Fremdes näher bringen – Filme für den Religionsunterricht

von Petra Müller

 

Fremdes näher bringen, Problembewusstsein schaffen und Offenheit für die großen religiösen und ethischen Fragen erreichen – diese zentralen Anliegen christlicher Bildungsarbeit können durch audiovisuelle Medien nachhaltig unterstützt werden. Kindern und Jugendlichen kann durch den Einsatz von Medien, insbesondere Filmen, nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch der Einstieg in die Diskussion über aktuelle gesellschaftliche Probleme erleichtert werden. Mitunter gelingt es einem Film sogar, Menschlichkeit im Kern erfahrbar zu machen.

Um Auswahl und Produktion entsprechender Filme für den Religionsunterricht kümmern sich im FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht zwei Referenten für evangelische und katholische Religion. Diese Stellen werden von der Evangelischen Kirche in Deutschland und von der Deutschen Bischofskonferenz unterstützt und mit Theologen besetzt.

Das FWU ist das Medieninstitut der Länder in der Bundesrepublik Deutschland. Zentraler Auftrag des FWU sind die Produktion und der Vertrieb audiovisueller Medien speziell für den Einsatz in Schule und Bildung. FWU-Medien verfügen über alle Rechte zum öffentlichen oder privaten Einsatz im Bildungsbereich. Sie können beim FWU gekauft oder bei konfessionellen und staatlichen Bildstellen ausgeliehen werden. Die Themen der Medien orientieren sich zentral an den Erfordernissen der Bildungsarbeit und den Lehrplänen der Länder. Auch die Laufzeit der Produktionen ist auf diesen Einsatz hin abgestimmt. Als Anregung und Unterstützung für die inhaltliche und pädagogische Aufarbeitung liegt jedem Film ein pädagogisches Begleitheft bei. Ausgebaut werden sollen darüber hinaus auf der Homepage des FWU (www.fwu.de) zusätzliche Serviceangebote wie weiterführende Informationen, Links und ergänzendes Unterrichtsmaterial zur Verfügung zu stellen. Auch für eine gezielte Suche nach geeigneten Medien ist Datenbank Bildungsmedien auf der Homepage zu empfehlen. Im Bereich »Angebot« kann dort nach Schlagworten oder differenziert nach Sachgebieten, Adressaten, Medienarten, etc. gesucht werden. Und zu neueren Filmen findet man nicht nur Kurzinhalt, Lernziele und systematische Angaben, sondern kann auch die ersten drei Minuten als lip direkt online anschauen und einen Eindruck gewinnen.

Man kann davon ausgehen, dass die Rezeption von Filmen auch für Kinder und Jugendliche zum Alltag gehört. Schon jüngere Kinder lieben filmische Szenarien, die sie mit spannenden Geschichten und Figuren in ihren Bann ziehen. Mit filmischen Geschichten und Dokumentationen können Rezipienten an Erlebniswelten teilnehmen, die ihnen aus eigener Erfahrung nicht bekannt sind oder die ergänzende Informationen zur eigenen Lebenswirklichkeit beinhalten. Die Möglichkeiten der Manipulation und Beeinflussung gerade von Kindern und Jugendlichen sind dabei zu berücksichtigen, insbesondere dann, wenn Inhalte und Werte vermittelt werden, die für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen von Bedeutung sind. Um einen kompetenten und selbstbestimmten Umgang mit den medialen Produkten zu erreichen, sollte daher immer ein analytischer und rationaler Zugang ermöglicht werden, den die pädagogische Arbeit im Unterschied zur Situation der Massenkommunikation fördern will. Gerade die Medien, die für den Religionsunterricht produziert werden, sollen Kinder und Jugendliche dazu herausfordern, neue Aspekte zu den behandelten Themen kennen zulernen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Dazu bietet das FWU ein vielfältiges Angebot, aus dem im folgenden die im Jahr 2001 neu erschienenen Titel kurz beschrieben werden.

 

Neuerscheinungen 2001 aus dem Fachbereich Religion

Videokassetten

Die Schöpfung: Herausforderung für den modernen Menschen

Unsere natürliche Umwelt gerät zunehmend in Gefahr, vom Menschen verursachte Katastrophen mehren sich. Dieser Erfahrung stellt der Film das Verständnis der Welt als »Schöpfung Gottes« gegenüber. Ausgehend vom Text des ersten biblischen Schöpfungsberichts, wird jeder Schöpfungstag im Blick auf seine theologischen Aussagen und die in ihm enthaltene Sicht der Welt gedeutet. Anliegen des Films ist es, die Verantwortung des Menschen für die »gefährdete« Schöpfung aufzuzeigen und zugleich Beispiele für einen gelungenen, positiven Umgang mit der Umwelt zu geben. (Herausgabe und Auslieferung FWU in Zusammenarbeit mit Matthias-Film)

