(Aus-)Bildungschancen für Modernisierungsverlierer - Von der Schule ins Abseits

von Werner Baur und Michael Storz

 

Seit nun mehr 10 Jahren setzen wir uns konkret-praktisch wie auch theoretisch mit den beruflichen Perspektiven und den Möglichkeiten der sozialen Integration benachteiligter Jugendlicher und junger Erwachsener unter den Vorzeichen veränderter gesellschaftlicher Rahmenbedingungen auseinander. Im Blickpunkt unserer Bemühungen stehen dabei die AbgängerInnen aus den unteren Bildungsgängen, also schwächere HauptschülerInnen, AbgängerInnen der Berufsvorbereitungsjahre sowie AbsolventInnen der Förderschulen und der Schulen für Erziehungshilfe, somit junge Menschen, die - wie wir noch sehen werden – schnell zu Verlierern gesellschaftlicher Modernisierungsprozesse werden können. Die Frage, was aus diesen AbgängerInnen wird, bedrängt die unterschiedlichen Fachrichtungen der (Berufs-)Pädagogik um so mehr, je deutlicher sich zeigt, dass es für eine schnell wachsende Zahl problematisch wird, ein gelingendes Leben im Muster der Normalbiographie zu führen. Sie finden keinen Zugang zur Regelausbildungen – oder sie scheitern auf diesem Weg. Sie bleiben dann anschließend von regulären Erwerbsarbeitsverhältnissen ausgegrenzt. Damit aber fehlt vielen die materielle Basis, um eine selbständige private Existenz in Partnerschaft, gar in der Form einer Familie mit eigenen Kindern aufzubauen und zu erhalten. Unsicherheit, objektives Elend und persönliches Leid resultieren aus wiederholtem Scheitern in vielen Lebensbereichen.

Vor nunmehr weit über einem Jahr wurde die Regierung Kohl nicht zuletzt deswegen abgewählt, weil man ihr die Bewältigung der anstehenden Entwicklungsaufgaben nicht mehr zutraute. Verfolgte man vor den Wahlen die Meldungen in Presse, Rundfunk und Fernsehen, gewann man schnell den Eindruck, wir lebten in einem krisengeschüttelten Land: Von der Krise der Erziehung in Familie und Schule wurde ebenso berichtet wie von der Krise des Sozialstaates und der Krise des Arbeitsmarktes. Insbesondere die in monatlichem Rhythmus veröffentlichten Zahlen der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit(slosigkeit) lösten große Beunruhigung aus und mahnten zu politischer und wirtschaftlicher Gegensteuerung. Die mit großer Euphorie gestartete rot-grüne Regierung setzte zwar einige als positiv zu bewertende Akzente, wie z.B. das Sofortprogramm gegen Jugendarbeitslosigkeit. Daneben kam ihrer Bilanz die anziehende konjunkturelle Lage entgegen, die eine Ausweitung der Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik - zumindest in den alten Bundesländern - verhinderte. Unter dem Strich gesehen hat sich die Lage auf dem Arbeits- und Ausbildungsstellenmarkt insbesondere für benachteiligte junge Menschen aber kaum gebessert. Zwei Jahrzehnte nach dem Verlust der Vollbeschäftigung in Deutschland fehlen in der Bundesrepublik zu Beginn des neuen Jahrtausends nach wie vor annähernd 9 Millionen rentable Arbeitsplätze: Rund 4 Millionen Personen sind arbeitslos gemeldet, 1,7 Millionen Arbeitnehmer befinden sich in staatlichen Förderprojekten oder kurz vor dem Rentenalter; und nach seriösen Schätzungen sind über drei Millionen Menschen resigniert in die „Stille Reserve" abgetaucht. Rechnet man streng mit wettbewerbsfähigen, also nicht subventionierten Arbeitsplätzen, kommt man auf einen Fehlbedarf von mindestens 10 Millionen Stellen. Bei einem gesamtdeutschen Potential von ca. 40 Millionen Erwerbspersonen ist somit heute bereits jede(r) Zehnte offiziell arbeitslos gemeldet und über ein Fünftel steht ohne Arbeitsplatz da. Hart gerechnet fehlen für 25 % unserer Erwerbspersonen derzeit weltmarktfähige Jobs.

Stimmt also das - nicht nur von den Medien gezeichnete - Bild eines krisengeschüttelten Landes? Dieser Auffassung möchten wir in Anlehnung an Warnfried Dettling die folgende These gegenüberstellen: Weder Familie noch Staat, weder Wirtschaft noch Arbeitswelt stecken in einer Krise, sie befinden sich vielmehr in einer Phase tiefgreifender Veränderungen, in einer Phase grundlegenden Wandels. Die gesellschaftlichen Megatrends der zweiten Moderne, die sich mit den Stichworten Globalisierung, Digitalisierung (Rationalisierung) und Individualisierung charakterisieren lassen, haben eine Veränderungsdynamik ausgelöst, die den Weg zurück zu alten Formen verstellt und trotz größter Anstrengungen unpassierbar macht.

 

1. Umgestaltung der Arbeitsgesellschaft

Im Epizentrum des sozialen Wandels, dies ist unbestritten, steht heute die sichtbare Veränderung der Arbeitswelt. Wir wollen im Folgenden diese Veränderung kurz skizzieren und dabei zeigen, mit welchen lieb gewordenen Illusionen, Mythen und Stereotypen gebrochen wird. Dabei sind wir uns durchaus im Klaren, dass diese Analyse heikel ist. Wer sie trotzdem wagt, riskiert in jedem Fall, sich zu blamieren, gleichgültig, wie die Antwort ausfällt.

Die industrielle Erwerbsgesellschaft neigt sich ihrem Ende zu, je mehr Menschen durch den Einsatz intelligenter Technologien ersetzt werden. Die derzeitige Arbeitslosigkeit lässt sich deshalb nicht länger auf zyklische Wirtschaftskrisen zurückführen, sondern vor allem auf den Erfolg des digitalen Kapitalismus (vgl. Beck 1999).

Der Turbokapitalismus läutet schon seit längerem für jedermann hörbar das Sterbeglöckchen der Vollbeschäftigung. Bereits in der Vergangenheit lag die Arbeitsproduktivität der deutsche Wirtschaft weit über dem internationalen Durchschnitt. Nach einer neuen Berechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft aus dem Jahr 1998 stieg die Arbeitsproduktivität von 1980 bis 1994 um 38 Prozent (zum Vergleich in den USA: 17%). Zugleich nahm aber die Beschäftigung um 2 Prozent ab. Das Wachstum der deutschen Wirtschaft reicht somit nicht einmal dazu aus, den Produktivitätsfortschritt beschäftigungsneutral umzusetzen, geschweige denn, die Zahl der Arbeitsplätze zu erhöhen. Viel griffiger ist demzufolge die Zukunftsformel (!) 0,5 x 2 x 3 (Opaschowski): Die Hälfte der Beschäftigten erarbeitet künftig für den doppelten Lohn dreimal so viel wie heute. Also nicht: die Revolution frisst ihre Kinder, sondern: die Produktivität setzt ihre Erzeuger frei.

Im Abschied von der Vollbeschäftigungsgesellschaft mit kontinuierlichem Wirtschaftswachstum, mit Erwerbsarbeit und sozialer Absicherung für alle und mit einer Verteilungsgerechtigkeit des gesellschaftlichen Wohlstandes wird möglicherweise auch ein Epochenbruch sichtbar. In der Dimension der Arbeitsgesellschaft steht nun die Idee der Vollbeschäftigung zur Disposition, steht der Wandel zur „Gesellschaft der prekär Beschäftigten" bevor. Die Formel vom „Ende der Arbeitsgesellschaft" meint dabei den Sachverhalt, „dass die formale, organisierte, gut bezahlte, tariflich abgesicherte und sozial geschützte Erwerbsarbeit ... immer mehr zum Privileg einer Minderheit werden wird. Präziser müsste man deshalb vom Ende der Erwerbsarbeit sprechen. Was sein Ende findet ist die berufliche ‘Normalbiographie’: ein Leben, ein Beruf, eine Sicherheit" (Dettling 1998, 61).

