Hannover (epd). Die niedersächsische Landesregierung hat den muslimischen Verbänden Unterstützung bei der Einrichtung eines Imamseminars angeboten. Der Staat könnte bei der zweiten, praktischen Phase der Imamausbildung "eine Hilfestellung bieten", sagte Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) am Montag in Hannover. Diese Phase würden sich an ein Studium anschließen. Sie müsste in den Moscheegemeinden stattfinden und grundsätzlich von den Religionsgemeinschaften verantwortet werden.
Islamexperten wie die Professoren Rauf Ceylan und Bülent Ucar vom Institut für Islamische Theologie fordern seit langem Imamseminare analog zu den Prediger- und Priesterseminaren bei den christlichen Kirchen. Die an den Universitäten ausgebildeten Theologen hätten ohne eine solche Einführung in die praktischen Aufgaben eines Imams keine Chance auf einen Job in den Moscheegemeinden. Die Osnabrücker Uni ist die einzige in Niedersachsen, in der islamische Theologen ausgebildet werden.
Auch Politiker der Landesregierung und Islamverbände hatten die Gründung eines Imamseminars bereits im vergangenen Jahr befürwortet. Allerdings liegen die Gespräche zwischen Landesregierung und Verbänden über Verträge, die Rechte und Pflichten der Muslime im Land regeln sollen, noch immer auf Eis. Die Regierung verlangt von Ditib und Schura mehr Unabhängigkeit vor allem von der Türkei. Die Verbände sind enttäuscht, dass es nach Jahrzehnten der Verhandlungen mit dem Land noch immer keine Ergebnisse gibt. Zudem haben sie allein nicht die Finanzkraft zum Aufbau eines Imamseminars.
Thümler betonte, die Überlegungen in Niedersachsen zu diesem Thema "werden geleitet von dem Wunsch und dem Versuch, das Vertrauen in eine vielfältige Gesellschaft unter Beachtung des Religionsverfassungsrechts weiter zu stärken". Sie seien jedoch noch nicht abgeschlossen. Es müssten noch eine Reihe von Fragen geklärt werden.
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