Mit Kindern ein Auferstehungsfenster deuten - Eine Unterrichtssequenz zum Auferstehungsfenster von Johannes Schreiter in der Loccumer Klosterkirche

von Beate Peters

 

Auferstehung im Religionsunterricht der Grundschule

Die Frage nach der Auferstehung wird im Religionsunterricht der Grundschule häufig im Zusammenhang der Ostergeschichten thematisiert: Jesus begegnet als Auferstandener und setzt Freunde und Freundinnen in Bewegung. Anhand dieser Geschichten werden konkrete Bilder der Auferstehung vermittelt, die gedeutet werden wollen und provozieren, im Laufe der Zeit immer wieder eingespielt und neu betrachtet zu werden. Es gilt, mit Schülerinnen und Schülern auf dem Weg zu bleiben, um im Sinne Ingo Baldermanns „Auferstehung sehen (zu) lernen“. Dabei kann das Entdecken von Auferstehungsmomenten mitten im Leben eine Rolle spielen. Gleichzeitig wirft die Frage nach der Auferstehung aber auch die Frage nach der Hoffnungsperspektive über das eigene Leben hinaus auf. Da auch Kinder die Erfahrung der Begrenzung und des Todes machen, ist es eine Chance und Notwendigkeit, im Religionsunterricht die Frage „Was kommt nach dem Tod?“ zu bedenken und auch Worte und Bilder einzuspielen, an denen Hoffnung und Zuversicht durch den Glauben an Gott deutlich werden.

Neben biblischen Hoffnungsbildern (z. B. „Geborgen ist mein Leben in Gott …“ „Meine Zeit steht in deinen Händen …“ „Gott wird abwischen alle Tränen …“) können auch Bilder der Kunst genutzt werden, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen (z. B. Manessier: „Auferstehung“). Die folgenden Unterrichtsanregungen beziehen sich auf ein kürzlich geschaffenes Kirchen-Fensterbild des Künstlers Johannes Schreiter zum Thema „Auferstehung“.


Das Kirchenfenster „Auferstehung“ von Johannes Schreiter als Anregung nutzen

Bei der Restaurierung der Loccumer Klosterkirche im Zuge des 850-jährigen Jubiläums wurde der Bereich neben der sogenannten Totenpforte neu gestaltet: Als Pendent zu dieser dunklen Holz-Pforte, durch die Verstorbene auf den Friedhof getragen wurden, entstand durch Johannes Schreiter ein Fenster zum Thema Auferstehung. Das leuchtende Gelb des Glasbildes springt dem Betrachter ins Auge und kann als Ausdruck von Freude und Hoffnung verstanden werden. Die schwarze, rechteckige Form am unteren Bildrand ist nur im Anschnitt zu sehen und im linken Teil durchbrochen. Sie könnte als Teil der Totenpforte gedeutet werden oder auch an ein Grab erinnern. Aus dieser dunklen Fläche heraus bricht sich eine weiße, strahlenförmige Fläche, im Inneren mit rot-oranger Farbe und Linie gestaltet, nach oben hin ihre Bahn. Diese Aufwärtsbewegung sowie die in Schreiters Werk häufig verwendeten Linien laden neben der Farbsymbolik zur Deutung ein. (Für die Vorbereitung empfiehlt sich ein Blick in „Johannes Schreiter – Glasbilder Zeichnungen Collagen“ von Holger Brülls und Gunther Sehring, Lindenberg 2013.)

Auch die räumliche Nähe und dadurch entstehende Spannung zwischen Totenpforte und Auferstehungsfenster provozieren das genaue Hinsehen und die Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Zusammenhang von Tod und Auferstehung.


Abbildungen von Totenpforte und Auferstehungsfenster im Unterricht nutzen

Für den Unterricht könnte die Idee des Ensembles von Totenpforte und Auferstehungsfenster genutzt werden, um der Frage: „Was kommt nach dem Tod?“ auf die Spur zu gehen. Dafür ist keine originale Kirchenraumbegehung nötig, sondern die Thematik kann anhand von Abbildungen von Pforte und Fenster eingebracht werden.