Die Enstandardisierung der Arbeit führt dazu, dass Erwerbsarbeit zeitlich und vertraglich zerhackt wird. Die Tendenz zur Entbetrieblichung und Entberuflichung der Erwerbsarbeit ist unübersehbar. Dies bedeutet zum einen, dass dem Erwerbsverlauf immer seltener die überschaubare, planbare weil lineare Karriere nach dem Modell der Lebenstreppe zugrunde liegt, sondern dass es sich dabei um riskante, kurvenreiche, manchmal in Sachgassen führende Wege handelt, um verschlungene Pfade in temporäre Formen von Erwerbsarbeit hinein und aus diesen heraus.

Zum anderen wird eine dramatische Flexibilisierung der Arbeitszeit und der Arbeitsorganisation zu erwarten sein. Für große Teile der Bevölkerung wird das Erwerbsleben als Arbeits-Nomadentum organisiert sein, geprägt von einer an wechselnden Orten ausgeübten Multi-Aktivität, teils gleichzeitig, teils nacheinander in verschiedenen Tätigkeitsfeldern und Beschäftigungsformen, sowie immer wieder nun in Aus-, Fort- und Weiterbildung. In diesen etwas euphemistisch bezeichneten „bunten Beschäftigungsformen" bedeutet Flexibilität dann natürlich auch eine Verschiebung der Risiken von Staat und Wirtschaft auf das Individuum, mit bislang kaum einschätzbaren Auswirkungen auf deren private Lebensführung und deren physische und psychische Verfassung (vgl. Sennett 1998).

Nomadentum bedeutet künftig zweierlei. Es entsteht zum einen der neue Lebenstypus des „High-Tech-Nomaden", des hochqualifizierten und vielfach vernetzten Arbeitsnomaden, der die Fähigkeit besitzt, die Schwerkraft des Raumes und die Gesetze der Zeit aufzuheben. Er ist gleichzeitig am Arbeitsplatz und Zuhause, isoliert und doch virtuell eingebunden in die Zusammenarbeit mit anderen und für andere.

Daneben existieren die niederen Arbeitsnomaden, die zwischen mehreren, lausig bezahlten, sozial wenig abgesicherten Jobs hin und her pendeln (müssen). Angetrieben von der „Peitsche des Hungers" (Max Weber) wird für sie der Zwang zur Mehrarbeit überlebensnotwendig. Was sich früher ausschloss, verbindet sich nun: Arbeit und Armut – working poor. Dabei geraten diese prekär Beschäftigten in eine fatale Abstiegsfalle. In der sich ausbreitenden Unterbeschäftigungsgesellschaft wird es für die einzelnen notwendig, die Einkommenseinbußen durch Zweit- und Drittjobs oder sagen wir ehrlicher, durch Notjobs, auszugleichen. Kollektiv führt dies zwar zu einer Ausweitung des Gesamtangebotes an flexibler Arbeitskraft, die Anbieterposition wird jedoch empfindlich geschwächt, was weitere Lohnsenkung ermöglicht. Arm sind diese Menschen auch insofern, als diese Formen einer dauerhaften Unterbeschäftigung geradezu entwürdigend sind. Viele werden jenseits der Zumutbarkeiten zur Beschäftigung gezwungen. Erwerbsarbeit wird für diese Gruppen somit wieder zu dem, was sie Jahrhunderte lang war: eine Mühsal, eine Last, eine Strafe, Sklavenarbeit. Es wäre doch ein Skandal, würde künftig die Zunahme von Erwerbsarbeit in unserer Gesellschaft zum (un-)guten Teil auf dem Wachstum von Junk-Jobs beruhen, solchen Jobs, die weder materielle Absicherung noch inhaltliche Sinnansprüche garantieren.

Nenne wir es also beim Namen. Aus der Sicht der wenig Erfolgreichen, der Langsamen, der Personen mit geringer Qualifikation, geringer Leistungsfähigkeit oder geringer Leistungsbereitschaft, also all jenen Menschen, die wenig zur Wertschöpfung in der Deutschland AG beitragen, stellt nicht nur die Arbeitslosigkeit ein Problem dar, sondern ebenso die Armut.

 

2. Nachschulische Karrieremuster von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit geringem Schulerfolg

Bevor wir auf Lösungsversuche eingehen, möchten wir nun genauer beleuchten, wie sich die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen auf chancengeminderte Jugendliche heute schon auswirken.

Insbesondere an den Biographien benachteiligter junger Menschen, die zumindest in Baden-Württemberg insgesamt ca. 20 % eines Schülerjahrganges umfassen, lassen sich die Folgen der Megatrends unserer Zeit schon heute recht präzise ablesen. Wie also werden sich die veränderten Arbeitsmarktbedingungen auf die Lebensgestaltung von Absolventen unterer Bildungsgänge auswirken? Diese Frage lässt sich nur klären, indem man in einem ersten Schritt sich hinreichend präzise Vorstellungen davon erarbeitet, wie junge Menschen heute tatsächlich leben, die die unteren Bildungsgänge in den letzten Jahren verlassen haben. Trotz aller Schnelllebigkeit lassen sich aus dem Fundus der so gewonnen Einblicke verlässliche Prognosen bezüglich der Herausforderungen gewinnen, auf die wir diesen Nachwuchs vorzubereiten haben. Ohne solche Prognosen, ohne solche Blicke auf die vermeintlich künftigen Lebensrealitäten unserer Heranwachsenden lassen sich weder Hilfepläne noch (Aus-)Bildungsvorhaben entwickeln, die dem Anspruch gerecht werden, zur Ausbildung der Alltagskompetenz dieser Jugendlichen beizutragen.

Hierzu exemplarisch einige Ausführungen zu aktuellen Untersuchungen über die Ausbildungs- und Erwerbskarrieren ehemaliger Absolventen eines BVJ-Bautechnik in Reutlingen (vgl. Hiller 1999a / Kerschensteinerschule BVJ Bautechnik / Verteilung der Karrieremuster im Bereich Ausbildung und Beschäftigung auf die Entlassjahrgänge 1989/90 bis 1993/94)

     

Ausbildungskarriere

28

      Standard

13

      mit langem Vorlauf

9

      im Militär

1

      prekär

5

      Jobberkarriere

22

      Standard

15

      mit langem Vorlauf

1

      prekär

6

      Maßnahmekarriere

7

   

      Arbeitslosigkeitskarriere

7

Gesamt

64

(Daten aus Hiller 1999a, S.139)

Die Untersuchungen bei den Absolventen des Berufsvorbereitungsjahres rekonstruieren u.a. die beruflichen Karrieren von 64 jungen Männern, die in den Schuljahren 1989/90 bis 1993/94 das BVJ besuchten. Auf der Grundlage von in jährlichem Abstand durchgeführten Befragungen konnten bei den Heranwachsenden die Lebensläufe während der ersten 6 Jahre nach der Schulentlassung detailliert nachgezeichnet werden. Diese Untersuchungen geben damit weit mehr Aufschluss über die Biographien der Betroffenen als etwa die Verbleibsuntersuchungen von Trägern beruflicher Bildungsmaßnahmen. Sie machen deutlich, dass das Leben der Betroffenen im Anschluss an das BVJ keineswegs glatt verläuft, sondern durch vielerlei Brüche, Diskontinuitäten und problematische Situationen wie längerfristiger oder wiederholter Arbeitslosigkeit gekennzeichnet ist.

