Hannover (epd). Christkind oder Weihnachtsmann - einer von beiden bringt in den meisten deutschen Familien am Heiligen Abend die Geschenke. Beide Figuren entstammen aus der Volksfrömmigkeit und sind eng mit dem Weihnachtsfest verbunden. Das Christkind ist die ältere der beiden Figuren. Viele denken, der Reformator Martin Luther (1483-1546) habe das Christkind erfunden. Doch ganz so ist es nicht. Luther hat es lediglich zum Gabenbringer erkoren.
Ursprünglich erhielten Kinder am Nikolaustag, dem 6. Dezember, ihre Geschenke. Doch die Reformation brach mit der Heiligenverehrung der Kirche. Luther verlagerte auch in seiner eigenen Familie die Bescherung der Kinder auf den Heiligen Abend, die Geschenke brachte der "Heilige Christ". Christkinder gibt es in der Kunstgeschichte zu dieser Zeit schon längst. Sie sind engelsgleiche Darstellungen des kindlichen Jesu und dienten seiner Anbetung.
Die häusliche Weihnachtsfeier mit der Bescherung bildete sich im 16. Jahrhundert in der sozialen Oberschicht in evangelischen Gebieten aus. Aber auch die überwiegend katholischen Regionen wie Bayern oder das Rheinland übernahmen zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Christkind schließlich in ihr Brauchtum.
Der Weihnachtsmann ist wiederum eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Ihn gab es schon, anders als viele annehmen, bevor der Coca-Cola-Konzern ihn zu seinem rot-weißen Markenhelden machte. Er ist eine Mischung aus dem Heiligen Nikolaus und dem Christkind - und löste auch in vielen evangelischen Gebieten das Christkind als Geschenkebringer ab. Er passt zudem besser in die moderne westliche Vermarktungsindustrie des Weihnachtsfestes.
Weihnachten findet in einer winterlichen Wunderwelt statt, dazu passt der dicke rote Mantel des Weihnachtsmannes besser als das leichte Kleidchen des Christkinds. Der volkstümliche Begleiter des Nikolaus, Knecht Ruprecht, wurde durch einen Rentierschlitten ersetzt. In der popkulturellen Darstellung in Filmen und Liedern erscheint der Weihnachtsmann meist als vollbauchiger, weißhaariger, alter, lachender Mann.
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