Sterben und Tod ins Gespräch bringen
Wenn man Kindern im Grundschulalter die Möglichkeit gibt, Gedanken und Fragen zum Tod auszudrücken, führt dies in der Regel zu lebhaften, anregungsreichen Gesprächen. Deutlich wird: Die Frage nach dem Tod beschäftigt sie, egal, ob ihnen Erwachsene als Gesprächspartner zur Verfügung stehen. Unumwunden kommen häufig Vorstellungen, Fragen, Ängste und Hoffnungen zum Ausdruck. Für den Religionsunterricht ist es eine große Chance, dem Interesse vieler Kinder nachzukommen und das Thema „Tod“ mitten ins Leben zu holen, indem es Raum und damit eine wichtige Bedeutung bekommt. Wenn es gelingt, das Thema so selbstverständlich wie andere Themen einzuspielen, wird dadurch eine gute Grundlage für mögliche Ernstfälle in Familie oder Schule geschaffen. Wenn Kinder wahrnehmen, dass wichtige Lebensfragen nicht ausgeklammert oder gar tabuisiert werden, können sie lernen, den Tod mitten im Leben wahr- und anzunehmen und sich dabei tröstliche Aspekte ins Bewusstsein zu rücken.
Das Todeskonzept von Kindern entwickelt sich im Laufe der Zeit und ist nicht unbedingt vor Ende der Grundschulzeit vollständig ausgebildet. Erst nach und nach verstehen Kinder, dass der Tod unwiderruflich ist und die Körperfunktionen eines Verstorbenen endgültig nicht mehr aktiviert werden können (vgl. Senf/Eggert 2014, S. 17ff.). Deshalb ist es wichtig, deutlich und ehrlich mit Kindern über den Tod zu sprechen und die eigene Wortwahl so zu treffen, dass sie dem Tod gerecht wird. (So ist es z. B. nicht sachdienlich zu sagen: „Der Opa ist eingeschlafen“. Einerseits erscheint dadurch der Tod als vorübergehender Zustand, andererseits könnten Ängste geweckt werden, unverhofft im Schlaf zu sterben.) Es hilft Kindern eher nicht, sie vor der Unbegreiflichkeit und Trauer schützen zu wollen, indem das Thema Tod ausgespart wird und tatsächliche mögliche Todesfälle im Umfeld nicht benannt werden. Um den Tod in ihr Leben integrieren und Strategien zum Umgang entwickeln zu können, ist eher ein souveräner, offener Umgang mit dem Tod durch Erwachsene hilfreich.
Wenn sich Erwachsene selbst in Trauerprozessen befinden, kann Kindern durchaus zugemutet werden, entsprechende Gefühle und Fragen der Erwachsenen wahrzunehmen. In entsprechenden Fällen kann es eine gute Unterstützung für Kinder sein, wenn ihnen zusätzlich Menschen an die Seite gestellt werden, die nicht akut betroffen sind, sondern aus einer gewissen Distanz heraus einfühlsam mit der Situation umgehen und das jeweilige Kind begleiten. Als Unterrichtende empfiehlt es sich, ggf. in akuten persönlichen Trauerphasen auf seelsorgerliche Unterstützung für den Unterricht zurückzugreifen, falls die Behandlung des Themas Tod in denselben Zeitraum fällt.
Im Religionsunterricht kann schon der angebotene Raum für Gedanken, Fragen, Gefühle eine wichtige Funktion für die Entwicklung der Kinder haben. Martina Plieth zeigt in ihren Veröffentlichungen, dass in kindlichen Todesvorstellungen viele Hoffnung machende Aspekte zu finden sind (vgl. Plieth 2001, S. 35ff.). Deshalb lohnt es sich, Zeit für die Gestaltung von Vorstellungen der Kinder im Unterricht einzuplanen und gemeinsam tröstende Motive zu entdecken. Außerdem können biblische Bilder eingebracht werden, die von der Geborgenheit bei Gott erzählen, und Hoffnung über den menschlichen Horizont hinaus machen.
Als gute Chance, das Thema Sterben und Tod ins Gespräch zu bringen, hat es sich erwiesen, mit Hilfe eines Bilderbuchs zu beginnen (vgl. Peters 2013, S. 6ff.). Auf dem Bilderbuchmarkt finden sich zahlreiche Veröffentlichungen, die dem Thema auf unterschiedliche Weise näher kommen: In vielen Geschichten spielt die Handlung in einer Tierwelt, so dass Kindern Identifikationsfiguren angeboten werden, durch die sie verfremdet die eigene Lebenswelt wahrnehmen können. Durch die große Nähe zu Tieren, die viele Kinder zeigen, ermöglichen Tiergeschichten oft einen schnellen emotionalen Zugang, setzen bei Bekanntem an und schaffen doch eine gewisse Distanz, weil nicht die Alltagswelt gezeigt wird.
