Jung und Alt im Film

Von Marion Wiemann

 

Die Gesellschaft in Deutschland verändert sich. Die Jahrgänge der „Babyboomer“ gehen in Rente, ihre Lebenserwartung ist in den letzten Jahren gestiegen. Die Geburtenzahl dagegen ist in den vergangenen Jahrzehnten gesunken, sodass sich der Anteil junger Menschen an der Gesamtbevölkerung vermindert hat. Dieser demografische Wandel hat nicht nur Auswirkungen auf das Rentensystem, sondern auch auf das Verhältnis der Generationen untereinander. Mit dieser Thematik befassen sich auch eine Reihe von Filmproduktionen unterschiedlicher Genres.

 

Saltmark – Salzig
Robin Haig, Schottland 2008
11 Min., Kurzspielfilm
FSK: Lehrprogramm gemäß §14 JuSchG
Aufbereitet auf einer DVD des FWU „Jung
und Alt“, Deutschland 2010
Geeignet ab 12 Jahren

Beim Besuch ihres Großvaters steht Rowan vor einer schweren Wahl: seine Würde oder ihr Ansehen bei den Gleichaltrigen? – Der alte Mann ist langsam und schwerhörig. So wird das Zusammentreffen mit Jugendlichen in einer Imbissbude für das Mädchen zum Spießrutenlauf. Als die Inkontinenz des Großvaters Rowan in eine demütigende Situation bringt, steht ihre Beziehung zu ihm auf dem Prüfstand.

Der Film ist sowohl im Unterricht ab der Sekundarstufe, als auch in der kirchengemeindlichen Arbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen einsetzbar. Eine Bildergalerie, eine Grafik und das Arbeitsmaterial im DVD-ROM-Teil unterstützen den Einsatz des Films.

 

 

Crushed Willi
Volker Heymann, Deutschland 2013
6 Min., Kurzspielfilm
FSK: ohne Altersbeschränkung
Geeignet ab 12 Jahren

Willi Huber, ein 62-jähriger Angestellter, hasst Computer und weigert sich, mit ihnen zu arbeiten. Deshalb wird er entlassen. Als „Quoten-Opa“ findet er kurz darauf einen Job in einem angesagten Szene-Bistro, wo er sich dem geballten Jugendkult ausgesetzt sieht. Anfänglich heillos überfordert, trumpft er am Ende mit einem unkonventionellen Computer-Einsatz auf und rettet damit das Leben eines Gastes. – Ausgezeichnet mit dem Kurzfilmpreis 2014 der Murnau-Stiftung.

Dieser Film fordert zu einer Auseinandersetzung über die unterschiedlichen Lebenswelten von Jung und Alt heraus und empfiehlt sich deshalb sowohl für den Unterricht (Ende der Sek. I und in der Sek. II sowie in Berufsschulen) als auch für den Einsatz in Kirchengemeinden (Seniorenarbeit) und in der Erwachsenenbildung.

 

 

Ponyhof
Joost Reijmers, Niederlande 2013
10 Min., Kurzspielfilm, OmU
FSK: Lehrprogramm gemäß §14 JuSchG
Geeignet ab 10 Jahren

 

Die achtjährige Emma liebt das Computerspiel „Pony Place” und verbringt Stunden damit, ihre virtuellen Pferde zu versorgen. Als sie mit ihren Eltern in den Urlaub fährt, sprechen diese ein klares Computerspiel-Verbot aus. Schweren Herzens gibt Emma das Tablet ab und bittet ihre Oma, sich um den virtuellen Ponyhof zu kümmern. Natürlich möchte diese ihrer Enkelin den Gefallen tun und willigt ein. Allerdings gestaltet sich die Aufgabe ganz anders als erwartet, denn die Pferde machen nicht nur eine Menge Dreck, sondern können auch krank werden und in den Pferdehimmel kommen.

Die zwei Hauptthemen im Rahmen der Arbeit mit dem Film „Ponyhof“ sind digitale Medien bzw. Digitalisierung und Großeltern-Enkel-Beziehungen. Neben der Beschäftigung mit Chancen und Risiken der Digitalisierung lässt sich gut herausarbeiten, inwiefern digitale Medien Generationen übergreifend zur Kommunikation beitragen können. „Ponyhof“ zeigt dies anhand der Beziehung von Großmutter und Enkelin, die durch das Spiel wieder näher zueinander finden. Der Film ist deshalb gut einsetzbar ab der Sekundarstufe I und in der Erwachsenbildung, insbesondere in der Arbeit mit Senioren und Seniorinnen.

