Lüneburg (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat zu mehr Aufmerksamkeit für Menschen ohne Obdach gemahnt und ein gesamtgesellschaftliches Wegschauen kritisiert. "Das beginnt mit dem Blick, den wir abwenden, wenn Menschen auf der Straße schlafen und es geht bis zur Erhebung von Statistiken", sagte Meister in einem Festgottesdienst in der St. Michaeliskirche in Lüneburg. Der Gottesdienst beendete eine Veranstaltungswoche anlässlich des 150-jährigen Bestehens der ersten "Herberge zur Heimat" für Wohnungslose in der Stadt.
Offizielle Erhebungen zur Obdachlosigkeit gebe es in Deutschland nicht, bemängelte Meister laut Predigtmanuskript: "Als ob es peinlich ist, dass diese Form der Armut überhaupt existiert." Doch selbst Überschlagsrechnungen machten das Ausmaß des Problems deutlich. So habe die BAG Wohnungslosenhilfe im Jahr 2017 die Zahl der Menschen ohne Wohnung auf 650.000 geschätzt. "650.000 Menschen lebten im Zustand der Not. Eine Not, die zutieftst die Grundrechte eines jeden Menschen berührt."
Die "Herberge zur Heimat" in einem Haus an der Wallstraße wurde 1869 von engagierten Christen angesichts der Not von durchreisenden Arbeitssuchenden gegründet. Beraten und unterstützt wurden sie dabei auch von dem evangelischen Theologen Johann Hinrich Wichern (1808-1881). Bis heute bietet die Unterkunft, mittlerweile in der Straße "Beim Benedikt", Menschen ein Obdach. Das Hilfsangebot wurde mit einer Außenstelle, mehreren kleineren Einrichtungen und Beratungsstellen deutlich erweitert
In der Herberge kämen zunehmend auch Menschen aus der bürgerlichen Mitte unter, die kurz zuvor noch ein relativ gesichertes Leben geführt hätten, heißt es in der Festschrift zum Jubiläum. Meister mahnte: "Ohne Blick auf die Würde der Betroffenen, ohne weiter reichende Handlungsszenarien, ohne ausreichende finanzielle Mittel wird sich die Lage für Wohnungslose flächendeckend nicht grundlegend ändern."
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