ElternKonfer

von Gesa Steingräber-Broder 

 

Eltern zusammen mit ihren Töchtern und Söhnen im Konfirmandenunterricht? Diese zunächst ungewöhnliche Frage hat eine positive Antwort gefunden in dem mit Erfolg durchgeführten Projekt ElternKonfer. Hierzu treffen sich die Konfirmandinnen und Konfirmanden mit (einigen) Müttern und Vätern zu einem themenbezogenen Nachmittag, um generationenübergreifend voneinander und miteinander zu lernen und ein Stück des Glaubensweges in der Konfirmandenzeit gemeinsam zu gehen. Dabei können die Konfirmandeneltern sowohl über den Konfirmandenunterricht ihrer Kirchengemeinde erfahrungsorientiert informiert werden und zugleich auch (wieder) einen Zugang zu "Kirche" finden.

Bei den Durchführungen zeigte sich, dass es für die Eltern selbst spannend und zugleich anregend war, zusammen mit ihren Kindern etwas thematisch zu erarbeiten und zugleich mit den andern Eltern gemeinsam etwa in der Kirchengemeinde zu erleben. Viele der Erwachsenen zeigten sich auch interessiert an dem Thema "Glauben" und sie waren neugierig darauf zu sehen, wie denn heute Konfirmandenunterricht abläuft.

Die Konfirmandinnen und Konfirmanden selbst waren im Vorfeld allerdings sehr reserviert. Eine (Wieder-) Begegnung mit ihren Eltern auch an diesem Ort ließ sie zunächst nur skeptisch auf dieses Treffen zugehen. Da der "ElternKonfer" auch inhaltlich Teil des Konfirmandenunterrichts und damit für die Konfirmandinnen und Konfirmanden verpflichtend war, war die Begrenzung auf ein einmaliges Zusammensein wichtig.
 

Grundsätzliches

Beim ersten Elternabend zu Beginn der Konfirmandenzeit wurde bereits darauf hingewiesen, dass im Laufe der Konfirmandenzeit auch das Angebot eines "ElternKonfer" stattfinden kann. Dabei waren Hinweise wichtig, dass es weder für die Eltern noch für die Kinder um eine Prüfungssituation gehen würde, sondern um die Chance, sich wechselseitig Einblick zu gewähren und ein Miteinander-und-Voneinander-Lernen zu eröffnen.

Mit Blick auf die umsichtige Vorbereitung war eine rechtzeitige Einladung zum vorgesehenen Termin wichtig – mit der Bitte um verbindliche Rückantwort. Als Zeitpunkt für ein gemeinsames Treffen zeigte sich ein Samstagvormittag oder Samstagnachmittag als am besten geeignet. Klar war im Vorfeld: die Veranstaltung kann nur stattfinden, wenn sich genügend Eltern – mindestens halb so viele Eltern wie Konfirmandinnen und Konfirmanden – anmelden und teilnehmen.

Der Rahmen des Zusammenkommes sollte - wie auch sonst im Konfirmandenunterricht – einladend und freundlich sein. In der Pause wurden Kaffee, Tee und Kaltgetränke bereitgestellt. Die Eltern waren gebeten worden, etwas zum Essen mitzubringen.
 

Thematisches

Bei dem im Folgenden skizzierten Treffen ging es thematisch um den ersten Artikel des Glaubensbekenntnisses als Teil der entsprechenden Unterrichtseinheit im Konfirmandenunterricht. Die Intention mit Blick auf die Teilnehmenden dabei war, Antworten zu suchen und zu finden auf die Frage: An was für einen Gott glaube ich? Dabei sollten biblische Gottesbilder eine Rolle spielen und es sollte deutlich werden, dass jedes Gottesbild, jede Gotteserkenntnis, jeder Glaube immer nur Fragment sein kann. Gleichzeitig sollten die bereits entdeckten, gefundenen und entwickelten Fragmente des eigenen Glaubens auch wahrgenommen und gewürdigt werden.
 

Material

Zum Einstieg:

  • Ein aus vier Puzzleteilen zusammengesetzter Holzbär o. ä.
  • Tücher zum Verbinden der Augen, Tuch für die Mitte.

Zur 2. Phase:

  • Sechs (je nach Größe der Gruppe) vorbereitete Tische mit Papier für ein "stummes Gespräch" (Schreiben ohne zu reden)
  • in der Mitte jedes Tisches ein Symbol für ein Gottesbild (z. B. Hirte, Licht, Auge, Fragezeichen, Wurzel o. ä.) sowie ein weißes Blatt, um andere Bilder zu ermöglichen
  • Stifte in genügender Anzahl
  • Dazu eine ruhige Musik, die Anfang und Ende des "stummen Gespräches" kennzeichnet.

