Hannover/Bremen (epd). Rund 2.500 Menschen sind in Niedersachsen am Sonnabend nach vorläufigen Veranstalterzahlen gegen die Kriminalisierung von Seenotrettern auf die Straße gegangen. In Bremen versammelten sich laut Polizei rund 1.000 Menschen unter dem Motto "Stoppt das Morden im Mittelmeer". Bis zum Abend waren nach Angaben der Initiative "Seebrücke" insgesamt in rund einem Dutzend Städten in Niedersachsen Kundgebungen für die zivile Seenotrettung im Mittelmeer und sichere Fluchtwege geplant.
In Hannover, Lüneburg und Osnabrück hätten sich an den Aktionen unter dem Motto "Notstand der Menschlichkeit" je rund 500 Demonstranten beteiligt, in Oldenburg etwa 300, sagte Sascha Schießl von den Organisatoren dem epd. In Göttingen waren nach übereinstimmenden Angaben von Polizei und Veranstaltern rund 400 Menschen zusammengekommen. Weitere Kundgebungen gab es unter anderem in Braunschweig, Hildesheim und Holzminden. Bundesweit waren an mehr als 90 Orten Kundgebungen geplant.
Mit den Aktionen würdigten die Demonstranten auch den Einsatz der Kapitänin der "Sea-Watch 3", Carola Rackete. Sie war mit 40 Flüchtlingen an Bord ohne Erlaubnis der italienischen Behörden in den Hafen der Mittelmeerinsel Lampedusa eingelaufen und verhaftet worden. Mittlerweile ist sie wieder auf freiem Fuß, muss sich aber weiter vor Gericht verantworten. Nach Angaben der Initiative "Seebrücke" ertrinkt jede sechste Person während des Fluchtversuchs über das Mittelmeer.
Schuld sei die europäische Politik, die auf Abschottung setze, sagte Schießl vom niedersächsischen Flüchtlingsrat, der die "Seebrücke" unterstütze, in Hannover dem epd. "Diese Politik ist tödlich." Die Demonstranten forderten von der Bundesregierung, alle aus der Seenot geretteten Flüchtlinge aufzunehmen, bis es eine europäische Lösung gebe.
In Oldenburg war der Maschinist der "Sea-Watch 3", Sören Moje, unter den Rednern. Er sagte dem epd, die zivilen Retter würden sich weiter engagieren. "Solange es noch Tote im Mittelmeer geben wird, machen wir ganz sicher weiter." Menschen könnten helfen, indem sie beispielsweise für die Seenotrettung spendeten, zu den Demos gingen oder Briefe an das Bundesinnenministerium schrieben, damit sich etwas ändere.
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