Der Projekttag und seine Entstehung
Seit der Einführung des gemeinsamen Religionsunterrichtes in den Klassen 1 und 2 an der Grundschule Bockenem trifft sich regelmäßig eine ökumenische Arbeitsgruppe der Religionslehrer, die Fachkonferenzen vorbereitet, Material sammelt und zusammenstellt, die jährlich stattfindenden Schulgottesdienste und andere Vorhaben plant. In dieser Kleingruppe entstanden auch die Idee und das Konzept für einen Projekttag im Jahr der Bibel, bei dem ein ganzer Schultag dem Thema Bibel gewidmet werden sollte.
Entscheidend für das Zustandekommen dieses Vorhabens war die Bereitschaft des gesamten Kollegiums und der Schulleitung, dies Projekt über alle Konfessionsgrenzen hinweg zu unterstützen, zu tragen und durchzuführen. Alle Klassenlehrer der 3. und 4. Klassen und alle Religionslehrer übernahmen jeweils ein Projekt, so dass für die 167 Schüler aus diesen beiden Klassenstufen insgesamt 11 Themen angeboten werden konnten.
Nachdem sich jeder Kollege für ein Projekt entschieden hatte, wurden Grundsatzliteratur und Arbeitsmaterialien gesammelt und ausgetauscht. Bereichernde Gespräche zwischen den Kollegen entwickelten sich. Die Klassenlehrer, die nicht als Religionslehrer tätig sind, erhielten von den Religionslehrern Unterstützung und Hilfe.
Die Kinder bekamen Ende Oktober eine Kurzbeschreibung der angebotenen Projekte und konnten drei Wünsche notieren. Die meisten Schüler konnten ihrem Erstwunsch entsprechend zugeordnet werden.
Da der Projekttag zeitgleich mit den Hildesheimer Religionspädagogischen Tagen terminiert war, konnten Kollegen aus dem Umkreis zur Hospitation eingeladen werden. Ausnahmslos alle Projektleiter öffneten an diesem Tag ihre Tür für Gäste.
Drei Schulstunden wurden für die Arbeit an den Projekten eingeplant. Im Nachhinein erwies sich die Zeit als etwas zu knapp kalkuliert. In der 4. Schulstunde fand dann eine Präsentation der Ergebnisse im Rahmen einer Schulfeier statt.
Präsentation der Ergebnisse
An dieser Feier nahmen alle Schüler und Lehrer der Schule teil, sowie die Hospitationsgäste und interessierte Eltern, so dass die der Schule zur Verfügung stehende Gymnastikhalle mit ca. 400 Personen gefüllt war.
Im Vorraum zur Halle waren alle erarbeiteten Werkstücke aufgebaut und ausgestellt.
In der Feier selbst kam am Anfang und am Schluss die große sprechende Bibel zu Wort. Die beiden Bücherregale wurden erläutert. Die Theatergruppe spielte einmal eine Szene aus der Wüstenwanderung des Volkes Israel vor. Als zweites wurde in einem ausdrucksstarken Schattenspiel das Gleichnis vom verlorenen Sohn dargeboten. In einer kurzen Szene wurde der Fund der Qumranrollen vorgespielt, und die Musik- und Tanzgruppe zeigte Miriams Tanz und trommelte dazu auf den selbst gefertigten Tonpauken.
Umrahmt wurde die Feierstunde durch zwei gemeinsam gesungene Lieder. Natürlich waren auch beide Kirchengemeinden vertreten. In ökumenischer Tradition beschlossen der evangelische Pastor und der katholische Diakon den Bibeltag mit Gebet und Segen.
Am Ausgang erhielten alle Kinder und Erwachsene ein Stück von dem frisch gebackenen Bibelkuchen.
Schlussüberlegungen
Die angefertigten Materialien wurden in der Schule für einige Wochen ausgestellt und konnten von den Schülern in aller Ruhe betrachtet werden.
Anschließend ging die Ausstellung für zwei Wochen in eine benachbarte Kirchengemeinde.
Die große Bibel und die Noahgemälde werden im Flur des Hauptgebäudes ihren endgültigen Platz finden. Das Spiel, das Dorf aus Ton, die Tier- und Pflanzenbilder und die Bücher aus dem Bibelregal werden in die Religionssammlung übernommen und finden ihren weiteren Einsatz im Religionsunterricht. Die geschriebenen Bibelseiten und die kleinen Schriftrollen bekommen die Kinder, die sie angefertigt haben, ausgehändigt. Die Tonpauken finden ihren Einsatz im Musikunterricht.