Auch Geschichten, die in der Lebenswelt selbst spielen und Handlungen im Bereich der Menschen darstellen, sind oft zu finden. Nicht so häufig werden Geschichten angeboten, in denen ein Kind oder ein Elternteil stirbt. Häufig wird von Sterben und Tod eines älteren Menschen erzählt: ein Nachbar, eine Nachbarin, ein Onkel, eine Tante oder ein Großelternteil stirbt und der Umgang der Familie mit dem Tod wird beschrieben. Einige Geschichten setzen schon bei Krankheit und Sterben der älteren Person ein und erzählen auch von der Beziehung einer kindlichen Hauptfigur, die zur Identifikation einlädt. Das neue Bilderbuch „Nie mehr Wolkengucken mit Opa“ verfolgt diese Linie und bietet mit der kleinen Lilli, noch Kindergartenkind, eine kindliche Hauptfigur, mit der sich durchaus auch jüngere Grundschulkinder identifizieren können. (Ggf. könnten die Texthinweise so geändert werden, dass das Mädchen etwas älter erscheint. Die Bilder könnten nur in Auswahl gezeigt werden, so dass Lilli auch als Schulanfängerin erscheint.)
Zum Bilderbuch „Nie mehr Wolkengucken mit Opa?“ von Martina Baumbach
Zusammen mit ihrem Großvater sitzt Lilli oft lange Zeit auf einer Schaukel im Kirschbaum, um Wolkenbildern nachzuhängen, denn beide sind „Wolkenguckerfreunde fürs Leben“. Doch eines Morgens ist ihr Opa nicht mehr zu Hause, sondern im Krankenhaus, wo Lilli ihn besucht und wahrnimmt, dass er viel dünner und kleiner als sonst wirkt. Die Mutter sagt ihr, dass er vielleicht sterben wird. Tatsächlich stirbt der Großvater kurze Zeit später.
Lilli kann sich zunächst nicht vorstellen, dass ihr Opa nun endgültig nicht mehr zurückkommt. Als sie sich an eine Schachtel mit Maikäfern erinnert, die sich nach einigen Tagen nicht mehr bewegt hatten, wird ihr klarer, was Opas Tod bedeutet. Im Laufe der folgenden Tage wird ihr immer bewusster, wie endgültig der Tod ist und ihre Trauer beginnt: Sie wird wütend und weint schließlich. Für den Sarg malt sie ein Herz und überlegt, was ihr Opa darin braucht. Den Pfarrer fragt sie beim Trauergespräch, ob Opa einen Plan brauche, um den Weg in den Himmel zu finden. „Jeder hat seinen eigenen Weg dorthin und Gott führt einen zum Himmel“, antwortet dieser.
Bei einem Strandausflug mit ihren Eltern und der Oma wird deutlich, dass zur Trauer auch das Lachen gehört.
Die Beerdigung erlebt Lilli gemeinsam mit ihrem Cousin und überlegt zusammen mit ihm, wie es ist, wenn man tot ist. Lilli mag die Blumen und empfindet die aufgespannten Regenschirme am Grab wie ein großes Dach.
Nach einiger Zeit im Winter stellt Lillis Mutter einen Kirschbaumzweig in eine Vase, der bis zur Blüte Hoffnung machen und daran erinnern soll, dass sich die Trauer verändert und das Weinen aufhört. Als der Frühling sich zeigt, sucht Lilli mit ihren Eltern Wolkenbilder. Schließlich pflanzt sie im Sommer Kirschkerne, um später selbst einmal mit ihren Enkeln in einem Kirschbaum sitzen zu können und in die Wolken zu gucken.
Anmerkungen zu Text und Bildern
Die Geschichte erzählt behutsam in die Perspektive Lillis hinein, so dass Freiräume bleiben und Lesende oder Zuhörende selbst eigenen Gedanken nachgehen können. Die enge Beziehung zwischen Lilli und dem Großvater wird durch die Situation auf der Schaukel und am Krankenbett exemplarisch deutlich, so dass das Einfühlen in die Verbundenheit unterstützt wird.