Um zu ermöglichen, dass Schülerinnen und Schüler selbst kreativ werden und eigene Vorstellungen von Tod und Auferstehung entwickeln können, wird das von Schreiter gestaltete Fenster erst in einem letzten Unterrichtsschritt gezeigt und betrachtet. Vorher wird die Funktion der Totenpforte erklärt und davon berichtet, dass vor kurzem nach einem Motiv für ein Fenster in der Nähe gesucht wurde. Die Kinder selbst werden angeregt, Entwürfe für die Fenstergestaltung anzufertigen, in denen sich ihre jeweils eigenen Vorstellungen davon, was nach dem Tod kommt, widerspiegeln sollen. In den im Folgenden dargestellten Unterrichtsschritten wird zunächst auf den Begriff „Auferstehung“ und „Auferstehungsfenster“ verzichtet, um Kinder einer religiös heterogenen Gruppe zu ermöglichen, jeweils authentisch und wenig gelenkt zu ermöglichen, eigene Vorstellungen darzustellen.

Folgender Kompetenzerwerb wird durch die Sequenz unterstützt:

  • Die Schülerinnen und Schüler deuten biblische Hoffnungsbilder als Zusage, dass Leben und Tod in Gottes Hand liegen, und als Verheißung neuen Lebens nach dem Tod.

Folgendes Ziel wird angestrebt:

  • Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit Vorstellungen davon auseinander, was nach dem Tod kommt, indem sie eigene Vorstellungen in einem Fensterbild gestalterisch umsetzen und ein Fensterbild zum Thema „Auferstehung“ deuten.


Schritte der Unterrichtssequenz

(ca. 90 Minuten)
Stummer Impuls (M 1)

  • Projektion der Totenpforte der Loccumer Klosterkirche
  • spontane Äußerungen

Kurze Erzählung zum Hintergrund

  • Wir sehen eine Seitentür aus der Loccumer Klosterkirche.
  • Im 12.-17. Jh. wurde sie von Mönchen für einen besonderen Zweck benutzt: als Pforte, durch die verstorbene Mönche zum Begräbnis gebracht wurden.
  • Heute wird sie nicht mehr benutzt und lange Zweit war sie durch eine Orgelempore verdeckt und fast vergessen.
  • Vor kurzem wurde ein großes Klosterjubiläum vorbereitet: 850 Jahre.
  • Dabei überlegte man, was aus der gerade entdeckten Ecke mit der Pforte geschehen sollte.
  • In der Nähe der Pforte war ein Fenster. Man beschloss, es bunt zu gestalten. Das Fenster sollte zur Totenpforte passen.
  • Jemand kam auf die Idee, Künstler zu suchen, die Vorschläge für das Fenster machen sollten. Die Künstler sollten ein Fenster zum Thema „Was kommt nach dem Tod?“ gestalten.

Gestaltung von Fensterbildern (M 2)

  • Welche Vorschläge habt ihr: „Wie soll ein Fenster dazu aussehen?“
    – Denkt besonders darüber nach, welche Farben zu euren Vorstellungen passen!
  • Gespräch und Ideensammlung
  • Kinder erhalten Din-A-4-Papier mit Fensterausschnitt. Aufgabe:
    – Gestalte ein Fenster zum Thema „Was kommt nach dem Tod?“
    – Wähle Farben, die gut dazu passen.
    – Schreibe einige Sätze, um deine Ideen zu erklären.
    – Gib deinem Bild einen Titel.
     

Vorstellung der Fenster-Entwürfe

Bildbetrachtung: Schreiter-Fensterbild (M 3)
Mögliche Schritte:

  1. Was siehst du?
  2. Wie ist das Bild gebaut?
  3. Was bedeutet es?
  4. Was hat das Bild für dich mit dem Thema „Was kommt nach dem Tod?“ zu tun?
  5. Welchen Titel würdest du dem Bild geben?
     

Nachdenken über den Titel „Auferstehung“

  • Der Titel des Fensters heißt „Auferstehung“ – Was denkst du dazu?
     

Reflexion in Blitzlichtrunde mit drei optionalen Aspekten:

  • Darüber habe ich heute nachgedacht …
  • Diese Frage habe ich zu unserem Thema …
  • Das möchte ich noch sagen …
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Abb.1: Totenpforte mit Auferstehungsfenster in der Stiftskirche der Klosters Loccum Foto: Beate Peters