Didaktische Überlegungen
Der Schwerpunkt der Unterrichtsreihe liegt auf der Untersuchung des gesellschaftlichen Wandels im Umgang mit Tod und Trauer. Die Schülerinnen und Schüler lernen im Verlauf der Einheit traditionelle und moderne, aber vor allem unterschiedliche Umgangsformen kennen und erleben, wie sich Trauer in ihrem wahrnehmbaren Umfeld äußert. Dabei spielen nicht nur gesellschaftliche, sondern auch individuelle Bewältigungsmöglichkeiten eine Rolle. Somit erhalten die Schülerinnen und Schüler einen Einblick in gesellschaftliche, individuelle, traditionelle sowie moderne Möglichkeiten, Tod und Trauer zu verarbeiten. Die verschiedenartigen Umgangsweisen können im Austausch mit den Mitschülern beurteilt werden um schließlich einen eigenen Standpunkt zum (moralisch verantwortbaren) Umgang mit Tod und Trauer zu entwickeln.
Es wurden möglichst authentische Materialien zusammengestellt, die den Schülerinnen und Schülern auch in ihrem Umfeld begegnen könnten: Dazu zählen neben dem Friedhof als realem Ort der Trauer und des Todes Zeitungsartikel, in denen über den Umgang mit dem Tod informiert wird. Auch in der Rockmusik wird der Tod zum Thema gemacht, was am Beispiel des Songs der Toten Hosen erarbeitet wird. Schließlich wird das Internet durch die Memorials der virtuellen Friedhöfe zu einer Begegnungsstätte mit dem Tod.
Neben den affektiven Elementen darf die Wissensvermittlung nicht vernachlässigt werden, denn eine umfassende gedankliche Auseinandersetzung und Meinungsbildung ist nur auf der Basis von fundierten Informationen möglich. Die Schülerinnen und Schüler erhalten informative Texte, die sich mit den Themen Bestattungsformen, Grabmalsymbolik, Grabgestaltung und dem Umgang mit Tod und Trauer bei Verlust eines Kindes auseinandersetzen. Sie erarbeiten in einer längeren Gruppenarbeitsphase unterschiedliche Veränderungsprozesse und ergänzen ihr Wissen um eigene Beobachtungen auf dem Friedhof.
Hauptanliegen der Unterrichtseinheit:
Die Schülerinnen und Schüler sollen eine Gesprächsbereitschaft und -fähigkeit über den Tod und die damit verbundene Trauer entwickeln, indem sie sich auf kognitiver und affektiver Ebene mit unterschiedlichen Formen des Umgangs mit Tod und Trauer auseinandersetzen.
Die für die Unterrichtseinheit relevanten Aspekte des Wandels und Umgangs unserer Gesellschaft mit Tod und Trauer sollen im Folgenden differenzierter erläutert werden.
Zum Wandel im Umgang mit Tod und Trauer
Noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts lag die Lebenserwartung bedingt durch unzureichende ärztliche Versorgung, mangelnde Hygiene und Ernährung, harte Arbeit sowie häufige Epidemien im Durchschnitt bei nur 37 Jahren.1 Die Pflege Sterbender und die Totenfürsorge fanden in der Wohnung unter Beteiligung der Familie statt. Auch die Anlage der Gräber auf dem Kirchhof, der Schauplatz des täglichen Lebens war, hatte zur Folge, dass die Toten ständig in der Gegenwart der Lebenden waren.
Anders wurde mit dem Tod eines Kindes umgegangen. Aufgrund der hohen Kindersterblichkeit und einer geringeren Stellung des Kindes in der Familie war bis in das 19.Jahrhundert hinein das Begräbnis von Kindern viel schlichter als das von Erwachsenen, es fand zumeist unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne Anwesenheit der Eltern statt.2 Seelnonnen wurden mit der Bestattung beauftragt, dabei war ihnen untersagt, mit ihrer traurigen Last die öffentlichen Droschken und Bahnen zu benutzen. Kindergräber fanden sich auf den Friedhöfen abgesondert von den Erwachsenengräbern, ungetauft verstorbene Kinder erhielten einen vom Friedhof separierten Platz, der “Unschuldige Kinder-Friedhof”3 genannt wurde. Im Allgemeinen wurde die Trauer um verstorbene Kinder, besonders wenn es sich um Kleinkinder und Totgeburten handelte, in der Gesellschaft nicht thematisiert.4
Die fortschreitende medizinische Entwicklung führte zu einer gestiegenen Lebenserwartung und somit zur “Verdrängung des Todes aus der jungen und mittleren Generation”.5 Die Kommerzialisierung und Institutionalisierung der Bestattungskultur durch die Zunahme professioneller Bestattungsunternehmen trug in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dazu bei, dass der Umgang mit dem Tod der Wahrnehmung nicht unmittelbar Betroffener entzogen wurde.
