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Ulrike Baumann (Hg.), Religionsmethodik, Handbuch für die Sekundarstufe I und II, Cornelsen Scriptor, Berlin 2007,
272 Seiten, ISBN 978-3-589-22233-9

Die „Religionsmethodik“ ergänzt die zwei Jahre zuvor erschienene „Religionsdidaktik“. Um es gleich vorweg zu sagen: Sie ist eine wahre Fundgrube. Wieder sind es evangelische wie katholische Autorinnen, Schulreferenten und -referentinnen, Dozenten und Dozentinnen in der kirchlichen Lehrerfortbildung und zwei Gymnasiallehrerinnen, die Mut machen, eingefahrene Wege – zumeist des Arbeitens mit Texten – zu verlassen.

Die vorgestellten Methoden sind nicht geeignet, die Frage „Klippert Ihr auch schon?“ mit Ja zu beantworten; vielmehr sind sie angebunden an (u.a. Klipperts) Konzepte zur Förderung eigenverantwortlichen Arbeiten und Lernens, und sie sind eingebunden in den spezifischen Kontext des Religionsunterrichts. So gibt es ein eigenes Kapitel „Meditative Formen des Lernens“. Ulrike Baumann schreibt in ihrer Einführung: „Die Kultur einer Schule zeigt sich darin, welcher Geist in ihr spürbar ist. Deshalb sollte in Schulprogrammen die spirituelle Dimension nicht fehlen. Der Religionsunterricht ist auf sie angewiesen und kann selbst zur Spiritualität beitragen. Dabei ist an liturgische, festliche und meditative Praxisformen zu denken.“ (S. 22). Wer hier eine Rückkehr zur Katechese der 1950er Jahre wittert, wird schon zuvor eines Besseren belehrt: „Methoden sind kein Selbstzweck, sondern sie dienen der inhaltlichen Sinnerschließung. Die Erfahrung, dass uns unser Dasein gegeben ist und dass wir durch etwas anderes bestimmt sind, ist schon vor dem Einsatz von Methoden da. Aber der religiöse Sinn dieser Erfahrung will entdeckt werden … Wir müssen Religion nicht in die Schülerinnen und Schüler hineinlegen, sondern sie entwickelt sich als innere Erfahrung, wenn die Religionspädagogik es nicht verhindert.“ (S. 19) Das ließe sich durchaus auch etwas vorsichtiger als Hoffnung formulieren, aber was wäre der Religionsunterricht, wenn die Unterrichtenden solche Hoffnung nicht hätten und damit der Religion nicht grundsätzlich ein lebensförderliches Potenzial zuschrieben?

Wer allerdings das Bemühen um die Ermöglichung solchen Lernens als „Schwarzeinfärbung von Kindern und Jugendlichen“ bezeichnet (so Godwin Lämmermann in Pastoraltheologie 97 (3/2008), S. 104) und in religiöser Bildung nichts anderes sehen kann als die Förderung der Fähigkeit, „die eigene Lebenswelt mit ihren ideologischen Fassaden und Wertsetzungen zu dekonstruieren“ (ebd., S. 106), der muss in der Tat methodisch bei der Adorno-Lektüre stehen bleiben.

Welche Methoden finden sich nun in der „Religionsmethodik“? Das Buch hat vier große Kapitel: ästhetische Formen des Lernens (Arbeit mit Filmen und Arbeit mit Kunst), meditative Formen des Lernens (Musik und Meditation), sprachbezogene Formen des Lernens (Gespräche, Textverständnis, Textproduktion) – und handlungsorientierte Formen des Lernens. Dieses zuletzt genannte dritte Kapitel ist mit sechs Teilkapiteln das umfangreichste, wobei natürlich auch in den anderen Kapiteln handlungsorientierte Formen des Lernens thematisiert und vorgestellt werden. Im Einzelnen ist zu finden: „Spielend lernen“, „Bibliodrama erproben“, „Freie Arbeit ermöglichen“, „Projektorientiert lernen – Fächer verbinden“, „Lernen am anderen Ort“, „Religionsunterricht online unterstützen“. Die Inhalte zeigen an, dass die Autorinnen und Autoren ein breites Spektrum vertreten. Alle Kapitel sind mit ausführlichen Beispielen aus der Unterrichtspraxis des Faches Religion durchsetzt – und das macht einen wesentlichen Teil seiner Praxistauglichkeit aus. Schwierigen Fragen (z.B. „Leistungsbewertung in der Bibliodrama-Arbeit“) wird nicht ausgewichen, sondern sie werden eingebunden.
Obgleich der Untertitel „nur“ auf ein Handbuch statt auf ein Praxishandbuch verweist, sind viele praktische Anregungen zu finden. Wie die „Religionsdidaktik“ ist die „Religionsmethodik“ ein Buch, das man in die Ferien mitnehmen kann – um Lust und Geschmack auf eigenes Ausprobieren zu bekommen.

Bärbel Husmann