Das Thema „Heiliges Essen, tägliches Brot“ wird in unterschiedlichster Form in Filmen bearbeitet. In den beiden im Folgenden vorgestellten Spielfilmen wird „Essen“ mit Gemeinschaft, Stärkung, Versöhnung, Neuwerdung, Dank und Freude in Verbindung gesetzt. Bedeutungen, die auch auf die Feier des Heiligen Abendmahls hinweisen.
Babettes Fest (Babettes Gæstebud)
Gabriel Axel, DK 1987
102 Min., f., Spielfilm, FSK: 6
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Verfilmung einer Novelle von Tania Blixen. – Ein kleines puritanisches Fischerdorf auf Jütland im Dänemark des 19. Jahrhunderts wird von einem gottesfürchtigen Pastor geleitet, der seine beiden Töchter Martine (nach Martin Luther) und Philippa (nach Philipp Melanchthon) zu frommen und enthaltsamen Menschen erzogen hat. Aufgrund ihrer Schönheit werden die Schwestern eifrig umworben, aber aus Liebe zu ihrem Vater verzichten sie auf eine Heirat. Nach dem Tod des Vaters halten sie sein Andenken in Ehren und führen seine Werke des Glaubens und der Barmherzigkeit weiter.
Eines Tages taucht die Französin Babette bei den Schwestern auf. Sie musste nach der Zerschlagung der Pariser Kommune aus Frankreich fliehen und sucht – mit einem Empfehlungsschreiben des früheren Gesanglehrers und Verehrers in der Hand – bei den frommen Schwestern Zuflucht. Diese nehmen die katholische Babette bei sich auf und stellen sie als Dienstmädchen ein. Babette erlebt den weltentsagenden Pietismus, die heimliche Zwietracht und Gehässigkeiten unter den Brüdern und Schwestern der Gemeinde sowie die einschläfernden gottesdienstlichen Versammlungen. Nicht zuletzt muss sie die wiederkehrende Genügsamkeit in der täglichen Nahrungsaufnahme, den faden Geschmack von Stockfisch und Brotsuppe ertragen.
Jahre später erhält Babette von der Post einen Scheck über 10.000 Francs, die sie in der französischen Lotterie gewonnen hat, in die eine letzte gute Freundin von ihr regelmäßig einzahlt. Babette bittet die Schwestern, ein Festessen im französischen Stil zum Andenken an den 100. Geburtstag des verstorbenen Pastors ausrichten zu dürfen. Sie möchte so ihren Dank für die Gastfreundschaft der Schwestern und der Dorfgemeinschaft zum Ausdruck bringen. Widerstrebend willigen die Schwestern in diese sonst verpönte irdische Lustbarkeit ein.
Babette lässt exquisite Speisen und Getränke kommen und bereitet ein köstliches Mahl nach höchster französischer Kochkunst zu. Das weckt die Skepsis der überzeugten Asketen im Dorf: Darf man als guter Christ so offensichtlich genießen? Doch das Festmahl verwandelt die Gäste. Die anfangs misstrauisch schweigenden Brüder und Schwestern, die sich vorab auf eine standhafte Leugnung jeglichen Genusses eingeschworen hatten, tauen auf, verhalten sich freundlich und menschlich zueinander und genießen die Köstlichkeiten mit Heiterkeit und Freude. Sie lösen sich von ihren selbst auferlegten gesellschaftlichen Zwängen und entdecken schließlich ihre Lebensfreude wieder.
Babettes Fest erhielt 1988 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film und weitere hochrangige Auszeichnungen. Er ist einer der ersten Filme, der das Essen und die Zubereitung köstlicher Speisen thematisiert hat. Seinen Charme bezieht er aus dem Aufeinandertreffen von sinnen- und lustfeindlicher puritanischer Lebensweise, die jeglichen Genuss verbietet, mit der lustvollen, Genuss versprechenden Darbietung von köstlichen Speisen der französischen Küche. Das von Babette ausgerichtete Festmahl erinnert an die Feier des Heiligen Abendmahls. Detlef Brennecke, der 1996 eine Biografie über Tania Blixen verfasste, spricht in diesem Zusammenhang von einer „kulinarischen Eucharistie“. Die erstarrten, zum Teil zerstrittenen Gemeindemitglieder finden beim Festmahl wieder zusammen, sie reden miteinander, versöhnen sich, erleben Gemeinschaft und Befreiung und verändern sich. Aus zwanghaften religiösen Asketen werden Menschen, die wieder Freude am Leben haben und genießen können. Sie entdecken, dass Genuss und Freude einer christlichen Lebensführung nicht widersprechen.
