Dienst der Schule am Menschen an der katholischen Schule

Von Hanns Jürgen Schmitz

 

Schulpastoral an der Angelaschule Osnabrück

Denn Gott hat einem jeden die freie Entscheidung gegeben, und er will niemanden zwingen, sondern nur die Richtung weisen, einladen und raten …

Dieses Wort der Angela Merici 1 gilt auch für die Schulpastoral an der Angelaschule. Wir nehmen den Auftrag der Kirche wahr, junge Menschen aus einer christlichen Grundhaltung heraus zu bilden und zu erziehen.

Die Angelaschule Osnabrück-Haste ist ein privates, christliches Gymnasium in freier Trägerschaft der Schulstiftung im Bistum Osnabrück mit derzeit ca. 925 Schülerinnen und Schülern. Davon sind ungefähr zwei Drittel katholisch, knapp ein Drittel evangelisch getauft. Muslime, Hindus und andere Nichtgetaufte stellen rund fünf Prozent der Schülerschaft dar. Der größte Teil der getauften Schülerinnen und Schüler stammt aus kirchennahen Elternhäusern. Dies zeigt sich vor allem in der ehrenamtlichen Arbeit der Schülerinnen und Schüler in ihren Heimatgemeinden, z. B. als Messdiener, Pfadfinder oder Begleiter in Zeltlagern, seltener im Engagement in Pfarrgemeinderäten oder im Bereich der Sorge um Flüchtlinge. Schülerinnen und Schüler beteiligen sich ebenso wie die Erziehungsberechtigten aktiv in der Schule. Diejenigen, die nicht offenkundig religiös sozialisiert sind, integrieren sich. Offenkundige Ablehnung erfahren wir nicht. Allerdings bedeutet diese konstatierbare „Kirchennähe“ nicht, dass wir es nicht mit einer kritischen, zum Teil religiös gleichgültigen Schülerschaft zu tun haben. Trotz positiver Erfahrungen in Gottesdiensten bemerken wir eine fehlende Liturgiekompetenz sowie eine fehlende religiöse Praxis, der wir aktiv zu begegnen versuchen.

Unserem kirchlichen Erziehungsauftrag gemäß arbeiten wir in der Erziehungsgemeinschaft von Eltern, Schülerinnen und Schülern sowie Lehrenden an der Humanisierung von Schule in Zusammenarbeit mit allen Menschen, die beteiligt sind.

Miteinander suchen wir das Leben, entdecken im Nächsten Gott. Dieser Suchbewegung, von den Schwestern des Ordens der heiligen Ursula an der Angelaschule begonnen, sehen wir uns auch auf Zukunft hin im Besonderen verpflichtet.

Unser schulpastoraler Ansatz unterstützt das Zusammenleben und die Zusammenarbeit aller an Schule Beteiligten und fördert im besonderen Maße die Kommunikation. Sie trägt über das Leben an der Schule zur Identifikation mit der Angelaschule bei. Dabei arbeiten wir gemeinsam an der Gestaltung des Lebensraumes Schule mit und eröffnen Erfahrungs- und Erlebnisräume, die für die heutige Generation nicht immer selbstverständlich sind. Unsere vielfältigen Angebote im Kontext der Schulpastoral fördern soziales Lernen, die Entwicklung der Persönlichkeit, den Einsatz zur Bewahrung der Schöpfung und stärken die eigene religiöse Identitätsfindung – z. B. durch ein soziales Seminar, Hilfe für Obdachlose und Bedürftige, Gebets- und Gottesdienstzeiten bei Ereignissen, die die Schülerschaft belasten, sowie durch Projekte, Wahlpflichtkurse und Seminarfächer im Bereich Umwelt und Soziales.

Wir verstehen somit Schulpastoral als Dienst der Kirchen an den Menschen im Handlungsfeld Schule, der einen Beitrag zur Mitgestaltung eines humanen Schullebens leisten will. 2 Dabei achten wir auf die Kultivierung des mitmenschlichen Umgangs als Auftrag der Schulpädagogik und der christlichen Kirchen. Wir erwarten von allen Christinnen und Christen, dass sie ihre originäre Sendungskompetenz entfalten – jede und jeder nach seinen / ihren Möglichkeiten.