Das Motiv des gemeinsamen Wolkenguckens ist Ausdruck für das gemeinsame Tun mit gleicher Blickrichtung und mit kreativer Leichtigkeit. Ohne viele Worte wird deutlich, dass sich im aktiven gemeinsamen Tun von Lilli und ihrem Großvater eine tiefe Verbundenheit zeigt.
Interessanterweise wird nicht direkt ausgesprochen, dass der Opa schließlich gestorben ist: „An einem windigen Tag passiert es – einfach so, ohne dass jemand etwas dagegen tun kann.“ Die Auslassung der direkten Information „Opa ist gestorben.“ ist m. E. nicht hilfreich und kann durch Einfügung des kurzen entsprechenden Satzes leicht ergänzt werden. Das noch unsichere Todeskonzept von Kindergartenkindern und jüngeren Grundschulkindern spiegelt sich in den Überlegungen Lillis zum Tod des Großvaters wider. Es kann durch das innere Mitgehen durch den weiteren Verlauf der Geschichte, die den endgültigen Tod deutlich macht, weiter entwickelt werden.
Die während des Trauerprozesses angesprochenen Aspekte sind vielfältig und nehmen dadurch mögliche verschiedene Erfahrungen von Kindern auf. Durch die Beschreibung des Nicht-Wahrhaben-Wollens, der Wut kurz nach dem Tod, der Traurigkeit in der Winterzeit und der Hoffnung auf das frische Frühlingsgrün wird nicht nur deutlich, dass verschiedene Trauerphasen zu durchlaufen sind, sondern auch, dass ein Trauerprozess lange dauern kann und darf (vgl. Kast 2014, S. 69-88).
Der winterliche Kirschzweig, der hereinbrechende Frühling und die Kirschkernaussaat am Ende der Geschichte nehmen in symbolischer Weise Hoffnungsaspekte auf und können eine tröstliche Wirkung haben.
Die Bilder von Verena Körting sind sehr konkret gemalt und illustrieren Momente der Handlung. Im Unterricht könnten einige Bilder in Auswahl und in Ausschnitten eingesetzt werden, um die Kinder anzuregen, selbst Assoziationen zu wecken und in Worte zu fassen. Dabei können sie teilweise ohne Erzählung zunächst entdecken und beschreiben, wie die Handlung verläuft oder welche Emotionen für sie sichtbar werden.
Überlegungen zu einer Unterrichtseinheit
Da in dem Bilderbuch ein Mädchen gezeigt und beschrieben wird, das in den Kindergarten geht und eher noch kein voll entwickeltes Todeskonzept hat, eignet es sich insbesondere (mit kleinen Textänderungen s. o.) zum Einsatz in Klasse 1 oder 2.
Folgende Intentionen leiten die weitere Planung:
- Die Kinder können anhand der Geschichte von Lilli Gedanken, Fragen und Gefühle, die sie mit dem Themenbereich Tod verbinden, assoziieren und ausdrücken.
- Durch das Beispiel des Todes des Großvaters können sie ihr Todeskonzept festigen oder weiter entwickeln.
- Mithilfe der fiktiven Handlung lernen die Kinder beispielhaft Möglichkeiten des Umgangs mit dem Tod eines nahen Menschen kennen und im Handlungsrahmen Trost durch aufgezeigte Entwicklungen und Perspektiven wahrnehmen.
In Bezug auf das Kerncurriculum wird der Aufbau folgender Kompetenzen im Kompetenzbereich „Nach dem Menschen fragen“ unterstützt:
Die Schülerinnen und Schüler
- nehmen Freude, Trauer, Angst, Wut und Geborgenheit als Erfahrungen menschlichen Lebens bei sich und anderen wahr und drücken sie aus.
- nehmen wahr, dass Leben Anfang und Ende hat.
Zum Ablauf einer Unterrichtseinheit
Die Behandlung des sensiblen Themenbereichs Sterben und Tod erfordert einen angemessenen Rahmen, innerhalb dessen Kinder sich sicher und geborgen fühlen, so dass sie nach Bedarf authentisch Fragen und Gedanken äußern und ggf. auch Gefühle zeigen können. Deshalb bietet es sich an, die Chance eines ritualisierten Stundenablaufs mit Phasen im Gesprächskreis einzuplanen, die sich mit Einzel-Arbeitsphasen abwechseln. Um der Vielfalt in Grundschulklassen gerecht zu werden, können auch freie Arbeitsformen und differenzierte Angebote eingesetzt werden. Die im Folgenden beschriebenen Bausteine beziehen verschiedene Sinne und Arbeitsformen ein und berücksichtigen Angebote für gelenkte und für freie Unterrichtsphasen.