Im Beobachtungszeitraum waren beispielsweise

47 der insgesamt 64 Jugendlichen (73 %) einmal oder wiederholt arbeitslos. In den 72 Monaten nach der Schulentlassung waren die arbeitslosen Jugendlichen durchschnittlich 14,9 Monate ohne Erwerbsarbeit.

28 der 64 in die Untersuchung einbezogene junge Männer haben irgendwann eine Regel- oder Sonderausbildung abgeschlossen (Ausbildungskarriere).

Von diesen sind 13 als normale Standard-Ausbildungskarriereverläufe zu bezeichnen, in denen es zu keiner oder nur geringer Arbeitslosigkeit kommt, d.h nur jeder Fünfte absolviert eine Ausbildung, wie sie idealtypisch immer wieder angepriesen wird.

9 Verläufe sind dem Typus Ausbildungskarrieren mit langem Vorlauf zuzuordnen, in denen zusätzliche Monate im Feld Berufsvorbereitung und Berufsausbildung verbracht werden müssen. Auch bei diesen Verläufen kommt es zu keiner bedenklichen Arbeitslosigkeit.

Verbleiben noch 5 Fälle, die der Kategorie prekärer Ausbildungsverlauf zuzuordnen sind. In keinem dieser Fälle ist es gelungen, nach Abschluss der Ausbildung im Beschäftigungssystem dauerhaft Fuß zu fassen.

Daneben zeigt die Untersuchung, dass es bei den jungen Männern 22 Ausbildungs- und Erwerbsverläufe gibt, die dem Muster einer Jobberkarriere zuzuordnen sind. Immerhin 16 der 64 Heranwachsenden ist es gelungen, ohne abgeschlossene Berufsausbildung einen einigermaßen sichern Zugang zum Beschäftigungssystem zu finden. In den 72 Monaten seit ihrer Schulentlassung waren sie durchschnittlich nur 4 Monate arbeitslos.

Nicht zu verschweigen ist allerdings auch, das weitere 6 junge Männer sich in prekären Jobberkarrieren befinden, d.h. sie sind annähernd soviel Zeit arbeitslos wie in verschiedenen Arbeitsverhältnissen beschäftigt.

Eine Integration in die Arbeitswelt ist ebenso wenig gelungen bei den verbleibenden 14 Heranwachsenden, die entweder von Maßnahme zu Maßnahme weitergereicht (7 Maßnahmekarrieren) oder aber als Langzeit- und Dauerarbeitslose (Arbeitslosenkarriere) ihr Leben meistern müssen.

Fasst man die Ergebnisse der Untersuchung im Reutlinger BVJ zusammen, fallen einige spannende Aspekte hinsichtlich der vier Karrieretypen auf:

Von den 13 Standard-Ausbildungsverläufen werden 9 von Jugendlichen ausländischer Herkunft durchlaufen, von denen nur einer vor dem Eintritt ins BVJ einen Hauptschulabschluss hatte. Dies scheint zum einen die These von der strukturellen Benachteiligung junger AusländerInnen in den allgemeinbildenden Schulen zu erhärten, zum anderen legt dieser Sachverhalt die Vermutung nahe, dass diese Jugendlichen im Ausbildungssystem noch zusätzliche Bildungsreserven mobilisieren können.

5 Jugendliche von 9, die eine Ausbildungskarriere mit langem Vorlauf prozessieren, kommen aus Förderschulen, 2 sind Hauptschüler ohne Abschluss. Ist dies schon ein Beleg gegen die auch unter Sonderschullehrern und Berufsberatern weit verbreitete Vorstellung, dass Förder- und Hauptschüler ohne Abschluss eine Regel- oder Sonderausbildung überhaupt nicht mehr erfolgreich durchstehen können?

Demgegenüber lassen die 5 prekären Verlaufskarrieren, die trotz erfolgreicher Ausbildung arbeitslos wurden, den vorläufigen Schluss zu, dass jeder fünfte Ausbildungsverlauf ohne günstige Erwerbsperspektive bleibt.

Betrachtet man die 22 Jobberkarrieren werden zwei Fakten auffällig:

Zum einen unterschiedet sich die Qualität der Schulbildung dieser jungen Männer nicht wesentlich von denen, die andere Karrieremuster durchlaufen.

Zum anderen sind 19 der 22 Jobber entweder junge Aussiedler oder junge Ausländer. Es scheint so, als ob in den sozialen Gefüge dieser jungen Leute andere kulturelle Vorstellung und Einstellungen zu abhängiger Lohnerwerbsarbeit repräsentiert sind. Dies sollte diejenigen Dogmatiker an allgemein- und berufsbildenden Schulen nachdenklich stimmen, die geradezu fanatisch junge Leute glauben machen wollen, dass jeden der Teufel holt, der keine Ausbildung macht. Jobberkarrieren werden von einer beeindruckenden Zahl von Jugendlichen als gleichwertige Alternative zur Ausbildung angesehen. Der hohe Anteil an durchaus gelingenden Jobberkarrieren (in RT jeder 3.) sollte uns ermahnen, solche Karrieren nicht nur als Überbrückungstätigkeiten bis zur Aufnahme der gewünschten Ausbildungen oder als Alternative minderer Güte zu den Berufsausbildungen anzusehen, sondern als ernstzunehmende und erfolgversprechende Zugänge zum Erwerbssystem. Der direkte Übergang von der Schule in die Arbeitswelt ist ein legitimer und keineswegs suboptimaler Weg, der damit auch nicht gegenüber dem Ausbildungsweg als nachgeordnet denunziert werden darf. Zumindest für die Gruppe der schulisch wenig Erfolgreichen gelingt der Einstieg in die Arbeitswelt nicht nur über das Absolvieren einer Ausbildung.

Bei den Maßnahmekarrieren fällt auf, dass sie allesamt von Deutschen durchlaufen werden. Außerdem lässt sich belegen, dass neben den erheblichen Zeiten, die sie in Maßnahmen und zweitem Arbeitsmarkt verbringen, zahlreiche Phasen von Arbeitslosigkeit hinzukommen. Durch die Anhäufung von Maßnahmen zeichnet sich keine Verbesserung der beruflichen Situation ab, im Gegenteil: die Maßnahmen werden zum stigmatisierenden Merkmal für diese Jugendlichen. Hier wäre dann doch mit Recht zufragen, ob für solche Jugendliche die angeleitete Vermittlung in un- und angelernte Arbeitsverhältnisse oder die Vermittlung in zeitlich befristete Ausbildungsmodule nicht die bessere Alternative wäre. Hinsichtlich der geringen Effizienz der kostenintensiven Eingliederungslehrgänge ist zu fragen, ob deren Existenz weiterhin zurechtfertigen ist, wenn pointiert formuliert, deren vorrangiger Sinn darin besteht, diese Jugendliche und junge Erwachsene über einen Zeitraum von bis zu 5 Jahren vom ersten Arbeitsmarkt fernzuhalten.

Seit kurzem liegen auch aus zwei weiteren deutschen Standorten - Hamburg und Rostock - Untersuchungen zu den Karriereverläufen Benachteiligter vor. Diese kommen trotz regionaler Spezifika zu ähnlichen Ergebnissen (vgl. Friedemann/Schroeder 2000, 96ff.)

Für alle drei Standorte wird deutlich, dass es für die allgemein- und berufsbildenden Schulen, aber auch für die Maßnahmeträger darauf ankommen wird, ihre Angebote und Konzepte der beruflichen Eingliederung an eben jener dokumentierten Bandbreite typischer Wege sowie spezifischer Anforderungen auszurichten, die die Jugendlichen realiter durchlaufen, anstatt nur stur ausbildungs- und berufsorientiert zu denken und zu planen. Alle Beteiligten sollten daher die Tatsache überdenken, dass mitunter „kostspielige Qualifikationswege angeboten werden, die die jungen Menschen ins Abseits führen, während es auf anderen Wegen belegbare Nischen gibt, die die Jugendlichen besetzen können, obschon ihnen von offizieller Seite beständig beschieden wird, diese führten in die Perspektivlosigkeit" (Friedemann/Schroeder 2000, 99).

