Biblisch kochen - Ein kulinarisches Gemeindeprojekt

Von Franziska Baden

 

Brot, Wein und Olivenöl: Das sind die Grundnahrungsmittel im Alten Israel. Zunächst etwas trocken bietet die Bibel aber mehr Nahrungsmittel und Speisefolgen, die zum Nachmachen anregen. Biblisch Kochen schafft neue Eindrücke und macht in vielen Konstellationen und Gruppen Spaß.

Eine kulinarische Reise durch die Bibel gewährt einen neuen Blick auf das Buch der Bücher. In einer praktischen Umsetzung ermöglicht es, Hintergründe der biblischen Lebenswelt zu erfahren. Dies schenkt wiederum einen neuen Blick auf den biblischen Text. Die Gemeinschaft beim gemeinsamen Essen wird in der Bibel besonders hervorgehoben. Zudem lässt sich eine wesentlich gesündere Ernährung als unsere heutige oft bietet kennenlernen.


Kochshows, Ernährungstrends und die Bibel

Kochen, Ernährung und gerade das gemeinsame Essen sind nicht nur in der Bibel Grundlage des Lebens. Auch in unserer Gesellschaft wird gemeinsames Essen, aber auch die Frage nach dem, was wir essen, immer wichtiger.

In den Medien ist Kochen ein weit verbreitetes Phänomen. Eine Vielzahl von Kochvideos sind bei Youtube zu finden, Kochbücher für alle Altersklassen stehen in den Buchläden. Aber auch im Fernsehen reihen sich Kochsendungen aneinander. Es wird nicht mehr nur für Hausfrauen am Vormittag in den Fernsehsendungen von Sterneköchen das Mittagessen vorgekocht. Am Nachmittag treten Hobbyköche gegeneinander an, um verschiedene Sterneköche von ihrer Kochkunst zu überzeugen. Selbst zur Primetime am Sonntagabend treten Kochshows gegen den Tatort an. Am Vorabend kann man sehen, wie sich fremde Menschen gegenseitig einladen und füreinander ein möglichst perfektes Dinner kochen. Es wird zusammen gegessen und es entsteht eine Gemeinschaft aus fremden Menschen.

Dabei tritt die Frage der Ernährung immer mehr in den Fokus: Fleisch oder kein Fleisch oder ganz auf tierische Produkte verzichten oder Essen wie in der Steinzeit (Paleo-Diät), aber schmecken soll es auch noch.

Bei diesem Trend kann auch die Bibel mithalten. Biblisch kochen reiht sich da ein.1 Die Bibel als Buch über Menschen, die ihr Leben mit Gottes Begleitung leben, wird auch über alltägliche Dinge geschrieben. „Wir finden keine kompletten Rezepte, aber mit dem, was die Bibel hergibt, und etwas Fantasie lassen sich die schmackhaftesten Gerichte kochen.“2 Viele verschiedene Lebensmittel werden benannt, viel erzählt, wie Menschen zusammen gegessen haben.

Ein Gemeindeprojekt „Biblisch kochen“ bietet sich für verschiedene Gruppen und Altersstufen an: für neue oder schon bestehende Gruppen, die mal etwas Anderes machen wollen; im Frauen- oder im Männerkreis, die die Bibel mal etwas mehr ins Zentrum rücken möchten; für einen Bibelkreis, der die Bibel auf eine andere Art und Weise entdecken möchten; als Aktion auf einer Konfirmandenfreizeit; aber auch als Teambildung im Kirchenvorstand.


