Setting
Die angehenden Erzieherinnen und Erzieher der Fachschule für Sozialpädagogik im zweiten Jahr bereiten kurz vor ihren Abschlussprüfungen im Religionsunterricht einen Gottesdienst für den Abschied der Kindergartenkinder vor, die nach den Sommerferien eingeschult werden und die Einrichtung verlassen werden.
Die Schülerinnen und Schüler der Fachschule Sozialpädagogik erleben im Lernfeld E der Niveaustufe 6 die Inhalte der Zielformulierung „Religiöses Leben aus eigener und fremder Perspektive deuten und verstehen“, wobei sie im Unterricht Ausdrucksformen christlicher Praxis zusammen mit ihnen anvertrauten Menschen erarbeitet haben. Die eigenständige Gestaltung und Feier einer Andacht in der christlichen Kindertagesstätte haben die Schülerinnen und Schüler erfolgreich gemeistert, und auch das Verfassen von Gebeten zu verschiedenen kirchlichen und biografischen Eckpunkten wurde erprobt und gemeinsam erarbeitet. Zudem hat die Klasse an der Vorbereitung und Durchführung von Schulgottesdiensten mitgewirkt und dabei Erfahrungen und liturgische Sicherheit sammeln können.
Um diese außergewöhnliche Situation des zu gestaltenden Abschiedes in der Kirche umsetzen zu können, werden die oben genannten Lernsituationen „Beten mit Kindern“ und „Wir gestalten den Schulgottesdienst“ aus dem Lernfeld E für den Abschiedsgottesdienst modifiziert und inhaltlich vertieft.
In den angesetzten drei Doppelstunden gestalten die Schülerinnen und Schüler den Ablauf des Gottesdienstes, verfassen die Texte und Gebete, entwerfen und erstellen das Giveaway für die angehenden Schulkinder. Lied- und Bibeltextauswahl erfolgen ebenfalls im Unterricht und auch eine Probe des Gottesdienstes findet in den Stunden statt.
Es zeigt sich früh in der Vorbereitung, dass die Themen „Neuanfang“, „Mut“, „Behütet sein“ und „Segen Gottes auf dem Weg“ den Inhalt und Tenor des Gottesdienstes bestimmen werden, der für die Kinder in ihrer gewohnten Umgebung, der Kirche der Gemeinde, stattfinden kann. Alternativ kann auch der größte Gruppenraum in der Kindertagesstätte genutzt werden, er sollte dann allerdings für eine liturgische Feier angemessen gestaltet werden.
Die Kinder, die durch Andachten und Tischgebete im Kindertagestätten-Alltag religiöse Rituale gewöhnt sind, werden bei dem Gottesdienst von ihren Familien begleitet, bei denen nicht davon auszugehen ist, dass alle das Setting „Gottesdienst“ verinnerlicht haben und gewohnt sind. Auch aufgrund der unterschiedlichen religiösen Hintergründe muss darauf geachtet werden, dass zwar durchweg christliche Begriffe und Gottesbilder in der protestantischen Wirklichkeit verortet werden, jedoch ohne dass ein Alleinanspruch dieser Religion vermittelt wird.
Hier wird auch die Lernsituation aus Lernfeld E „Juden, Christen, Muslime beten gemeinsam“ aufgegriffen und umgesetzt. Die Klasse hat durch Besuche in Moschee, Synagoge und Kirche die Besonderheiten aller Religionen kennengelernt; dabei wurden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten entdeckt, vertieft und die Grundlage eines gemeinsamen Gebetes der drei monotheistischen Religionen erarbeitet.
Die angesetzte Dauer des Gottesdienstes sind 45 Minuten am Ende des Kindergarten-Jahres, kurz vor den Sommerferien und zeitlich vor der „weltlichen“ Abschiedsfeier in der Einrichtung.
Inhalt des Gottesdienstes inklusive Giveaway und Dekoration
Die angehenden Erzieherinnen und Erzieher haben aufgrund der Abschieds- und Wehmuts-Situation der Kindertagesstätten-Kinder am Ende ihrer Kindertagesstätten-Zeit das Thema „Mut“ in den Mittelpunkt gestellt. Mut braucht man für einen Abschied, aber auch für einen Neuanfang.
Als biblische Geschichte bieten sich eine kindgerechte nacherzählte Version von Abraham (1Mose, 12,1-4a) und auch der beliebte und bekannte Vers 11 aus Psalm 91 „Denn er hat seinen Engel befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen“ an.
Der Mut, den die Kinder benötigen, um ohne allzu viel Traurigkeit aus der Tagesstätte zu gehen, wird ihnen auch durch die Zusage „Gott geht mit und behütet dich dabei“ (siehe Bibeltexte) zugesprochen.
Das „Behütet sein“ und „Segen Gottes auf dem Weg“ wird durch einen aus Papier gebastelten „Maler-Hut“ symbolisiert, der aus stabilem 160 Gramm Papier gemacht wird. Darauf werden die Porträt-Garderoben-Fotos der Kinder kopiert, so dass jeder Hut die Bilder der zu verabschiedenden Kinder trägt. Auf der Krempe des Hutes steht der Bibelvers „Gott segne dich und behüte dich“ aus 4Mose 6,24.
Diese Hüte basteln die Schülerinnen und Schüler ohne Wissen der Kinder im Vorfeld.
Ein weiterer, riesiger Hut aus dem gleichen Material steht auf dem Altar gut sichtbar in der Mitte. Der Titel des Gottesdienstes ist dann dementsprechend „Mut mit Hut“ und macht auch in der Ankündigung durch Plakate in der Einrichtung und im Gemeindeschaukasten neugierig auf die Feier.
Die Lieder, die die Klasse ausgesucht hat, sind inhaltlich und thematisch auf Titel und Inhalt abgestimmt und den Kindern der christlichen Einrichtung bekannt. Das „Kindermutmachlied“ von Andreas Ebert „Vergiss es nie“ von Jürgen Werth und EG 171 „Bewahre uns Gott“ greifen die Bibelverse, die Gebete, die selbstverfassten Texte und die Segenswünsche sinnvoll und stimmig auf und auch der „Hut, der behütet“ findet so seinen Platz in der Musik.
Vorbereitung und Materialien
Im Altarbereich stehen verborgen vor den Augen der Gottesdienstbesucher die Kisten mit den gebastelten Maler-Hüten, auf denen die Fotos der Kinder abgedruckt sind. Auf dem Altar in der Mitte liegt der große gebastelte Maler-Hut mit den Fotos der Kinder. Auf der dem Kirchenschiff nicht zugewandten Seite der Hutkrempe steht der Bibelvers „Gott segne dich und behüte dich.“
Ablauf
- Orgelmusik oder Gitarre (fröhlich und schwungvoll), z. B. eine Variation aus EG 334 „Danke“.
- Begrüßung
- Gebet
- Kindermutmachlied
- Dialogerzählung von Abraham
- Predigtanspiel zu Abraham und Psalm 91,11 – Einleitung, Aktion der Liturgen: Giveaway
- Lied „Vergiss es nie“
- Fürbitten
- Vaterunser
- Aaronitischer Segen
- Segenslied EG 171 „Bewahre uns Gott”
- Auszug der Liturgen mit den angehenden Schulkindern