Für Dr. theol. Dirk Röller, StD,
Fachleiter am Staatlichen Studienseminar Oldenburg i.O.
Schon in den achtziger Jahren hat Dirk Röller die Semiotik für die Didaktik und die Religionspädagogik fruchtbar gemacht.1 Wenn wir damaligen Absolventen seines Fachseminars Theorie und Relevanz dieses semiotischen Ansatzes kaum durchschaut haben, haben wir doch faktisch vielfach von dessen praktischer Fruchtbarkeit und anregender Anwendung profitiert. Diese zeugt vom offenen und weiten geistigen Horizont und der Aufgeschlossenheit Röllers als Fachleiter am Staatlichen Studienseminar Oldenburg. Wenn ich nun im Folgenden mit einem kleinen Beispiel aus eigener Erfahrung in Ausbildungskursen für Katechetinnen zu illustrieren versuche, wie sich der semiotische als konstruktivistischer Ansatz in der Exegese einer biblischen Anekdote auswirken kann, erinnere ich mich daran, wie Röller uns schon vor zwanzig Jahren auf Konstruktivisten (wie Maturana u.a.) hingewiesen hat, als Konstruktivismus noch nicht in aller Munde war.
An Unterricht und Texten als Beobachter mitgestaltend teilnehmen
Über Unterricht allgemein zu reden abseits konkreter Unterrichtssituationen ist aus mancherlei Gründen fragwürdig. Unterricht ist nicht etwas, das man objektiv betrachten und aus sicherer Distanz verhandeln kann. Unterricht spielt sich ab in Situationen, in die Beteiligte, auch sogenannte Beobachter, verwickelt sind. Unterrichtssituationen sind nicht etwas in sich Abgeschlossenes, sondern stehen in spannenden Beziehungen in Zeit und Raum. Sie schöpfen aus biographisch, familiär und gesellschaftlich bedingten und tradierten Momenten und wirken auf sie zurück. Röller hat mit zahlreichen Referendarinnen und Referendaren fragend und klärend reflektiert, was sich in gestalteten und erlebten Lektionen ereignet hat. Dabei ging es nie darum, wer mit seiner Darstellung recht hat, sondern welche Sicht den Beteiligten und ihrer Wirklichkeit gerecht wird, welche Sicht Situationen erhellt und nicht gesehene Perspektiven eröffnet. Analoges gilt für den Umgang mit Texten und die Textinterpretation. Reden über Texte heißt stets auf verschiedene Aspekte achten, Sichtweisen zulassen und erproben, sich mit ihnen auseinandersetzen, an ihnen teilnehmen und Texte dadurch erst erschließen.
Konstruktivismus ist zweifellos ein modisches Schlagwort geworden, aber auch eine befreiende Theorie von praktischer – auch unterrichtspraktischer! – Bedeutung. Mit einem Beispiel soll hier die Bereicherung der Auslegung biblischer Texte illustriert werden.
Biblische Theologie oder fatale Pädagogik?
Im Rahmen eines Ausbildungskurses reformierter Landeskirchen in der Zentralschweiz wurde Katechetinnen folgendes biblische Textfragment aus dem 2. Buch der Könige vorgelegt:2
"Von dort ging er [Elisa] hinauf nach Bethel, und wie er so die Straße hinaufging, kamen gerade Jungen zur Stadt heraus; die verspotteten ihn und riefen ihm zu: Komm herauf, Glatzkopf! Komm herauf, Glatzkopf! Da wandte er sich um, und..."
Die Kursteilnehmerinnen wurden aufgefordert, die mögliche Fortsetzung der Szene aufzuschreiben. Die kleine Aufgabe erwies sich als äußerst ergiebige Übung, zumal der Text den Teilnehmerinnen offenbar unbekannt war. Diese begriffen die im Text dargestellte Situation als pädagogische Beziehung und Herausforderung. Auf vielfältige und überraschende Weise stellten die Kursteilnehmerinnen nicht nur dar, wie sich der Prophet und die Kinder verhalten mögen, wie sie die Situation sehen und begreifen und dadurch auf sie einwirken. Kreativ gingen die Kursteilnehmerinnen auf die im Text erzählte Situation ein, indem sie eigene Erfahrungen und Sichtweisen von Kindern und Erwachsenen formulierten. Mehrperspektivität kam eindrücklich zur Sprache. Nicht scheinbar eindeutige Fakten, sondern mögliche Sichtweisen der Wirklichkeit wurden entworfen.