Jakob und Esau, jüdische Speisegebote oder mit Jesus essen

Bei „Biblisch kochen“ werden biblische Geschichten mit einem gemeinsamen Kocherlebnis zusammengebracht. Zur Erkundung der Bibel auf kulinarischem Weg bieten sich verschiedene Bibeltexte an. Die Geschichte von Jakob und Esau ist nur ein – wenn auch sehr prominentes – Beispiel (1. Mose 25,29–34) für eine solche Entdeckung. Gut möglich sind auch die Geschichte von Jesus und den Emmaus-Jüngern (Lukas 24,13–35) oder die Erzählung von der Wüstenwanderung, bei der die Israeliten von den Köstlichkeiten in Ägypten träumen (4. Mose 11,1–20). Es gibt noch viele mehr. Welche Geschichte Grundlage für das gemeinsame Kochen sein soll, ist abhängig von der Gruppe: Wie viel Vorerfahrung haben die Teilnehmenden mit der Bibel? Welche Geschichten kennen sie schon? Für eine unerfahrene Gruppe habe ich zunächst die Geschichte von Jakob und Esau ausgewählt, da diese bei den meisten Teilnehmenden bekannt war, so dass die Geschichte auf eine neue Weise kennengerlernt werden konnte. Für eine erfahrenere Gruppe kann es auch interessant sein, sich mit den jüdischen Speisegeboten auseinanderzusetzen und dabei die Konsequenzen beim eigenen Kochen zu erfahren.3 Die Geschichte kann an den Anfang der gemeinsamen Aktion zusammen mit ein paar Informationen zu Kochweisen und der Ernährung gestellt werden. So bleibt den Teilnehmenden auch beim Kochen die Möglichkeit, sich über die Geschichte auszutauschen.


Brot, Linsensuppe, Gurkensalat

Brot und Olivenöl als Grundnahrungsmittel decken den Bedarf an Fett und Kohlehydraten ab. Für eine ausgewogene Ernährung braucht man aber auf jeden Fall noch Eiweiß. Dieses nahmen die Menschen im Alten Israel besonders durch Hülsenfrüchte, Sauermilch und Käse zu sich. Die Esskultur zur biblischen Zeit ist geprägt von der Mangelgesellschaft, dabei werden keine Kalorien verschwendet. Fleischgenuss gab es nur an hohen Feiertagen, wenn hochstehende Gäste kamen oder beim familiären Dankopfer nach der Erfüllung eines Gelübdes. Die Tiere galten zudem als Mitgeschöpfe und waren für die Menschen nicht so leicht zu schlachten, ohne Gott etwas davon abzugeben. Die Tiere dienten auch als Arbeitstiere und gaben Milch zur Ernährung.4

Da die Bibel keine ausformulierten Rezepte liefert, kann hier der Fantasie freien Lauf gelassen werden.
Die Auswahl der möglichen Gerichte ist vielfältig. Zur Geschichte von Jakob und Esau bietet sich eine Linsensuppe an.5 Besonders zeichnet sich diese Suppe durch ihre Gewürze aus. Koriander, Zimt und Kreuzkümmel geben einem intensiven Geschmack und so brauchte es nicht mehr viel Salz. Dazu kann besonders gut frisches Fladenbrot6 gereicht werden. Das Fladenbrot wurde auch als Besteck genutzt: Jedes Familienmitglied nahm ein Stück Brot und tauchte es in die etwas dickere Soße.

Für die nötigen Vitamine kann dazu ein Gurkensalat á la Numeri gemacht werden. Gemüse wurde damals noch nicht systematisch angebaut, sondern in der freien Natur gesammelt. Meistens wurde das Gemüse im rohen Zustand verzehrt, da dies die meisten Vitamine bietet. Viele Kräuter wurden als Salatbeilage zu Fleisch gereicht.7

Durch den Kontrast vom Linsengericht und dem Gurkensalat spüren die Teilnehmenden am eigenen Leib, warum die Israeliten in der Wüste gegen Mose murrten und lieber wieder nach Ägypten wollten, wo sie viele Lebensmittel bekommen hatten, die es nun nicht mehr gab.

Auch Süßspeisen sind in der Bibel zu finden. Die verbotene Frucht aus der Schöpfungsgeschichte oder Nüsse aus dem Liebesgarten im Hohelied der Liebe sind nur eine Auswahl der Süßspeisen. Äpfel in Nusssauce 8 ist eine einfache Variante für einen Nachtisch. Hierbei ist hervorzuheben, dass keine künstlichen Zuckerzusätze gebraucht werden, allein Honig und der Fruchtzucker der Äpfel machen die Süße des Gerichts aus.