Zur 3. Phase:

  • Sechs (s. o.) Tische mit je einem festen DIN-A-2-Papier, Stifte

Zeit

Inhalt

Form

20 min

Zeitrahmen

Begrüßung, evtl. Informationen über KU, Aktionen der Konfirmandinnen und Konfirmanden, den organisatorischen Rahmen des Treffens vorstellen (Zeitrahmen), evtl. ein gemeinsames "Aufwärmspiel", bei denen die Eltern und Konfirmanden gemischt werden

Stuhlkreis

20 min

1. Phase

  • Rückfragen zum Erleben des Ertastens und an die Beobachtenden werden vertieft durch die Geschichte von den Blinden und dem Elefanten M1.
  • Zwei Eltern (möglichst ein Mann und eine Frau), eine Konfirmandin und ein Konfirmand werden gebeten, in die Mitte zu kommen. Dort knien sie sich hin, ihre Augen werden verbunden und jede/r kriegt ein Holzteil in die Hand, das Teil eines Puzzles ist. Die anderen Teilnehmenden werden um Stille gebeten. Die Teilnehmenden in der Mitte sollen zunächst raten, was sie in der Hand haben. Dann dürfen sie die Augenbinden abnehmen. Meistens setzen sie von allein das Puzzle zusammen.
  • Es folgen Hinweise: über das Bilderverbot in der Bibel und die Funktion der biblischen Gottesbilder im Sinne einer Beschreibung Gottes aus verschiedenen Perspektiven und mit vielen Facetten; Gott "an und für sich" und Gott "für mich".
 

20 min

2. Phase

  • Die Fragestellung für das "Stumme Gespräch". "Wie ist Gott für mich (nicht)?"
  • Die Symbole au den Tischen werden kurz vorgestellt und die Methode "Stummes Gespräch" erläutert ("Es kann geschrieben, auch aufeinander Bezug genommen, nachgefragt und gefragt, kommentiert werden aber nur schriftlich , eben stumm".) Jeder darf zu jedem Tisch gehen.
  • Dazu ein Musikstück, ca. 7 Minuten.
  • Anschließend werden die Ergebnisse gelesen, dabei kann miteinander gesprochen werden.
 

30 min

Pause

Kaffee, Tee, kalte Getränke, Kekse und Kuchen, Zeit zum Klönen

eher informell

15 min/

30 min

Gespräch: Welcher Gott wurde mir nahegebracht? Was war einengend, was war hilfreich für mein Leben? Belangreiche, belanglose Gottesbilder.

Stuhlkreis

3. Phase

Zum Apostolikum, Glaubensbekenntnisse auch als kontextuell. Wie würde ich meinen Glauben formulieren?

In sechs Gruppen á ca. sechs Personen wird ein Entwurf von einem 1. Artikel eines Glaubensbekenntnisses. "Ich glaube an Gott, der/die...", entworfen und auf Plakaten festgehalten, aufgehängt und besprochen.

Tischgruppen, Eltern und Konfis gemischt

30 min

Als Abschluss des gemeinsamen Treffens folgten

  • eine Andacht
  • ein Rückblick
  • das gemeinsame Aufräumen
 

Zum Schluss

Insgesamt sollten zweieinhalb Stunden nicht allzu weit überschritten werden.

 


Im Rückblick

Der ElternKonfer wurde allseits gut angenommen. Sogar die Konfirmandinnen und Konfirmanden befanden im Rückblick, es habe Spaß gemacht. Neben Eltern, die sich der Kirchengemeinde verbunden wussten, waren auch Eltern mit dabei, die sich selber als ausgesprochen "unkirchliche" Eltern ansahen. Für neuhinzugezogene Menschen war das gemeinsame Treffen darüber hinaus ein wichtiger Schritt im Kennen lernen von Menschen am neuen Lebensort und ein Hineinwachsen in die Kirchengemeinde. Mitbedacht werden muss für diese Veranstaltungsform die gründliche und rechtzeitige Vorplanung und die Zeit für die Durchführung.
 

M1

Die Geschichte von den Blinden und dem Elefanten 

(in Stichworten) 

   

Es gab eine Stadt, in der nur Blinde lebten.
Eine Tages kamen von weit her Kaufleute mit Elefanten.
Die Blinden schickten ihre klügsten Leute,, um diese merkwürdigen Tiere zu ertasten.
Die gingen hin vor die Stadt, tasteten und kamen zurück.

Als sie gefragt wurden, wie denn ein Elefant sei,
beschrieb der Erste: "Wie ein Baum". 
Der Zweite widersprach energisch: "Nein, wie ein Seil mit Quast".
Der Dritte: "Ganz anders, wie eine große Tonne". 
Der Vierte: "Wie in beweglicher Schlauch". 
Der Fünfte: "Im Gegenteil, wie ein großes dünnes Blatt".

Und alle wunderten sich sehr.

So reden wir Menschen von Gott,
den wir nicht sehen können,
und von dem wir immer nur einen Teil erfahren.

 

Text erschienen im Loccumer Pelikan 4/2001

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