Religionspädagogische Annäherungen
Hinführung
Vielerorts überragen die Banken und Sparkassen längst die Türme der Kirchen. Sie sind unübersehbar und befinden sich zumeist an herausragenden Plätzen, im Zentrum der Städte, ob das nun in unmittelbarer Nähe zum Marktplatz ist oder im Verbund mit anderen Instituten. In Frankfurt a.M. bilden die verschiedenen Kreditinstitute eine eigene Skyline. Sie entwickeln wegweisende städtebauliche Vorgaben für die Metropole und gehören so zur Identität der Stadt.
Die großen Bankgebäude sind ein Symbol für die Macht und Kraft des Geldes und wecken bei ihren Betrachtern durchaus ambivalente Gefühle. Ihre Größe fasziniert, weil sie Ausdruck ist für den wirtschaftlichen und politischen Einfluss der etablierten Banken. Der Zugang zu den Räumlichkeiten großer Banken und Sparkassen suggeriert u.a. Partizipationsmöglichkeiten an Ansehen, Wohlstand und Reichtum.“ ... Wie auch immer, ob Pforte, Portal, Tor oder schlichte Tür, hier wird die Grenze zwischen Innen- und Außenwelt zelebriert. Die hier von den Innewohnenden mit Kalkül in Szene gesetzten Objekte sind eine gebündelte und verdichtete, stumme aber um so unmissverständlichere Ansammlung von Botschaften an jene, die den Einlass begehren. Sie verkünden mit dem Gleichklang eines Chores die Geltung der Spielregeln und der auf ihnen gegründeten Ordnung, der sich die Eintretenden zu unterwerfen haben.“ [1] Der Glaube an die positive Macht des Geldes weckt bei vielen Menschen beglückende Lebensgefühle. Das eröffnet einen Mehrwert für die Seele. Orte, an denen Kredite gewährt werden, verheißen dem Kreditwürdigen neue Lebensmöglichkeiten; hier werden vordergründig neue Hoffnungen freigesetzt, das Leben kommt so neu in den Blick. Die Pracht und Ausstrahlung der mächtigen Gebäude lässt nachdenkliche Zeitgenossen aber auch erschauern, weil bei ihrem Anblick deutlich wird, dass nicht der Mensch im Mittelpunkt steht, sondern allen profitable Geschäfte zählen. Wenn die Liquidität nachhaltig in Frage gestellt ist, wird die Erfindung des Geldes zu einem Übel, wird eine andere Seite, die dämonische Macht des Geldes spürbar.
In einer ansonsten eher entzauberten Welt werden zunehmend die Macht des Geldes und die damit verbundenen Konsummöglichkeiten ästhetisch verzaubert und quasi religiös inszeniert. Betrachtet man z.B. in Frankfurt a.M. die kathedralähnlichen Bankgebäude, so sind dies spektakuläre Bauten, die als Türme über sich hinausweisen. Die Welt der Banken hat hier eindrücklich die Dimension des Religiösen annektiert. Ursprünglich sind solche über sich hinausweisenden Stätten heilige Berge (Ex 3,1), das heilige Zelt (Ex 25, 22; 26,1) und der Tempel (2. Sam 7,1 – 4; Lk 2, 41-50) die Wohnung Gottes gewesen (Mt 23, 21). Im Neuen Testament wird Gott in der Person Jesu Christi selbst lokalisiert (Kol 1, 19; 2,9) oder auch die christliche Gemeinschaft als Gotteshaus bezeichnet (1. Petr 4, 17; Hebr 3, 3-6; 1. Kor 3, 16). Im säkularisierten Zeitalter des ausgehenden 20. Jahrhunderts werden kaum mehr bestimmte Örtlichkeiten als Wohnort Gottes wahrgenommen. Kirchen und Kathedralen werden im allgemeinen nicht mehr als besonders heilige Stätten erlebt. Sie sind Orte der Besinnung und Einkehr, Versammlungsräume, an denen im Gottesdienst die christliche Gemeinschaft miteinander feiert, vielerorts multifunktional genutzt als Begegnungsmöglichkeit. [2] So ist im christlichen Glauben die Erfahrung von Gottesgegenwart nicht auf bestimmte Orte und Räume begrenzt, sie ist grundsätzlich überall auf der Welt möglich. [3]
Zur Gestaltung und Architektur von Bankgebäuden und –räumen sind in der neuren Zeit Gesichtspunkte aufgenommen worden, die aus zum Teil sehr alten Überlegungen zur Schaffung heiliger Räume stammen. [4] In dem Bewusstsein, auf diese Weise Sehnsüchte des Menschen anzusprechen, werden in der Erwartung sinnvoller Investitionen von Gewinnmaximierung in Analogie zu Kirchengebäuden als Ort, wo Gott als Geheimnis seinen Platz hat und der Mensch durch die Begegnung mit dem Ort in die Nähe des Heiligen rückt, quasi religiöse Inszenierungen gestaltet. [5] Unter Konzentration auf das Wesentliche ist ein Großteil der modernen Bankgebäude in seiner Ausstattung sehr bewusst kreiert. Diese „Gebäude und Räume (nehmen) mit einer ihnen eigentümlichen Beredsamkeit Kontakt zu uns auf, sie suchen uns, um uns wortlos, aber gestenreich in ihren Bann zu ziehen.“ [6] Sie umgeben uns mit einer Atmosphäre von Ehrfurcht und Ehrerbietung vor der unsichtbaren Macht des Geldes.