Die Verwendung des Bilderbuches ermöglicht es, für alle Kinder mit ihren je eigenen Hintergründen eine gemeinsame Gesprächsgrundlage zu schaffen und anzubieten, sich gemeinsam gedanklich innerhalb der Erzählhandlung zu bewegen. Die Geschichte des Mädchens Lilli schafft eine Distanzierungsmöglichkeit durch die Perspektivübernahme und kann somit einen Schutzraum bieten. Gleichzeitig können Kinder selbst entscheiden, offen und direkt eigene Erfahrungen einzubringen. Je nach Klassenstufe und Lese- und Schreibfähigkeit der Kinder kann aus den angebotenen Aufgaben vom Unterrichtenden oder auch von den Kindern selbst ausgewählt werden. Einige der Aufgaben eignen sich auch als Grundlage für das gemeinsame Gespräch, so dass die Schreibaufgaben sich ggf. erübrigen.
Als Lied, das wiederkehrend eingesetzt werden und im Text leicht verändert und ergänzt werden kann, eignet sich „Du bist da, wo Menschen leben“ (Jöcker 1989). Im herkömmlichen Text wird durch die Gottesanrede „Du bist da …“ das Lied zum Gebet. Durch die kleine Veränderung zu „Gott ist da …“ verliert das Lied den Gebetscharakter und wird zur Glaubensaussage, die mit Kindern bedacht werden kann, z. B.:
Gott ist da, wo Menschen leben …
Gott ist da, wo Menschen krank sind …
Gott ist da, wo Menschen sterben …
Gott ist da, wo Menschen trauern …
Gott ist da, wo Menschen hoffen …
Für die Planung einer Sequenz ist die Einteilung der Inhalte des Bilderbuchs in inhaltliche Schwerpunkte hilfreich. Die hier vorgestellten Unterrichtsanregungen sind abgeleitet von vier Aspekten, die im inhaltlichen Aufbau des Buches erkennbar sind:
- Mit dem Großvater mitten im Leben (Bild 1)
- Als der Großvater krank wird und stirbt (Bild 2)
- Trauer – von der Beerdigung bis zur Zeit danach (Bild 3)
- Weiter leben (Bild 4)
Wer offener mit Kindern arbeiten und ihnen ermöglichen möchte, eigene Schwerpunkte zu setzen, könnte mit dem Vorlesen des gesamten Buches beginnen, um im Anschluss selbst gewählte oder auch einzelne der unten vorgestellten Aufgaben anzubieten und Kinder frei arbeiten zu lassen. Dieses Vorgehen erfordert zunächst langes, konzentriertes Zuhören und ermöglicht das vertiefende offene Gespräch im Anschluss. Wenn der gesamte Inhalt des Buches bekannt ist, können die Kinder je nach Interesse selbst wichtige Aspekte des Buches benennen und schließlich festlegen, womit sie sich intensiver beschäftigen wollen. Diese offene Vorgehensweise erfordert die genaue Beobachtung durch Unterrichtende und das spontane Verstärken relevanter Überlegungen der Kinder. Für die vertiefende Auseinandersetzung müssten gemeinsam sinnvolle Aufgaben gefunden und Materialien zur Verfügung gestellt werden.
Soll die Unterrichtssequenz strukturierter, kleinschrittiger durchgeführt werden, können in Anlehnung an die vier genannten inhaltlichen Aspekte des Buches folgende Unterrichtsschritte gegangen werden:
1. Mitten im Leben – Beziehung gestalten
Die Geschichte setzt bei der engen Beziehung zwischen Lilli und dem Großvater ein, die sich durch das gemeinsame Wolkenbildergucken ausdrückt. Im besten Falle prägen enge Beziehungen zu nahen Verwandten oder anderen Bezugspersonen auch das Leben der Schulkinder. Bei Erfahrungen mit vertrauten Personen könnte in dieser Unterrichtssequenz angesetzt werden. Das erste Bild im Buch oder ein entsprechender Bildausschnitt könnten als stummer Impuls genutzt werden, so dass die Kinder Eindrücke zur Beziehung der beiden dargestellten Personen benennen und vermuten können, worauf das abgebildete Kind zeigt. Im Anschluss kann der Text bis „Oma lacht immer, wenn sie die beiden so sitzen sieht“ gelesen werden. Je nach Lesevermögen der Kinder könnte der Begriff „Wolkenguckerfreunde“ im Anschluss gezeigt, erlesen und gedeutet werden.