Die besagte Episode aus der Prophetenvita Elisas findet sich im 2. Buch der Könige in einer Version, die so eigenartig wie bedenklich ist:
"Von dort ging er [Elisa] hinauf nach Bethel, und wie er so die Straße hinaufging, kamen gerade Jungen zur Stadt heraus; die verspotteten ihn und riefen ihm zu: Komm herauf, Glatzkopf! Komm herauf, Glatzkopf! Da wandte er sich um, und als er sie sah, fluchte er ihnen im Namen des Herrn, und es kamen zwei Bärinnen aus dem Walde und zerrissen zweiundvierzig von den Kindern. (2. Könige 2,23f)
Im redaktionellen Zusammenhang des Textausschnitts im 2. Buch der Könige geht es darum, wie Elisa die Nachfolge Elias antritt. Als die Prophetenjünger aus Jericho sehen, dass Elisa das Wasser des Jordans teilen kann, sagen sie "Der Geist Elias ruht auf Elisa!"3 Es folgen weitere Wundertaten. Die Leute finden Elia nicht, was Elisa ihnen so angekündigt hatte. In einem Rettungswunder wird das Wasser einer Stadt gereinigt; dann folgt das oben angeführte "Strafwunder" mit den zwei Bären, welche die Kinder zerreißen.
Von der Not biblischer Auslegung
Auf eine erste Umfrage per e-mail antwortete dem Schreibenden ein Fachkollege einer religionspädagogischen Fachstelle in Norddeutschland: "So ist das nun einmal mit Märchen und Sagen in der Bibel. Nimm’s nicht so tragisch, Eltern haben schon öfters so kinderfeindliche Gutenachtgeschichten erfunden." Eine wohl tröstlich gemeinte Botschaft, zumal wenn man bei Ton Veerkamp zur Stelle liest: "Nicht nur der Prophet, auch dessen Gott erscheinen in einer so finsteren Rolle, dass keine Auslegung auch nur eine Spur von Licht in diese grausame Geschichte bringen könnte. Ich weiß nicht, was das soll."4
Geradezu grotesk sind fundamentalistische Auslegungen: Dr Adrian Warnock antwortet im Internet auf die Frage "How dare God use a bear?"5 nach dem Schema God’s mercy – Man’s ingratitude – God’s response: "We cannot have a God of love without a God of justice and wrath." Immerhin habe Gott nur einige der Kinder umbringen lassen… Der Autor der Website "The Christian Think Tank"6 – unterzeichnend mit "hope this helps, glenn"! – vermutet eine organisierte Massendemonstration gegen Gott und Elisa: "Elisha didn’t actually call out the bears – he merely pronounced judgment on these demonstrators. God decided what form the response took." – womit das Problem theologischer Auslegung keineswegs gelöst, vielmehr pointiert ist und Leserinnen und Leser ratlos lässt.
Hinweise der historisch-kritischen Exegese
Sucht man Orientierung in gängigen historisch-kritischen Kommentaren, findet man wenig Ergiebiges:
Würthwein7 vermutet eine Verspottung der Tonsur. Mit dieser Anekdote hätten sich Prophetenjünger gewehrt: "Wer Propheten verspottet, muss es mit dem Leben büßen." Die Zahl 42 sei "Totenzahl". In den Zürcher Bibelkommentaren8 erfolgt der Hinweis auf das durch Knochenfunde belegte Vorkommen des Ursus arctos syriacus oder die Charakterisierung als "typische Wundererzählung" und "Kurzgeschichte". Als Grund der Kahlköpfigkeit wird – gegen Würthwein – natürlicher Haarausfall oder Trauer über den Tod Elias vermutet. Elisa reagiere mit einem Fluch, "mit dem die Verhältnismäßigkeit der Mittel weit überzogen wird". Die Neue Echter-Bibel moralisiert direkter: "Eine andere Frage ist, ob wir wie Elischa reagieren dürfen"9. Vermerkt wird explizit, dass die Szene mit den Bärinnen "nicht realistisch" wirke!10 Im Cambridge Bible Commentary kommentiert Joseph Robinson11 den Fluch im Namen Jahwes: "[God] is a harsh tyrant rather than a compassionate father. These stories fall far below the sensitive spirituality of the best of the deuteronomic tradition (cp. Deut. 7:7-10 and 6:4-5) but the editors have included them as popular and effective teaching aids…"
Mit den angeführten Kommentaren ist nicht beabsichtigt, den Stand der exegetischen Wissenschaft abschließend zu referieren; die zitierten Beispiele sollen wissenschaftliche Kommentare nicht bösartig diskreditieren. Immerhin handelt es sich um weitherum verwendete, renommierte exegetische Arbeitshilfen.