Neben den bereits genannten Faktoren waren die Verlagerung der Friedhöfe vor die Tore der Stadt und die Einführung der Feuerbestattung dafür verantwortlich, dass der Tod zunehmend aus dem öffentlichen Leben verschwand.
Mit dem veränderten Umgang mit Tod und Sterben gingen neue zeremonielle Formen der Trauer einher. Zu den gesellschaftlichen Verlierern dieser Entwicklung zählten vor allem die Kirchen. Nicht mehr das christliche Gotteshaus, sondern die kommunalen Leichenhallen und die Feierhallen der Krematorien wurden zu Orten der Trauer.6
Neben der Anonymisierung und Tabuisierung von Tod und Trauer einerseits ist andererseits die Trauerkultur “unkonventioneller, breiter und bunter geworden”;7 sie schafft sich neue Orte, die immer häufiger abseits der Friedhöfe liegen. Dazu zählen Selbsthilfegruppen, die Angebote für Trauernde bereithalten. Zudem ist durch die Nutzung des Internets in Form der virtuellen Friedhöfe eine völlig neue Variante von Trauer und Gedächtnis entstanden.
Friedhöfe und Grabgestaltung
Im Mittelalter waren Kirche und Kirchhof die klassischen Orte der Bestattung, da es der christliche Glaube erstrebenswert erscheinen ließ, in der Nähe der Reliquien begraben zu werden.8 Die Bestattung erfolgte meist in gemeinschaftlichen Grabgruben, die bis zum 12. Jahrhundert mehrheitlich anonym blieben; wichtig war die Übereignung des Leichnams an die Kirche.9 Lediglich dem Klerus und wohlhabenden Bürgern wurde ein Begräbnisplatz innerhalb der Kirche zugestanden, ihre Gräber waren mit Portraitfiguren, Bildnissen und umfangreichen Inschriften verziert. Das Grab im Gotteshaus war somit nicht nur Ausdruck religiöser Tradition, sondern auch gesellschaftlichen Prestigedenkens.
Im Spätmittelalter wurden die Friedhöfe aus hygienischen Gründen (Pest) außerhalb der Städte neu errichtet. Ästhetische Gestaltungsprinzipien spielten dabei noch keine Rolle und die Grabfelder glichen mit ihren vereinzelten Grabmalen wüsten Äckern.10
Durch die Abschaffung der Massengräber und die Einführung des Einzelgrabs wurden im 18. Jahrhundert weitere hygienische Maßnahmen getroffen. Zu diesem Zeitpunkt setzte sich die Gewohnheit durch, die Gräber regelmäßig zu besuchen. Das Grab wurde zum Ort des Gedenkens, dementsprechend kam auch der Grabkunst größere Bedeutung zu. Besonders das gehobene Bürgertum demonstrierte sein gestiegenes Ansehen auch nach dem Tod durch pompöse Grabmale mit symbolbeladenen Skulpturen oder Informationen zur individuellen Lebensleistung.
Die Grabstätten der Oberschicht wurden von vielen Friedhofsexperten kritisiert. Träger der Kritik waren die Anhänger der Friedhofsreformbewegung. Sie propagierten die Gleichheit aller Menschen im Tod und griffen dabei auf Gedanken und ästhetische Ideale der Aufklärung zurück. Die Reformer bemühten sich um eine neue Form der Friedhofsästhetik und forderten, dass das einzelne Grabmal sich grundsätzlich der Gesamtanlage des Friedhofs unterzuordnen habe.11 Da derartige Reformbestrebungen in der Bevölkerung auf wenig Verständnis stießen, wurden die neuen Ziele in der Friedhofsordnung gesetzlich reglementiert. Seitdem sind auf deutschen Friedhöfen bestimmte Grabfelder speziellen Gestaltungsvorschriften unterworfen, die z.B. Form, Beschaffenheit und Größe des Grabsteins festlegen. Erst in den 60er Jahren traten auf Druck der Grabmalindustrie und der Bevölkerung Lockerungen der Vorschriften ein. Die Zunahme der anonymen Gräber scheint nun (ungewollt) das Ideal der Friedhofsreform von einer einheitlichen Friedhofsgestaltung zu vollenden.