 

3. Funktionen der Erwerbsarbeit

Die bis jetzt vorgestellten Dokumente zu den Erwerbskarrieren von AbsolventInnen der unteren Bildungsgänge haben den Strukturwandel im Beschäftigungssystem gewissermaßen von außen, nicht aber aus der Perspektive der Betroffenen aufgezeigt. All diese Veränderungen haben jedoch auch eine subjektive, eine innere Komponente, einen Anteil also, der die Identitätsbildung der Betroffenen nicht unerheblich beeinflusst. Neben der Familie stellt die Erwerbsarbeit bis dato den Hauptanker der Identitätsbildung und ein Hauptfeld der Lebensgestaltung gerade auch für junge Menschen dar (vgl. Baethge u.a. 1988). Aufgezwungene Arbeitslosigkeit bedeutet somit das Wegbrechen eines zentralen Feldes der individuellen Lebensführung und bringt weitgehende Konsequenzen mit sich.

Um die möglichen Folgen eintretender Arbeitslosigkeit für die Betroffenen differenziert einschätzen zu können, werden im folgenden die verschiedenen Funktionen der Arbeit für die Lebensgestaltung der Erwerbstätigen in aller Kürze beleuchtet.

Erwerbsarbeit als Medium individueller Existenzsicherung und sozialer Sicherheit: Zunächst dient das aus Erwerbsarbeit erzielbare Lohneinkommen zur Sicherung der Kaufkraft der Beschäftigten und ihrer Familien. Arbeitslosigkeit, insbesondere bei längerer Dauer, führt gerade bei Angehörigen unterer Lohngruppen schnell zum Absacken des Einkommens auf Sozialhilfeniveau, und weiter zu Ver- und Überschuldung, nicht selten zum Verlust der bisherigen Wohnung.

Erwerbsarbeit als Bezugsfeld sozialer Anerkennung: Wie eine breit angelegte Studie von Baethge und anderen (1988) zum Zusammenhang von Arbeit und Identität bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ergab, erwarten junge Menschen, in ihrer Arbeit Selbstbestätigung zu finden; sie möchten sich hier ihren Interessen und Begabungen entsprechend entfalten. Sie wollen sich in der beruflichen Tätigkeit selbst beweisen und am Ende mit einem gewissen Stolz auf ihre fachlich gute Arbeit blicken können. „In diesem Sinne geht es den Jugendlichen neben ihrer Selbstbestätigung auch ‘um die Sache’" (Baethge 1988, 169). Arbeitslose Jugendliche können sich nicht mehr aufgrund ihrer geleisteten Arbeit als kompetent und für die Gesellschaft nützlich erfahren. So kommt ihnen eine bedeutende Quelle der Selbstwertbestätigung abhanden.

Erwerbsarbeit als Strukturierungsprinzip des Alltags: Erwerbsarbeit bietet ferner einen wichtigen Rahmen zum Aufbau und Erhalt sozialer Kontakte sowie zur Kommunikation mit Kollegen, die nicht nur auf die Arbeitszeit beschränkt bleibt, sondern sich weit in den Freizeitbereich erstreckt: Im Betrieb lernt man Freunde und Bekannte kennen, man verabredet sich zu Freizeitaktivitäten und unterhält sich bei allerlei Gelegenheiten über persönliche Belange. Bei Arbeitslosen ist dagegen oftmals eine dramatische Verkleinerung des sozialen Netzes, ein Rückzug in die Privatheit der eigenen vier Wände zu beobachten, mit der Folge zunehmender Vereinsamung. Auch hinsichtlich der Gestaltung des Tagesablaufs sowie der Rhythmisierung der Woche, des Jahres, ja des ganzen Lebens, spielt die Erwerbsarbeit eine nicht zu unterschätzende Rolle. Arbeitslosen jungen Menschen, so die Erfahrung, gelingt eine nicht-ruinöse Zeitgestaltung meist kaum.

Bei Pädagogen und Bildungspolitikern muss an dieser Stelle erneut eine Warnlampe aufleuchten. Folgen wir der Analyse, dass bereits heute viele Menschen Opfer einer technologischen Arbeitslosigkeit (J.M. Keynes) sind, dann sind sie deshalb von der Erwerbsarbeit ausgesperrt, weil die gesellschaftliche Entdeckung von Mitteln zur Einsparung von Arbeit schneller voranschreitet als die Fähigkeit, neue Verwendung für Arbeit zu finden. Die bereits auf vollen Touren laufenden Prozesse einer tiefgreifenden Umstrukturierung des Arbeitsmarktes werden bewirken, dass die Zahl ganz- oder teilweise freigesetzter Personen eher zu- als abnehmen wird. Die Marktwirtschaft im Informationszeitalter ist systemimmanent auf Verminderung der Lohnerwerbsarbeit programmiert, sie steuert auf einen „Kapitalismus ohne Arbeit" zu. Selbst Wirtschaftswachstum setzt nicht mehr den "Abbau von Arbeitslosigkeit in Gang, sondern genau umgekehrt den Abbau von Arbeitsplätzen voraus - jobless growth" (Beck 1996, 142). Wir gehen davon aus, dass insbesondere die AbgängerInnen der unteren Bildungsgänge, jene chancengeminderten, wenig qualifizierten ArbeitnehmerInnen einen hohen Preis für Strukturwandel und Globalisierung bezahlen müssen.

Wenn es also tatsächlich zutrifft, dass Vollbeschäftigung nicht mehr zu erreichen sein wird, darf die Qualifizierung unseres Nachwuchs nicht allein auf Erwerbsarbeit zentriert bleiben, sondern muss mehr und anderes tun, um die jungen Menschen für ein Leben unter geänderten Rahmenbedingungen fit zu machen. Wer im Hinblick auf berufs- und lebensvorbereitenden Unterricht weiter auf die herkömmlichen Formeln fixiert bleibt, ähnelt jenem Betrunkenen, der auf dem Nachhauseweg seinen Schlüssel verloren hat und ihn verzweifelt aber vergebens unter einer Laterne sucht. Auf die Frage eines Passanten, der zunächst hilfsbereit mitsucht und dann fragt, ob er sicher sei, dass er den Schlüssel unter der Laterne verloren habe, antwortet der Betrunkene: „Nein, verloren habe ich ihn dort hinten, im Dunkeln." Warum er denn ausgerechnet unter der Laterne suche, erkundigt sich der erstaunte Weggenosse. „Weil es da so schön hell ist", lallt da verärgert, unwirsch, verständnislos der Betrunkene. Wir müssen also, dies ist die Botschaft, angesichts einer veränderten Lage auf ungewohntem Terrain nach neuen Lösungen suchen.

 

4. Das Ende der monogamen Erwerbsarbeit als Chance für Marktbenachteiligte?

Steht der Faktor Erwerbsarbeit für chancengeminderte Jugendliche nur temporär zur Verfügung oder fällt gar gänzlich weg, brauchen die Betroffenen dafür einen äquivalenten Ersatz. Sie benötigen Quellen, aus denen sie nicht nur ein hinreichendes Einkommen und soziale Sicherheit, sondern auch Selbstbestätigung und Anerkennung durch Dritte, soziale Kontakte sowie Muster der Lebensplanung und der Rhythmisierung ihres Alltags gewinnen können. Sonst wird es den Betroffenen nur schwerlich gelingen, einen befriedigenden Alltag zu gestalten.

