„Gender“ – Ein Blick ins Internet

Von Felix Emrich

 

Wer den Begriff „gender“ bei einer Internet-Suchmaschine eingibt, wird zuerst an wikipedia verwiesen – auch dieser Artikel ist lesenswert, wenn auch nur als ein erster Einstieg ins Thema. Ebenfalls an einer der oberen Stellen zu finden ist (u. a.):


www.bpb.de
Ebenfalls an einer der oberen Stellen zu finden ist das Portal der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Es bietet auch zu diesem Thema wertvolles Material. Unter den Suchbegiffen „gender“ (verstanden als Aufgabenfeld politischer Bildung) und „gender mainstreaming“ finden sich Aufsätze, Diskussionen, Beispiele, Literaturangaben und einiges mehr. Ergänzend sei noch auf die gesundheitspolitischen Aspekte des Themas auf der Plattform der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (www.bzga.de) verwiesen. Für Lehrende interessant ist sicher auch die einschlägige Themensammlung bei lehrer-online.de www.lo-eltern.de/genderlinks.php (Verantwortlich: Eduversum GmbH).
 

www.vielfalt-mediathek.de
Das Informationsportal des Düsseldorfer Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e. V. stellt insbesondere Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit kostenfrei (per Ausleihe oder zum Download) Material zu Themen wie Prävention und Intervention bei Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus, religiösem Fundamentalismus und Homo-, Trans*- und Inter*feindlichkeit sowie zu interkulturellem Lernen, Diversität und Demokratiepädagogik zur Verfügung.

Auch Themenpakete werden angeboten. Links zu den Akteuren hinter den Materialien runden das Angebot ab und ermöglichen eine weitreichende Recherche ebenso wie die Möglichkeit einer Volltext-Medien-Suche. Einige der Medien lassen sich auch direkt auf youtube finden und können so mit Lerngruppen schnell angesehen werden.
 

www.lili-elbe-archive.org
Das Archiv, im Untertitel „Inter Trans Queer History“, wurde benannt nach Lili Elbe, einer der ersten Transsexuellen (vgl. den Film „The Danish Girl“), die sich in Deutschland Anfang der 1930er Jahre einer geschlechtsangleichenden Operation unterzogen hat. Das Archiv, gegründet 2013, will „ein unabhängiger Ort [sein] zur Überlieferung der eigenen Geschichte nicht-normativer Geschlechtlichkeiten“. So vielschichtig, heterogen und bunt diese Bewegungslandschaft sei, so notwendig sei es das politische Handeln und die Geschichte der eigenen Aktivitäten zu sammeln, zu bewahren und zu vermitteln. Denn durch diverse Ausschlussmechanismen, heißt es weiter im Selbstbild der Plattform, bleibe die Bewegungsgeschichte nicht-normativer Geschlechtlichkeiten in ihrer Vielfalt oft außerhalb des verfügbaren kulturellen Gedächtnisses. Das Archiv bietet eine Vielzahl unterschiedlicher Medien aus der Berliner Präsenzbibliothek an; auch thematische Führungen vor Ort sowie Seminare und Vorträge außer Haus sind möglich.

Im Verbund des neuen Digital Transgender Archive (digitaltransgenderarchive.net) findet sich online eine zentrale Stelle zur Online-Recherche und Arbeits- und Informationsgrundlage, welche die verfügbaren Quellen in einen internationalen Kontext (insbesondere USA und Kanada) einbettet und zusammenführt. Die Website präsentiert sich prominent mit ihrer facebook-Seite; auch diese ist ein Fundus für Interessierte.
 

