Maria und Marta - Bilddidaktische Zugänge zu Lk 10,38-42 mit einem dritten Grundschuljahrgang

von Miriam Bahr

 

Zum Einsatz von Bildern im Unterricht

Der Einsatz von Bildern im Religionsunterricht soll kein "heimlicher Kunstunterricht im religiösen Gewand" sein, sondern er soll Schülerinnen und Schüler andere als die gewohnten Möglichkeiten anbieten, biblische Geschichten für sich zu erschließen. In kreativer Weise kann eigenverantwortliches Lernen im Blick auf Bilder und biblische Texte eingeübt werden.

Als "offene Kunstwerke"1 leben Bilder von ihrer Form und Offenheit. Jedes hat seine eigene Aussage. Es wäre unangemessen, sie auf die Illustration eines Inhaltes, auf die Stundenmotivation oder den Methodenwechsel zu reduzieren. Darin läge die Gefahr der Funktionalisierung, die es zu vermeiden gilt. Den Vorteil der Offenheit hat das Bild dadurch, weil in ihm alle Dimensionen, "Reales und Symbolisches, Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges, Bewusstes und Unbewusstes"2 gleichzeitig dargestellt werden können.

Kinder unserer Gesellschaft leben zunehmend von "Erfahrungen aus zweiter Hand". Paradoxerweise werden Abbilder als das Eigentliche betrachtet, weil eigene Erfahrungen fehlen.3 Neill Postmanmacht besonders die elektronischen Medien für dieses Phänomen verantwortlich: Für die Medien sei es "unmöglich, irgendwelche Geheimnisse zu bewahren. Ohne Geheimnisse aber kann es so etwas wie Kindheit nicht geben."54

Erwachsenen fehlt oft der Zugang zur Bilderwelt, den Kinder ihnen voraus haben. Wenn mit Kindern Bilder betrachtet werden, muss gelernt werden, mit den Augen der Kinder zu sehen, ihren "Seh-Wegen"5 nachzugehen, mit deren Hilfe die Welt den Kindern zugänglich ist. Je länger Kinder ein Bild betrachten, um so mehr Einzelheiten fallen ihnen auf. Dadurch kann eine Bildbetrachtung zur Entdeckungsreise werden. Goecke-Seischab merkt jedoch an, dass bei Kindern "diese Fähigkeiten durch die Überflutung mit visuellen Eindrücken oft verschüttet [sind] und im Unterricht neu eingeübt werden"6 müssen.

Erfahrungsgemäß suchen sich Kinder in Geschichten für ihr Leben Mutmachendes, in das sie sich hineinträumen können. Das gilt ebenso für Bilder. In ihnen angelegte Handlungsvollzüge werden aufgenommen und phantasievoll erweitert. Widersprüche sind nicht hinderlich, weil sie zum Nachfragen anregen. Mit ihren schöpferischen Möglichkeiten können Kinder dann eigenständig zum Bild Stellung nehmen. "Sie werden auf diese Weise selbst zu Auslegern der Geschichte im Medium [eigenen] Malens und Gestaltens."7

Die heutige Bilderflut, die zu einer oberflächlichen Wahrnehmung geführt hat, ist ein bedenkenswerter Punkt im Umgang mit Bildern. Viele Kunstdidaktiker streben aus diesem Grund "das sorgfältige Sehen und das eindringliche Betrachten"8 an, damit sich zwischen dem Betrachter und dem Bild ein Dialog entwickeln kann. Allen voran prägte Günter Lange den Begriff des "Stärkens der Sehgeduld"9, die den Kindern heute vielfältig verloren gegangen ist.

Die dargestellte Unterrichtsstunde steht im Rahmen einer Unterrichtseinheit "Jesus begegnet den Menschen". Die einzelnen Geschichten sollen den Schülerinnen und Schülern etwas von der Zuwendung Gottes erfahrbar machen, die sich in der Begegnung zwischen Jesus und Mensch manifestiert. Die Geschichte der Kindersegnung (Mk 10,13-16), die Jüngerberufung (Mk 1,16-18), die Geschichte von Maria und Marta (Lk 10,38-42), von Zachäus (Lk 19, 1-10), Jesu Salbung durch die Sünderin (Lk 7, 36-50) und die Geschichte der Emmaus-Jünger (Lk 24, 13-35) werden anhand verschiedener Bilder und Zugänge erarbeitet.