Bezogen auf die Lage Arbeitsloser in der Bundesrepublik lässt sich zusammenfassend feststellen, dass es Menschen, die die Arbeit verloren oder nie gefunden haben, an wenigen Orten materiell so gut geht wie in Deutschland (Arbeitslosenunterstützung, Sozialhilfe). Nirgendwo fällt es arbeitslosen Menschen aber sozial so schwer, wieder in die Mitte der Gesellschaft zu finden wie hierzulande. Wer in Deutschland draußen ist, ist gründlicher draußen als anderswo. So konstatiert der Zukunftsforscher Matthias Horx: „Unsere Gesellschaft wird sich den Luxus von 20 % Ausrangierten leisten, die ihr Leben vor 35 Fernsehprogrammen fristen, sich auskömmlich bei Aldi, Hofer und Penny versorgen können", gelegentlich reiche es sogar zu Billigflügen nach Mallorca (zit. nach Dettling 1998, 201). Bezogen auf die Zukunft müssen wir uns die Frage stellen, ob wir es akzeptieren wollen, dass mindestens ein Viertel unserer Gesellschaft durch die beschriebene Form des tittytainment (ein Kunstwort aus titts - Brüste - und entertainment) ruhiggestellt wird oder ob wir uns besser Gedanken darüber machen, wie wir es erreichen können, „dass alle Mitglieder der Gesellschaft, auch wenn sie keine Erwerbsarbeit haben, ein aktiver Teil der Gesellschaft bleiben, eine für sie selbst und für andere befriedigende Tätigkeit haben und auf diese Weise ein Leben in Würde und in Selbstachtung ... führen können" (ebd., 219).

Wenn die bisherigen Argumentationsschritte richtig gesetzt sind, dann stellt sich allen gesellschaftlichen Kräften die dringliche Aufgabe, zur Erschließung alternativer Quellen der Lebensgestaltung für jene Menschen beizutragen, die aus dem traditionellen Erwerbsprozess zumindest zeit- oder teilweise freigesetzt wurden und werden. Es ist in Anbetracht der ökonomischen Dynamik nicht zu erwarten, dass kurz-, mittel- und auch langfristig genügend tariflich entlohnte Arbeitsplätze insbesondere für die AbgängerInnen der unteren Bildungsgänge zur Verfügung gestellt werden. Angesichts des beschriebenen Strukturwandels ist es mithin pure Demagogie, wenn versucht wird, kollektive Risiken wie Massenarbeitslosigkeit, wachsende Armut, Wohnungsnot und gesellschaftliche Ausgrenzung als individuelles Versagen zu deuten. Wir benötigen statt dessen eine gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung von Lebenslaufmustern, die - zumindest phasenweise - nicht mehr auf der Grundlage der Existenzsicherung und Alltagsgestaltung durch Erwerbsarbeit beruhen.

Wenn die Menschen aber weniger Lebenszeit mit Erwerbsarbeit verbrauchen müssen, weil diese nur noch begrenzt und ungleich verteilt zur Verfügung steht, dann könnte doch – so ein neuer Gedanke - die verbleibende Zeit zu individuell und gesellschaftlich nützlicher Arbeit genutzt werden. Im Modell einer gemischten Tätigkeitsgesellschaft wird beschrieben, wie verschiedene Formen von Tätigsein neu kombiniert werden und wie alternative, die traditionelle Erwerbsarbeit ergänzende Formen der Arbeit aufgewertet werden können.

Denkbar ist diese Ausrichtung verschiedener Tätigkeiten in einem „Mehrschichtenmodell von Arbeit" (Giarini/Liedtke 1998), das für eine neue Form einer „Politik der Vollbeschäftigung" dies- und jenseits des Arbeitsmarktes plädiert. Die folgenden drei Elemente sind gleichzeitig oder im biographischen Nacheinander so miteinander zu kombinieren, dass eine für das Individuum befriedigende „Vollbeschäftigung" entsteht:

1. Erwerbsarbeit:
Sie wird nach wie vor als bedeutsames Segment individueller Beschäftigung angesehen, die nicht durch andere Tätigkeiten substituiert, sondern nur ergänzt werden kann. Allerdings lässt sich Erwerbsarbeit im Hinblick auf Umfang und Qualität auf mindestens zwei Ebenen differenzieren: in ein Segment hochkompetitiver Kernarbeit („core jobs") und ein Segment zuarbeitender Rand-Jobs („fringe jobs"), die durch niedrige Anforderungen, geringes know-how und leichte Austauschbarkeit gekennzeichnet sind. Bei diesen fringe-jobs handelt es sich in der Tendenz eher um befristete und unsichere Arbeitsverhältnisse, die dementsprechend niedrig, oft nur in der Größenordnung eines existenzsichernden Mindesteinkommens entlohnt werden.

Unter dem Stichwort Erwerbsarbeit ist weiterhin zu denken an eine Aufwertung und Ausweitung von Arbeitsgelegenheiten außerhalb bzw. am Rande des traditionellen Arbeitsmarktes, also an einen Ausbau von Arbeitsplätzen auf Gebieten, die sich bei tarifgerechter Bezahlung zwar nicht lohnen und daher derzeit nicht angeboten werden, die aber bei geringerer Entlohnung durchaus Möglichkeiten einer sinnvollen Beschäftigung ansonsten arbeitsloser Menschen bieten könnten. In solchen Leichtlohnarbeitsplätzen könnten die Betroffenen zumindest einen Teil ihres Einkommens selbst erwirtschaften. Amerikanische Erfahrungen seit 1975 zeigen, dass die ArbeitnehmerInnen selbst eine äußerst geringe Entlohnung dem Arbeitsplatzverlust vorziehen - vorausgesetzt eine staatliche Grundabsicherung würde sie zuverlässig, ermessensfrei, dauerhaft und bürokratiearm vor finanziellen Existenznöten bewahren (vgl. Mitschke 1995, 30). Kombiniert mit dem Bezug von Bürgergeld könnte bei einer Ausweitung von Leichtlohnarbeitsplätzen die gleichzeitige Zunahme der „working poor" eingeschränkt werden.

2. Segment der Tätigkeitsgesellschaft - die Bürgerarbeit:
Einen weiteren Weg aus der Krise der Erwerbsarbeit weist der 1998 abgeschlossene Bericht der Kommission für Zukunftsfragen. Die Antwort auf die zunehmende Vernichtung von Arbeitsplätzen lautet dort: Arbeit. Obwohl dieser Gedanke zunächst reichlich paradox anmutet, ist er durchaus ernst gemeint und ernst zu nehmen. Er geht davon aus, dass es in unserer Gesellschaft noch genügend Arbeit gibt, die nach den tradierten Mustern der Arbeitsgesellschaft bislang allerdings nicht als Arbeit anerkannt wird - Bürgerarbeit eben. Bürgerarbeit meint alle Formen von freiwilligem sozialen Engagement jenseits der Erwerbsarbeit in Bereichen wie Behindertenhilfe, Betreuung von Obdachlosen, Asylbewerbern und Lernschwachen, im Sektor Umwelt, Gesundheit, Sterbehilfe, Mitarbeit in Mütterzentren und Nachbarschaftsnetzen, der Freiwilligen Feuerwehr oder dem Roten Kreuz. Die Nachfrage nach personenbezogenen sozialen Diensten wird wachsen, nicht zuletzt weil sie von Frauen und Familien immer weniger erbracht werden können oder wollen. Trotz großer Nachfrage dürften diese Tätigkeiten nicht zu Marktpreisen finanzierbar sein. Bürgerarbeit als Arbeit mit öffentlich-gesellschaftlichem Nutzen wird hier als Ausweg gesehen, als historische Chance, bürgerschaftliches Engagement statt Arbeitslosigkeit zu finanzieren und gleichzeitig einen Beitrag zur Wohlfahrt aller zu leisten. Durch Bürgerarbeit, so die Hoffnung, verlören Arbeitslose sowie Sozialhilfeempfänger ihren Makel und erhielten die Chance, ihre soziale Situation durch Aktivität zu verbessern, ihre beruflichen Fertigkeiten zu erhalten bzw. auszubauen und somit die Chancen für eine Rückkehr in die normale Arbeitswelt zu verbessern. Neben Belohnungen in Form von Ehrungen, Steuererleichterungen u.ä. möchte die Kommission das schon angesprochene Bürgergeld zur ökonomischen Grundsicherung nutzen. Notwendig ist eine gesellschaftliche Aufwertung aller Arbeitsformen jenseits von Erwerbsarbeit, nach dem Motto: erwerbslos aber nicht arbeitslos! Allerdings darf dabei in voreiliger Euphorie nicht das Phänomen der „kumulativen Exklusion" (Luhmann) bagatellisiert werden. In allen Tätigkeitsfeldern jenseits der Erwerbsarbeit sind Erwerbstätige, und hier speziell jene mit höheren Bildungsabschlüssen, deutlich überrepräsentiert. Es scheint bisher so zu sein, als würde sich die Kluft zwischen Arbeitsplatzbesitzern und Arbeitslosen zusätzlich dadurch verschärfen, dass Arbeitslose auch an Tätigkeiten außerhalb des Erwerbsarbeitssystems weniger teilhaben. Dies darf jedoch kein Zeichen der Resignation sein, sondern muss der Anfang pädagogischer Intervention sein. Für pädagogische Institutionen jedweder Art gilt es, insbesondere auch chancengeminderte Jugendliche an Zentren der Gemeinnützigkeit anschlussfähig zu machen, das heißt, ihnen sowohl Fähigkeiten zu vermitteln, die bürgerschaftliches Engagement erst ermöglichen als sie auch in bereits bestehende Gemeinschaften einzuschleusen. Somit ermöglichen sie den jungen Menschen, der Gesellschaft zumindest teilweise zurückzugeben, was sie in Form von Transferleistungen erhalten haben - ob die nun Sozialhilfe oder Bürgergeld heißen.

