Wolfenbüttel (epd). Nach dem Synagogen-Anschlag von Halle hat der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns eine stärkere öffentliche Auseinandersetzung über die Gefahren von Rechtsextremismus und Antisemitismus gefordert. "Der Anschlag von Halle hat mich entsetzt. Er zeigt in drastischer Weise, dass der Antisemitismus nach wie vor ein großes Problem in unserer Gesellschaft ist", sagte der evangelische Theologe am Donnerstag in Wolfenbüttel.
Im sachsen-anhaltinischen Halle waren am Mittwoch nach Polizeiangaben in der Nähe einer Synagoge zwei Menschen erschossen worden. Am Nachmittag wurde ein Verdächtiger festgenommen. Ermittler gehen von einem antisemitischen Motiv und einem rechtsextremistischen Hintergrund aus. Der Angreifer scheiterte, in die Synagoge einzudringen, in der sich am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur etwa 80 Personen befanden.
Meyns betonte, alle müssten sich der Erkenntnis stellen, dass der Antisemitismus Teil des kulturellen Erbes und nach wie vor weit verbreitet sei. "Der unverminderte Kampf dagegen ist deshalb umso dringender und notwendiger. Das schließt den Rechtsextremismus ein, der einen Nährboden für Antisemitismus bietet."
Mit großer Sorge nehme er wahr, dass rechtsextreme Tendenzen in Politik und Gesellschaft wieder stärker werden, ergänzte Meyns. Sie dürfen in keiner Weise verharmlost werden. Die Kirche sei im Laufe ihrer Geschichte schuldig geworden, indem sie antisemitische Einstellungen vertreten und gefördert habe: "Heute steht sie solidarisch an der Seite der jüdischen Gemeinden und verurteilt jede Form von Hass und Gewalt gegenüber Jüdinnen und Juden."
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