Dieser Film eignet sich hervorragend für einen Filmgottesdienst, der mit einem gemeinsamen Festmahl ausklingt. Denkbar ist auch ein Filmnachmittag/ein Filmabend mit Filmgespräch und einem sich anschließenden Essen. Diskussionspunkte könnten sein: verschiedene Frömmigkeitsstile und ihre Auswirkungen auf das alltägliche Leben, Feste feiern, verschiedene Funktionen von Essen (heiliges Essen), das Festmahl als Hinweis auf das Heilige Abendmahl.
Das Festmahl im August (Pranzo di Ferragosto)
Gianni Di Gregorio, I 2008
75 Min., f., Spielfilm, FSK: 0
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
In jedem Jahr um Ferragosto (15. August, Mariä Himmelfahrt) flüchten die Römer vor der stickigen Hitze aufs Land. Der abgebrannte Giovanni kann jedoch nicht in die Ferien fahren, da er seine alte Mutter betreuen muss. Seinen Frust über die dominante Dame spült er regelmäßig in der nächsten Eckkneipe runter. Als der Hausverwalter Luigi ihm vorschlägt, einen Teil der Mietschulden zu erlassen, wenn er 24 Stunden auf seine Mutter aufpasst, sagt Giovanni zu – nicht ahnend, dass er während der Augustferien auch noch dessen Tante bei Laune halten soll. Zudem liefert Giovannis Hausarzt seine Mutter Grazia bei ihm ab, ausgestattet mit einer Gebrauchsanweisung, was sie nicht essen darf und welche Medikamente sie wann nehmen muss. So darf Hobbykoch Gianni den heißen Feiertag mit gleich vier rüstigen Damen verbringen, die sich zu allem Überfluss zunächst ganz und gar nicht grün sind. Gianni müht sich nach Kräften, die eigenwilligen Hausgäste zu befrieden. Mit dem Festmahl zum Ferragosto entwickelt sich schließlich ein lebhaftes Zusammensein der alten Damen bei Wein und anderen Köstlichkeiten, so dass diese sich wünschen, dass das Fest niemals enden möge.
Das Festmahl im August ist eine leichte und vergnügliche Komödie, ein lebensbejahender Film mit einer unaufdringlichen Botschaft: Auch ältere Menschen haben noch das Recht auf Freude und Vergnügen; nicht immer sind alle Verbote und Regeln, die überbesorgte Kinder aufstellen, auch wirklich notwendig. Und da darf dann auch mal ganz lustvoll ein Festmahl genossen werden.
Im Originaltitel Pranzo di Ferragosto klingt der Bezug zum christlichen Feiertag an, die Aufnahme Mariens in den Himmel. Ganz ähnlich finden nun vier alte Damen Aufnahme in der Wohnung Giannis. Es ist eine Alten-WG auf Zeit, die aus der Not geboren ist und in allgemeiner Freude endet. Beim Festmahl ist alles Streiten, ist jede Unzufriedenheit und Egozentrik, sind alle Schrullen vergessen. Die Frauen finden beim festlichen Essen und Trinken zueinander, erleben Gemeinschaft und Fröhlichkeit, fühlen sich wie im Himmel. Ebenso wie Babettes Fest erinnert Das Festmahl im August an das Abendmahl als Versöhnungs- und Gemeinschafts- und Freudenmahl sowie an „Das Gleichnis vom großen Festmahl“ (Lk. 14, 15-24).
Das Festmahl im August befasst sich mit dem Leben im Alter und den damit verbundenen Einschränkungen. Deshalb bietet es sich an, diesen Film in der Seniorenarbeit, in der Erwachsenenbildung oder während eines Gemeindefilmnachmittages oder -abends mit Filmgespräch einzusetzen. Diskussionspunkte könnten sein: Bedeutung der italienischen „Mamma“, Leben im Alter, Gemeinschaft, Freude trotz Einschränkungen, verschiedene Funktionen von „Essen“, Heiliges Essen.