3. Eigenarbeit:
Eigenarbeit wird ökonomisch vor allem als „Sparen durch selbst herstellen, statt käuflich erwerben" verstanden, als moderne Form der Selbstversorgung. Unter privater Eigenarbeit (und darauf wollen wir uns hier beschränken) werden Tätigkeiten im häuslichen Umfeld (Selbstversorgung, Herstellung von Nutzgegenstände usw.) gefasst, die historisch gesehen mit zunehmender Industrialisierung professionalisiert und damit aus dem privaten Sektor ausgegliedert wurden. Damit sind kulturelle und motivationale Grundlagen für eine Selbstversorgung verloren gegangen und private Eigenarbeit wurde dequalifiziert. Die Forderung nach Eigenarbeit bedeutet daher eine Rückverlagerung solcher Tätigkeiten in den privaten Sektor und eine Re-Aktivierung privathaushaltlicher Potentiale. Nach den Vorstellungen von Bergmann (1997) soll mit privater Eigenarbeit eine neue Form von Selbstversorgung auf hohem technischen Niveau erreicht werden. Diese Selbst-Arbeit mit ihrer unmittelbaren Wertschöpfung für sich selber wäre in der Postmoderne im Bereich der Subsistenzwirtschaft, also dem Anbau (und Verkauf) von Lebensmitteln wie Obst, Gemüse und Blumen, im Bereich der Hauhaltsreparaturen (Renovierungen, Restaurierung und Konstruktion von Möbeln) und im Bereich der Eigenversorgung mit Kleidung denkbar. Damit wird aber auch klar, dass die hier angesprochene Selbst-Arbeit nicht voraussetzungslos ist: Sie benötigt freie Zeit um entsprechende Aktivitäten zu entfalten, finanzielles Kapital um Verbrauchsmaterial und Werkzeug zu beschaffen, öffentliche oder private Räume als Werkstätten und zur Lagerung von Material und vor allem fachbezogenes Wissen, Vorerfahrungen, Fertigkeiten und Geschicklichkeit sowie Zutrauen in die eigene Fähigkeiten. Diese Selbsthilfefähigkeit und das Unternehmertum in eigener Sache muss angeleitet werden. Den EigenarbeiterInnen muss ein unterstützendes und qualifizierendes Angebote gemacht werden.

An dieser Stelle sei nochmals mit Nachdruck betont: Erwerbsarbeit, Bürgerarbeit und Eigenarbeit stehen in einem Ergänzungsverhältnis zueinander, Erwerbsarbeit wird durch letztere nicht ersetzt. Allerdings kann man davon ausgehen, dass Erfahrungen mit Bürgerarbeit und Eigenarbeit zur konstruktiven Bewältigung bestimmter Folgen von Arbeitslosigkeit, insbesondere von Sinnkrisen und Prozessen der Selbstabwertung beitragen. Durch die Auseinandersetzung mit den eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten außerhalb des Erwerbssystems werden Selbstwertgefühl, Kreativität und Flexibilität gestärkt und - anders formuliert - der Umgang mit Unsicherheit produktiv erarbeitet.

 

5. Konsequenzen für die Vorbereitung und Begleitung von AbsolventInnen unterer Bildungsgänge im Übergang Schule – Arbeitswelt

Sollen Schule und Jugendhilfe unter dem Druck eines gesättigten Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nicht zu Aufbewahranstalten für benachteiligte junge Menschen verkommen, braucht es weniger motivationale Rehabilitationsprogramme in sonder- und sozialpädagogischen Spezialmilieus, sondern es bedarf vielmehr neuer Lösungen zur „permanenten Vergegenwärtigung" (Hiller 1997,26) dieser Jugendlichen in allen relevanten Handlungsfeldern von Erwerbs-, Bürger- und Eigenarbeit. Diese Form der Jugendarbeitshilfe setzt bereits in der Schule an und begleitet die jungen Menschen bis weit über die Schulzeit hinaus.

Wie soll diese Vergegenwärtigung junger Menschen in den verschiedenen Feldern einer Tätigkeitsgesellschaft aussehen? Dazu abschließend einige unsystematische Vorschläge:

Qualifikation ist nach wie vor Trumpf. Deshalb brauchen wir für ausbildungsfähige EntlassschülerInnen unterer Bildungsgänge ein gut ausgebautes System von Formen, die den Prozess ihrer Integration in die Arbeits- und Berufswelt begleiten. Ziel muß die Einmündung in den offiziellen Arbeitsmarkt sein. Gefordert sind außerdem neue berufspädagogische Konzepte, die eine weitgehende Flexibilisierung der starren inhaltlichen und zeitlichen Vorgaben der derzeitigen Ausbildungsordnungen gestatten. Analog zu Projekten der Jugendberufshilfe sind Ausbildungen und Maßnahmen der Vorbereitung auf Beschäftigung dezentralisiert anzubieten, damit man diese nicht nur an das individuelle Leistungsvermögen, sondern auch an die jeweilige Lebenslage der Jugendlichen anpassen kann. Solche an der Biographie ansetzende und mit den Lebenswelten der Jugendlichen kompatible Berufshilfe modularisiert die Ausbildungsgänge und schafft Gelegenheit zum Erwerb von testierten Teilqualifikationen. Jeder Jugendliche hat das Recht auf ein qualitativ hochwertiges und auswahlfähiges Ausbildungsangebot. Dafür muss das duale System allerdings systematisch ergänzt und weiterentwickelt werden, zu einem pluralen Mischsystem beruflicher Bildung. In einem Lernortverbund können die einzelnen Module an verschiedenen Lernstätten erworben werden: im Betrieb, an der Berufsschule, der Volkshochschule, bei überbetrieblichen Ausbildungs- und Qualifizierungsgesellschaften, beim Technischen Hilfswerk, Deutschen Schweißerbund etc. Eine solche auf Quartale bezogene (vgl. Hiller 1998), bei verschiedensten Bildungsträgern angesiedelte modularisierte Form der Ausbildung, in die durchaus auch das BVJ einbezogen werden könnte, erlaubt es jungen Menschen, sich auch in Zeiten der Erwerbsarbeitslosigkeit weiterzuqualifizieren und sich damit für den Arbeitsmarkt fit zu halten; bislang beginnen Maßnahmen der Berufsvorbereitung und -ausbildung vornehmlich im September, mit der Folge, dass junge Menschen, die aus irgendwelchen Gründen während des Jahres eine Maßnahme abbrechen, bis zum nächsten September auf der Straße stehen. Ein wie eben beschriebenes Jugendbeschäftigungs- und -bildungsprogramm sollte durch lokale Jugendleitstellen organisiert und koordiniert werden, zu deren Aufgaben es auch gehören würde, benachteiligte Jugendliche an geeignete Vertrauenspersonen zu vermitteln, die bei der Ausbildungsplanung und der Vermittlung bestimmter Module behilflich sind.