Freie Assoziationen zur Deutung
Mit theologischer Gelehrsamkeit ist Elisas katastrophalem Zwischenfall auf dem Weg von Jericho nach Bethel nicht beizukommen. Freie Assoziationen seien deshalb dazu erlaubt:
"Als er aber auf dem Wege war" oder – in der Übersetzung der Zürcher Bibel – "wie er so die Straße hinaufging", beginnen Kinder, Elisa mit Spott zu überschütten. In der Sicht der Kinder oder Jugendlichen ist der Prophet, welcher eben die Nachfolge des berühmten Elia angetreten hat, eben keine abgesicherte Autorität, sondern augenscheinlich ein komischer, seltsamer Mensch, den man neckt. Gewiss riskiert man nicht nur mit Heranwachsenden peinliche oder lächerliche Reaktionen. Erwachsene mögen sich in solchen Situationen vielleicht weniger direkt als Kinder äußern; doch das Urteil über einen Menschen ist stets schnell gemacht: "Der hat keine Autorität." "Ein sturer, humorloser Typ." "Der kann nicht mit Kindern umgehen." Eine Situation, auch jede Beziehung, wird jedoch von vielen Faktoren bestimmt. Die im Text erzählte ist ganz und gar nicht eindeutig, was die oben angeführten Kommentare zur Stelle kaum problematisieren. Wer mit Kindern und Jugendlichen zu tun hat und ihre Stellung allein schon in Schulen und Kirchgemeinden einschätzt, wird leicht mehr zur fraglichen Szene assoziieren. Kinder erscheinen in unserem Textausschnitt anscheinend als Bedrohung – und als Opfer – der Erwachsenenwelt, welche der Prophet repräsentiert. "Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend" lautet die hintergründig-tiefsinnige Aufschrift auf populären Satire-Ansichtskarten. Schreiende Kinder erscheinen in der Episode mit Elisa und den Bären einerseits als nervige Provokateure, gar als "kleine Tyrannen", als mächtige Ohnmächtige – und werden wohl darum (?) zu Opfern. Vom Propheten Elisa wird hier bestimmt kein Heiligenbild gemalt. Der Gottesmann erscheint hier als ein wehrloser und (wohl darum) gewalttätiger Mensch, an dem hier immerhin das Leben von Kindern zu Schaden kommt! Psychologisch gesprochen sind hier gewaltige Aggressionen schattenhaft wirksam. Assoziierend macht es somit offensichtlich wenig Mühe, die Episode mit den Bären zu deuten und zu verstehen!
Konstruktivistisch mit dem Text experimentieren
Schließlich soll mit einem konstruktivistischen Ansatz noch ein Versuch der Interpretation in religionspädagogischer Absicht gewagt werden. Voraussetzung ist, dass der Text – mit Watzlawick zu reden – von einer "Wirklichkeit zweiter Ordnung" redet, die "unsere Weltschau, Gedanken, Gefühle, Entscheidungen und Handlungen bedingt"12. (Es geht keineswegs um zwei Bärinnen der Spezies Ursus syriacus und nicht um einen tragischen Unfall und schon gar nicht um die Hinrichtung von Kindern!) Die Wirklichkeit zweiter Ordnung konstituiert sich aus menschlichen Konstrukten und ist "nicht der Abglanz menschenunabhängiger Wahrheiten"13 oder Fakten. Der Text basiert auf Perspektiven, welche Wirklichkeit abhängig vom Erzähler ausschnitthaft erfassen. Dabei bringt es nichts, dem Text bzw. seinem Autor wie einem Psychopathen mangelnde Wirklichkeitsanpassung vorzuwerfen; man braucht seine Darstellung auch nicht einfach stehen zu lassen: "Der Konstruktivismus dagegen legt [in der Psychotherapie] nahe, dass die leidvollen Auswirkungen einer bestimmten gegenwärtigen Als-ob-Fiktion (die ihren Ursprung natürlich irgendwann in der Vergangenheit hatte) durch jene einer anderen Als-ob-Fiktion ersetzt werden müssen, die eine erträglichere Wirklichkeit erschaffen."14 Wie eine Lebenssituation therapeutisch durch eine Umdeutung verändert werden kann, mag auch eine Episode wie die von Elisa und den kindertötenden Bären durch Umdeutung erst erhellt werden. Damit sei nicht die Wirklichkeit (erster Ordnung) bestritten, dass Bären Kindern gefährlich werden können; bestritten sei jedoch, dass sich die Episode darauf bezieht!
