Martina Steinkühler, Fast Nacht, Sieben Schritte bis Ostern, Reihe Religionsunterricht primar, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-61007-7, 104 Seiten, 14,90 Euro
Mit der Reihe dieser religionspädagogischen Arbeitshefte für die Grundschule bringt der Verlag ein Produkt auf den Markt, das die Nachfolge des bisher sehr beliebten „Religionsunterricht praktisch“ antreten soll. Im Unterschied dazu sind diese Hefte jedoch nicht auf einzelne Jahrgänge bezogen sondern thematisch ausgerichtet, wie zum Beispiel das vorliegende auf Passion und Ostern.
Grundlegend für alle Hefte der Reihe ist das religionspädagogische Konzept von Christian Grethlein, der Gebet und Segen im Mittelpunkt der Arbeit sieht. Kinder sollen im Religionsunterricht zum Christsein befähigt werden und sich die Grundformen christlicher Praxis aneignen. Das Konzept ist in den Grundzügen in jedem Heft dargestellt und zeigt die drei „Zwirnarten“ des „roten Fadens“ auf:
Erstens die Lebenswelt der Kinder, zweitens die biblische Perspektive und drittens die konkrete religiöse Praxis. Diese drei Dimensionen werden im Heft mit Symbolen dargestellt: Die Sonnenblume steht für die didaktische Dimension „entdecken und wahrnehmen“, die aufgeschlagene Bibel steht für „deuten und verstehen“ und der Kelch für die Dimension „gestalten“. Niedersächsische Lehrerinnen und Lehrer erkennen darin die prozessbezogenen Kompetenzen des Kerncurriculums wieder. Etwas verwirrend ist dann allerdings der davon abweichende Gebrauch des Kompetenzbegriffs in der Darlegung des „Pädagogisch-didaktischen Horizonts“.
Jedes Heft enthält eine Einführung, die sowohl Grundsätzliches zum Thema, als auch die heutige Lebenswelt der Kinder einbezieht und bereits Schwerpunkte für die religionspädagogische Arbeit aufzeigt, die im Heft dann entfaltet werden.
Für die Praxis des Unterrichts ist es hilfreich, dass alle Hefte weitgehend gleich aufgebaut und gegliedert sind. Immer geht es um „Schwerpunkte“, die jeweils in sich eine Einheit bilden und mit den einzelnen „Bausteinen“ eine angemessene Bearbeitung der Thematik zulassen. Möglich ist es jedoch auch, sich aus verschiedenen Schwerpunkten Bausteine zusammen zu stellen und sie dem eigenen Anspruch nach in Bezug auf Schwierigkeitsgrad und Zugang individuell im Unterricht zu verwenden.
Das „Fast-Nacht“-Heft von Martina Steinkühler geht in drei Schwerpunkten (I und II müssen wohl zusammen gesehen werden) mit jeweils sieben Bausteinen auf Ostern bzw. die Auferstehung zu („Sieben Schritte bis Ostern“). Jeder Schwerpunkt wird mit einer Skizze und einem Impuls sehr offen eingeführt, so dass das Gespräch mit den Kindern den Ausgangspunkt für den Unterricht bildet. Diese Skizzen wie alle Illustrationen stammen von Tilman Aumüller und führen zum Teil zu ungewöhnlichen oder neuen Gedankengängen. Die einzelnen Bausteine innerhalb der Schwerpunkte werden dem Thema durchweg gerecht, nehmen Kinder in ihrem Nachdenken ernst, sind nie kindertümlich, fordern aber überfordern nicht.
Es wird sehr vorsichtig die Frage der Schuld berührt und stark mit Licht-Dunkel-Symbolik gearbeitet. Eine Reihe biblischer Geschichten wird sinnvoll mit einbezogen, so dass der Blick immer auf das Ganze des Lebens und Sterbens Jesu gelenkt wird. Folgerichtig gehört dann auch das Weihnachtsfest und die Geburt Jesu in diesen Zusammenhang, der an einigen Stellen zumindest angedeutet wird. (S. 35, Bild von der Krippe, S. 86 Weihnachtsrefrain: „Es ist für uns eine Zeit angekommen …“). Jeder Schwerpunkt beginnt mit kurzen didaktischen Überlegungen, es folgen Verlaufsvorschläge, Texte, vielfältige methodische Anregungen, mögliche Aufgaben und schließlich Kopiervorlagen mit Material.
Insgesamt bietet das Heft zu dem ausgewiesenen Thema interessante, z.T. neue Anregungen und motivierende Materialien, die den Anforderungen des neuen Niedersächsischen Kerncurriculum in Bezug auf die zu erwerbenden Kompetenzen gerecht werden. Dabei ist – entgegen der üblichen Unterrichtspraxis – auch an das „Begehen“ der Passionszeit gedacht, indem z.B. ein Vorschlag für die Gestaltung einer Osternacht in der Schule zu finden ist. Sicher ist es für die Lehrerinnen und Lehrer ebenso motivierend, aus dieser Fülle eine für den eigenen Unterricht passende Auswahl zu treffen.
Lena Kuhl