Konfirmandenunterricht an der Schule hat Chancen und bietet Möglichkeiten. Zwar sind die Einwände groß und gewichtig; außerdem ist KU in der Schule in der Fläche unserer Landeskirche utopisch und soll nur ein Modell unter vielen werden. Warum lohnt es sich trotz aller Einwände und Utopien dann, darüber nachzudenken?
Ich kooperiere seit drei Jahren mit KU 41 mit einer Ganztagsgrundschule in Nienburg. Das Projekt hat sich inzwischen auf zwei weitere Halbtagsgrundschulen im Gemeindebezirk ausgedehnt und soll sogar regional, über die Gemeindegrenzen hinaus erweitert werden. In anderen Gemeinden im Kirchenkreis verläuft es ähnlich und die Erfahrungen der Kooperation mit den Grundschulen sind gut. KU in der Schule ist eben nicht parochial zu erfassen – aber am Ende haben auch die Gemeinden etwas davon.
Wenn wir uns auch mit KU in der Schule als Kirche im 21. Jahrhundert profilieren und leuchten wollen, dann sollten die engagierten religionspädagogischen Kräfte aus der Kirche in der Schule unterrichten. Das werden bestimmt auch ältere Jugendliche sein, neben Hauptamtlichen aus der Kirche – vom Kreisjugenddienst über Diakone und Pastorinnen, vielleicht ja auch Schulpastorinnen und -pastoren.
KU in der Schule bietet die Riesenchance, einen spezifischen und attraktiven Beitrag von Kirche aus dem Ort, der Region und dem Kirchenkreis für das Schulleben und das Schulprofil von Ganztagsschulen zu leisten. Und natürlich auch für die Schulen, die sich noch nicht so nennen, aber ihren Unterricht und ihre AGs in immer mehr Nachmittagszeit hinein ausdehnen.
KU in der Schule ist der Ort für gelebte Religion an einem Lebensmittelpunkt der Jugendlichen. So verstanden kann KU in der Schule Auswirkungen auf viele Bereiche des Schullebens haben. Eine Kultur von Schulgottesdiensten und -andachten kann aus ihm wachsen, eine Struktur für Schulseelsorge kann mit ihm aufgebaut werden, um nur zwei Bereiche anzuführen. KU in der Schule braucht nicht nach dem 45-Minuten-Rhythmus vertaktet zu werden und bietet der Schule Möglichkeiten zur Öffnung hin zum Gemeinwesen. Die Konflikte um die Stundenpläne am Nachmittag können für die Kinder und Jugendlichen kleiner werden, wenn der KU integriert wird. Für Schülerinnen und Schüler ist es attraktiv, mit dem KU als einer AG Verpflichtungen abzudecken, egal ob als Teamerin oder als Konfirmand. Natürlich darf keine Stunde KU als Ersatz für RU aufgerechnet werden.
Wenn für die Schule ziemlich viel dafür spricht, dass KU in ihr einen guten Ort bekommt, so ist das für die einzelnen Kirchengemeinden noch lange nicht ausgemacht. Sie verlieren auf den ersten Blick Gruppen, die nachmittags das Gemeindehaus nutzen. Dass die Schule oft bessere Räume und Materialien hat, wird von Kirchengemeinden für ihren Nachwuchs nicht sofort gesehen. Wie man die Bindung der Jugendlichen im KU an die eigene Gemeinde über den Gottesdienst hinaus schafft, an die Menschen und den Ort, zu dem die Jugendlichen kirchengemeindlich gehören, das ist eine offene Frage. Es muss Verzahnungen geben: Von KU in der Schule aus in die Kirchengemeinden, in die Einrichtungen des Kirchenkreises und in die kirchliche Jugendarbeit. Die Jugendlichen müssen erleben, dass die Kirchengemeinden lebendig und offen für sie sind, dann werden sie auch wissen, wohin sie gehören. Wenn sie seit Kita- und Grundschulzeit schon enge Kontakte mit ihrer Kirchengemeinde hatten, werden sie sich auch mit KU in der Schule nicht von der Parochie entfremden. KU in der Schule wird vielleicht nicht in erster Linie den Nachwuchs für die Kirchengemeinde bilden. Aber Jugendliche bilden sich religiös im guten KU in der Schule, und sie werden dort überzeugend und authentisch ihr Christsein leben. Das kann auch für die Kirchengemeinden nur gut sein.
Anmerkungen
- Bei „KU 4" wird der Konfirmandenunterricht im ersten Jahr für Viertklässler angeboten (im sog. „Hoyaer Modell„ unter Beteiligung engagierter Eltern), und im zweiten Jahr in der siebten Klasse, so dass die Konfirmation auch hier im „normalen" Alter von ca. 14 Jahren stattfindet.