Diese Eindrücke sollen den SchülerInnen bei der Erkundung von Bankgebäuden bewusst werden. Mithin wird bei der Auswertung der Bankbesuche neben einer Analyse der Erfahrungen und des Erkenntniszuwachses im Unterricht der Frage nachzugehen sein, ob und inwieweit Banken zum Teil bewusst als quasi religiöse Räume mit trügerischem Schein gestaltet werden (siehe als Medium: Karikatur von H.-G. Rauch, Zeitzeichen-Heiligtum, Anlage 1).
In diesem Zusammenhang ist Einblick zu nehmen in den Bedeutungsgehalt von Scheinheiligkeit mit seinen Widersprüchlichkeiten und seiner zum Teil doppelten Moral. [7] Im weiteren Verlauf könnten auch verschiedene Aspekte dessen, was Menschen heute überhaupt heilig ist, erörtert werden. [8]
Es wird zu fragen sein, ob und inwieweit die SchülerInnen Analogien entdecken zwischen den Räumen der Kreditinstitute und den heiligen Räumen von Kathedralen, Kirchen oder Tempeln, die Gottheiten geweiht sind. Daraus ergeben sich weitergehende Fragestellungen wie z.B.:
- Welcher Mehrwert an Leben soll ggf. durch die architektonische Gestaltung bestimmter Orte verkörpert werden?
- Welche Formen von Gläubigkeit sind in diesen Räumlichkeiten zu finden?
- beginnt die Macht des Geldes neben anderen Institutionen in unserer Gesellschaft den Glauben an die transzendente Macht Gottes zu ersetzen?
- Wird diese zu einer Ersatzreligion?
- Können die Serviceangebote der Banken und Sparkassen Ersatz bieten für religiöse Rituale?
- Inwieweit verkörpern die Frauen im Kostüm und die Männer in Anzug und Krawatte hinter den Schaltern und Tischen der Banken die modernen Gewänder der Hohen Priester?
- Erfüllen sie durch ihre Präsenz und durch ihre Rituale Bedürfnisse an Zuwendung und Begleitung in zum Teil auch schwierigen Lebenssituationen, die andernorts Aufgabe der Seelsorger sind?
- Welche Chancen haben letztlich die beiden großen Kirchen in unser säkular geprägten Welt?
Zur Durchführung
Handlungsorientiertes Lernen bietet grundsätzlich die Chance, bestimmte Schlüsselqualifikationen, die nach Schulabschluss einer konstruktiven beruflichen Handlungsfähigkeit dienen, im Vollzug schulischer und außerschulischer Prozesse exemplarisch einzuüben. Der Besuch verschiedener Kreditinstitute vor Ort in Kleingruppen beinhaltet neben einer Besichtigung der Bankgebäude ihre Erkundung sowie Expertenbefragungen.
Im Vorfeld ist seitens der LehrerInnen eine Kontaktaufnahme mit der jeweiligen Marketingabteilung der zu besuchenden Kreditinstitute sinnvoll (siehe Anlage 2: Anschreiben an die Banken). Den Ansprechpartnern in den Banken und Sparkassen sollte das Projektvorhaben bekannt sein; im besten Fall wird es seitens der Kreditinstitute als Teil ihrer Öffentlichkeitsarbeit wahrgenommen, so dass eine Durchführung des Projekts im gegenseitigen Einvernehmen zwischen Schule und Kreditinstituten geschehen kann. Wichtig sind in diesem Zusammenhang klare Terminabsprachen. Seitens der Schule ist hierfür ein gewisses Maß an Flexibilität notwendig, denn die von den Kreditinstituten vorgeschlagenen Termine können zum Teil Unterrichtszeiten betreffen, die sich nicht mit dem Religionsunterricht im Stundenplan der Schule decken. Von den SchülerInnen wird die Bereitschaft erwartet, einmalig ggf. in unterrichtsfreier Zeit die geplanten Bankbesuche durchzuführen. Wenn es auch im Sinne eines handlungsorientierten Lernens wünschenswert gewesen wäre, dass die Heranwachsenden die Kontakte zu den Kreditinstituten selbständig knüpfen (z.B. zur Einübung ihrer kommunikativen Fähigkeiten und um Problemlösungs- und Gestaltungsfähigkeiten auszubauen), so scheint für die Koordinierung des Gesamtvorhabens eine Vorstrukturierung durch die Lehrkräfte unerlässlich. Der Vorteil liegt darin, dass zum verabredeten Termin tatsächlich alle Beteiligten informiert sind und es nicht zu Irritationen kommt, wenn sich SchülerInnen anders als Bankkunden sonst in den Räumen bewegen und dort längere Zeit verweilen, um z.B. die Architektur des Raumes auf sich wirken zu lassen. Die Kleingruppen haben bei der Bankbesichtigung neben der Erkundung der allgemein zugänglichen Räume je nach Ansprechpartner auch die Möglichkeit, Räumlichkeiten, die dem Bankkunden nicht ohne weiteres offen stehen, in den Blick zu nehmen (z.B. Konferenzräume, Tresorräume). In den Gesprächen stellen die Ansprechpartner der Banken ihres Sachkompetenz zur Verfügung. Danben bekommen die meisten SchülerInnen durch die Art und Weise, wie sie empfangen werden, Beispiele von personaler Kompetenz. Die Besuche in den Kreditinstituten haben gezeigt, dass die MitarbeiterInnen den Heranwachsenden mit Engagement, mit einem hohen Maß an Offenheit und Hilfsbereitschaft begegnet sind. Erfahrungen solch personaler Schlüsselqualifikationen sind von den SchülerInnen durchweg positiv vermerkt worden.