In der abschließenden Besprechung wurde betont, dass die Zeit für die Projekte etwas zu kurz bemessen war. So blieben einige Dinge unvollendet und mussten später nachgearbeitet werden.
Die Präsentation war bewusst ans Ende des Schultages gelegt worden. Dadurch sollte den Kindern der 1. und 2. Klassen vorgestellt werden, was die älteren Schüler den Vormittag über erarbeitet hatten. Auch sollte den Hospitationsgästen der Hildesheimer Religionspädagogischen Tagung die Möglichkeit gegeben werden, die Ergebnisse des Tages in ihrer Gesamtheit zu sehen.
Bei einem erneuten Projekttag würde die Präsentation am folgenden Tag in zwei Gruppen erfolgen. Für die Kinder der 1. und 2. Klassen wären dann noch zusätzliche Erläuterungen bzw. Vereinfachungen sinnvoll. Auch Ermüdungserscheinungen und Unruhe wie am Ende eines arbeitsintensiven Schultages wären dann nicht vorhanden.
Sehr positiv zu bewerten waren die Motivation und der Eifer der Schüler. Den ganzen Vormittag über zeigten sie ihre Bereitschaft, auch schwierige Dinge zum Thema Bibel mutig in Angriff zu nehmen. Handlungsorientiertes Tun und viele Möglichkeiten des kreativen Schaffens in den einzelnen Gruppen waren Voraussetzung für das freudige Arbeiten an dem doch recht anspruchsvollen Thema.
Liebe Mädchen und Jungen der 3. und 4. Klassen, wir, eure Klassen- und Religionslehrer, möchten mit euch auf Entdeckerreise durch die Bibel gehen. Wir haben einen ganzen Tag dafür Zeit. Und das sind die Angebote: • Hallo, ich bin die Bibel
• Miriam schlägt die Pauke • Backen • Der Schatz in der Höhle – die Schriftrollen von Qumran
• Bibelbücherschrank
• Rollenspiele • Pflanzen und Tiere der Bibel |
Projekt 1: Hallo, ich bin die Bibel
In diesem Projekt bauten die Schüler eine etwa 1,5 m große, aufklappbare Bibel aus Sperrholz. Sie wurde mit Tapete beklebt, schwarz angemalt und erhielt Beschriftung und die Randverzierungen aus Goldfolie. Das Bibelmodell blieb innen leer. Gefaltete lange Papierstreifen, die an einer Gardinenstange innen in der Bibel aufgehängt wurden, ergaben die Illusion von Seiten. Ein Kind konnte sich bequem in dem Bibelmodell verstecken.
Zu Beginn und am Ende der Repräsentation stand die große Bibel mitten auf der Bühne. Das darin verborgene Kind verlas jeweils einen Text, bei dem der Eindruck entstand, dass die Bibel selbst zu den zuhörenden Kindern sprach.
Projekt 2: Wohnen in biblischer Zeit
Es konnte davon ausgegangen werden, dass die Kinder Vorkenntnisse aus dem Religionsunterricht des 2. Schuljahres mitbrachten, wo das Thema "Leben, Arbeiten, Feiern zur Zeit Jesu" bereits behandelt wurde.
Die Grundinformationen zum Bau der Häuser und der Anlage des Dorfes wurden dem Unterrichtsband H. Freudenberg (Hg.): "Religionsunterricht praktisch, 2. Schuljahr", Kapitel "Damals in Kapernaum" entnommen.
In das fertige Dorf wurden bemalte Pappfiguren mit Menschen, Bäumen und Büschen gestellt.
Sie entstammten den Möckmühler Bastelvorlagen.
