Der Ruf nach Zusammenhalt in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft prägt Predigten zu Weihnachten. Und viele leitende Theologen nehmen Bezug auf den Einsatz von "Fridays for Future".
Hannover/Bremen (epd). Evangelische und katholische Bischöfe und leitende Theologen in Niedersachsen und Bremen haben zu Weihnachten zu mehr gesellschaftlichem Zusammenhalt aufgerufen. In ihren Predigten würdigten sie auch den Einsatz der "Fridays for Future"-Bewegung. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagte in der Christvesper in der Marktkirche in Hannover: "Niemals zuvor hat diese Welt eine Bewegung junger Erwachsener erlebt wie im vergangenen Jahr." In der Frage "wie wollen wir eigentlich morgen leben?" stecke auch die Frage nach Gott, sagte der evangelische Bischof. Die Bibel spreche oft von Gottes Treue zu den Menschen. Angesichts der Zerstörung der Schöpfung stelle sich die Frage, wie treu die Menschen gegenüber Gott seien.
In Bückeburg erinnerte auch der schaumburg-lippische Landesbischof Karl-Hinrich Manzke an das Engagement der Jugendlichen. "Zum Jahr 2019 gehört für mich der laute Ruf der nachfolgenden Generation, der Diktatur der Gegenwart ein Ende zu machen", betonte der evangelische Bischof laut Manuskript am Heiligen Abend. Die "Fridays for Future"-Bewegung fordere ein Ende der Gier nach wachsendem Reichtum für wenige, einer Ausbeutung der Erde und der Zerstörung der Lebensgrundlagen.
Der Hildesheimer katholische Bischof Heiner Wilmer rief in einem ZDF-Fernsehgottesdienst am ersten Weihnachtstag dazu auf, Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen. Dabei gehe es um den Einsatz "für die Welt, die Menschen, das Klima, das Wasser und für eine gerechte und friedliche Gesellschaft", sagte er im Hildesheimer Mariendom. "Gott gibt auch den Gestrandeten, den Flüchtlingen, den Obdachlosen und den seelisch Unbehausten eine Heimat."
Der Osnabrücker katholische Bischof Franz-Josef Bode betonte am ersten Weihnachtstag im Osnabrücker Dom, gerade in Zeiten, in denen mehr übereinander als miteinander gesprochen werde und alles machbar, zu kaufen, herstellbar und wieder wegwerfbar sei, könne nicht auf das Wort Gottes verzichtet werden. Die Menschen bräuchten etwas, das "verlässlich ist und unser Leben und Handeln begründet und trägt".
Der Oldenburger evangelische Bischof Thomas Adomeit beklagte, zehn Prozent der Menschen lebten weltweit in bitterer Armut. Der Libanon, Jordanien oder die Türkei nähmen Millionen von Flüchtlingen auf. In Deutschland und in Europa blieben die Menschen dagegen in Grundsatzdiskussionen stecken, kritisierte er in der Christnacht in der Oldenburger St. Lamberti-Kirche. Viele Menschen ziehe es zu Weihnachten in die Ferne, sagte Adomeit. Menschen könnten versuchen, vor Weihnachten zu fliehen, vor Trubel und Kitsch, vor Enttäuschungen und vor der Verantwortung, "dass wir in unserem Wohlstand auch auf Kosten anderer leben". Die Weihnachtsbotschaft mache jedoch deutlich: "Gott holt uns ein."
Der leitende Bremer Theologe Bernd Kuschnerus hob das Verbindende der biblischen Botschaft hervor. "Alle sollen sich freuen - das ist das Großartige", predigte der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche. "Der Weihnachtsengel sagt nicht 'Wir sind das Volk - und wer anders aussieht oder denkt gehört nicht dazu'", betonte er laut Redemanuskript. Jeder und jede könne ein Teil dieses Friedens sein, bekräftigte Kuschnerus in der Bremer Melanchton-Kirche.
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