Das Projekt und seine Entstehung
Seit der Einführung des gemeinsamen Religionsunterrichtes in den Klassen 1 und 2 an der Grundschule Bockenem trifft sich regelmäßig eine ökumenische Arbeitsgruppe der Religionslehrerinnen, die nicht nur gemeinsame Fachkonferenzen abhält, Pläne erstellt, Materialien sammelt und für den Unterrichtsgebrauch zusammenstellt, sondern auch jedes Jahr im Herbst einen Schulgottesdienst oder eben ein Projekt plant und durchführt.
Der Projektvormittag für die ersten und zweiten Klassen fand noch im Klassenverband statt. Am folgenden Tag konnten die Kinder der 3. und 4. Klassen ein Projekt ihrer Wahl vier Stunden lang belegen. Die Arbeit der einzelnen Gruppen wurde im Rahmen einer Schulfeier präsentiert und in einer Ausstellung am Ende der Woche allen Schülern, Eltern und Lehrkräften vorgestellt.
Planungsschritte
Bereits vor den Sommerferien fanden die ersten Vorüberlegungen in einer Zusammenkunft der Religionslehrerinnen statt, bei der Umfang, Zeit und Inhalt in groben Zügen besprochen wurden. In der letzten Gesamtkonferenz des Schuljahres vor der Sommerpause wurden das genaue Thema, die Einwilligung der Lehrkräfte zur Übernahme eines Projektes, die Termine und die Finanzierung beschlossen. In den Sommerferien sammelten die Religionslehrerinnen Ideen und formulierten Projektangebote, so dass zu Schuljahresbeginn nach einer erneuten Zusammenkunft den Kolleginnen und Kollegen eine Vielzahl von Angeboten gemacht werden konnte, wobei noch genügend Raum für eigene Wünsche und Vorschläge der Klassenlehrer blieb. Bei einem Treffen mit dem evangelischen und katholischen Pfarrer des Ortes wurde vereinbart, in welcher Form sich die Geistlichen bei diesem Projekt einbringen würden. Noch vor den Herbstferien legten sich die Religions- und Klassenlehrer auf ein Projekt aus dem Angebotskatalog fest und erhielten einen Abfragezettel.
In der folgenden Zeit fand ein reges Sammeln, Austauschen und Beschaffen von Informationen und Materialien zu jedem Projekt statt. Jeder Projektleiter erstellte unmittelbar nach den Herbstferien eine Kurzbeschreibung seines Projektes. Für die Kinder der 3. und 4. Klassen entstand daraus ein Projektplan. Jeder durfte drei Wünsche äußern, anhand derer die Zuordnung zu einer Gruppe erfolgte.
Die Bestellung und Beschaffung des gewünschten Bastelmaterials erfolgte ebenso wie die Beschaffung von Kostümen, Dekorationen, Lied- und Notenmaterial. Im Religions- und Musikunterricht wurden die beiden Lieder für die Präsentation mit allen Schülern eingeübt. In der Woche vor den Projekttagen wurde der Stunden-, Raum- und Vertretungsplan für die beiden Projekttage erstellt. Der Verlauf der Präsentation wurde festgelegt, ein Plakat entworfen, ein Elternbrief mit Einladung zur Präsentation und Ausstellung verfasst, die Presse informiert und der genaue Verlauf mit den Pastoren besprochen. Dabei wurden die Schulleitung und verschiedene Kolleginnen und Kollegen tätig, so dass sich die Arbeit auf mehrere Schultern verteilte. Nachdem am Dienstag und Mittwoch die Projekte stattgefunden hatten, erwies es sich als sehr positiv, dass der Donnerstag als Vorbereitung zur Präsentation und zur Aufarbeitung nicht vollendeter Arbeiten genutzt werden konnte. In Ruhe konnte die Ausstellung aufgebaut und die Bühne und Halle geschmückt, bestuhlt und mit Beschallung versehen werden.
Projekte für die ersten Klassen
Tragt in die Welt nun ein Licht
Für die Aufführung am Abschlusstag soll das Lied "Tragt in die Welt nun ein Licht" eingeübt werden. Marmeladengläser werden mit Transparentpapier beklebt und mit Teelichtern versehen. Mit den leuchtenden Gläsern in den Händen zieht diese Klasse zu Beginn der Präsentation singend in die Aula ein.
Symbole und ihre Bedeutung
Einige der Symbole Kranz, Kerze, Stern, Kugel, Apfel, Tannenbaum, Engel, Glocke werden herausgegriffen und ihre Bedeutung geklärt. Dazu werden Fensterbilder, Baumschmuck oder Fensterschmuck und Engelsfiguren gebastelt.
Sankt Martin
Die Martinslegende wird erzählt. Dazu wird ein Fensterfries mit Laternenkindern gebastelt.
Projekte für die zweiten Klassen
Die Weihnachtsgeschichte als Bilderfolge gestalten
Die Weihnachtsgeschichte ist allen vier Klassen der zweiten Jahrgangsstufe vom letzten Jahr bekannt. Der Schwerpunkt liegt neben der Vertiefung der Weihnachtsgeschichte auf der Gestaltung von Schulmaterialien.
Nach Absprache der Klassenlehrer arbeiten zwei Klassen an der großformatigen Herstellung von Postern, mit denen in den zwei Schulgebäuden in der Adventszeit die Weihnachtsgeschichte ausgehängt werden soll. Die laminierten Einzelbilder sollen auch in den nächsten Jahren dort im Flur zu sehen sein.