Projekt 3: Miriam schlägt die Pauke
Den Kindern war die Geschichte von der Errettung des Volkes Israel am Schilfmeer aus dem Religionsunterricht des 3. Schuljahres bekannt. Ein Dialog zwischen Moses und Aaron über den Durchzug durchs Schilfmeer bildete den Auftakt zum Projekt. Die Kinder hörten das Dankgebet von Moses und lernten den Vers, den Miriam und die Frauen des Volkes Israel wiederholen. Dieser Vers wurde rhythmisiert gesprochen. Anschließend wurden Blumentöpfe aus Ton mit Hilfe eines Plastiküberzuges zu Pauken gemacht. Der Rhythmus des Sprechverses wurde auf den Pauken getrommelt. Zu der Musik "Halleluja" von der CD "Von Sonne bis Frosch" wurden Tanzschritte eingeübt, dazu gesungen und getrommelt.
Aus Bettlaken und farbigen Tischtüchern wurden Kleider für die Kinder zusammengesteckt. Bunte Kopftücher dienten den tanzenden Mädchen als Kopfschmuck. Die Jungen erhielten eine Kopfbedeckung aus einem langen, zusammengedrehten Schal.
In der Präsentation wurden Dialog und Tanz vorgestellt.
Projekt 4: Backen
Die Kinder schlugen Bibelstellen nach und entnahmen ihnen die Zutaten für das Backrezept. Anschließend wurden mehrere Bleche gebacken, so dass am Ende der Präsentation an jeden Schüler der Schule eine Kostprobe verteilt werden konnte.
Die Kinder schrieben das Rezept auf ein "alt aussehendes" Blatt ab.
Projekt 5: Der Schatz in der Höhle – die Schriftrollen von Qumran
Den Schülern wurde die Geschichte des Hirtenjungen Mohammed erzählt. Dabei sahen sie den Handlungsablauf auf vergrößerten Bildkarten.
Sie bekamen Informationen über die hebräische Schreibweise, im Besonderen das Lesen von rechts nach links und das Fehlen der Vokale. Sie erhielten dazu ein Arbeitsblatt, auf dem sie Geheimschrift lesen und üben konnten.
An der Tafel schrieben einige Schüler ihren Namen von rechts nach links und ohne Vokale.
Anschließend wurde mit dem Anfertigen der Schriftrollen begonnen. Besonders beeindruckend fanden es die Schüler, dass ihr Name in hebräischer Schreibweise vor ihnen lag. Nachdem die Schriftrollen fertig gestellt waren, spielten jeweils zwei Kinder das Finden des Schatzes (dabei waren nun alle Rollen in ein braunes Tuch gewickelt) und eine Szene, in der ein gelehrter Professor die Rollen entziffern konnte. Die Kostümierung wurde vorher abgesprochen und vorbereitet.
Projekt 6: Schreiben und Dekorieren einer Bibelseite
In diesem Projekt ging es um die Frage, wie eigentlich Bibeln vor der Erfindung der Buchdruckerkunst entstanden sind.
Nach einer kurzen Information über die Arbeit von Mönchen in mittelalterlichen Skriptorien hatte die Projektgruppe die Gelegenheit, unterschiedliche Schreibgeräte auszuprobieren. Vor allem die Arbeit mit Gänsefeder und Tinte erforderte einige Geschicklichkeit. Aber auch zugeschnittenes Schilf, welches in Tinte eingetaucht wurde, eignete sich ausgezeichnet für diese Arbeit.
Nach dieser ausführlichen Testphase ging es an die eigentliche Arbeit: je nach Schreibfähigkeit durften die Schülerinnen und Schüler einen Psalm aussuchen, den sie dann – wie die Mönche früher – in Feinarbeit abschrieben und verzierten. Dabei wurden den Kindern auch viele Probleme deutlich: Was geschieht eigentlich mit so einer Seite, wenn ein Mönch sich verschrieben hatte oder Tinte auf eine mühevoll dekorierte Seite getropft war?
Projekt 7: Bibelgemälde
Vier ausgewählte Dias von Kees de Kort zur Arche Noah wurden an die Wand projiziert. Die Umrisse der Figuren wurden auf großem Papier mit Bleistift vorgezeichnet und anschließend mit Abtönfarbe ausgemalt. Auf Holz aufgezogen wirken diese Bilder besonders intensiv aus der Distanz auf den Betrachter.
Projekt 8: Bibelbücherschrank
In diesem Projekt ging es hauptsächlich darum, den Kindern bildhaft vor Augen zu führen, dass die Bibel in ihrer Gesamtheit ein Buch ist, das sich aus vielen Büchern zusammensetzt.