Wir nehmen uns Zeit und schaffen Raum für die Begegnung mit Glauben und kirchlichen Traditionen als Orientierungshilfe im Such- und Reifungsprozess der Schülerinnen und Schüler. Deshalb bietet die Angelaschule ein von allen Lehrkräften getragenes Schulseelsorgeprogramm an, das neben dem Fachunterricht Räume für (Morgen-) Gebet, Wortgottesdienste, ökumenische Gottesdienste, Eucharistiefeiern, Meditation und Tage religiöser Orientierung schafft.

Die Lehrkräfte insbesondere der Fächer Religion und Musik und der Schulseelsorger bemühen sich stets, die Schülerinnen und Schüler an der Vorbereitung der Gottesdienste zu beteiligen. Jeder und jedem wird die Gelegenheit eingeräumt, sich mit seinen Talenten einzubringen, um so dem Anspruch nach lebendigem Dienst Rechnung zu tragen.

Nach Vergegenwärtigung des Schemas der Grundformen der Kirche (Weggemeinschaft im Leben und Glauben, Leben und Glauben ermöglichen, Leben und Glauben zusprechen, Leben und Glauben feiern) sehen wir die Notwendigkeit eines personalen Angebots für die Schülerschaft, Lehrkräfte, Kollegen und Kolleginnen und Eltern, das die Grundlage unserer Schulpastoral (in ursulinischer Tradition) darstellt.

Dieses personale Angebot konkretisiert sich in der Individualseelsorge in Form von Kriseninterventionen bis hin zur spirituellen Begleitung, in Gesprächskreisen und Vorträgen über Lebensfragen. So verstehen wir eben auch unter Schulpastoral das Angebot der Hilfestellung in sozialen und wirtschaftlichen Konfliktsituationen: Fünf Beratungslehrkräfte stehen neben dem Schulseelsorger für alle an der Erziehungsgemeinschaft Beteiligten als Ansprechpersonen ebenso zur Verfügung wie die Schulsozialarbeiterin. Des Weiteren unterstützen wir Schülerinnen und Schüler im Rahmen des individuellen Schülercoachings dabei, ihre Potenziale zu entdecken und sich ihrer Ziele bewusst zu werden. Als von zentraler Bedeutung erweist sich das Heranführen der Schülerinnen und Schüler an Morgengebete, Impulse, Stilleübungen, Meditationen, gottesdienstliche Feiern in der Klassen- und Schulgemeinschaft zu besonderen Festen im Jahr, Schulwallfahrten, Kreuzwegen etc. Die evangelischen Christen laden einmal jährlich die Schulgemeinschaft zum evangelischen Gottesdienst in einer evangelischen Kirche ein. Für den Religionsunterricht erproben wir eigene Konzepte zur Förderung der Liturgiefähigkeit sowie der Erkundung des katholischen und des evangelischen Kirchenraums. Allen Schülerinnen und Schüler wird im Laufe ihrer Schulzeit an der Angelaschule einmalig die Möglichkeit eröffnet, an der Schulwallfahrt zu den Wirkungsstätten der Heiligen Angela am Gardasee teilzunehmen. Hier wird die Erfahrung der Gemeinschaft im Glauben erlebbar.

Dies führt zu einer Identifikation mit der Schule, die sich auch nach dem Abitur unter anderem bei Ehemaligentreffs, in der Mitarbeit an Projekten, in der Begleitung der Schulfahrt sowie in Fördervereinsmitgliedschaften zeigt. In den angrenzenden Pfarrgemeinden erleben wir Ehemalige nach Ausbildungs- und Studiumsphase immer wieder als aktiv Mitwirkende.

 

Anmerkungen: 

  1. Merici, Angela: Auszug aus dem 3. Vermächtnis, zitiert nach: Föderation der deutschsprachigen Ursulinen (Hg.): Angela Merici – Regel, Ricordia, Legati. Werl (dcv druck) 1992, 46.
  2. Vgl. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz: Schulpastoral – der Dienst der Kirche im Handlungsfeld Schule. Erklä-rung der Kommission für Erziehung und Schule der deutschen Bischöfe. Nr. 16, Bonn 1996, 13.