Die Figuren werden aus Buntpapier hergestellt und auf farbigem DIN A3-Tonkarton aufgeklebt. Die Überschriften für die einzelnen Bilder werden von den Kindern selbst formuliert und aufgeschrieben.
Für die beiden anderen Klassen wird der Text der Weihnachtsgeschichte vorgegeben. Die eine Klasse erstellt ein Bilderbuch, die andere ein Memory- oder Zuordnungsspiel.
Die Schablonen, die je nach Zweck in verschiedenen Größen vorliegen müssen, sind nach Gerlach1 in vereinfachter Form vorbereitet worden. (M 1)
Projekte für die dritten und vierten Klassen
Die Schüler und Schülerinnen der dritten und vierten Klassen erhielten zur Auswahl ihres Projektwunsches zwölf Angebote (M 2).
Die "Renner" waren die Angebote Nr. 4 und 12, gefolgt von Nr. 3 und 6. Durch die Angabe von Zweit- und auch Drittwünschen ließen sich aber alle Kinder ihren Wünschen entsprechend einteilen.
Präsentation der Ergebnisse
Die Ergebnisse wurden einerseits während einer Schulfeier präsentiert, an der alle Kinder und Lehrer, die Pastoren der örtlichen evangelischen und katholischen Kirchengemeinden sowie interessierte Eltern teilnahmen. Andererseits waren die Ergebnisse in einer Ausstellung zu sehen.
Die Präsentation begann mit dem Einzug einer ersten Klasse mit brennenden Lichtern. Nach der Begrüßung durch den Schulleiter zeigte eine Projektgruppe verschiedene Bräuche zur Weihnachtszeit aus England und Amerika. Danach trat eine Tanzgruppe auf, die einen Lichtertanz vorführte. Alle gemeinsam sangen das eingeübte Lied "Was kann in diesen Tagen ein helles Licht uns sagen?". Die Projektgruppe, die sich mit Engeln beschäftigt hatte, zeigte anschließend den Engelsrap. Danach wurde eine Hirtenszene mit Musik aufgeführt. In ökumenischer Tradition beschlossen die Geistlichen die Schulfeier mit Gebet und Segen, bevor die Kinder singend die Halle verließen. Am Ausgang erhielt jeder einen Weihnachtskeks, den die Projektgruppe "Symbole der Advents- und Weihnachtszeit" gebacken hatten.
Die Ausstellung konnte einige Tage in einem Mehrzweckraum der Schule angeschaut werden. Dort fand man die aus Ton gestaltete Weihnachtsgeschichte, die beiden großen Adventskalender, die Plakate über Weihnachtsbräuche in aller Welt, große und kleine Engelsfiguren und Engelsplakate, die Martinslaternen, die Brettspiele zum Nikolausthema, die Arbeitsblätter zu den Weihnachtssymbolen, die Bilderbücher, Spiele und Plakate zur Weihnachtsgeschichte usw. Viele Dinge aus der Ausstellung wurden danach in den drei Grundschulgebäuden als Dekoration verwendet, einige Materialen wurden im Religionsunterricht eingesetzt oder auf den Schulfluren weiter ausgestellt.
Schlussüberlegungen
Wenn ein komplettes Kollegium bereit ist, sich in einer ziemlich aufwändigen Aktion einem religiösen Thema zu stellen, zeugt das gewiss von einem positiven, kollegialen Miteinander und einem Klima des gegenseitigen Gebens und Nehmens zugunsten der ihnen anvertrauten Schülerinnen und Schüler. Der Grundgedanke, den Kindern christliche Werte zu vermitteln und ihnen Schule als eine Stätte der Geborgenheit zu zeigen, spielt offensichtlich nicht nur für die Religionslehrerinnen eine Rolle. Unsere Projekte funktionieren, weil wir in unserer pädagogischen Grundhaltung einig sind. Und sie funktionieren auch, weil die grobe Strukturierung von den Fachleuten vorgenommen wird, die auch für das Grundsatzmaterial sorgen. Für die Feinplanung und für die Gestaltung und Ausführung des eigenen Projektes zeigt sich aber jeder Klassenlehrer selber verantwortlich. Dabei bereichern oft gerade die fachfremden Kolleginnen und Kollegen durch das Einbringen ihrer eigenen Talente und Vorlieben das Geschehen und setzen besondere Akzente. Alle Formen des musischen Gestaltens vom Singen und Musizieren, über Theater und Tanz, Kunst und Werken finden dabei ihren Niederschlag. Unsere Projekte funktionieren auch, weil unsere Schüler mit sichtlicher Freude und Begeisterung, mit Durchhaltevermögen und eigenen Ideen bereit sind, sich einen Schulvormittag lang kreativ einem religiösen Thema zu widmen und das Erarbeitete vorzustellen.
Die Freude und Dankbarkeit über das gelungene Adventsprojekt wird uns Anlass sein, auch in Zukunft gemeinsam neue Projekte zu planen und durchzuführen.
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Zwölf Projekte zur Vorbereitung auf die Weihnachtszeit 1. Sankt Martin 2. Sankt Nikolaus
3. Adventskalender für den Schulflur 4. "Weihnachtsbaumschmuck" - gebacken 5. Die Heilige Luzia
6. "Merry Christmas" - Weihnachten in England und den USA
7. Weihnachtsbräuche in anderen Ländern 8. Engel begegnen uns im Advent sehr oft
9. Jesus als Licht der Welt
10. Hirten warten auf den Retter
11. Musik in der Adventszeit
12. Krippenfiguren töpfern |
Anmerkung
- Gerlach, Heinz: Sprechzeichnungen zur Bibel, Agentur des Rauhen Hauses, Hamburg, 4. Auflage 1986.