Zu fragen ist nicht nach dem Faktischen des Erzählten (Was ist hier geschehen?) und auch nicht, worauf diese Erzählung zurückgeht. Auch die Suche nach der Aussage eines Autors führt hier nicht weiter. Vielmehr lautet die erhellende Frage: Welche Wirklichkeit wird hier dargestellt? Wir können eben nicht einfach hinter erlebte oder erzählte Wirklichkeit zurückgehen. Der Text repräsentiert Watzlawicks Wirklichkeit zweiter Ordnung und ist durch subjektive Interpretationen resp. durch perspektivische Wahrnehmung experimentell erst zu erschließen. Dabei ist nicht nur die Mehrperspektivität der Wahrnehmung von Wirklichkeit, sondern auch die Ambivalenz der verschiedenen Perspektiven zu beachten. An Sichtweisen bieten sich in unserem Beispiel an: diejenige von Elisa, diejenige der Jugendlichen, aber auch die Sicht von im Text nicht genannten (scheinbar unbeteiligten) Zuschauern oder Erzählern oder Hörerinnen und Hörern.
Um was für eine, welche Wirklichkeit geht es in der biblischen Anekdote? In welcher Perspektive wird sie verständlich?
Da erscheint Elisa, der erfolgreiche Prophetenjünger, dessen Karriere gerade diejenige seines Lehrers und Vorgängers überflügelt hat oder überflügeln wird: "Ich habe doch keine Probleme. Ich setze mich durch. Ich bin auf dem Weg nach Bethel, zur Zentrale der (religiösen) Macht. Nichts kann mich aufhalten." Oder tritt hier Elisa als verzweifelnder, im Grunde gescheiterter Prophet (und Wundertäter) auf: "Was habe ich nur gemacht? Was habe ich nur ausgelöst? Ich habe es doch nur gut gemeint? Es geht mir doch nur um Gottes Sache."
Erscheint hier eine Sicht "unschuldiger" Kinder? "Wir haben es doch gar nicht so gemeint. Wir haben gar nichts gemacht. Er kennt uns doch gar nicht. Wir haben gar nicht gewusst, wer das ist, warum er so komisch ist. Es war doch nur aus Scheiß." Oder geht es um Angst, um Gefühlserlebnisse von Kindern? "Jetzt ist alles aus! Er bringt mich um. Er wird mich immer hassen. Ich kann nicht mehr hingehen. Ich haue einfach ab. Man wird mit mir..."
Merkwürdigerweise blendet der Text weitere Beteiligte wie Zuschauer und deren Reaktionen aus. Der Rahmen vermerkt lediglich den Ortswechsel. Zu den beteiligten oder unbeteiligten Zuschauern gehören auch der Erzähler (z.B. Redaktor), die Ausleger und Kommentatoren, Hörerinnen und Hörer, Leserinnen und Leser, die ihre eigenen Erfahrungen einbringen, aber auch ihre Schatten projizieren mögen: "Endlich hat einer für Ordnung gesorgt. Nun hat halt einer zugeschlagen. Gott lässt eben seiner nicht spotten." Oder aber auch: "Da sieht man’s wieder. Kinder sind als solche nicht vorgesehen. Irgendwie läuft es doch immer so. Religion ist Vergewaltigung. Dieser Prophet ist ein aggressiver Mann, ein fundamentalistischer Gewalttäter. So etwas von humorlos! Das schreit zum Himmel. Die Frommen, die Religiösen, die Lehrer, die Pfarrer... sind schlimmer als alle. Da hat sich einer übernommen. Das hätte ich aber besser gemacht. Vielleicht war er schlicht überfordert. Zweiundvierzig Kinder, (das war noch unlängst) die Größe einer Schulklasse..."
Auf der Suche nach erhellenden Wahrnehmungen von Wirklichkeit
Hier setzt die eigene Auseinandersetzung erst ein und muss sich nicht auf (un)pädagogische Aspekte beschränken! Es genügt keineswegs, eine objektive historische Situation oder kritisch deren Überlieferung zu rekonstruieren. Der Text wird kaum aus den eben genannten Blickwinkeln formuliert sein. Vielmehr sind Möglichkeiten der Wirklichkeit, auf die sich der Text bezieht und zu denen er in Beziehung zu setzen ist, zu konstruieren. Wessen Wirklichkeit wird hier erzählt?