Das hier vorgeschlagene Menü 9 ist für Gemeindegruppen leicht zuzubereiten, weil es sich um einfache Gerichte handelt. Trotzdem ist es abwechslungsreich und führt in verschiedene Geschmacksrichtungen der biblischen Lebenswelt ein. Es gibt viele weitere Möglichkeiten für Gerichte, die sich an biblischen Essgewohnheiten orientieren. In verschiedenen Publikationen finden sich fertig ausgearbeitete Rezepte. Zu empfehlen sind besonders:

  • Eleonore Schmitt, Bibel Kochbuch: Koch- und Lesebuch zum Alten und Neuen Testament, Steyer (Österreich) 9. Aufl. 2007 10 (Ennsthaler Verlag).
  • Heike Malisic / Udo Eckert, Biblisch Kochen. Eine kulinarische Reise durch die Bibel, Witten 2. Aufl. 2013 11(SCM Collection).


Kochen, Beten, Essen

In Teams zu kochen macht Spaß. So bietet es sich an, immer mehrere Leute mit einer Aufgabe zu betreuen. Dabei können sie auch ins Gespräch kommen: Was ist euch wichtig beim Essen? Hat Essen für euch eine religiöse Dimension? Was fällt auf, wenn wir biblische Gerichte kochen?

Vor dem Essen zu beten, ist nicht überall üblich, betont aber die religiöse Dimension der gemeinsamen Aktion. Das gemeinsame Essen ermöglicht es, über die biblische Geschichte ins Gespräch zu kommen oder neue Impulse einzubringen (z.B. Abendmahl: Welche Bedeutung hat das Abendmahl für euch? Wieso wird gerade dabei zusammen gegessen?)
 

Checkliste zur Vorbereitung:

  • Wo kann ich das in meiner Gemeinde durchführen? Es braucht doch etwas Platz. Ist die Küche im Gemeindehaus dafür ausgestattet?
  • Mit welcher Gruppe möchte ich kochen?
  • Welche Geschichte oder Geschichten sollen im Mittelpunkt der Aktion stehen?
  • Welche Gerichte möchte ich dazu kochen?
  • Wie viele Leute sind dabei?
  • Welche Lebensmittel brauchen wir? Wer soll, was vorher einkaufen?
  • Wie soll das Essen gestaltet werden?
  • Die Rezepte sollten für die Teilnehmenden kopiert werden.

 

Anmerkungen:

  1. BibelTV hat ein Format „Biblisch Kochen“ ins Fernsehen gebracht. Weitere Informationen zur Sendung und den jeweiligen Rezepten: http://www.biblisch-kochen.de.
  2. Malisic, Biblisch Kochen, 7.
  3. Viel Anregungen für die Verbindung der Gerichte mit Geschichten finden sich im „Bibel Kochbuch“ von Eleonore Schmitt.
  4. Vgl. Masilic, Biblisch, 10f.
  5. Gekocht nach: Schmitt, Bibel, 33.
  6. Gebacken nach: Masilic, Biblisch, 23.
  7. Zubereitet nach: Schmitt, Bibel, 71.
  8. Gekocht nach: Schmitt, Bibel, 107.
  9. Linsengericht, Gurkensalat, Fladenbrot und Apfel mit Nusssoße; vgl. Rezeptkarten im Downloadbereich.
  10. Dieses Kochbuch zur Bibel arbeitet historisch und bietet Hinweise zur koscheren Ernährung, viele Hintergründe zu den biblischen Stellen und den Lebensmitteln insgesamt.
  11. Das Buch zur TV-Serie „Biblisch Kochen“ lädt zu Nachkochen ein. Die jüdischen Ernährungsgewohnheiten werden in der Übersetzung der Rezepte in unsere Zeit nicht durchgängig beachtet. Es werden zu verschiedenen Bibelstellen neben kulinarischen auch geistliche Impulse gegeben (z.B. Was kochte man, wenn ein Engel zu Besuch kam?).