Hannover (epd). Interreligiöse Gremien aus Städten und Landkreisen ganz Deutschlands haben bundesweit zu Gründung von weiteren "Räten der Religionen" auf kommunaler Ebene aufgerufen. Solche Räte seien ein "Zukunftsmodell für ein friedvolles Zusammenleben", betonten die Religionsvertreter am Dienstag nach dem zweiten Bundeskongress der Räte der Religionen in Hannover. Zu dem Treffen kamen Vertreter von 35 kommunalen Gremien.
Zu Räten oder Runden Tischen der Religionen haben sich in zahlreichen deutschen Städten Vertreter mehrerer Religionsgemeinschaften zusammengeschlossen. Zu den Mitgliedern gehören meist Christen, Juden, Muslime, Hindus und Buddhisten, in vielen Städten auch Jesiden, Sikhs, Aleviten oder Angehörige der Bahai-Religion. In Hannover zählen auch die atheistischen Humanisten zum Rat der Religionen. Die Räte veranstalten interreligiöse Friedensgebete oder sind Ansprechpartner für Kommunalpolitiker bei vielen Fragen vor Ort.
Sie förderten die demokratischen Strukturen und trügen zu Frieden, Gerechtigkeit und Gemeinsinn bei, heißt es in der Erklärung. Darin bekennen sich die Räte ausdrücklich zum weltanschaulich neutralen Staat und zum Grundgesetz. Sie verpflichten sich zu einer respektvollen Kooperation und einem gewaltfreien Umgang mit Konflikten. "Wir verzichten darauf, andere zum Religionswechsel zu drängen", betonen die Räte. An die Kommunen appellieren sie, die Gründung neuer Räte zu unterstützen.
Beim zweiten Bundestreffen referierte unter anderem der Göttinger Jura-Professor Hans Michael Heinig über das Gleichbehandlungsgebot des Grundgesetzes. Staatliche Neutralität schließe die kommunale Förderung lokaler Religionsgemeinschaften nicht aus, sondern gebiete sie eher, sofern niemand diskriminiert werde, sagte er. Hannovers Sozialdezernentin Konstanze Beckedorf und die islamische Theologin Hamideh Mohagheghi vom "Haus der Religionen" in Hannover unterstrichen die enge Zusammenarbeit zwischen der Stadt und den Religionen.
Das erste Bundestreffen hatte im vergangenen Jahr in Frankfurt/Main stattgefunden. Hannover und Frankfurt sind bei der Gründung von Räten der Religionen bundesweit federführend. Der nächste Bundeskongress ist für den 13. und 14. September 2020 in Essen geplant. Der Kongress wurde gefördert von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Dr. Buhmann-Stiftung für interreligiöse Verständigung. Schirmherr ist der Deutsche Städtetag.
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