(Ethik; Religion), ab 7. Klasse

VHS 42 02634 2001 (1999) 25 min

 

Gerechtigkeit und Nächstenliebe: Utopie und Wirklichkeit

An aktuellen Beispielen macht der Film deutlich, dass die Botschaft vom »Reich Gottes« und seiner »höheren«, göttlichen Gerechtigkeit, wie Jesus sie in der »Bergpredigt« (Matthäus 5 – 7) formuliert hat, nach wie vor unser Rechtsempfinden prägt. Zugleich wird darauf hingewiesen, dass der »westliche Lebensstil« mit seinem verengten Blick auf Geld und Erfolg im Licht der Botschaft Jesu, die sich vor allem an die Armen und Benachteiligten wendet, fragwürdig erscheinen muss. Provozierend wirkt daher auch heute noch Franz von Assisi, der den christlichen Auftrag, das Los der Armen zu teilen, ernst genommen und seinen Zeitgenossen vor Augen geführt hat, dass Gottes Gerechtigkeit weit über irdisches Recht hinaus geht. (Herausgabe und Auslieferung FWU in Zusammenarbeit mit Matthias-Film)

(Ethik; Religion), ab 8. Klasse

VHS 42 02635 2001 18 min

 

Jenseitsreisen: Erfahrungen an der Grenze des Todes

Menschen, die am Rande des Todes standen, berichten von ihren Erlebnissen, die die Wissenschaft als »Nahtoderfahrungen« bezeichnet. Es sind stets wiederkehrende Elemente, von denen die Betroffenen erzählen: Aufstieg aus dem Körper, ein Tunnel zum Licht, die Begegnung mit verstorbenen Verwandten oder Freunden. Entgegen den Erwartungen äußern alle, dass sie die Rückkehr in das Leben als äußerst unangenehm empfunden haben. Die Wissenschaft steht diesem Phänomen hilflos gegenüber: handelt es sich um ein Versagen bestimmter Teile des Gehirns, das dem Sterbenden eine Art Traum vorspielt, werden bisher unbekannte Ebenen des Bewusstseins berührt oder bereitet das Gehirn den Menschen tatsächlich auf ein Leben nach dem Tod vor?

(Religion, Philosophie), ab 9. Klasse

VHS 42 02636 2001 32 min

 

Ich möchte 1000 Jahre leben: Selbständig trotz schwerer Behinderung

Der Film porträtiert Ferdinand, Mitte vierzig, der als Zweijähriger an Kinderlähmung erkrankte. Trotz extremer Behinderung, die ihn nachts an eine eiserne Lunge fesselt, führt Ferdinand mit seinen Helfern ein selbständiges, höchst aktives und zufriedenes Leben. Zentrale ethische Fragestellungen werden aufgegriffen: Menschenwürde, Wert des Lebens, Umgang mit Behinderten, Sozialhilfe, Euthanasie. Ferdinand bezieht hier klar, überzeugend und nachdrücklich Position. Der Film vermag daher nicht nur wichtige Themen anzusprechen, sondern bringt seinen Zuschauern zugleich einen Menschen und ein Schicksal aus der Mitte unserer Gesellschaft ganz nah, mit dem man im Alltag kaum in Berührung kommt.

(Ethik; Religion), ab 7. Klasse

VHS 42 02637 2001 34 min

 

Welten des Glaubens

Kairo, die Hauptstadt Ägyptens, ist mit 12 Mio. Einwohnern eine der größten Städte des Islam. Jedes Jahr zum Fest »Eid al Adha« fährt der 16-jährige Sherif mit seiner Familie zu den Verwandten in ein Dorf im Nildelta. Gemeinsam mit der großen Familie feiern sie vier Tage lang und erinnern sich der Geschichte Abrahams, der bereit war, seinen einzigen Sohn zu opfern. Anstelle des Sohns ließ Gott (Allah) ihn ein Schaf schlachten, was von den Muslimen während des »Eid al Adha« wiederholt wird. Es ist Tradition im Islam, von dem geopferten Schaf zunächst den Armen zu essen zu geben.

(Religion), ab Klasse 5

VHS 42 02643 2001 15 min

 

Welten des Glaubens
Orthodoxe Kirche in Russland

Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in der ehemaligen Sowjetunion erlebt die 70 Jahre lang verfolgte russisch-orthodoxe Kirche im heutigen Russland eine Wiedergeburt. Zerstörte Kirchen werden wieder aufgebaut, viele junge Familien lassen ihre Kinder taufen, nicht nur ältere, sondern auch viele junge Menschen besuchen die Gottesdienste. Der Film macht mit dem gottesdienstlichen Raum einer orthodoxen Kirche vertraut, mit den darin versammelten Bildern, den so genannten Ikonen sowie mit dem Ablauf eines Gottesdienstes nach orthodoxem Ritus. Eine junge Moskauerin, deren Eltern auch während der Zeit der Verfolgung dem Glauben treu geblieben sind, begleitet den Betrachter des Films.