  

Jesus begegnet seinen Freundinnen:
Maria und Marta (Lk 10,38-42)

Lernziele
Grobziel: Die Schülerinnen und Schüler sollen die biblischen Geschichte von Jesu Besuch bei Maria und Marta an einem Bild von Annegert Fuchshuber kennen lernen und darin die Annahme beider Schwestern durch Jesus erkennen.10

Feinziele: Die Schülerinnen und Schüler sollen ...

  • ... mit den Personen des Bildes von A. Fuchshuber vertraut werden und sich durch Entwerfen der Bildmitte der biblischen Geschichte nähern.
  • ... die neutestamentliche Überlieferung von Lk 10,38-42 kennen lernen.
  • ... erfahren, wie Jesus für Maria eintritt und deutlich macht, dass vor Gott beide Schwestern gleich wichtig sind.
  • ... am Beispiel der Geschichte erkennen, dass Marias Entscheidung, sich Zeit für Gott zu nehmen, ein guter Entschluss ist.

 

Sachanalyse: Exegese Lk 10,38-42

Jesu Gleichniserzählung über Nächstenliebe (Barmherziger Samariter: Lk 10,25-37) fügt Lukas die Erzählung über Jesu Aufnahme in Martas Haus an und veranschaulicht in der Darstellung der ungleichen Schwestern die sozialgeschichtlichen Probleme der urchristlichen Gemeinde.11

Für die damalige palästinensische Zeit selten ist die lukanische Darstellung, die Marta in der Stellung als Hausherrin sieht. Ebenso ungewöhnlich, im Horizont damaligen Rollenverständnisses, ist die Freiheit, die Jesus Frauen zugesteht: Maria nimmt keine typische Frauenrolle ein – sie setzt sich zu Füßen des Rabbi Jesu und redet mit ihm über die Tora12. Durch die Wortwahl "Herr" verdeutlicht Lukas nicht die Anrede im Sinn eines "Herrn über alle", sondern charakterisiert Jesus als den, den Maria und Marta "persönlich als ihren Herrn ansehen".13

So lobenswert auch Martas Dienen ist, bleibt ihr Verhalten doch fraglich. Ihre Mühe bezieht sich auf ein vorübergehendes Bedürfnis, "das wirkliche Bedürfnis liegt aber jenseits alles Irdischen"14. Das hat Maria erkannt und sitzt zu Füßen Jesu, um sein Wort zu hören. Dass sie damit "das gute Teil" erwählt hat, zeigt Jesu Antwort.

Die Erzählung, die das wirkliche Leben (einer palästinensischen Frau) spiegelt, dient keineswegs der Abwertung von Martas Verhalten. Vielmehr will sie zeigen, dass Maria das (für ihr Leben) Notwendige erkannt und ergriffen hat, indem sie sich auf das Wort Jesu ausrichtet, das Wegweiser sein will auf das Reich Gottes hin: "Die Liebe zu Gott fordert das Hören auf sein Wort, um dessentwillen sich der Mensch beschränkt in dem, was er zum Leben braucht, denn dieses Wort erschließt das ewige Leben."15

Gleichzeitig veranschaulicht die Erzählung, dass nicht das menschliche Dienen im Vordergrund steht, sondern letztlich Jesus der Dienende bleibt: Wer ihn aufnimmt, nimmt sein Wort auf und lässt sich davon verändern.16 Jesu liebevolle Kritik an Marta will verdeutlichen: In Gottes Reich ist nicht allein das aktive Handeln, sondern vielmehr das passive Hören und Empfangen gefragt, das ein Handeln nach sich zieht, in dem Jesus der Herr ist (vgl. Lk 8,8.15).17

 

Annegert Fuchshuber:
Maria und Marta – Bildinterpretation

Links im Bild ist Marta zu sehen, beladen mit einem Korb voller Obst und Gemüse. Sie blickt zu Jesus, der vor Maria und den Jüngern sitzt. Jesus blickt ihr direkt in die Augen, mit einer erklärenden Geste spricht er sie an. Rechts im Bild in einer Gruppe sitzen Maria und zwei Jünger. Sie schauen ebenfalls Marta an. Martas gebückte Haltung, die Hände am Korb, lassen erkennen, dass sie nur für einen Moment ihre Arbeit unterbrochen hat, um Jesus etwas zu sagen. Sie schaut erschöpft aus. Jesus hat sich zu ihr gedreht, um auf ihre Frage zu antworten. Dennoch hat er sich nicht von der Gruppe mit Maria abgewandt, vielmehr deutet seine Haltung darauf hin, dass er sich nur kurzzeitig abwendet, um mit Marta zu sprechen. Seine grundsätzliche Aufmerksamkeit scheint dem Gespräch mit der Gruppe zu gelten.

