Jugendweihe

Von Lea-Marie Vins

 

Die Jugendweihe hat dort, wo ich lebe, einen großen Stellenwert. Die meisten meiner Mitschüler gehen zur Jugendweihe. Für mich hat die Jugendweihe keine tiefe Bedeutung. Bis zu meinem zwölften Lebensjahr wusste ich nicht einmal wirklich, was eine Jugendweihe überhaupt ist. Ich bin nicht religiös oder dergleichen, deswegen entschied ich mich auch nicht für die Konfirmation. Obwohl ich noch nichts über diese Feier wusste, war für mich klar, dass ich unbedingt zur Jugendweihe gehen möchte.

Ich fragte damals meine Mutter, was Jugendweihe eigentlich sei, bekam allerdings keine Antwort, die für mich befriedigend war. Vielmehr hat mich meine Mutter immer danach gefragt, was Jugendweihe sein soll, wenn ich zu Hause erzählt habe, dass Mitschüler Jugendweihe feiern. Früher, in der Zeit, in der meine Mutter klein war, gab es so etwas in Kasachstan, dem Herkunftsland meiner Mutter, nicht. Auch für sie war dieser Brauch neu. Umso spannender war es für mich zu erfahren, was auf mich zukommen würde. Der Einzige, der in meiner Familie noch ein bisschen wusste, wie eine Jugendweihe ablief, war mein Vater. Es war so gesehen für uns alle eine neue Erfahrung. Tradition hatte dieser Brauch in unserer Familie also nicht.

Die Feier sollte ganz allein in meinem Sinne sein. Niemand hat mir da hineingeredet. Viele meinten, dass ich nur auf das Geld aus war. Doch ich muss zugeben: Das, was ich eigentlich wollte, war eine schöne große Feier mit meiner Familie. Diese bekam ich auch. Das war auch das Schönste an allem. Auf dem zweiten Platz stand für mich das Aussuchen des Kleides. Zum ersten Mal durfte ich mir in einem sehr schönen Laden mein Traumkleid kaufen. Das einzig Schwierige war dabei, im Preislimit zu bleiben, denn man darf nie vergessen, so eine Feier kann schnell teuer werden. Ich fing schon etwa ein halbes Jahr vor dem großen Tag an, alles zu planen. Ich wollte die Aufgaben nicht abgeben, so dass ich fast alles selbst geplant habe. Darauf bin ich auch sehr stolz. Ich muss zugeben, dass es eine wirklich große Herausforderung war, da ich meine ganze Familie erwartete.

Die Feierstunde war sehr schön, aber ich war eigentlich nur auf die eigentliche Feier fokussiert. Sie war wirklich schön, es klappte alles und wir hatten viel Spaß zusammen. Niemand tanzte aus der Reihe. Wir spielten Spiele, aßen und tranken. Ich durfte an dem Abend natürlich auch Alkohol trinken. Die Entscheidung für die Jugendweihe war keine Entscheidung, die ich bereue. Es war einer der schönsten Tage in meinem Leben und ich werde ihn nie vergessen. Dafür bin ich meiner Familie sehr dankbar.