Bestattungskultur im Wandel
Der Wandel der Bestattungskultur zeigt sich in der stetigen Zunahme der Feuerbestattung und dem Rückgang der Erdbestattung. Den Hintergrund für die Einführung der Feuerbestattung im ausgehenden 19.Jahrhundert bildete die Kritik an den hygienischen Zuständen auf den Friedhöfen, aber auch die Forderung nach einer platzsparenden und preisgünstigen Bestattungsart.12
Mit dem Bau des ersten Krematoriums in Gotha (1878) vollzog sich schließlich jene Technisierung im Umgang mit den Toten, die auch eine Veränderung der zeremoniellen Trauerformen zur Folge hatte. So entfällt der bei der Erdbestattung übliche Abschied am offenen Grab unter Anteilnahme der Trauergäste, da die Urnenbeisetzung erst mit großem zeitlichen Abstand erfolgt. Oftmals sind nur die engsten Angehörigen anwesend. Auch geht der Beisetzung nur in seltenen Fällen ein Gottesdienst voran, denn die zentrale Trauerfeier findet nicht in der Kirche, sondern im städtischen Krematorium statt.
Während die Kirche die Feuerbestattung seit 1964 offiziell gestattet, sprechen sich Theologen heute gegen die steigende Tendenz zur anonymen Bestattung aus, bei der die Urne auf einem Gemeinschaftsfeld beigesetzt wird, ohne dass Einzelgrabstellen auf die Verstorbenen hinweisen. Der Zeitpunkt und die Stelle der Beisetzung werden in der Regel selbst den nächsten Angehörigen nicht bekannt gegeben. Viele Menschen entscheiden sich für eine anonyme Bestattung, da die Kosten für Grabstein und Sarg entfallen und sie den Angehörigen die aufwendige Grabpflege nicht zumuten wollen. Für die Hinterbliebenen ist diese Bestattungsform jedoch für die Trauerbewältigung problematisch.
Nicht nur der Trend zur Anonymisierung, sondern auch zur Individualisierung ist für den modernen Umgang mit dem Tod charakteristisch. So steigt in jüngster Zeit der Wunsch nach Alternativen zu traditionellen Bestattungsplätzen und -formen. Ein Beispiel stellt das in der Schweiz entwickelte und seit 2001 auch hierzulande praktizierte Konzept des Friedwaldes dar. Zu weiteren alternativen Bestattungsarten zählen die Seebestattung oder das Verstreuen der Asche aus einem Heißluftballon.
Trotz des in Deutschland herrschenden Friedhofszwanges werden die Ideen im Umgang mit den Toten immer ausgefallener: Es besteht mittlerweile die Möglichkeit, Teile der Kremationsasche in Diamanten umzuwandeln oder geringe Aschemengen in Miniatururnen ins Weltall schießen zu lassen.13
Grabmalssymbolik im Wandel
Besonders seit dem Mittelalter entwickelte sich ein reiches Zeichensystem von symbolischen Figuren, Allegorien und Emblemen, mit denen die Vergänglichkeit des Menschen und der irdischen Freuden thematisiert wurde. Vor allem der Totenschädel wurde im 16. Jahrhundert zum Symbol der Vergänglichkeit. Weitere Symbole, die auch auf alten Grabmälern zu finden sind, waren die Sanduhr, die erlöschende Kerze und die verwelkte Blume.
Eine intensive Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeitsthematik kommt in den Vanitas-Stillleben barocker Maler zum Ausdruck. Vanitas-Symbole wollen meist in moralisierender Absicht an die Vergänglichkeit des Lebens und der irdischen Güter erinnern. Ebenso wie Memento-mori-Darstellungen führen sie dem Menschen die eigene Sterblichkeit vor Augen und rufen indirekt zum verantwortlichen Umgang mit der begrenzten Lebenszeit auf. Der persönlichen Betrachtung des Todes (Meditatio mortis) dienten noch zu Anfang des letzten Jahrhunderts auf massenhafte Verbreitung angelegte Lithographien und Kupferstiche mit Vergänglichkeitssymbolen und drastischen Mahnsprüchen, die von Hausierern vertrieben wurden.