Das Bild von A. Fuchshuber ist mehr als bloße Illustration. In ihm wird mit Gestik und Mimik der Beteiligten Einblick in die Geschichte gegeben. Martas Anstrengung wird veranschaulicht: Sie ist mit ihrer Arbeit (und wohl auch mit ihrer Einstellung) allein. Darum unterbricht sie das einträchtige Beeinandersein der Gruppe. Beinahe verständnislos blicken Maria und die Jünger Marta an, weil sie Martas Ärger nicht nachvollziehen können. Ihnen ist das Zusammensein mit Jesus wichtiger als das leibliche Wohl. Jesus aber wendet sich zu Marta und ihrer Not. Damit wird Marta und ihr Verhalten nicht ausgegrenzt, sondern durch die Mimik und Gestik der Person Jesu hineingenommen in das, was die Gruppe bereits verstanden hat.

Jesus ist auch das Bindeglied, das die beiden ungleichen Schwestern verbindet. Säße er nicht in ihrer Mitte, würden sich die beiden Schwestern direkt in die Augen sehen. Es scheint, als würde Maria Marta im Bild "mit Jesu Augen" sehen, vielleicht als Folge der Unterweisung Jesu. Denn Jesus lehrt uns, die Menschen mit seinen Augen zu sehen und will unseren Blick damit auf das Wesentliche lenken. Der Mensch soll sich nicht mehr (nur) mit Alltagssorgen plagen, sondern sich ausrichten auf das, was Gottes Wegweisung (seine Thora) uns, hier durch Jesus gesprochen, entfaltet.

 

Didaktische Überlegungen

Die neutestamentliche Überlieferung des Besuches Jesu bei Maria und Marta ist in den Rahmenrichtlinien den Ergänzungsthemen zugeordnet. Grund ist, dass die Geschichte nur versteckt eine Aussagekraft für die Lebenswirklichkeit der Kinder hat. Bedeutend ist Jesu Eintreten für Maria. Er lobt Marias Wissensdurst nach der Wegweisung Gottes. Jesus tritt für die ein, die Marta eigentlich gerügt wissen wollte. Doch Jesus lehrt Marta Gottes Verhalten, der sich allen Menschen gleichwertig zuwendet und niemanden zurücksetzt bzw. ausschließt. Dies kann Kinder auffordern, sich ebenfalls für die einzusetzen, die außerhalb einer Gemeinschaft stehen. Kinder kennen das Gefühl des Ausgegrenztseins in ihrem Alltag. Selten erleben sie, dass jemand sie in Schutz nimmt und so für sie eintritt. Oft helfen Schülerinnen und Schüler diesen Alters nur dort, wo sie Gegenleistung oder Anerkennung ernten. Dies betrifft Freunde, Familie etc., aber nicht außenstehende Personen, wie nicht befreundete Klassenkameraden.18 Jesu Verhalten möchte auffordern, sich schützend vor andere zu stellen, denn dies ist ein "Akt der Nächstenliebe", den die Welt immer nötiger hat.

Zudem vermittelt Jesus durch die Geschichte ein für die Zeit ungewöhnliches Frauenbild, von dem auch die Kinder lernen können. Zwar wird diese "Problematik" nicht thematisiert, aber so wie sich Rollenverständnisse unbewusst festigen, kann auch die Geschichte unbewusst einen Blick öffnen. In Aussiedlerfamilien finden sich häufig sehr traditionelle Rollenverteilungen, die besonders von den Mädchen übernommen werden und somit auch Auswirkungen für das Verhalten im -)Alltag haben. Es geht nicht darum, ein traditionelles Frauenverständnis abzuwerten, aber durch die Freiheit, die Jesus den Frauen in der Geschichte ermöglicht, kommen neue Sichtweisen in den Blick.

 

Methodische Überlegungen

Einstimmung: Zum Ankommen im Religionsunterricht ist eine Phase mit Gebet/Lied zu einem Ritual am Stundenbeginn geworden.