www.jugendkulturen.de
Die Website präsentiert viele Welten jugendlicher (Sub-)Kulturen, die von Außenstehenden oft wenig verstanden werden. Die Internetseiten des mehrfach preisgekrönten Vereins „Berliner Archiv der Jugendkulturen e. V.“ wollen diese Welten erschließen: „Das Archiv sammelt, erforscht und vermittelt seit 1997 Kenntnisse zu Jugendkulturen und deren Lebenswelten. Das Archiv verfolgt den Anspruch, eine differenzierte Auseinandersetzung mit Jugendkulturen und Szenen zu ermöglichen. Zu diesem Zweck betreibt der gemeinnützige Verein eine Präsenzbibliothek in Berlin, publiziert zu Jugendkulturen, berät Kommunen, Vereine und andere Organisationen, bietet Workshops mit Szeneangehörigen für Kinder und Jugendliche zu Musik, Kunst, Tanz, Medien oder Mode an und widmet sich intensiv der politischen und kulturellen Bildung von Jugendlichen und Erwachsenen“ (Auszug aus dem Flyer). Eine Bereicherung zum Einstieg oder zur Vertiefung in viele Themen stellt der web-opac mit über 32.000 Einträgen dar. Neben genauen Suchfunktionen ist auch eine Stöberseite (tagcloud) eingerichtet.

Für Lehrende und andere Interessierte wichtig dürften aber auch die Bildungsangebote wie culture on the road sein: „mobile“ für Jugendliche ab 13 Jahren und für Multiplikatoren, die mit vielen Angeboten politische Projekttage, parallel Aufklärungsarbeit mit dem Kennenlernen von Jugendkulturen verbinden. Die Wanderausstellung

„Der z/weite Blick“ thematisiert Diskriminierung in Jugendkulturen; hier finden sich differenzierte Informationen zu unterschiedlichen Gruppen wie z. B. Skinheads in ihren diversen, auch politischen Facetten. Und schließlich die Diversitybox: ein kreatives Workshop-Angebot mit einem Team, das für Homo- und Transfeindlichkeit in der Gesellschaft und im Kontext von Jugendkulturen sensibilisiert, um eine reflektierte Sichtweise auf sexuelle und geschlechtliche Vielfalt zu vermitteln (einen ausführlichen Beitrag dazu finden Sie auf Seite 41ff. in diesem Heft). Die Websites sprechen sowohl Jugendliche als auch Erwachsene an.
 

www.genderinstitut-bremen.de
Auch das Gender Institut Bremen hat, mehr als der Titel es vermuten lässt, einen weiten Blick. Der eingetragene Verein zielt auf „Diversität in Bildung und Wissenschaft und „arbeitet zu den Themen Gender, Heteronormativitätskritik, Diversität, Migration, Antirassismus und Social Justice“ (Selbstdarstellung). Dazu bietet das Portal Fachvorträge, eintägige und mehrtägige Workshops, bildungspolitische Seminare, fachspezifische Beratungen, Evaluationen, themenorientierte Fortbildungen und berufliche Qualifizierungsmaßnahmen an.

Auf der übersichtlichen Website fallen hilfreiche Definitionen zu alltäglichen Formen von durchaus alltäglichen Diskriminierungen ins Auge, deren Namen aber oft fremd wirken (wie Ageismus oder Adultismus als Diskriminierung von alten Menschen bzw. von Kindern). Im Bereich Gender und Diversität bietet das Institut eine differenzsensible Pädagogik, Bildung und Beratung an. Die Beratungen für soziale Einrichtungen zielen auf eine längere Beratungspraxis, mit der Aufgabe, „Voraussetzungen für Veränderungen und Innovationen zu schaffen“, indem „mögliche Ansatzpunkte und Veränderungsmöglichkeiten in Planungs-und Prozessabläufen“ betrachtet werden. Dabei richten sich die Angebote des Gender Institut Bremen nicht nur an Fachkräfte, sondern auch an Institutionen und Träger der Kinder- und Jugendhilfe. Angesprochen sind auch Schulen und weiterführende Bildungsträger, die zu den oben genannten Themen arbeiten und ggf. Antidiskriminierungs- und Inklusionsprozesse initiieren wollen – und natürlich Interessierte aus Bildung, Forschung und Wissenschaft. Weitere Empfehlungen finden sich insbesondere im Artikel von Dr. Ulrich Klocke, „Homophobie und Transphobie“ auf Seite 11ff. sowie im Download-Bereich zu seinem Artikel.