Zur individuellen Auseinandersetzung können folgende Aufgaben angeboten werden:
- Mit wem würdest du gern auf der Schaukel sitzen und Wolkenbilder ansehen? Male dich und eine andere Person.
- Hast du schon Wolkenbilder entdeckt? An welche erinnerst du dich?
- Stell dir vor, du wärst Lilli: Was würdest du gern mit dem Opa machen?
2. Wenn der Tod ins Leben platzt – Wahrnehmung von Krankheit und Tod
Im Bilderbuch wird beschrieben, wie Lilli ihren kranken Großvater wahrnimmt und wie sie schließlich auf die Todesnachricht reagiert. Beim Vorlesen werden Kinder davon je nach eigenen Vorerfahrungen unterschiedlich angesprochen und ggf. an eigene Trauer erinnert. Manche Kinder werden offen und gern von eigenen Situationen erzählen, andere nehmen erstmals sekundär die im Buch beschriebene Situation wahr, wieder andere haben eher das Bedürfnis, die eigene Betroffenheit nicht deutlich zu zeigen. Deshalb empfiehlt es sich, hier verschiedene Bearbeitungsformen anzubieten: das gemeinsame Gespräch und unterschiedliche Aufgaben zur vertiefenden Auseinandersetzung.
Aufgabe A:
„An einem windigen Tag passiert es – einfach so, ohne dass jemand etwas dagegen tun kann.“
Die Erwachsenen überlegen, wie sie Lilli sagen können, dass Opa nicht mehr lebt:
„Opa ist gegangen“, sagt Frau Maier aus dem Nachbarhaus.
„Opa ist entschlafen“, sagt eine Tante.
„Opa ist gestorben“, sagt Oma.
„Opa ist tot“, sagt Mama.
Wie würdest du es sagen?
Schreibe einen Satz auf:
Aufgabe B:
Da sitzt Lilli.
Opa ist tot.
Vieles geht ihr durch den Kopf.
Was denkt Lilli?
Schreibe Gedanken auf:
Aufgabe C:
Da sitzt Lilli.
Opa ist tot.
Vieles geht ihr durch den Kopf.
Welche Farben passen zu Lillis Stimmung?
Nimm dir ein Blatt (M 1) und male um Lilli herum passende Farben.
Aufgabe D:
Was könnte ein Freund oder eine Freundin für Lilli tun?
Schreibe einige Ideen auf.
Aufgabe E:
Hast du schon einmal erlebt, dass ein lieber Mensch gestorben ist?
Wer war das?
Wie war das für dich?
Schreibe einige Sätze auf.
Aufgabe F:
Was kann man tun, wenn man traurig ist?
Was tröstet dich, wenn du traurig bist?
3. Mit der Trauer leben
In der Geschichte wird Lilli nach dem ersten inneren Rückzug selbst aktiv und gestaltet ein Herz, das sie mit in den Sarg legen möchte. Die Frage nach Möglichkeiten der aktiven Trauergestaltung kann an dieser Stelle aufgegriffen werden. Wie viele jüngere Kinder im Todesfall eines nahen Angehörigen, stellt Lilli konkrete Fragen danach, wie der Verstorbene im Sarg liegt. Kindern kann Sicherheit vermittelt werden, wenn diese Situation aufgegriffen wird, um Sachinformationen zum Umgang mit Verstorbenen zu geben (evtl. auch angereichert durch Informationsmaterialien von einem örtlichen Bestatter).
Außerdem stellt sich für Lilli die Frage nach dem Himmel. Hier kann an Vorstellungen der Kinder, was nach dem Tod kommt, angeknüpft werden. Nicht nur das Gespräch mit dem Pfarrer, sondern auch mit ihrem Cousin bei der Trauerfeier können als Ausgangspunkt genutzt werden, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen. Blumen und Schirme bei der Beerdigung scheinen für Lilli eine symbolische, tröstliche Funktion zu haben. Mit Kindern kann überlegt oder gestaltet werden, was tröstet und Hoffnung macht.
Aufgabe A:
Lilli denkt an ihren Opa. Sie malt sich und ihren Opa neben ein Herz.
Was könnte man noch tun, wenn man sich an einen lieben Menschen, der gestorben ist, erinnern möchte?
Aufgabe B:
Der Pfarrer sagt: „Gott führt einen zum Himmel.“
Hast du Ideen: Was kommt nach dem Tod?
Male deine Vorstellung oder schreibe, was du dir vorstellst.