Wenn es um das Essen, das tägliche Brot geht, muss auch auf den vielfach verschwenderischen Umgang mit Lebensmitteln und den damit verbundenen globalen Folgen wie u.a. Klimawandel, Armut/Reichtum oder Ausbeutung eingegangen werden. Beispielhaft für eine Reihe von Dokumentationen, die zu dieser Thematik entstanden sind, steht der folgende Dokumentarfilm:
Taste The Waste
Die globale Lebensmittelverschwendung. Wohlstand oder Wahnsinn?
Valentin Thurn, D/A 2011
91 Min., f., Dokumentarfilm, FSK: 0
Altersempfehlung: Ab 14 Jahren
Es klingt fast unglaublich und ist doch traurige Realität: Fast 50 Prozent aller Lebensmittel werden weggeworfen – ob durch die Verbraucherinnen und Verbraucher oder schon vorher durch die Industrie selbst. Niemandem gefällt diese Wahrheit und doch machen viele mit. Warum? Die Dokumentation sucht nach Antworten und befragt Akteure wie die in der Abfallwirtschaft, Supermarktleiter, Bauern oder Köche rund um den Globus.
Der Film zeigt, wie verheerend sich der Lebensmittelkonsum auf das Weltklima auswirkt. Die Landwirtschaft verschlingt riesige Mengen an Energie, Wasser, Dünger und Pestiziden; Regenwald wird für Weideflächen gerodet. Mehr als ein Drittel der Treibhausgase entsteht durch die Landwirtschaft. Nicht unbedeutend sind auch die auf den Müllkippen vergärenden Lebensmittelabfälle, denn die entstehenden Methangase haben entscheidenden Einfluss auf die Erderwärmung.
Die Dokumentation verdeutlicht auch die globale Dimension des Lebensmittelkonsums. Am Beispiel des Bananenimports aus Kamerun wird aufgezeigt, welche entwicklungspolitischen Auswirkungen das „Wegkaufen von Nahrungsmitteln“ durch wohlhabende Konsumenten im Westen hat.
Gleichzeitig werden Alternativen zu verschwenderischem Verhalten sowie Möglichkeiten größerer Wertschätzung benannt. Gezeigt werden Menschen, die nicht nur konsumieren, sondern die auch nach neuen Wegen suchen; so einige „Mülltaucher“, die sich weitgehend aus den Abfallcontainern von Supermärkten versorgen, oder auch ein Modellprojekt aus den USA, wo es gelungen ist, über eine Art Einkaufsgenossenschaft den Zwischenhandel ganz zu umgehen.
Der Film eignet sich für eine erste Sensibilisierung für die Thematik „Lebensmittelkonsum und -verschwendung“ im Religions- und Ethikunterricht sowie in der außerschulischen Jugendarbeit und der Erwachsenenbildung. Der Film regt dazu an, sich mit der grundlegenden ethischen Fragestellung nach einem angemessenen Umgang mit den elementarsten Mitteln zum Leben, den Lebensmitteln, zu beschäftigen. Die eindrücklichen Schilderungen und vielen persönlichen Interviews aus den verschiedenen Bereichen von Produktion, Vermarktung, Verbrauch und Entsorgung zeichnen den Film aus und werden spontane (emotionale) Reaktionen auslösen, sei es moralische Empörung oder auch nur Erstaunen über das Ausmaß der Verschwendung. Da auch erste Schritte zu einer möglichen Veränderung aufgezeigt werden, muss das Gespräch über die Gesamtproblematik nicht depressiv gestimmt verlaufen (nach dem Motto: „Das ist ein globales Problem, daran kann man sowieso nichts ändern!“), sondern kann einen hoffnungsvollen Verlauf nehmen und sich damit befassen, was jeder/jede Einzelne tun kann, um kleine Schritte für einen Wandel zu gehen.
Es gibt noch weitere Dokumentationen, die im Zusammenhang von Heiliges Essen – tägliches Brot gezeigt werden könnten wie We Feed The World von Erwin Wagenhofer, Österreich 2005, oder Food, Inc. – Was essen wir wirklich? von Robert Kenner, USA 2008.
Alle in diesem Beitrag genannten Filme sind in der Medienarbeit im Haus kirchlicher Dienste für den gesamten Bereich der hannoverschen Landeskirche per persönlicher Abholung oder Versand ausleihbar (Tel.: 0511/1241501 oder medienverleih@kirchliche-dienste.de).