Bildbetrachtung: Durch das Aufdecken der Bildelemente nacheinander (die Bildmitte bleibt verdeckt) konzentrieren sich die Kinder auf jeweils einen Ausschnitt. Dies dient zur Vorbereitung der späteren Gesamtbildbetrachtung. Nach jedem betrachtenden Aufdecken haben die Schülerinnen und Schüler Zeit, sich zu den Bildelementen zu äußern und die gewonnenen Eindrücke zu verbalisieren.

Das Bild ist dem Text vorangestellt, um die Gestaltung vorzubereiten, die zum Gesamtbild und der Aussage der Geschichte hinführen soll.

Hinführung: Die abgedeckte Bildmitte weckt die Neugier der Schülerinnen und Schüler. Sie sollen ihre Vermutungen zum Ausdruck bringen.

Gestaltung: Auf einem Arbeitsblatt soll die fehlende Bildmitte gestaltet werden (M1). Dabei wird die Phantasie der Schülerinnen und Schüler angeregt. Wichtig ist, dass die Mitte im Zusammenhang mit den bereits bekannten Bildteilen steht.

Präsentation: In dieser Phase wird es für die einzelnen Kinder interessant sein zu sehen, an was die Mitschülerinnen und Mitschüler bei der Gestaltung der Bildmitte gedacht haben. Damit wird zugleich die Betrachtung des Gesamtbildes vorbereitet.

Einstieg: Bildbetrachtung: Jetzt wird das Geheimnis um die Bildmitte gelüftet und die Schülerinnen und Schüler haben in einer kurzen Stillephase Zeit, das Bild in seinen neu entdeckten Eindrücken wirken zu lassen.

Erarbeitung: In der Besprechung des Bildes werden Unterschiede zu den vorausgegangenen bildnerischen Produkten deutlich. Nach ersten Vermutungen über Bildzusammenhänge und auch Deutungen werden die Schülerinnen und Schüler neugierig gemacht auf die Geschichte, auf die sich das Bild bezieht.

Textbegegnung: Vorbereitet durch die Bildbetrachtung können die Schülerinnen und Schüler sich nun auf die Geschichte konzentrieren. Ihre Vermutungen können sich bestätigen oder nicht. Durch die genauere Bildkenntnis sind die Kinder jetzt in der Lage, sich mit der Aussage der Geschichte auseinander zu setzen.

Vertiefen/Gestalten: Zur inhaltlichen Vertiefung und Festigung der Geschichte sollen die Kinder ihre Kenntnisse und Meinungen in einem Arbeitsblatt festhalten. Aufgabe ist das Schreiben eines fiktiven Dialogs bzw. fiktiver Gedanken (M2).

Präsentation/Abschluss: Die Präsentation lässt Anteil nehmen an den unterschiedlichen Ergebnissen der einzelnen Schülerinnen und Schüler und schließt die Stunde inhaltlich ab.

 

Unterrichtsverlauf (Doppelstunde)


Zeit/Phase 

 


Unterrichtsverlauf 

 


Sozialform 

 


Medien

 


Einstimmung
5 Min.

 


Begrüßung

Lied

 


Stuhlkreis

 

 


Liedgut,

Gitarre

 


Bildbetrachtung
10 Min.


Einschalten des OHP.

Ln deckt die Bildteile nacheinander 
auf.

Bildmitte bleibt abgedeckt!

Sch. betrachten das aufgedeckte Element.

Äußerungen nach einem Moment der Stille.

Marta (lks.): Sch. beschreiben, was 
sie sehen und stellen Vermutungen 
über die Frau an.

Maria und Männer (r.): gleicher
Ablauf s.o.

Ln. gibt Impulse: Was könnte die 
Frau mit dem Korb wollen? Etc.

Sch. stellen Vermutungen an.

Ziel: Vertraut werden mit dem Bild, Erarbeiten von Gefühlen anhand von Mimik und Gestik.

 


Stuhlkreis


Einzelarbeit

Unterrichts-
gespräch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


OHP, Bildfolie,

Abdeckmaterial

 


Hinführung
5 Min.


Ln. lenkt Blicke auf abgedeckte 
Bildmitte: Was könnte sich dahinter verbergen?

Sch. stellen erste Vermutungen an.

Austeilen des AB (M1).

 


Unterrichts-
gespräch

 


OHP, Folie

Abdeckmaterial

AB (M1)


Gestaltung
20 Min.


Arbeitsauftrag: Male in die Bildmitte,
was sich dort nach deiner Meinung befinden könnte!

Sch. bearbeiten die Aufgabe.