Die Grabmalsymbolik heute greift auf christliche Motive zurück, die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod spenden. Immer beliebter sind auch persönliche Zeichen, die Auskunft geben über Vorlieben, Interessen oder Berufe der Verstorbenen. Diese Tendenz zur Individualisierung lässt sich zum einen mit der Abwendung vom Glauben, zum anderen mit der Würdigung des Verstorbenen begründen. Es ist nicht mehr alleine der Tod, der den Menschen (auch im Hinblick auf das eigene Leben) quält, sondern vielmehr der Verlust eines einzigartigen Menschen.
Strukturierung des Lernprozesses
Die Einheit ist in Anlehnung an den Verlauf einer Unterrichtsstunde in die Phasen “Hinführung”, “Erarbeitung und Auswertung” und “Problematisierung” gegliedert.
1. Phase:
Einführung in die Thematik Tod und Trauer
Zu Beginn der Einheit wird den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gegeben, eigene Gedanken und Erfahrungen zum Tod zu formulieren. Dazu bildet das Lied “Alles ist eins” von den Toten Hosen den Einstieg.
Nach der akustischen Präsentation werden spontane Höreindrücke der Schülerinnen und Schüler gesammelt. Um ihnen den Inhalt des Liedes zu vergegenwärtigen, wird der Text genauer analysiert. Dabei bietet es sich an, die bildhafte Sprache in konkrete Aussagen “übersetzen” zu lassen. Diese Aussagen über den Tod bilden den Ausgangspunkt für das Formulieren eigener Gedanken. Angestrebt wird eine Erarbeitungsphase, in der die Schülerinnen und Schüler in Ruhe ihre Gedanken auf Kärtchen notieren und auf dem Plakat befestigen, sodass eine gewisse Anonymität gewahrt bleibt. Das Plakat, das in Form eines Kopfes gestaltet ist, vereint die Gedanken der Klasse und steht in Verbindung mit dem Arbeitsauftrag: Was geht dir durch den Kopf, wenn du an den Tod denkst? Das fertig gestellte Plakat gibt Anlass zum Gespräch.
In der zweiten Stunde wird die mit dem Tod verbundene Trauer betrachtet. Den Ausgangspunkt bilden die Erfahrungen der 18-jährigen Stefanie, die in Form eines Tagebucheintrags von ihren Gefühlen nach dem Verlust des Bruders erzählt. Der Bericht basiert auf einer wahren Begebenheit.
Da der Text mit der Aufgabe, die beschriebenen Gefühle zu notieren, in die vorbereitende Hausaufgabe verlagert wird, erfolgt der Einstieg in die Stunde über das Bild “Wie ein Keil”, das ebenfalls in einem Trauerprozess entstand. Im weiteren Verlauf der Stunde lernen die Schülerinnen und Schüler die Trauerphasen von Verena Kast kennen. Sie sollen prüfen, ob die Trauerphasen mit Stefanies realen Erfahrungen übereinstimmen.
Stunde |
Thema/Inhalt |
1. Stunde |
Äußern von Gedanken über den Tod
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2. Stunde |
Gefühle und Bedürfnisse im Zusammenhang mit Trauer
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2. Phase:
Erarbeitung und Auswertung des gesellschaftlichen Wandels im Umgang mit Tod und Trauer
Durch die Untersuchung thematischer Schwerpunkte in Gruppen bleibt das komplexe Thema übersichtlich.
Die Materialien für die einzelnen Gruppen sind weitgehend parallel aufgebaut. Allen Gruppen wird ein informativer Text zur Verfügung gestellt, der durch zusätzliches Material und weiterführende Fragestellungen erschlossen werden soll.
Jede Gruppenarbeit beinhaltet eine Internetrecherche. Eine andere Aufgabenform bezieht sich auf die Beurteilung der erworbenen Kenntnisse. Die Schülerinnen und Schüler werden z.B. dazu aufgefordert, in der Gruppe über traditionelle und moderne Bestattungsformen zu diskutieren. Zusätzlich werden jeder Gruppe Beobachtungsaufgaben für den Friedhofsbesuch bereitgestellt.
Die Friedhofsbegehung
Auf dem Friedhof nehmen die Schülerinnen und Schüler die in den Texten angesprochenen Sachverhalte vor Ort wahr und erfahren, dass sich der Wandel im Umgang mit Tod und Trauer auch in ihrer Umgebung beobachten lässt.
