Loccum (ade). „Unter die Haut“ möchte der Künstler Henning Diers mit seiner neuen Ausstellung im Religionspädagogischen Institut Loccum (RPI) gehen. Ab sofort zeigt er freie Arbeiten in der Bildungseinrichtung der Landeskirche Hannovers.
Seine Arbeiten teilt Diers in zwei Kategorien ein: weltliche und sakrale. Viele seiner Werke hat er als Auftragsarbeiten für die Kirche bereits gestaltet, doch auch das, was er als „weltliche“ Kunst bezeichnet, liegt ihm am Herzen. Davon nun einen Ausschnitt in einer kirchlichen Einrichtung zeigen zu können, freut ihn besonders.
Ausgewählt für diese Ausstellung hat er Bilder, die er unter dem Titel „Unter die Haut“ zusammenfasst. Unter die Haut – dieser Titel kann vordergründig verstanden werden bei der Betrachtung der Technik, die er angewendet hat. In vielen Schichten sind die Bilder entstanden. Seiden- und Glanzpapiere hat er verwendet, hat diese immer wieder übereinander geklebt, hat sich inspirieren lassen von dem Material, das hier Falten, dort Risse bildet – Elemente, die er, wie er sagt, teilweise bewusst eingesetzt hat, von denen er sich manchmal aber auch überraschen lässt. Er lerne an dem Material, beschreibt er den Prozess – und lerne mit diesen Bildern auch Geduld. Denn bis zu 15 Lagen hat er übereinander gebracht. Da könne es sein, dass die Entstehung eines der Bilder mit sämtlichen Trocknungsprozessen mehrere Monate dauere.
Was dabei herauskommt, sind zarte Ansichten, durchscheinende Farben, vielleicht die Ahnung eines Himmelblau – das doch eigentlich in unterster Lage einmal ein Nachtblau war, von dem sich aber nur noch ein Schimmer zeigt. Den Pinsel hat er auf diesen Bildern nur noch zurückhaltend eingesetzt, hier eine Schwalbe, dort einen Baum skizziert. Die einander überlappenden Papierschichten schaffen die eigentliche Ansicht, in sie sollen die Betrachter eintauchen, sollen „unter die Haut“ gehen mit ihren Blicken.
Das hat nicht nur von Diers Geduld verlangt bei der Entstehung der Bilder – das kann auch Geduld verlangen vom Betrachter, der gewillt ist, sich darauf einzulassen. Andererseits, sagt Diers schmunzelnd, könnten diese Bilder auch einfach nur als dekorative Wandgestaltung gesehen werden.
Simone Liedtke, die im RPI verantwortlich zeichnet für die rund viermal jährlich wechselnden Ausstellungen, sieht in dieser „weltlichen“ Kunst von Diers aber durchaus auch die spirituelle Seite. Wer zu Tagungen nach Loccum komme, sagt sie, sei immer auch gefangen von dem Ort, von der Natur, von dem Licht. Das alles spiegelten die Bilder wider – auch so würden sie unter die Haut gehen.
Die Ausstellung im RPI ist bis zum 7. Juli zu sehen. Geöffnet ist das RPI montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr und an den Wochenenden von 9 bis 12 Uhr.
Beate Ney-Janßen