Da sitze ich nun vor der Aufgabe, die Frage zu beantworten, ob es mit den viel besprochenen Kooperationen zwischen kirchlicher Jugendarbeit und Schule eigentlich klappt. Skeptiker und Optimist in mir regen sich und buchstabieren viele oft gefallene Argumente und Fakten noch einmal durch. Der Skeptiker in mir drängt sich zuerst nach vorn. Lassen wir ihn aus der Perspektive eines möglicherweise Betroffenen einmal fragen:
“Wer ist bei Kirchens eigentlich verantwortlich und ansprechbar für Kooperationen mit Schulen?”
Von außen betrachtet ist das nicht immer klar zu beantworten. Superintendent/in, Pfarramt, Kreisjugenddienst? Wer aus der Schule kennt wen im Kirchenkreis und umgekehrt? Wer fühlt sich für dieses Feld der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen verantwortlich, wenn es nur wenige klar beschriebene Stellen dafür gibt? Geklärte und kommunizierte Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten – auf beiden Seiten – können Annäherungen erleichtern.
“Wer soll das alles auch noch machen?”
Nachhaltige Kooperationen brauchen Ressourcen an Zeit und Personal, die leicht in Sparprozessen verschwinden. Kooperationsprojekte sind weder “nebenbei” noch additiv zu bewältigen; sie erfordern Veränderungen, möglicherweise Abstriche in bestehenden Arbeitsfeldern oder Arbeitsformen. Für ein Engagement in größerem Umfang würden zusätzliche personelle Ressourcen benötigt. Sind Projektstellen eine Lösung? Befreien sie andere kirchliche Mitarbeitende von der Notwendigkeit, sich in die Herausforderung einer stärkeren Zusammenarbeit einzubringen? Eine dauerhafte Verweigerung auf kirchlicher Seite wird nicht zu erwarten sein, sich aber an der Vereinbarkeit mit anderen Aufgaben messen müssen.
“Warum nimmt Jugendarbeit die Chance nicht wahr, über AGs junge Menschen zu erreichen?”
Eine teilberechtigte Frage: die Chance besteht. Aber auch in der Jugendarbeit gibt es die Erfahrung, dass sowohl regelmäßige und langfristige Festlegungen bei Jugendlichen “out” sind als auch Formen wie Kurzzeitprojekte, Freizeiten u. ä. von Jugendlichen in der Verbandsarbeit eher mit getragen werden. “Schulgemäße Formen” als nahezu ausschließlich denkbare Kooperationsform stoßen da leicht auf Widerstand. Auch Brüche in der eigenen Schulsozialisation könnten ein Grund für die Zurückhaltung im Engagement an der Schule sein. Nicht zuletzt: Mit der entstehenden Öffentlichkeit und neuen Zielgruppen werden viele Mitarbeitende noch Erfahrungen sammeln müssen, auch im Hinblick auf neu zu entwickelnde Angebote.
“Ehrenamtliche in unserer Kooperation – das geht doch nicht!”
Nicht jede/r Ehrenamtliche will und kann in Schulkooperationen eingesetzt werden. Viele sind selbst schulisch verpflichtet und können nicht freigestellt werden. Ein von Bildungsprofis besetztes System macht es engagierten Ehrenamtlichen aus der Jugend-(Verbands-)Arbeit nicht immer einfach, eine akzeptierte Rolle und Wertschätzung in Projekten der Zusammenarbeit zu finden.
“Muss denn das in der Schule stattfinden?”
Kooperationsmaßnahmen sind in der Regel schulische Veranstaltungen mit entsprechenden Rahmenbedingungen. Nicht immer eignet sich die Schule als Ort für Projekte, wenn z. B. geeignete Räume nicht zur Verfügung gestellt werden. Die Chance der Nutzung außerschulischer Lernorte sollte viel stärker als bisher wahrgenommen werden.
“Warum bei denen und nicht bei uns?”
Kooperationen werden nicht flächendeckend mit allen Schulen stattfinden können – dazu reichen die personellen Kapazitäten kirchlicher Jugendarbeit nicht aus. Exemplarische Maßnahmen werden sicherlich dort stattfinden, wo ein gegenseitiges Interesse geäußert wurde und Rahmenbedingungen geklärt werden können.
Nur skeptisch, eher pessimistisch? Eigentlich nicht, obwohl solche Fragen in Gesprächen häufig zuerst aufkommen. Aber es gibt auch viele Kolleginnen und Kollegen, die andere Erfahrungen einbringen. Hören wir auch auf die Gegenstimmen!