Der Projekttag begann mit einem Besuch in der örtlichen Stadtbücherei. Dort erfuhren die Kinder, dass ein Buch jeweils durch Titel, Verfasser und Erscheinungsjahr gekennzeichnet ist. Sie sahen, dass eine Bibliothek in verschiedene Abteilungen eingeteilt ist.
Die Erfahrungen aus der Stadtbücherei übertrugen die Kinder anschließend in der Schule auf die Bibel. Dabei lernten sie, dass sich die Bibel aus verschiedenen Titeln (Büchern) zusammensetzt, die von verschiedenen Verfassern in einem Zeitraum von etwa 1000 Jahren entstanden sind. Dazu wurde eine Zeitleiste erstellt.
Anschließend wurden gebrauchte Bücher in weißes Papier eingebunden und die Buchrücken mit den Titeln der biblischen Bücher beschriftet. Dabei orientierten sich die Kinder an dem Inhaltsverzeichnis der Einheitsübersetzung.
An zwei Bücherregalen, eins für die Bücher des Alten Testamentes, eins für die Bücher des Neuen Testamentes, wurden die einzelnen Abteilungen gekennzeichnet. Zum Schluss wurden die Bücher einsortiert.
Projekt 9: "holy race" – Bibelrennen
Auf einer Holzunterlage wurden aus verschiedenen Materialien folgende Stationen aufgebaut:
- Schöpfung
- Mose (Stiftshütte)
- Die Könige (Tempel)
- Propheten (Jona)
- Geburt Jesu (Krippe)
- Kreuzigung
- Auferstehung
(Höhlengrab)- Die Kirche
Zu diesen acht Stationen des Spiels wurden Fragen entwickelt und auf Stapeln bei den einzelnen Stationen abgelegt.
Spielanleitung für "holy race":
Es treten zwei Mannschaften gegeneinander an. Dabei stehen beide Spielfiguren am Spielanfang (Schöpfung). Danach wird ausgelost, wer das Spiel beginnt.
Die zweite Mannschaft nimmt eine Karte vom ersten Stapel und stellt diese Frage der ersten Mannschaft. Kann diese die Frage beantworten, so darf sie ihre Spielfigur einen Spielzug nach vorn ziehen. Anschließend ist die andere Gruppe an der Reihe. Die Mannschaft, die zuerst die Kirche erreicht hat, hat das Spiel gewonnen.
Projekt 10: Rollenspiele
In einer Vorbesprechung hatten die Schülerinnen und Schüler Geschichten aus der Bibel gesammelt, die bei ihnen Eindruck hinterlassen hatten. Daraus wurden für den Projekttag zwei ausgewählt.
Die eine – Mose mit seinem Volk in der Wüste bedarf immer wieder der Hilfe Gottes – wurde als Rollenspiel einstudiert, die zweite – Der verlorene Sohn – wurde als Schattenspiel dargestellt.
Zum Schattenspiel wurde eine vereinfachte Textfassung der Geschichte vorgelesen, damit auch die Zuschauer, die nicht alle die Geschichte kannten, folgen konnten.
Für die Spieler war es gleichzeitig eine Hilfe beim Spielen.
Projekt 11: Pflanzen und Tiere der Bibel
Verschiedene Tiere und Pflanzen, die in der Bibel eine Rolle spielen, sind den Kindern aus dem Religionsunterricht bereits bekannt. In diesem Projekt ging es darum, sich an die entsprechenden biblischen Geschichten zu erinnern. Zu den bekannten Tieren und Pflanzen wurden dann die passenden Bibelstellen herausgesucht, der entsprechende Vers wurde auf eine Karteikarte geschrieben und dem gemalten Bild zugeordnet. Die Bilder im DIN-A4-Format konnten wahlweise frei gezeichnet werden oder es konnte eine Kopiervorlage ausgemalt werden. Die Bilder wurden anschließend auf großen farbigen Tonkarton geklebt. Die beschriebenen Karteikarten wurden nur leicht befestigt und können im Religionsunterricht erneut spielerisch zugeordnet werden.
Für die Drittklässler erwies es sich als schwierig, die angegebenen Bibelstellen in der Erwachsenenbibel zu finden.
Im Jerusalemer Bibellexikon (Hänssler Verlag) fanden wir die Bibelstellen, in denen Tiere und Pflanzen erwähnt werden.