Damit alle einen umfassenden Einblick in die Friedhofsanlage erhalten, beginnt die Exkursion mit einer Führung. Mögliche Stationen der gemeinsamen Begehung könnten alte, prunkvoll gestaltete Gräber der Erdbestattung im Kontrast zu modernen Urnengemeinschaftsanlagen, anonyme Grabfelder, Gräber mit und ohne Gestaltungsvorschriften, Kindergräber sowie die Friedhofskapelle sein. Auch haben viele Friedhöfe heutzutage Orte des Gedenkens an früh- und totgeborene Kinder eingerichtet, so gibt es z.B. auf dem Peiner Friedhof seit 2005 die “Lichtung für kleine Seelen” (vgl. M 8).
Die Schülerinnen und Schüler können dazu aufgefordert werden, unterschiedliche Grabstätten miteinander zu vergleichen, die Atmosphäre der besuchten Orte in Worte zu fassen oder Gründe zu überlegen, die für oder gegen die Wahl bestimmter Bestattungsformen sprechen.
Sie sollten ihre bisherigen Arbeitsergebnisse präsent haben, damit sie ihren Mitschülern Hintergrundinformationen liefern können. Dafür bieten sich kurze Vorträge an entsprechenden Erkundungsstätten an, in denen die Klasse z. B. über die Hintergründe der Feuerbestattung oder die Inhalte der Gestaltungsvorschriften berichtet.
Im Anschluss an die gemeinsame Begehung wird den Schülerinnen und Schülern Zeit gegeben, Orte, die sie bewegt haben, erneut zu besuchen. Auch sollen sie die im Material bereitgestellten Beobachtungsaufgaben bearbeiten und sind dadurch zum Austausch über die Thematik angehalten.
Da die Schülerinnen und Schüler in dieser Phase aufgrund der Gruppenthemen unterschiedliche Schwerpunkte setzen, ist es – nach Absprache mit der Friedhofsverwaltung – sinnvoll, die Beobachtungen fotografieren zu lassen, damit diese in der Ergebnispräsentation auch für die Mitschüler sichtbar werden.
Mit einem abschließenden Treffen in der Kapelle und einer kurzen Reflexion findet die Exkursion ihr Ende.
Insgesamt sollten drei Unterrichtsstunden für den Friedhofsgang eingeplant werden.
Plakatgestaltung und Galeriegang
Jede Gruppe hat die Aufgabe, aus den erarbeiteten Informationen und den eigenen Beobachtungen während des Friedhofsbesuches ein informatives Plakat zu gestalten. Während des Galeriegangs erarbeiten die Schülerinnen und Schüler eigenständig die Inhalte der anderen Gruppen.
Für die Auswertung erhalten die Schülerinnen und Schüler Arbeitsblätter, auf denen Fragen verzeichnet sind, die sich mit Hilfe der Plakate beantworten lassen. Diese können entweder von den einzelnen Gruppen oder von der Lehrkraft entworfen werden. Mögliche Fragen können die Schülerinnen und Schüler auf dem Arbeitsblatt notieren, sie werden in der sich anschließenden Plenumsphase von den Experten beantwortet.
Stunde |
Thema/Inhalt |
3. Stunde |
Brainstorming:
Erarbeitung des Wandels 1: |
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Exkursion zum Friedhof
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5. Stunde
6. Stunde |
Erweiterung des Brainstormings:
Erarbeitung des Wandels 2: Plakaterstellung |
7. Stunde |
Auswertung der Schülerergebnisse: Galeriegang
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3. Phase:
Problematisierung am Beispiel aktueller Umgangsformen der Mediengesellschaft
Die letzte Phase stellt eine Art Problematisierung des Umgangs mit Tod und Trauer in der modernen Mediengesellschaft dar.
Der Einstieg in die Stunde erfolgt über den Grabstein von Gertrud Bruns, der aufgrund der angegebenen Internetadresse öffentliches Aufsehen erregt hat. Da er im Kontrast zu den Beobachtungen auf dem Friedhof steht, bietet er Gesprächsstoff und regt zu Vermutungen über mögliche Inhalte der Gedenkseite an. Damit die geäußerten Erwartungen der Schülerinnen und Schüler nicht unberücksichtigt bleiben, wird die Präsentation der Gedenkseite von Gertrud Bruns zur Überleitung für die Untersuchung des Paradiesfriedhofs genutzt. Aus der Fülle der Internetfriedhöfe ist der Paradiesfriedhof aufgrund der unterschiedlichen Gestaltung der Memorials besonders geeignet. Er enthält nicht zu viele Einträge, sodass man in einer Unterrichtsstunde den gesamten Friedhof gut überblicken kann.