(Teil-)-Integration in Erwerbsarbeit:
Für all diejenigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen, denen eine Ausbildung verbaut ist oder bei denen Ausbildungsversuche nur noch zur „Bildung ins Aus" verkommen, machen Qualifizierungsangebote (training on the job) mit einer anschließenden, wenn auch zeitlich befristeten Jobgarantie Sinn. Die Zukunftskommission 2000 hat erst kürzlich in ihrem Abschlußbericht auf solche Möglichkeiten einer staatlich subventionierten Einstiegshilfe in die Arbeitswelt hingewiesen. Gerade junge Menschen haben ein Recht auf ein Mindestmaß an Sicherheit und Zuverlässigkeit. Den Jugendlichen müssen gesicherte Zugänge zu Erwerbsarbeit im unteren Qualifikationsbereich eröffnet werden.

Anschluss an Formen des bürgerlichen Engagements:
Wenn man der Analyse von Ulrich Beck folgt, schwindet das Volumen der Erwerbsarbeit rapide, schafft der Kapitalismus die Arbeit weitgehend ab. Damit die Mehrheit der Menschen nicht zu „surplus-people" werden, ist es von existentieller Bedeutung, sich im sogenannten dritten Sektor zu engagieren. Dieser Bereich der sozialen Verantwortlichkeit, der nicht gewinnorientierten Gemeinwirtschaft und der gemeinnützigen Aufgaben ist eine grundsätzliche Alternative zu den traditionellen Arbeitsverhältnissen und folgt eher der Entlohnungsstruktur des „archaischen Gabentausches" (Rifkin 1996, 182). Schon heute gibt es in der Bundesrepublik eine Vielzahl solch kommunitativer Einrichtungen, in denen Bürger entweder auf der Basis eines Bonuskontos verschiedene Dienstleistungen und Hilfestellungen austauschen („Bürger helfen Bürgern") oder sich in Freiwilligen-Agenturen unentgeltlich in sogenannten Ehrenjobs engagieren, die Spaß, Umgang mit anderen Menschen, Qualifikation, Lob und Dank erbringen („charity statt caritas"). Es gilt bereits heute unsere Jugendlichen an solche Zentren der Gemeinnützigkeit anschlussfähig zu machen, das heißt, ihnen sowohl Fähigkeiten zu vermitteln, die bürgerschaftliches Engagement erst ermöglichen als sie auch in bereits bestehende Gemeinschaften einzuschleusen.

Befähigung und Anleitung zur qualifizierten Eigenarbeit:
Schon in der Schulzeit, aber vor allem darüber hinaus gilt es sicherzustellen, dass die Jugendlichen über Werkstattprojekte unter qualifizierter Anleitung im Bereich der Subsistenzwirtschaft unterstützt werden. Sie sollen Gelegenheit erhalten, in Bereichen des Obst- und Gemüseanbaus, evtl. auch der Kleintierhaltung (Hühner, Hasen), der (Wieder-)Herstellung von Möbeln und Einrichtungsgegenständen sowie der Wohnungsrenovierung u.ä. Erfahrungen zu sammeln und sich Fertigkeiten anzueignen.

Nutzung bestehender Bildungseinrichtungen:
Zu prüfen ist weiter, inwiefern die bereits bestehende Infrastruktur von Schulen, Berufsschulen, Volkshochschulen, Jugendhilfeeinrichtungen oder sonstiger Organisationen zur permanenten (Weiter-) Bildung marktbenachteiligter junger Menschen nutzbar gemacht werden könnte. Gedacht ist daran, dass sich die genannten Institutionen etwa in Form von Kursangeboten an der Vermittlung von Fertigkeiten und testierbaren Teilqualifikationen beteiligen, die „quer" zu ausbildungsspezifischen Angeboten liegen, häufig jedoch Voraussetzung zum Erhalt von Gelegenheitsjobs, zur Umsetzung bürgerschaftlichen Engagements bzw. zur eigenwirtschatlichen Betätigung sind. Solche Fähigkeiten und Teilqualifikationen stellen etwa der Führerscheinerwerb Klasse 3, das Absolvieren eines Schweißerkurses oder von Kursen Informationstechnologie bzw. Internetnutzung, in Kranken- bzw. Altenpflege, in Kinderbetreuung oder in Reinigungsarbeiten dar.

Aufbau von Jugendleitstellen:
Um diese immensen Anforderung im Management von Unsicherheit zu bewältigen, dürfen behinderte und benachteiligte junge Menschen mit den gesellschaftlichen Zumutungen nicht alleine gelassen werden. Uns leuchtet der Vorschlag der Enquetekommission zur Einrichtung von regionalen Jugendleitstellen ein, die in Kooperation mit den jungen Leuten einerseits, mit Betrieben und diversen lokalen Trägereinrichtungen andererseits, für diese eine je individuelle Abfolge von Bildungs-, Qualifikations- und Beschäftigungsmodulen bereithalten und organisieren.

Alltagsbegleitung:
Schon während aber vor allem über die Schulzeit hinaus gilt es die Jugendlichen bei der Sozialisation für ein Leben in kombinierter Arbeit (sozial-) pädagogisch zu begleiten und zu betreuen. Die jungen Menschen benötigen auf ihrem neuen und schwierigen Weg in die relative Selbständigkeit des Erwachsenen eine Überleitungsfigur, einen Alltagsbegleiter, der mit ihnen zusammen feststellt, welcher Hilfen sie bedürfen und der die notwendigen Unterstützungsleistungen vermittelt, koordiniert und überwacht. In der Regie der Jugendleitstelle gilt es gezielt nach Begleitern für benachteiligte junge Menschen zu suchen, diesen eine „soziale Elternschaft auf Zeit" (Hiller) schmackhaft zu machen und ihnen Unterstützung durch Experten der Jugendhilfe zu vermitteln. Der hier angesprochenen längerfristig bildsamen Begleitung von benachteiligten jungen Menschen geht es weniger um die Umsetzung der neuhumanistischen Maxime einer Steigerung, Bereicherung und Verbesserung der individuellen Kräfte. Sie begnügt sich vielmehr mit dem Anspruch, diese Jugendlichen und jungen Erwachsenen in ihnen angemessenen und erträglichen Verhältnissen am Leben zu erhalten. Auf der Gegenseite vermittelt diese jugendnahe Alltagsbegleitung dem pädagogischen Personal, das sich auf eine solche Partnerschaft auf Zeit einlässt, wichtige Einblicke in die Chancen und Nöte, Möglichkeiten und Belastungen eines Lebens im peripheren Segment.

