktuellen Planung steigen demnach Viertklässer am 4. Mai wieder in den Unterricht ein. Für die 12. Klassen startet der Unterricht am 11. Mai, die Jahrgänge 3, 9 und 10 folgen ab dem 18. Mai. Etwa Mitte Juni sollen alle Jahrgänge wieder in Schulen unterrichtet werden, stets mit Blick auf die Entwicklung der Infektionszahlen, sagte der Minister.

Als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme werde für die Zeit bis zu den Sommerferien ein Schicht-Betrieb in den Schulen angestrebt. Tonne sprach vom "Prinzip der halben Klassen". Konkret sollen demnach alle Klassen und Lerngruppen in den Schulen in jeweils zwei Gruppen aufgeteilt werden. "Es wird dafür nötig sein, Lernprozesse neu zu gestalten", sagte der Minister. "Es wird Phasen des Lernens zu Hause und Phasen des Lernens in der Schule geben." So könnten Schulen für einzelne Lerngruppen beispielsweise in einem täglichen oder wöchentlichen Wechsel eine Präsenzpflicht festlegen.

Für den Verband niedersächsischer Lehrkräfte begrüßte der Vorsitzende Torsten Neumann den schrittweisen Neubeginn. Es gebe aber noch große Fragezeichen zur realen Umsetzung. So ließen sich notwendige Hygiene- und Schutzmaßnahmen "beim besten Willen in dieser kurzen Zeit kaum verwirklichen". Auch der Schichtbetrieb und das Lernen zu Hause seien nicht so leicht umsetzbar. Die Lehrer wollten den Minister nach Kräften unterstützen. Vorrang müsse aber die Gesundheit haben: "Es darf auf keinen Fall zu Rückschlägen kommen."

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft erklärte, es sei problematisch, wie in der kurzen Zeit bis zum Neustart die hygienischen Voraussetzungen für den Unterricht geschaffen werden sollten. Auch die räumlichen und personellen Kapazitäten könnten rasch an ihre Grenzen stoßen, sagte die die GEW-Landesvorsitzende Laura Pooth. Der Gesundheitsschutz sei wichtiger als Prüfungen und Noten.

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