Hermannsburg/ Kr. Celle (epd). Mit einem Festgottesdienst sind am Sonntag die Feierlichkeiten zum 100. Bestehen des Evangelischen Bildungszentrums Hermannsburg zu Ende gegangen. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister erinnerte an den Gründer der ältesten Heimvolkshochschule in Deutschland, den damaligen Missionsdirektor Georg Haccius (1847-1926). Er habe Menschen ermutigen wollen, Vertrauen zu wagen und für sich und andere Verantwortung zu übernehmen, sagte Meister in der Hermannsburger St. Peter-Paul-Kirche.
"Wer vertraut, glaubt an eine Welt, die es noch nicht gibt", sagte Meister laut Manuskript. "Mit mangelndem Vertrauen verlieren wir unsere Zukunft." Haccius habe in einer Zeit großer gesellschaftlicher Umbrüche geprägt vom lutherischen Glauben junge Menschen zur Mitgestaltung der Demokratie heranbilden wollen. Angeregt durch den dänischen Pädagogen Nikolai Frederik Severin Grundtvig (1783-1872) brach nach dem Ersten Weltkrieg auch in Deutschland eine Bewegung auf, die unabhängig vom Staat Volksbildung betreiben wollte.
Jeweils im Winter bot die Heimvolkshochschule mehrwöchige Kurse vor allem für Landwirte und andere junge Erwachsene vom Land an. Ab 1922 wurden auch Frauen unterrichtet. Bis heute organisiert das Bildungszentrum jährlich unter dem Titel "moving times" Orientierungskurse für junge Erwachsene zwischen Schule, Ausbildung und Beruf.
Zudem steht im Programm eine Vielfalt von rund 300 Seminaren im Jahr, zwischen Paddel-Wochenenden für Väter und Kinder über Malkurse bis zur Auseinandersetzung über religiöse und politische Fragen. Mehrere Gebäude bieten Platz für insgesamt 140 Übernachtungsgäste.
Der Lüneburger evangelische Regionalbischof Dieter Rathing würdigte bei einem Festakt am Sonnabend die Arbeit des Bildungszentrums. Es biete ein "ausgezeichnetes Umfeld", um Menschen in ihrem Leben Orientierung zu bieten, sagte Rathing. Im Evangelischen Bildungszentrum würden die Gäste von Menschen begleitet, "die in einer Welt voller verschiedener Wertvorstellungen ein christliches Menschenbild und eine evangelische Lebenshaltung glaubhaft verkörpern". Um sich mit Werten auseinanderzusetzen seien Zeit, Ruhe und Nachdenklichkeit nötig. "Was nicht funktioniert, ist ein schnelles Wertediktat."
Der Geschäftsführer des Verbandes der Bildungszentren im ländlichen Raum, Peter Buhrmann, hob die Bedeutung vom Leben und Lernen unter einem Dach hervor. Im informellen Gespräch vertieften die Teilnehmer dadurch das, was sie gelernt hätten und tauschten sich aus. "Wir brauchen eine Infrastruktur, die das ermöglicht", sagte er dem epd. "Sonst fällt die Gesellschaft auseinander."
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