 


Arbeit am Tisch

Einzelarbeit


AB (M1),

Malstifte


Präsentation
10 Min.


Sch. sitzen im Stuhlkreis, sie stellen
ihre gemalte Bildmitte vor.

Gespräch über die Bilder.

 


Stuhlkreis

Unterrichts-
gespräch

 


Bildnerische

Produkte

 

 

Pause

   

Einstieg:
Bildbetrachtung
5 Min.


Sch. versammeln sich im Stuhlkreis.

Aufdecken der Bildmitte; Sch. 
betrachten das Gesamtbild.

 


Stuhlkreis

Einzelarbeit


OHP, Folie 

Erarbeitung
10 Min.


Sch. äußern ihre Eindrücke und beschreiben das Bild in seiner möglicherweise neuen Wirkung.

Ln. gibt Impulse: Wem wendet sich 
Jesus zu? Was könnten die beiden Frauen zueinander sagen? Was
könnte Jesus sagen wollen?

Sch. äußern Vermutungen und
bedenken ein mögliches Gespräch.


Stuhlkreis

Unterrichts-
gespräch

OHP, Folie

Text- Begegnung
8 Min.


Ln. erzählt die Geschichte Lk 10,38-42:

Ln: Ihr kennt sicher Erfahrungen, 
wo sich jmd. für einen anderen einsetzt?

Sch. erzählen von Erfahrungen.

Ziel: Jesus tritt für Maria ein, wertet Martas Handeln aber nicht ab,
sondern öffnet ihren Blick, dass sie sich ruhig Zeit nehmen kann, um 
auf Gottes Wegweisung zu hören.


Ln-Erzählung

 

Unterrichts-
gespräch


OHP, Folie,

Erzähltext

Vertiefung:
Gestalten
10 Min.


Ln. teilt AB (M2) aus.

Arbeitsauftrag: Überlege dir, wie das Gespräch zwischen Marta und Jesus verlaufen sein könnte. Schreibe auf,
was Maria und die Jünger gedacht
 haben könnten!

Sch. verteilen sich im Raum, bearbeiten die Aufgabe.


Arbeit am Tisch

Einzelarbeit


AB (M2)

Stifte


Präsentation/
Abschluss
10 Min.


Vorlesen der Ergebnisse, Vergleiche, evtl. Erörterung der Inhalte und Unterschiede.

Abschlussgebet


Sch.-Vortrag

Unterrichts-
gespräch


AB (M2)/

Sch.-Texte

 


M1

 

Quelle: Laubi/Fuchshuber, Kinderbibel ©Verlag Ernst Kaufmann, Lahr

 

Bildmitten der Schüler Schülerbeispiele (Originale in der Größe DIN-A-4)

 

 

 

 

 

 

 

'Andreas: " Ich habe die Mutter von den zwei Frauen gemalt, weil dieses Kind älter als die Frau rechts und darum wohnt diese Frau nicht mehr bei der Mutter, weil sie ein eigene Familie hat. Jetzt freuen sie sich über das Wiedersehen."

 

 

 

 

 

 

 

 

Annette: "Die Mutter in der Mitte strickt gerade warme Socken und sie erschreckt sich, weil sie nicht damit gerechnet hat, ihre Tochter wiederzusehen."

 

 

 

 

 

 

 

 

Pawel: "Ich habe eine Oma gemalt, weil die wohnten vielleicht bei der Oma die ganze Zeit und die Oma freut sich, dass sie sie wieder treffen kann."

(Hinweis: Wie viele Aussiedlerkinder wird auch Pawel in seiner Freizeit viel von den Großeltern betreute. Einen ganze Zeit wohnte seine Familie auch bei der Oma, wodurch seine Äußerung zum Bild verständlich wird.)

 

 

 

 

 

 

 

 

Stefanie: "Das Kind spielt gerade mit Murmeln, weil vielleicht könnte die Frau mit dem Korb ihre Mutter sein."

 

M2

 

 

Schülerbeispiele (Originale in der Größe DINA 4)

Name: Ernst

 

Ernst:

Marta: "Jesus, sag Maria, dass sie mir ein bisschen mithelfen soll."

Jesus: "Was ist wichtiger. Hör mir doch zu."

Maria: Jesus hat gute Geschichten von Gott.

Jünger: Jesus hat gute Geschichten von Gott.

 

Name: Stefanie

 

Stefanie:

Marta: "Jesus, sag Maria bitte, dass sie mir helfen soll."