Die Einheit endet mit einem Ausblick in die Zukunft. Durch den abschließenden Impuls: “Sind virtuelle Friedhöfe die Gedenkstätten der Zukunft?” stellen die Schülerinnen und Schüler – als Expertinnen und Experten – Prognosen an. Dabei sollte zur Sprache kommen, dass der Wunsch, die Individualität des Verstorbenen herauszustellen, als zentrales Motiv für die Einrichtung virtueller Gedenkstätten gesehen werden kann. Erinnerungen können auf eine Weise gestaltet werden, die verschiedene Sinnesmodalitäten anspricht und durch Todesanzeigen oder Grabinschriften nicht erreicht werden kann. Natürlich ist die Gedenkseite jederzeit veränderbar und kann in flexibler Weise den verschiedenen Stadien von Trauer angepasst werden.
Zudem werden Internetfriedhöfe den demographischen Veränderungen in unserer Gesellschaft gerecht, da die Toten jederzeit und überall erreichbar sind.
Auf der anderen Seite erscheint das oft propagierte ewige Weiterleben im Cyberspace aufgrund der Schnelllebigkeit vieler Seiten zweifelhaft. Auch vernachlässigen Internetfriedhöfe den Aspekt der körperlichen Vergänglichkeit. Im Gegensatz zum realen Friedhof sind sie kein Ort der (Toten-)Ruhe, des Abschieds und der Vergangenheit, sondern Ort der Gegenwart und der Möglichkeit ständiger Begegnung.
Stunde |
Thema/Inhalt |
8. Stunde |
Virtuelle Friedhöfe – Erinnerungsstätten der Zukunft?
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Die Materialien zu diesem Artikel können wir aus Urheberrechtsgründen nur zu Unterrichtszwecken auf Anfrage zur Verfügung stellen. Bitte wenden Sie sich an RPI.Loccum@evlka.de, Betreff: “Artikel Chr. Rost”
Anmerkungen
- Vgl. Bayer, Marion: Memento mori, in: Törner, Günter / Weindl, Birgit: Knockin’ on Heaven’s door, Gütersloh 2003, S.111.
- Vgl. Artikel Kinderbegräbnis, in: Großes Lexikon der Bestattungs- und Friedhofskultur, S.166.
- Vgl. Artikel Kindertod, in: Großes Lexikon der Bestattungs- und Friedhofskultur, S.168.
- Heute zählt der Verlust des eigenen Kindes zu den tragischsten Erfahrungen überhaupt. Dementsprechend wird auch der Trauerverarbeitung größere Bedeutung zugesprochen. Zahlreiche Selbsthilfegruppen bieten Betroffenen Unterstützung an und es gibt vielfältige Angebote für Eltern, die ihr Kind während oder kurz nach der Schwangerschaft verloren haben. So organisiert z.B. die Gruppe “Schmetterling” neben seelsorgerlicher und therapeutischer Begleitung, ökumenische Gedenkgottesdienste für trauernde Kinder und Eltern. Die Initiative Regenbogen engagiert sich für Änderungen im Bestattungsrecht, da früh- und totgeborene Kinder bis zu einem Gewicht von 500g in Deutschland nicht bestattungspflichtig sind und oftmals im Krankenhaus “entsorgt” werden. Mittlerweile wurden auf vielen Friedhöfen spezielle Plätze errichtet, an denen auch diese Kinder bestattet werden können.
- Bölkser-Schlicht, Franz: Trauerformen und Friedhofskultur im historischen Wandel, in: Howe, Jürgen (Hrsg.): Lehrbuch der psychologischen und sozialen Alterswissenschaft, Heidelberg 1992, S.11.
- Ebd. S.53.
- Vgl. Fischer, Norbert: Zur Geschichte der Trauerkultur in der Neuzeit, S.42.
- Studer, Andreas: Wie möchtest du einmal begraben werden, das heißt: Wie möchtest du jetzt leben? in: RL 3 /1990, S.4.
- Vgl. Artikel Friedhof, in: Großes Lexikon der Bestattungs- und Friedhofskultur, Hrsg: Zentralinstitut für Sepulkralkultur, Kassel 2002, S.90.
- Vgl. Artikel Friedhofsreform, in: Großes Lexikon der Bestattungs- und Friedhofskultur, S.100.
- Vgl. Fischer, Norbert: Zur Geschichte der Trauerkultur in der Neuzeit, S.47.
- Für weitere ungewöhnliche Bestattungsformen siehe: http://www.g-o.de/, Stichwort: Bestattung.