Die Themen Kinder und Bildung sollen Regierungs-Schwerpunkte des rot-grün-roten Senats in Bremen werden, der am Donnerstag in der Bürgerschaft gewählt wird. Die Zahlen zeigen: Die neue Koalition steht vor großen Herausforderungen.
Bremen (epd). Trotz erheblicher Ausbauanstrengungen des Senats gehen Hunderte Familien in Bremen zum Start des neuen Kita-Jahres in der Hansestadt zunächst leer aus. "Über 900 angemeldete Kinder im Alter bis sechs Jahren sind unversorgt", bilanzierte am Dienstag die Senatorin für Kinder und Bildung, Claudia Bogedan (SPD). Deshalb laufe das größte Kita-Ausbauprogramm in Bremens Geschichte weiter. Seit Mitte 2016 seien mehr als 3.400 Plätze neu geschaffen worden. Derzeit seien darüber hinaus sieben Kitas mit 850 Plätzen im Bau. Hinzu kämen Eröffnungen einzelner Gruppen in Um- und Anbauten.
Auch mit Bundesgeldern aus dem sogenannten Gute-Kita-Gesetz ist die Betreuung von Kindern ab drei Jahren bis zum Schuleintritt im Land Bremen seit 1. August beitragsfrei. Das habe die Nachfrage nach Plätzen aber nicht signifikant erhöht, sagte Ressortsprecherin Annette Kemp.
Nach wie vor "herausfordernd" bleibt nach den Worten von Senatorin Bogedan die Gewinnung von Fachkräften. Dem begegne Bremen unter anderem mit Angeboten für Quereinsteiger und einer Fortführung eines Modellprojektes zur praxisintegrierten Ausbildung.
Der Chef der evangelischen Kitas in Bremen, Carsten Schlepper, forderte in diesem Zusammenhang eine Ausbildungsoffensive, um dem Fachkräftemangel in den Einrichtungen zu begegnen. "Junge Leute verdienen in der Ausbildung kein Geld und der Job in der Kita eröffnet keine Karrieremöglichkeiten", kritisierte der Leiter des Bremer Landesverbandes Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder. Deshalb sei es auch kein Wunder, dass sie sich eine andere Ausbildung suchten oder das Arbeitsfeld wieder verließen.
Bislang sind die Kitas in Deutschland eine der letzten Branchen, in denen die Auszubildenden nicht bezahlt werden. Erfahrungen aus Pilotprojekten mit Bezahlung zeigten, dass die Auszubildenden motivierter seien und eine stärkere Bindung an das Arbeitsfeld Kita entwickelten, betonte Schlepper.
Deshalb begrüße die Bremische Evangelische Kirche die in dieser Hinsicht im rot-grün-roten Koalitionsvertrag für das Land Bremen formulierten Ziele. Demnach sollten die Kapazitäten an den Fachschulen ausgebaut und bis Ende 2019 ein Konzept für eine Vergütung der Aus- und Weiterbildung vorgelegt werden.
Das bestätigte Bogedan und ergänzte, Geld für die Vergütung von 250 Auszubildenden solle ebenfalls aus dem Gute-Kita-Gesetz kommen. Schlepper ergänzte, auch zusätzliches Personal für die Anleitung durch Ausbilderinnen müssten refinanziert werden.
Derzeit sind Bogedan zufolge beim kommunalen Träger Kita Bremen 87 Stellen im Gruppendienst unbesetzt, 151 Frauen und Männer sind in Ausbildung. Bei der evangelischen Kirche als größtem freien Träger in Bremen sind laut Schlepper knapp 100 Kräfte in der Ausbildung, die Stellen in den Gruppen seien "annähernd besetzt". Es gebe personell aber "keinen Puffer". Die Kirche beteiligt sich unter anderem an einem Modellprojekt zur Gewinnung und Qualifizierung ausländischer Fachkräfte, an dem derzeit fünf Spanierinnen teilnehmen.
Zum Beginn des neuen Schuljahres sagte Bogedan, am Sonnabend (17. August) beginne in Bremen für rund 4.600 Kinder "der Ernst des Lebens". Zwar seien 188 Lehrkräfte neu eingestellt worden, aber 41 Stellen in den allgemeinbildenden Schulen seien noch unbesetzt: "Der bundesweite Fachkräftemangel ist nach wie vor akut." Dem werde mit Ausbildung und der Qualifizierung von Seiteneinsteigern begegnet. Außerdem wolle Bremen in den kommenden Jahren 17 neue Schulen bauen - entweder ganz neu, als Ersatzbauten oder um Übergangslösungen mit Mobilbauten zu beenden.
epd lnb sel mil
epd-Service
Internet
www.bildung.bremen.de
Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder in Bremen: http://u.epd.de/16bt