 


Meine Eltern – Vorbilder im Alter
Benedikt Fischer, Deutschland 2007
Geeignet ab 12 Jahren

Ein erwachsener Sohn porträtiert seine Eltern: Der Vater hat Demenz und lebt in einem Pflegeheim, die Mutter ist nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt. Die durchgehende Frage des Filmes lautet: Inwiefern sind Eltern Vorbilder? Der Film zeigt, wie sich die Antworten auf diese Frage im Lauf des Lebens geändert haben und wie die alten Eltern für den Sohn trotz aller Hinfälligkeit ihre Würde und ihre Liebenswürdigkeit nicht verloren haben.

Die Kurzdokumentation wurde für eine Sendung der Reihe „Horizonte“ im hr-Fernsehen zum Thema „Vorbilder“ produziert und mit dem Katholischen Medienpreis 2008 und dem Medienpreis der Evangelischen Kirche (Robert-Geisendörfer-Preis) ausgezeichnet.

Der Film löst vor allem aufgrund seiner sensiblen Gestaltung Betroffenheit und Nachdenklichkeit aus. Er fordert zur Auseinandersetzung heraus, inwiefern Ältere den Jüngeren ein Vorbild sein können und wo sich Hindernisse in den Weg stellen. Mögliche Einsatzorte sind der Religions- und Ethikunterricht in der Schule (u.a. Thema Vorbilder), die Fort- und Weiterbildung (Freiwilliges Soziales Jahr, Bundesfreiwilligendienst), die Biografiearbeit mit Senioren und Seniorinnen, die Berufsausbildung zur Altenpflege.

 


Ahnenfrieden
Simone Specht, Deutschland 2017
27 Min., Dokumentarfilm
Geeignet ab 14 Jahren

Im August 1941 fällt Adolf R. als Soldat im Feldzug gegen Russland und lässt seine Frau und seine damals sechsjährige Tochter Ingrid zurück. 74 Jahre später spricht Maike, seine Urenkelin, mit ihrer Oma Ingrid über ihre Vorfahren und liest zusammen mit ihr die Feldpostbriefe des Urgroßvaters. Maike beginnt zu fragen, wie der Umgang mit dem Verlust war, damals und später, und ob jemand seine Grabstätte besucht hat. Im August 2016 machen sich die beiden in Begleitung von Matthias, dem Lebensgefährten von Maike, und der Dolmetscherin Ksenia auf den Weg nach Russland, um den Ort zu finden, wo Adolf begraben liegt – einen Ort für die Trauer, einen Ort, an dem ein Kreis sich schließen darf.

Es ist eine persönliche Geschichte, die erzählt wird, und gleichzeitig ist es eine Geschichte, die für das Gespräch zwischen den Generationen, für die Bedeutung der Erinnerungsarbeit und für ein kollektives Erbe der Kriegszeit steht.

 

  

Wir sind die Neuen
Ralf Westhoff, Deutschland 2014
89 Min., Spielfilm
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Geeignet ab 14 Jahren

Aus Geldnot beschließen die drei Alt-68er Anne, Eddi und Johannes, ihre einstige Wohngemeinschaft aus Studententagen wieder aufleben zu lassen. Außerdem wollen sie die gute alte Zeit wieder heraufbeschwören. Dabei geraten sie mit der jungen Studierenden-WG, die eine Etage über ihnen wohnt, aneinander. Während die entspannten Senioren bis in die frühen Morgenstunden trinken, philosophieren und Musik hören, wollen die zielstrebigen jungen Leute nur Ruhe, Ordnung und Sauberkeit. Die Generationen kriegen sich in die Haare und merken erst langsam, dass beide voneinander profitieren können.

Die Komödie befasst sich mit grundlegenden Fragen des Zusammenlebens der Generationen. Am Beispiel der vorgestellten Beziehungen zwischen Jung und Alt können darüber hinaus Aspekte eigener Lebensplanung thematisiert sowie der Wandel von Lebensrealitäten behandelt werden.

Der Film ist schulartübergreifend ab dem 8. Jahrgang einsetzbar, eignet sich aber auch gut für die Erwachsenenbildung und die Seniorenarbeit. Vorstellbar ist auch ein Generationen übergreifendes Kirchenkino.