(Religion), ab Klasse 7

VHS 42 02644 2001 15 min

 

Welten des Glaubens
Buddhismus. Tempelleben in Thailand

Mit einem großen Fest, das die Aufnahme von Kindern und jungen Männern in das Leben der Mönche feiert, führt der Film in die Welt des Buddhismus ein. Schauplatz ist ein Tempel in Bangkok, der Hauptstadt Thailands, wo sich 95% der Bevölkerung dem Buddhismus zugehörig fühlen. Der 16-jährige Thanan, der bereits mit 10 Jahren in den Tempel gekommen ist, erzählt von seinem Glauben, seiner Ausbildung, seinen Zukunftsplänen. Die Lehre des Buddha ist Mittelpunkt seines Lebens und lehrt ihn, Gutes zu tun, die Natur zu schützen und alle Lebewesen zu respektieren.

(Religion), ab Klasse 5

VHS 42 02645 2001 15 min

 

Bully Dance: Ein Animationsfilm aus Kanada

Der Trickfilm behandelt in ansprechender und witziger Animation Mechanismen von Ausgrenzung und Gewalt in der Schule. Eine Gruppe von größeren Schülern terrorisiert einen kleineren, der zunehmend auch von seinen Freunden verlassen wird. Alle Versuche der Gewalt zu entkommen (»petzen«, zurückschlagen usw.) verschlimmern die Situation, bis sie schließlich eskaliert.

(Religion, Ethik; Grundschule), ab Klasse 1

VHS 42 02664 2001 11 min

 

Zeichen der Hoffnung. Missio – Brücke der Solidarität

Die Dokumentation zeichnet ein eindringliches Bild der Situation und der Aufgaben der Kirche in Afrika und Asien. Bedroht von Diktatoren, islamischen Fundamentalisten und Krieg, stellt die Kirche im Kongo, Sudan und in Ost-Timor häufig das einzige funktionierende Sozialsystem dar. Porträtiert wird die Arbeit von Bischöfen, Geistlichen und Ordensleuten, die ohne die (finanzielle) Unterstützung Europas – in Gestalt des päpstlichen Missionswerkes MISSIO – häufig nicht möglich wäre.

(Ethik; Religion), ab Klasse 8

VHS 42 02665 2001 ca. 20 min

 

Missbrauch wird bestraft

Eine nächtliche S-Bahnfahrt wird für ein 16-jähriges Mädchen zum Alptraum: Trotz des voll besetzten Wagens wird sie Opfer einer Vergewaltigung. Nach einer tatsächlichen Begebenheit zeigt der Film, wie das Mädchen trotz der Gegenwart zahlreicher Menschen Opfer eines Verbrechens wird. Als sich schließlich eine junge Frau zum Eingreifen entschließt, ist es bereits zu spät...

(Ethik; Religion), ab Klasse 9

VHS 42 02667 2001 16 min

 

Vom Urknall bis Dienstagmorgen

Die Geschichte der Welt und der Evolution vom Urknall bis heute wird in sechs Minuten erzählt. In ansprechender – künstlerisch anspruchsvoller – Animation, beginnt das Leben im Wasser und endet am Dienstagmorgen im Stau – der Fortschritt und die Entwicklung haben hier scheinbar ein Ende gefunden.

(Ethik; Religion), ab Klasse 9

VHS 42 02668 2001 7 min

 

Franziskus

Der heilige Franziskus von Assisi darf sicher als einer der bedeutendsten Heiligen der katholischen Kirche bezeichnet werden. Der Film erzählt in ruhigen Bildern die Lebensgeschichte des Ordensgründers und vermittelt ein Bild seiner tiefen Spiritualität, die bis heute die Menschen fasziniert und herausfordert.

(Religion), ab Klasse 6

VHS 42 02669 2001 16 min

 

Am Anfang war...

Gott ist zufrieden mit seiner Schöpfung. Da kommt ihm die Idee, Menschen zu erschaffen. Vor seinem Auge spielt sich die Geschichte der Menschheit ab als ein Geschehen von Mord und Zerstörung. Gerade im rechten Moment greift er in seine Schöpfung ein – es entsteht eine Welt ohne Menschen.

(Ethik; Religion), ab Klasse 7

VHS 42 02713 2001 6 min

 

DVD-Video

Warum immer gegeneinander?

Drei Kinderfilme zeigen typische Mechanismen von Ausgrenzung und Diskriminierung im Alltag von Schulkindern auf. In der didaktischen Aufbereitung bietet das Medium die Möglichkeit, gezielt nach den Ursachen zu fragen und sich in die Lage der Opfer zu versetzen.

(Religion, Ethik; Grundschule), ab Klasse 2

DVD-Video 46 01075 2001 120 min

Text erschienen im Loccumer Pelikan 2/2002

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