Jesus: "Marta, es ist nicht so wichtig zu kochen. Es ist wichtig, mir zuzuhören."

Maria: Ich finde es wirklich nett, dass Jesus uns seine Geschichten erzählt.

Jünger: Jesus kann wirklich gute Geschichten erzählen

 

Name: Carolin

 

Carolin:

Marta: "Aber Jesus, siehst du denn gar nicht, dass Maria nicht hilft!"

Jesus: "Marta, Marta! Du musst dir doch ums Essen keine Sorgen machen."

Maria: Ich wollte doch nur ein bisschen über Gott wissen.

Jünger: Marta kann doch ruhig zuhören

 

Name: Irene

 

Irene:

Marta: "Jesus, ich bitte dich, dass Maria mir den Tisch decken hilft."

Jesus: "Maria hat sich einen viel besseren Platz ausgesucht. Komm, höre mir auch zu!"

Maria: Ich würde für Jesus den Tisch decken.

Jünger: Ich würde auf Jesus hören.

 


Erzähltext zu Lk 10,38-42

Einmal kam Jesus mit seinen Jüngern in ein Dorf. Dort wurden sie von einer Frau namens Marta aufgenommen. Jesus kehrte gerne bei Marta ein.

Marta wollte es Jesus besonders schön machen und darum gab sie sich die größte Mühe beim Zubereiten des Essens. Das war gar nicht so einfach und so hatte Marta alle Hände voll zu tun.

Aber sie hatte auch noch eine Schwester: Maria. Die saß unterdessen zu Füßen Jesu und hörte ganz gespannt zu, was Jesus von Gott erzählte. In der Zeit, in der Maria und Marta lebten, war das etwas ganz Ungewöhnliches, dass eine Frau einem Rabbi wie Jesus zuhörte.

Plötzlich kam Marta ins Zimmer. Sie war ärgerlich und machte Jesus gegenüber ihrem Ärger Luft: "Kannst du meiner Schwester nicht sagen, dass sie mir mithelfen soll?"

Jesus blickte Marta an, schüttelte leicht den Kopf und sagte: "Marta, Marta. Du arbeitest so viel und versuchst alles richtig zu machen. Du machst dir viel zu viele Sorgen. Es ist ebenso wichtig, dass du dich über mich freust, wenn ich Geschichten von Gott erzähle. Maria hat gemerkt, dass es wichtig ist, etwas von Gottes Wegweisung zu hören und daran zu lernen. Darum werde ich sie bestimmt nicht wegschicken. Sie darf weiter bei mir sitzen und zuhören."

 

Stundenreflexion

Die Doppelstunde zur Geschichte von Maria und Marta war besonders was die Bildbetrachtung anbelangt geprägt von erstaunlicher Intensität. Es zeigte sich, dass die Sch. genauestens die Bildelemente ergründen wollten, was eine zeitliche Ausweitung der Bildbetrachtung nach sich zog. Dies erwies sich als durchaus sinnvoll, wenn auch nicht geplant, weil die Schülerinnen und Schüler derart in das Bild vertieft waren, dass Langeweile nicht aufkam.

Interessant war, dass mehrheitlich die beiden Frauen auf dem Bild in eine verwandtschaftliche Beziehung gebracht wurden (Pawel: "Die Frau mit dem Obst könnte die Schwester sein, weil sie mit der anderen Frau fast gleich aussieht!")

Bei der Gestaltung der Bildmitten brachten die Schülerinnen und Schüler überwiegend Mütter ein, die sie inhaltlich mit einem Wiedersehen zwischen den Frauen in Verbindung brachten. (Annette: "Die Mutter in der Mitte strickt gerade warme Socken und sie erschreckt sich, weil sie nicht damit gerechnet hat, ihre Tochter wiederzusehen.") Lediglich Paul malte Jesus, "weil in fast jeder Geschichte Jesus mitspielt".

In der Gestaltungsphase ergab sich die Frage, ob die biblische Geschichte besser hätte vorangestellt werden sollen. Ohne Rückschluss auf eine konkrete Begebenheit schien es den Schülerinnen und Schülern schwer zu fallen, Vermutungen anzustellen. Andererseits hätte ein vorangestellter Text natürlich auch Vorstellungen der Mitte festgelegt. Vorteilhaft wäre eine Rahmenerzählung, die jedoch noch nicht die eigentliche Aussage preis gibt. Dieses offene Ende könnten die Schülerinnen und Schüler dann in eine Bildmitte fassen.

