Wozu sind Heilige gut?
Eine Antwort aus katholischer Sicht
Von Markus Tomberg
Mit dem Heilig-Sein ist das so eine Sache: für die einen das Langweiligste von der Welt, für die anderen etwas, das nur wenige schaffen – und für Paulus etwas, das jede Christin und jeden Christen auszeichnet. Wer getauft ist, den macht Gott heilig. Denn alle Heiligkeit stammt von ihm. Weil das mit dem Heilig-Sein und folglich auch das mit den Heiligen also so kompliziert sind, lohnt es, genauer hinzusehen.
Die These, das Heiligsein langweilig ist, hat vermutlich damit zu tun, dass Heilige als Spaßbremsen gelten: Viele Heilige der katholischen Kirche waren Mönche, Nonnen, Jungfrauen oder Priester. No sex, no drugs, no rock’n’roll – Heilige dürfen offenbar nichts tun, was Spaß macht. Das ist falsch. Denn heilig wird man nicht, weil man etwas tut (oder nicht tut), sondern weil Gott Menschen heilig macht. Deshalb schaffen es auch nicht nur wenige, Heilige zu werden. Alle Getauften sind schon heilig. So steht es (siehe Paulus) in der Bibel.
Die katholische Kirche kennt allerdings noch besondere Heilige. Ihr gemeinsames Kennzeichen: Sie sind tot. Tot-sein ist so ungefähr das Spaßbremsigste, was man sich denken kann – und für Menschen, die jetzt leben, nicht unbedingt erstrebenswert. Paulus sieht das – wieder einmal – anders. Wer getauft ist, der ist für ihn bereits gestorben. Und zwar mit Christus – und mit ihm auch auferstanden. Deshalb können alle Menschen heilig sein: Lebende und Tote, weil für Christen der Tod keine unüberwindliche Grenze mehr ist.
Und deshalb sind die besonderen Heiligen in der katholischen Kirche so wichtig: Es sind Menschen wie du und ich, die zu Christus gehören. Mit dem kleinen, aber nicht entscheidenden Unterschied, dass diese Heiligen uns nicht von Angesicht zu Angesicht begegnen können. Da sind sie gerade durch den irdischen Tod verhindert.
Um dieses Manko auszugleichen, haben Christinnen und Christen früher so viel Wert auf Reliquien gelegt, Überbleibsel oder Erinnerungsstücke an die Heiligen bei Gott. In jedem Altar einer katholischen Kirche gibt es bis heute eine solche Reliquie. So soll deutlich werden: Wenn die Kirche Jesu Christi sich am Altar versammelt, um das Geheimnis Jesu zu feiern, dann sind alle Heiligen mit dabei, die Lebenden und die Toten. Denn die Toten sind nicht tot, sondern nur nicht körperlich anwesend, wenn Christen gemeinsam beten. Die Todesgrenze existiert für die, die zu Jesus gehören und getauft sind, nicht mehr. Alle hat Gott heilig gemacht.
Aufgaben:
- Was bedeutet „heilig“? – Erkläre die Aussagen des Textes in Form einer Mindmap.
- Recherchiere ein Beispiel für „die besonderen Heiligen in der katholischen Kirche“ und stelle es den anderen vor.