Experte: Corona-Krise bedroht die Schullandheime in ihrer Existenz

Nachricht 15. April 2020

Hannover (epd). Die Schullandheime in Niedersachsen rufen in der Corona-Krise um Hilfe. Sollten Schulfahrten auch nach den Sommerferien ausfallen und die Häuser auch für sonstige Gruppen nicht öffnen dürfen, drohe einigen Häusern die Insolvenz, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Schullandheime, Heiko Pannemann, am Dienstag dem epd. Die 15 Einrichtungen mit insgesamt 870 Betten hätten bis zu den Sommerferien Einnahmeausfälle von 1,4 Millionen Euro zu verzeichnen. Nach Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft seien mindestens 500.000 Euro an Hilfszahlungen notwendig, um die Häuser bis zum Jahresende am Leben zu halten.

Mit den Hilfen von Land und Bund von maximal 9.000 Euro je Haus könnten die Vereine nur eine kurze Zeit überbrücken, betonte Pannemann. Immerhin sei der Rettungsschirm für gewerbliche Betriebe mittlerweile auf gemeinnützige erweitert worden: "Zusammen mit Einsparungen bei den Personal- und Verbrauchskosten können die meisten sich damit bis zu den Sommerferien über die Runden retten. Danach wird es eng."

Wenn Heime tatsächlich schließen müssten, dann fielen diese häufig naturnahen außerschulischen Lernorte, die vor allem für Grundschulen wichtig seien, für immer weg, fürchtet der Experte, der das Schullandheim Bissel bei Oldenburg betreut. "Die kommen danach nicht wieder auf die Beine." Dazu sei die wirtschaftliche Basis der meisten Heime zu dünn. Anders als die Jugendherbergen erhielten die Schullandheime keine staatliche Förderung. Die Vereine würden überwiegend von Lehrern und Eltern geführt. Verwaltung, Buchung und Belegung würden ehrenamtlich erledigt. Lediglich vor Ort seien einige Kräfte hauptamtlich beschäftigt.

Auch Kredite seien für die Schullandheime keine Lösung. Viele haben sich Pannemann zufolge für Modernisierungsmaßnahmen bereits verschuldet. "Da verbieten sich weitere Kredite." Die Betriebsunterbrechungsversicherung, die die meisten für den Fall einer kurzfristigen Schließung etwa wegen Sturmschäden abgeschlossen hätten, zahle im Fall der Corona-Pandemie nicht. "Hinzu kommt, dass jetzt eigentlich das Geschäft für 2021 schon laufen müsste. Aber auch für das kommende Jahr haben wir bislang noch kaum Buchungen."

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https://schullandheim.de/index.php/landesverbaende/lv-niedersachsen