Das Offenlegen des Gesamtbildes ließ die Schülerinnen und Schüler sich sehr schnell auf die Person Jesu konzentrieren. Es zeigte sich, dass das Bild sogar inhaltlich schnell erschlossen wurde, indem die Vermutungen der Schülerinnen und Schüler um ein Schlichtungsgespräch kreisten, bzw. einen Konflikt, der von Jesus gelöst wird.

Die Ergebnisse des Arbeitsblattes mit dem erdachten Dialog zeigten, dass die Schülerinnen und Schüler durchaus ein Verständnis für das entwickelt haben, was Jesus Marta vermitteln wollte. Sie verstanden, dass Maria die Wichtigkeit des Wortes Gottes erfasst hatte und Jesus dieses auch Marta vermitteln wollte. In den Gedanken der Maria, die die Schülerinnen und Schüler formulierten, wird deutlich, dass verstanden wurde, dass Jesus Marta in ihrem Verhalten nicht ablehnt, sondern für Maria eintritt. So haben einige Schülerinnen und Schüler der Maria Gedanken in den Mund gelegt, die Marta auffordern, es ihr gleich zu tun, bzw. die zeigen, dass es Maria wichtig war, Jesus zuzuhören.

 

 Anmerkungen

  1. Mertin: Religion und Kunst. In: Ev. Schulref. d. Kirchenkreises Trier: Il buco 1/2001, S. 13
  2. Oberthür: Bilder erzählen, S. 9f.
  3. Vgl. ebd., S. 5
  4. ebd.
  5. Goecke-Seischab/ Harz: Bilder zu neutestamentlichen Geschichten im RU, S. 8
  6. ebd., S. 9
  7. ebd., S. 10
  8. ebd.
  9. Frisch: Leitfaden Fachdidaktik Religion, S. 130
  10. Laubi, Werner/Fuchshuber, Annegert: Kinderbibel. S. 237
  11. Wind: Maria: aus Nazareth, aus Bethanien, aus Magdala, S. 56.
  12. Renate Wind interpretiert, dass sich Marias Verhalten gegen die patriarchalen Strukturen richtet, wie sie in der gesamten antiken Welt zu finden sind. (Wind: Maria, S. 59)
  13. Schweizer: Das Evangelium nach Lukas, S. 124.
  14. Rengstorf zitiert in: Wind: Maria: aus Nazareth, aus Bethanien, aus Magdala, S. 49
  15. Grundmann zitiert in: ebd.
  16. Schweizer: Das Evangelium nach Lukas, S. 124.
  17. Vgl. ebd.
  18. Vgl. Krautter, A./Schmidt-Lange, E.: Arbeitshilfen Grundschule, S. 182.

 

Literaturverzeichnis

  • Frisch, Hermann-Josef: Leitfaden Fachdidaktik Religion. Patmos Verlag, Düsseldorf 1. Auflage 1992.
  • Evangelisches Schulreferat des Kirchenkreises Trier (Hrsg.): Il buco 1/2001. Religionspädagogische Fortbildung und Beiträge. Evangelisches Schulreferat Trier, 2001
  • Goecke-Seischab, Margarete Luise/Harz, Frieder: Bilder zu neutestamentlichen Geschichten im Religionsunterricht. Einführung in die Bilddidaktik und Ikonographie christlicher Kunst mit 8 kommentierten Bildbeispielen für Grundschule und Orientierungsstufe. Verlag Ernst Kaufmann, 1. Auflage Lahr 1994.
  • Krautter, Adelheid/Schmidt-Lange, Elke (Hrsg.): Arbeitshilfen Grundschule, 3. Schuljahr. Calwer Verlag Stuttgart 1997
  • Laubi, Werner/Fuchshuber, Annegert (Illustrationen): Kinderbibel. Verlag Ernst Kaufmann, Lahr 7.Auflage 2000.
  • Oberthür, Rainer: Bilder erzählen. Hilfen für den Umgang mit Bildern im Religionsunterricht. Religionspädagogische Arbeitshilfe Nr. 47. Katechetisches Institut des Bistums Aachen (Hrsg.), Katechetisches Institut Aachen, 1989.
  • Schweizer, Eduard: Das Evangelium nach Lukas. Das Neue Testament Deutsch. Bd. 3. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1.Auflage 1982.

Text erschienen im Loccumer Pelikan 2/2003

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