Aufgabe C:
Lilli sagt: Die Schirme über uns waren wie ein großes Dach.
Male Lilli unter den Schirmen.
Aufgabe D:
Es ist Winter. Lilli sitzt allein auf der Schaukel. Sie hat Opas Hut auf.
Woran denkt sie?
Ergänze eine Gedankenblase und male oder schreibe dazu.
4. Weiter leben und nach vorn sehen
Der winterliche Zweig vom Kirschbaum des verstorbenen Großvaters erzählt vom Tod und auch von der Hoffnung auf neues Leben. Im kommenden Sommer genießt Lilli das Spiel auf dem Baum und die reifen Kirschen. Als Hoffnungszeichen pflanzt sie selbst Kirschkerne ein und sieht sich mit eigenen Enkeln auf einer Schaukel im neuen Kirschbaum sitzen. Durch diese symbolischen Bilder bekommt Lillis Geschichte eine nach vorn gerichtete Perspektive und erhält hoffnungsvollen Charakter. Hier wird auch deutlich: Das Leben geht weiter, und die Erinnerung an Vergangenes kann dazu beitragen, dass Vertrautes neu gestaltet wird und sich in der Zukunft wiederholen kann. Diese tröstliche Perspektive sollte im Unterricht nicht kognitiv strapaziert und zerredet werden, sondern eine Bedeutung durch die angebotene Bildhaftigkeit erhalten. Deshalb bietet es sich an, gerade mit ersten Klassen am Ende gestalterisch tätig zu werden, ohne einen Schwerpunkt auf die Verbalisierung möglicher Bedeutungen zu legen. Nach der Gestaltungsphase könnte im gemeinsamen Gespräch nur kurz die Frage „Was könnte der Zweig/der Baum für Lilli bedeuten?“ bedacht werden.
Aufgabe A:
Mama stellt einen Kirschbaumzweig in eine Vase.
„In einer Weile wird der Zweig blühen“, sagt sie.
Male einen Zweig und ergänze Blüten und Blätter.
(Du kannst sie malen oder aufkleben.)
Aufgabe B:
Am Ende der Geschichte sitzt Lilli mit ihrer Freundin im Kirschbaum. Sie genießt zuckersüße Kirschen. Mit den Kernen will sie einen Kirschbaum pflanzen.
Gestalte einen Kirschbaum als Reißbild oder Collage.
Gib dem Bild einen Namen, der zur Geschichte von Lilli passt.
Am Ende der Unterrichtssequenz zum Bilderbuch kann das Lied „Kommt, wir pflanzen den Hoffnungsbaum“ gesungen werden, das auch in den folgenden Unterrichtseinheiten wieder aufgegriffen werden könnte.
Kommt, wir pflanzen den Hoffnungsbaum,
kommt, kommt, kommt!
Kommt, wir pflanzen den Hoffnungsbaum,
kommt, kommt, kommt!
Die Zweige, die Zweige
strecken sich hoch zum Himmel.
Sie wachsen und wachsen
jeden Tag, Stück für Stück.
Die Blätter, die Blätter
wachsen im Frühjahr ganz sicher,
sie machen uns Hoffnung,
weil neues Leben sich zeigt.
Die Blüten, die Blüten,
sie leuchten in bunten Farben;
erfreuen die Menschen,
machen das Leben so bunt.
(Text: Beate Peters, Musik: Detlev Jöcker)
Literatur
- Baumbach, Martina / Körting, Verena: Nie mehr Wolken gucken mit Opa?, Stuttgart 2014.
- Jöcker, Detlev: Das Liederbuch zum Umhängen, Münster 1989.
- Kast, Verena: Trauern. Phasen und Chancen des psychischen Prozesses, Freiburg i. B. 22014.
- Peters, Beate, Mit Kindern über den Tod sprechen, in: Dietlind Fischer u. a. (Hg.): Tod – und was kommt dann?, Grundschule Religion Nr. 45 4/2013, Velber 2013.
- Plieth, Martina: Kind und Tod. Zum Umgang mit kindlichen Schreckens- und Hoffnungsbildern, Neukirchen-Fluyn 52009.
- Senf, Bianca / Eggert, Lisa: Entwicklungspsychologische Aspekte in der Arbeit mit trauernden Kindern und Jugendlichen, In: Röseberg, Franziska; Müller, Monika (Hg.): Handbuch Kindertrauer. Die Begleitung von Kindern. Jugendlichen und ihren Familien, Göttingen 2014.