Unter dem Motto „Erinnerung hat viele Farben“ stand in diesem Jahr der Tag des Friedhofs am 21. September 2008. Während der Planungsarbeiten im Kirchenkreis Peine entstand die Idee, dass Schüler und Schülerinnen der Berufsbildenden Schulen Peine einen Sarg gestalten könnten.
Unter der Anleitung von Dirk Bischoff, Berufsschulpastor, und Reinhold Sander, Fachlehrer des Berufsgrundbildungsjahres Farbtechnik und Raumgestaltung, näherten sich die Schülerinnen und Schüler dem Projektthema zunächst in einer begleitenden Unterrichtseinheit zum Themenfeld Tod und Trauer. Die Jugendlichen diskutierten eigene und traditionelle Jenseitsvorstellungen. Zudem erörterten sie Trauerrituale und die Frage des Umgangs mit Verlusterlebnissen.
Im Zentrum der zweiten Unterrichtsphase stand dann eine erste Ideensammlung zur Ausgestaltung des Sarges. Frei von Vorgaben skizzierte jeder einen Sargentwurf, bei dem die persönlichen Emotionen und Gedanken als Bild oder Symbolik, in Form und Farbe umgesetzt wurden.
Die Spanne der fertig gestellten Entwürfe reichte von dominierenden Schwarztönen - durchbrochen von spitzen Feuerzacken der Hölle - über bunte Blumen und grell leuchtende Farben der Hoffnung, bis hin zum Portrait konkreter Lebensstationen aus der Biographie eines Verstorbenen. Nachdem die Ideen besprochen wurden, stand schnell fest, welche Skizze auf den Holzsarg übertragen werden sollte. Die Jugendlichen entschieden sich einstimmig für das Motiv „Reise auf dem Meer“.
Bei der Übergabe des bemalten Sarges an das Planungsteam des Friedhofstages präsentierten die Schülerinnen und Schüler sichtlich stolz ihr Ergebnis. Herausgekommen ist ein Werk mit tiefer Symbolik: Ein Segelschiff steuert durch die Weite des tiefblauen Meeres. Auf der oberen Sarghälfte erstrahlt der hellblaue Horizont. Eine große gelbe Sonne ragt halb aus dem Meer und Vögel gleiten durch die Luft.
In diesem Motiv spiegelt sich die Vorstellung der meisten Jugendlichen aus der BGJ-Klasse wieder: Das Leben gleicht einer Fahrt auf dem Meer der Zeit; mal sanft und sonnig, mal stürmisch und beängstigend. Und auch der Tod ist so etwas wie eine Reise in eine andere Dimension. Dabei symbolisiert die untergehende Sonne auf der einen Sargseite das Ende des irdischen Lebens. Die aufgehende Sonne auf der anderen Sargseite versinnbildlicht hingegen den Anbruch einer neuen Zeit nach dem Tod; der Beginn von Gottes Ewigkeit.
Das Planungsteam zeigte sich von dem Ergebnis beeindruckt: Angesichts des häufig diskutierten Trends eines zunehmenden Werteverfalls und Traditionsabbruchs zeugt der Sarg davon, mit wie viel Sensibilität, Respekt und religiösem Spürsinn die Jugendlichen an die Aufgabe herangegangen sind.