Hannover (epd). Niedersachsen will die Einschränkungen angesichts der Corona-Pandemie ab Ende April vorsichtig lockern. So sollen die Abschlussklassen der Schulen bereits am 27. April wieder den Unterricht aufnehmen, sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Mittwochabend in Hannover nach einer vierstündigen Videokonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), weiteren Mitglieder der Bundesregierung sowie den Regierungschefs der Länder. Ab 4. Mai sollen dann landesweit die nächst älteren Klassen in die Schulen zurückkehren. In den Kindertagesstätten soll die bestehende Notbetreuung ausgeweitet werden.
Bereits ab dem 20. April sollen Geschäfte des Einzelhandels mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern wieder öffnen können. Ausnahmen sollen für Autohäuser gelten. Größere Geschäfte können auch Flächen von 800 Quadratmetern abtrennen, um den Verkauf zu starten. Frisöre dürfen vom 4. Mai an wieder öffnen.
Die geltenden generellen Kontaktverbote und Abstandsregeln sollen aber in den nächsten Wochen zunächst bestehen bleiben, betonte Weil: "Wir halten die Kontaktbeschränkungen weiter für notwendig, das ist statistisch gesehen eine sehr wirksame Maßnahme."
Ein schwieriges Thema sei das bislang geltende Gottesdienst-Verbot, sagte der Ministerpräsident. "Weil wir es dabei häufig mit älteren Menschen zu tun haben." Hier müsse zwischen dem Infektionsschutz und dem Grundsatz der Religionsfreiheit abgewogen werden. Dazu gebe es auf Bundesebene weitere Beratungen: "Wir hoffen und sind zuversichtlich, dass wir zu einem gemeinsamen Kodex kommen, wie und unter welchen Bedingungen Gottesdienste künftig möglichst schnell wieder möglich sein können."
Großveranstaltungen werden laut Weil voraussichtlich bis zum 31. August nicht möglich sein. Das werde in Niedersachsen im Sommer etwa Schützenfeste oder das Maschseefest in Hannover betreffen. "Wir meinten, es wäre klug, allen Organisatoren das jetzt zu sagen, damit man sich nicht in Kosten stürzt, die von Anfang an zu vermeiden sind."
Empfohlen wird laut Weil das Tragen von "Alltagsmasken" insbesondere im öffentlichen Personennahverkehr und beim Einkaufen. So könnten andere Menschen vor Ansteckung geschützt werden. Eine Maskenpflicht werde jedoch zunächst nicht bestehen.
Der Ministerpräsident betonte, die Einschränkungen der vergangenen Wochen hätten entscheidend dazu beigetragen, dass die Pandemie in Deutschland bislang vergleichsweise milde verlaufen sei: "Wir haben in den letzten Wochen erkennbar Erfolg gehabt." Dieser Erfolg dürfe jetzt nicht gefährdet werden. "Wir gehen über dünnes Eis."
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