Eine Sehhilfe für Filme zu Judentum und Islam

von Ursula Rudnick

 


  • Aus welchem Jahr stammt der Film?
  • Bei Lehrfilmen über andere Religionen und/oder Kulturen als die eigene vertraute ist es wichtig, dass die gezeigte Welt von den Lernenden als Gegenwart empfunden wird. Sonst kann sich unterschwellig die Vorstellung einschleichen, die Welt sei von "gestern".
  • Sind die Informationen korrekt?
  • Kann den Aussagen Authentizität zugesprochen werden?
  • Dies ist besonders bei Interviews von Bedeutung: Findet eine pädagogische Inszenierung statt, die die Glaubwürdigkeit der Aussagen unterminiert? Hier besteht die Gefahr von Pädagogisierung.
  • Wie wird die Religion dargestellt? Wird das Fremde, Exotische betont oder werden auch jüdischer und muslimischer Alltag in Deutschland gezeigt? Wird gelehrte oder gelebte Religion gezeigt? Es ist wichtig deutlich zu machen, was der Film zeigt. Handelt es sich gleichsam um Anschauungsmaterial zu den Lehren der Religion oder wird gelebte Religion, so wie sie von der Mehrheit praktiziert wird, gezeigt? Diese Unterscheidung ist wichtig, damit keine falschen Vorstellungen in Bezug auf die religiöse Observanz entstehen. So schreibt z.B. die muslimische Tradition vor, fünf Mal am Tag zu beten, aber dies entspricht nicht der Praxis der Mehrheit der in Deutschland lebenden Muslime.
  • Wird das Gezeigte in einem bestimmten kulturellen, historischen oder geistesgeschichtlichem Kontext verortet?
  • Jüdische und islamische Religion und Kultur sind vielfältig. Wird diese Vielfalt deutlich oder findet eine Pauschalisierung statt?
  • Werden Wertungen – explizit oder implizit – vollzogen?
  • Gerade bei älteren Filmen zum Islam finden sich manchmal starke negative Wertungen. Bei Filmen zum Judentum gibt es manchmal Tendenzen zur Idealisierung, zur Darstellung einer heilen Welt.

 

Text erschienen im Loccumer Pelikan 3/2003

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