Zusammenfassend hat sich bei aller Unsicherheit der Zukunftsanalyse eines mit Sicherheit gezeigt: Die grundfalsche Antwort auf die Umgestaltung der Arbeitsgesellschaft ist die ausschließliche Ausrichtung der (Aus-)Bildungsgänge in den Schulen am Bedarf der Wirtschaft. „Je nachdrücklicher der sogenannte ‘wirtschaftliche Bedarf’ zur Grundlage der Bildungsplanung und Bildungsreform gemacht wird, desto wahrscheinlicher wird es, dass ganze Generationen von Absolventen dieser ‘bedarfsorientierten’ Ausbildungsgänge ins berufliche Nirwana gelockt werden" (Beck 1997a). Nicht mehr die Vorbereitung auf die Normalerwerbsbiographie oder die Realisierung eines bestimmten Berufsbildes darf im Zentrum der (Aus-)Bildung stehen, vielmehr muss sich Lernen mit der Vielfalt der Tatsächlichkeiten verbinden, durch die die jungen Menschen ihr Leben selbst in die Hand nehmen. (Aus-)Bildung wird auf die alltägliche Existenzbewältigung in einer globalisierten Risikogesellschaft ausgeweitet. Nicht mehr nur die spezialisierte Vorbereitung und Hinführung in die Berufswelt stehen nun auf der pädagogischen Tagesordnung, sondern vielmehr eine gründliche Einführung in und Auseinandersetzung mit den bunten Tätigkeitsformen diesseits und jenseits von Erwerbsarbeit.

 

Literatur

  • Baethge, M., Hantsche, B., Pelull, W., Voskamp, U.: Jugend: Arbeit und Identität. Lebensperspektiven und Interessenorientierungen von Jugendlichen. Opladen 1988.
  • Baur, Werner: Förderschule und danach?! Erfahrungen aus der Alltagsbegleitung benachteiligter junger Menschen und ihre pädagogischen Implikationen. In: Zeitschrift für Heilpädagogik, 46 (1995), 220-226
  • Baur, Werner: Zwischen Totalversorgung und der Straße. Langzeitwirkungen öffentlicher Erziehung. Langenau-Ulm 1996
  • Baur, Werner, Michael Storz: Muß die Schule auf Arbeitslosigkeit vorbereiten? In: bildung & wissenschaft Baden- Württemberg, Heft 1 (1997), 14-23
  • Beck, Ulrich: Kapitalismus ohne Arbeit. In: Der Spiegel 20/1996, S. 140-146
  • Beck, Ulrich: Erwerbsarbeit durch Bürgerarbeit ergänzen. In: Kommission für Zukunftsfragen der Freistaaten Bayern und Sachsen: Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit in Deutschland. Entwicklung, Ursachen und Maßnahmen. Teil III, Maßnahmen zur Verbesserung der Beschäftigungslagen. Bonn 1997, S. 146-168 (1997b)
  • Beck, Ulrich: Schöne neue Arbeitswelt. Vision: Weltbürgergesellschaft. Frankfurt a. M., New York 1999.
  • Bergmann, Frithjof: Die Neue Arbeit. Skizze mit Vorschlag. In: Gewerkschaftliche Monatshefte 48/1997, S. 524-534
  • Dettling, Warnfried: Wirtschaftskummerland? Wege aus der Globalisierungsfalle. München 1998
  • Friedemann, Hans-Joachim, Joachim Schroeder: Von der Schule... ins Abseits? Langenau-Ul, 2000.
  • Giarini, Orio, Patrick M. Liedtke: Wie wir arbeiten werden. Hamburg 1998
  • Hiller, Gotthilf G.: Ausbruch aus dem Bildungskeller. Pädagogische Provokationen. Langenau-Ulm 31994 (a)
  • Hiller, Gotthilf G.: Lebenslagen und Zukunftsperspektiven von Jugendlichen der unteren Bildungsgänge im veränderten Deutschland. Herausforderungen für Schule, Sozial- und Berufspädagogik. In: bildung & wissenschaft, 12/1994, S. 17-25 (1994b)
  • Hiller, Gotthilf G.: (Aus-)Bildungsmäßig wenig erfolgreiche junge Menschen. Ihre Situation und daraus resultierende Anforderugnen an eine zielgruppenorientierte Jugendberufshilfe. In: Stark, Werner, Thilo Fitzner, Christoph Schubert (Hg.): Jugendberufshilfe im Kontext von Arbeitsgesellschaft und Berufsbildungspolitik. Stuttgart 1997, S. 25-40
  • Hiller, Gotthilf G.: Karrieremuster junger Männer mit geringem Schulerfolg im Bereich Ausbildung und Beschäftigung in den ersten sechs Jahren nach ihrer Entlassung aus allgemeinbildenden Schulen. In: Hofsäss, Thomas (Hg.): Jugend – Arbeit - Bildung. Berlin 1999a
  • Hiller, Gothilf G.: Lebenslagen und Lebenswege von BVJ-Absolventen - Anregungen für Projekte der Jugendberufshilfe aus Befunden der Lebensverlaufsforschung. Hrsg.: Landeswohlfahrtsverband Württemberg-Hohenzollern, Landesjugendamt, Stuttgart 1999b
  • Hiller, Gotthilf G., Hans-Joachim Friedemann u.a.: Plädoyer für eine sonderpädagogische Erwachsenenbildung für junge Menschen in erschwerten Lebenslagen. Bericht über das Forschungsvorhaben „Alltagsbegleitung für Absolventen von Berufsvorbereitungsjahren". In: GEW (Hg.): Benachteiligte und Berufsausbildung. Beiträge zu einem Expertengespräch der Initiative Bildung. Frankfurt a.M. 1997, S. 33-68
  • Kühnlein, Irene: Weniger Erwerbsarbeit - mehr Eigenarbeit? Chancen und Potentiale Öffentlicher Eigenarbeit. In: Aus Politik und Zeitgeschichte B 48-49/97, S. 41-46
  • Lex, Tilly: Berufswege Jugendlicher zwischen Integration und Ausgrenzung. Arbeitsweltbezogene Jugendsozialarbeit, Band 3. München 1997
  • Mittelsten Scheid, Jens: Mehr Eigenarbeit. Bausteine für eine menschliche Zukunft. In: das baugerüst 1995, S. 56-59
  • Mitschke, Joachim: Jenseits der Armenfürsorge. Das Bürgergeld kann unbürokratisch und ermessensfrei das Existenzminimum sichern. In: Die Zeit vom 08.12.1995, S. 30-31.
  • Mutz, Gerhard: Zukunft der Arbeit. Chancen für eine Tätigkeitsgesellschaft? In: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 48-49/97, S. 31-40 (1997a)
  • Mutz, Gerhard, Irene Kühnlein, Martina Burda-Viering, Boris Holzer: Eigenarbeit hat einen Ort. Öffentliche Eigenarbeit im HEi. München 1997
  • Schroeder, Joachim, Michael Storz (Hrsg): Einmischungen. Alltagsbegleitung junger Menschen in riskanten Lebenslagen. Langenau-Ulm 1994
  • Storz, Michael.: Nachgehende Betreuung von ehemaligen HauptschülerInnen - auch ein Beitrag zur Reform der Hauptschule. In: Mack, W. (Hrsg): Hauptschule als Jugendschule. Beiträge zur pädagogischen Reform der Hauptschulen in sozialen Brennpunkten. Ludwigsburg 1995, 65-75
  • Storz, Michael: Schöne neue Arbeitswelt. Anmerkungen zur beruflichen (Teil-)Integration von marktbenachteiligten Jugendlichen und jungen Erwachsenen in postindustrieller Zeit. In: Zeitschrift für Heilpädagogik, 48 (1997), 398-405
  • Storz, Michael: Hauptsache Arbeit?! Integration von marktbenachteiligten jungen Menschen in die Tätigkeitsgesellschaft. In: Die Deutsche Schule 91 (1999), Heft 1, S. 38-51
  • Zukunftskommission Gesellschaft 2000: Solidarität und Selbstverantwortung. Von der Risikogesellschaft zur Chancengesellschaft. Stuttgart 1999.

Text erschienen im Loccumer Pelikan 2/2000

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