Als Interpreten können wir uns dem Text und der Wirklichkeit, von der er redet, nicht entziehen; vielmehr können wir – Lehrerinnen und Lehrer ebenso wie Schülerinnen und Schüler – Perspektiven des Textes eigenständig mitentdecken und Sichtweisen der Wirklichkeit erprobend rekonstruieren. Experimentell wird das mitunter gegen den biblischen Wortlaut geschehen, wie z.B.: "Da wandte Elisa sich um und – erblickte die Kinder. Er lachte zu ihnen hinauf..."15
Vor wenigen Jahren hat übrigens eine Neuerzählung einer heiligen Schrift, eine Übersetzung des Mahâbhârata, nacherzählt von einem Mädchen, für Aufsehen gesorgt.16 Diesen Erzählungen aus dem großen indischen Epos ist ein Nachwort der 16-jährigen Autorin beigegeben: "Meine Version des Mahâbhârata"17. Darin fasst sie ihr Verständnis, ihre Sicht dieser heiligen Schrift, aber auch der Welt prägnant zusammen. Im Blick auf die zahlreichen Geschichten von Gewalt, welche das Mahâbhârata enthält, formuliert sie ihre Deutung in entschiedener Klarheit: "Für mein Gefühl hat die wirkliche Aussage des Mahâbhârata etwas mit Krieg zu tun. Sie besagt, dass Krieg sinnlos ist."18 Möglicher Sinn des Textes wird hier nicht oberflächlich und beliebig, sondern mit einer engagierten Stellungnahme – scheinbar gegen das Erzählte – erschlossen.
Konstruktivistische Ansätze können sich für den Religionsunterricht aller Stufen hilfreich erweisen, wenn sie dazu beitragen, dass Erwachsene und Jugendliche, Religionslehrerinnen und -lehrer wie Schülerinnen und Schüler eigenständig Deutungen der religiösen Traditionen entwickeln und die Texte der Bibel mit ihren Sichtweisen aufschließen, aber auch umgekehrt ihre eigene Wahrnehmung erweitern, schärfen und erhellen.
Anmerkugnen
- Vgl. Dirk Röller: Religionsunterricht als Zeichenbildung. Studien zu Semiosen in Schule und städtischem Kontext, Frankfurt/M. 1998 (=Religion in der Öffentlichkeit Band 3)
- Diese Anregung verdanke ich Pfr. Dr. Hansueli Hauenstein, Sempach.
- 2. Könige 2,15
- Ton Veerkamp: Die Vernichtung des Baal: Auslegung der Königsbücher, Stuttgart 1983 (Reihe im Lehrhaus Band 2), 172 (Für diesen Hinweis danke ich Pfr. Philipp Koenig, Bremgarten AG.)
- Dr Adrian Warnock’s Pages: http://adrianwarnock.com
- http://www.Christian-thinktank.com
- Ernst Würthwein: Die Bücher der Könige 1. Köngie 17 – 2. Könige 25, Göttingen 1984 (Das Alte Testament Deutsch Band 11,2), 278
- olkmar Fritz: Das zweite Buch der Könige, Zürich 1998 (Zürcher Bibelkommentare AT Band 10,2), 16
- Georg Hentschel: 2 Könige, Würzburg 1985 (Die Neue Echter-Bibel. Kommentar zum Alten Testament Lfg. 11), 12
- Ebd.
- Joseph Robinson: The second book of Kings, Cambridge 1976 (The Cambridge Bible Commentary)
- Paul Watzlawick: Wirklichkeitsanpassung oder angepasste "Wirklichkeit"? Konstruktivismus und Psychotherapie, in: Einführung in den Konstruktivismus, München 52000 (Serie Piper 1165), 94
- Ebd. 92
- Ebd. 99
- Beitrag aus der oben erwähnten Übung in einem Ausbildungskurs für Katechetinnen. Das Erfinden und Gestalten von Parodien, Verfremdungen, Alternativversionen wie Anti-Gleichnissen usw. ist längst eine theologisch wie religionspädagogisch bewährte Methode der Bibelarbeit. So z.B. schon in: Anton Steiner/Volker Weymann (Hrsg.): Gleichnisse Jesu, Zürich / Basel 1979 (Bibelarbeit in der Gemeinde Band 3), 70f und Arbeitsblatt Der Schatz im Acker (Mt 13,44)
- Samhita Arni: Das Mahâbhârata, von einem Mädchen erzählt, Zürich 1999
- Ebd. 189-195
- Ebd. 194