Hannover (epd). Angeregt von der Diskussion um das geplante und umstrittene "Reformationsfenster" lädt die Marktkirche in Hannover zu einer Veranstaltungsreihe über Kunst und Kirche ein. Dabei geht es um Architektur und Kirchenbau und um die Spannung zwischen moderner Kunst und alten Kirchen, wie der evangelische Stadtkirchenverband am Montag mitteilte. In den Gesprächen werde immer wieder das von dem Künstler Markus Lüpertz (78) entworfene Reformationsfenster eine Rolle spielen, hieß es. Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), der mit Lüpertz befreundet ist, will der zentralen Marktkirche als Ehrenbürger von Hannover das Fenster schenken.
Die Reihe beginnt an diesem Mittwoch (10. Juli) um 19.30 Uhr mit einem Vortrag des Theologie-Professors Thomas Erne, dem Direktor des Instituts für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart in Marburg. Am 22. Juli um 18 Uhr spricht der Kirchenhistoriker Professor Thomas Kaufmann aus Göttingen. Am 14. August ist der Direktor des Sprengel-Museums in Hannover, Reinhard Spieler, als Referent zu Gast. An die Vorträge schließen sich jeweils Expertengespräche an. Am 14. August werden dazu die Architektur-Professorin Gesche Grabenhorst und die evangelische Regionalbischöfin Petra Bahr erwartet.
Der Entwurf des Reformationsfensters setzt sich in zahlreichen Symbolen mit dem Leben und Werk des Reformators Martin Luther (1483-1546) auseinander. Für kontroverse Diskussionen sorgen vor allem fünf Fliegen als Symbol des Bösen und der Vergänglichkeit. Zur Finanzierung will Altkanzler Schröder Vortragshonorare von Verbänden und Unternehmen in Deutschland weitergeben. Allein die Kosten für Material, Herstellung und Einbau des Fensters werden auf rund 150.000 Euro geschätzt.
Um das 13 Meter hohe Buntglasfenster ist inzwischen ein juristischer Streit entbrannt. Der Architekten-Erbe Georg Bissen hat die Marktkirche aufgefordert, von den Plänen zum Einbau des Fensters Abstand zu nehmen. Der in Tokio lebende Rechtsanwalt verwaltet die Urheberrechte an der Neugestaltung der Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg durch seinen Stiefvater, den Architekten Dieter Oesterlen (1911-1994). Er hält das Fenster für nicht vereinbar mit dem architektonischen Konzept von Osterlen.
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