 

 

Monsieur Pierre geht online
Stéphane Robelin,
Belgien/Deutschland/Frankreich 2017
95 Min., Spielfilm
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Geeignet ab 14 Jahren

Pierre ist alt und hat keine Lust mehr aufs Leben. Seine Frau, mit der er über fünfzig Jahre verheiratet war, ist verstorben. Eigentlich wartet er nun nur noch darauf, ihr endlich zu folgen. Seine Tochter Sylvie aber möchte, dass sich ihr Vater wieder der Welt öffnet. Und da das Fenster zur heutigen Welt nun einmal das Internet ist, besorgt sie Pierre nicht nur einen Computer, sondern mit Alex auch gleich einen jungen Lehrer, der Pierre alles erklären soll. Anfangs sträubt sich der grummelige alte Mann noch gegen das technische Ungetüm auf seinem Schreibtisch. Doch nach und nach lernt er damit umzugehen – und begibt sich bald schon im Netz auf die Suche nach Damenbekanntschaften. Das bleibt nicht ohne Folgen …

Ein humorvoller Blick auf das Älterwerden und das Miteinander der Generationen. Breit einsetzbar in der Gemeindearbeit und im Unterricht.

 


Oben
Pete Docter, USA 2009
96 Min., Animationsfilm
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Geeignet ab 8 Jahren

Nach dem Tod seiner Frau möchte sich der pensionierte Ballonverkäufer Carl Fredricksen im Alter von 78 Jahren einen lang gehegten Lebenstraum erfüllen: eine Reise in das Amazonasgebiet. Er befestigt Tausende von Luftballons an seinem Haus und schwebt in den Himmel. Zu spät bemerkt Carl, dass er einen blinden Passagier an Bord hat, den achtjährigen Pfadfinderjungen Russell. Dem kauzigen Rentner bleibt keine andere Wahl, als die Quasselstrippe mit auf die große Reise zu den Paradiesfällen zu nehmen. Dabei lernen sich die beiden sperrigen Figuren allmählich besser kennen und können sich über ihre Altersgrenzen hinweg bewähren, sodass aus dem alten Mann und dem aufgeweckten Jungen nach einigen Abenteuern ein eingeschworenes Team wird.

Dieser Familienfilm ist breit einsetzbar, sowohl in der Konfirmandenarbeit (z. B. auf Freizeiten) als auch in der Kinder- und Jugendarbeit oder Generationen übergreifend als Filmnachmittag der Kirchengemeinde. Er eignet sich ebenfalls für den Religionsunterricht in allen Schularten ab der Sekundarstufe I.

 


Tobi und die Alten
Anne-Kathrin Behl, Deutschland 2013/2014
13 Dias bzw. 13 Bilder auf einer DVD
Geeignet ab 5 Jahren

Zum Abschluss noch ein Bilderbuchkino für den Einsatz im Elementarbereich

In den Sommerferien hat Stinktierjunge Tobi niemand zum Spielen, weil alle seine Freunde verreist sind. Draußen sind nur alte Leute unterwegs, und die findet Tobi langweilig. Doch dann taucht er ein in den Erlebnisschatz von Herrn Geißmann, Frau Hornhilde und Herrn Graubart, ehemals Pilot, Sängerin und Meisterdetektiv. Gespannt hört der Junge, was die Alten zu erzählen haben.

Das Bilderbuch schildert eine Generationengeschichte, die Brücken baut. Kern dieser Geschichte ist das Verhältnis zwischen Jung und Alt und die Chance, die in der Begegnung und dem vorurteilsfreien Dialog zwischen Kindern und älteren Menschen steckt. Es regt dazu an, dass Jung und Alt sich mehr füreinander interessieren und sich miteinander beschäftigen.

Neben dem Einsatz in einer Kindertagesstätte bietet sich das Bilderbuchkino auch für die Arbeit mit Kindern in der Kirchengemeinde an. Daraus könnten sich Generationen übergreifende Projekte entwickeln, wie z.B. Vorlesestunden mit einer „Vorlese-Oma“ oder Besuche in einer Einrichtung der Altenhilfe bzw. im Seniorenkreis.

Alle hier beschriebenen Filme können in der Medienarbeit in Haus kirchlicher Dienste entliehen werden (Tel.: 0511 / 1241-403). Für einige gibt es auch eine Downloadfunktion. Recherche und Download sind unter www.medienzentralen.de möglich.

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Saltmark – Salzig 
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Crushed Willi
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Ponyhof
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 Meine Eltern – Vorbilder im Alter
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Ahnenfrieden
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Wir sind die Neuen
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Monsieur Pierre geht online
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Oben
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Tobi und die Alten