Das Arbeitsblatt zur Bankbesichtigung (siehe Anlage 3) ist als Orientierungshilfe bei der zu bewältigen Aufgabe anzusehen. Derartige Fragestellungen und Inhalte können von den Heranwachsenden im Unterricht selbständig entwickelt werden. Sie sind als Leitfaden für die Bankerkundungen gedacht, so dass vor Ort die wesentlichen Themenschwerpunkte (siehe Unterrichtsskizze) nicht aus dem Blick geraten.
SchülerInnen, die an dem verabredeten Termin z.B. aus Krankheitsgründen abwesend sind, bekommen eine Sonderaufgabe (siehe Anlage 4, Arbeitsblatt), so dass die Fehlenden zumindest die Möglichkeit haben, exemplarisch einen wesentlichen Aspekt der Kundenbetreuung in den Kreditinstituten kennen zu lernen. Dabei sollen diese SchülerInnen das Bankgebäude zugleich als bewusst gestaltete Räumlichkeit auf sich wirken lassen. Die Ergebnisse dieser Informationsgespräche werden im Unterricht vergleichend dargestellt und der gesamten Lerngruppe präsentiert. Auf diese Weise bekommen alle in der Lerngruppe Einblicke in bestimmte Anlagemöglichkeiten und können so erkennen, dass im konkreten Fall einer Geldanlage ein Vergleich zwischen den Angeboten der verschiedenen Kreditinstitute durchaus finanzielle Vorteile mit sich bringen kann. Für Schulen, die in kleineren Städten oder ländlichen Gebieten liegen und keine günstige Verkehrsanbindung an eine größere Stadt mit entsprechend modernen Bankgebäuden und spektakulärer Architektur (quasi religiöser Raumgestaltung) haben, können die genannten Inhalte weniger handlungsorientiert ohne die Bankbesuche erarbeitet werden (siehe Anlage 5a und b, Arbeitsblatt: Heilige Räume in einer säkularen Gesellschaft, Kreditinstitute – Heiligtümer der „Marktmenschen“ heute) [9] Der Einsatz dieses Arbeitsmaterials würde sich im Anschluss an eine Begriffserklärung heilig/scheinheilig – Banken als Tempelersatz anbieten.
Als Vertiefung zur Wirkung von Architektur und Raumgestaltung in Banken lässt sich entweder als Hausaufgabe oder im Unterricht selbst das Arbeitsblatt „Vom Umgang mit heiligen Räumen“ (Anlage 6) einsetzen.
Lernziele zur Unterrichtssequenz
Die SchülerInnen sollen ...
- mit ihren Sinnen Raumgestaltung erfassen (Architektur, Innenarchitektur, Kunstgegenstände u.ä.);die Auswirkungen von Stimmungen im Raum (z.B. als Machtfelder) wahrnehmen;
- sich mit dem Image verschiedener Kreditinstitute auseinandersetzen;
- Sensibilität entwickeln für verschiedene religiöse bzw. quasi religiöse Motive in einer säkular geprägten Welt;
- die Bedeutung des Bauwerks Kirche/Kathedrale als Raum für religiöse Erfahrungen erfassen;
- erkennen, dass Raumgestaltung und kultartige heilige Inszenierungen in Kreditinstituten zum Tei religionsanalog stattfinden;
- Zusammenhänge herstellen zwischen religionsanalogen Inszenierungen und religiösen Fragen des Menschen bei der Suche nach Lebenssinn;
- zwischen irdischem Glanz in profanen Gebäuden und einem heiligen Schein, der zu jeder Religion dazugehört, unterscheiden lernen;
- sich mit Gefahren der Entweihung von Kirchengebäuden als heiligen Stätten auseinandersetzen;
- Erfahrung sammeln in der Begegnung mit Experten.
Skizze zur Bankerkundung
Inhalt | Methode/Arbeitsform | Medium |
Bankbesuche mit Expertengesprächen in den Kreditinstituten * Themenschwerpunkte | * Sch. erkunden die Kreditinstitute * Kleingruppenarbeit (3-5 SchülerInnen) * Expertenbefragung * Sch. fertigen Mitschriften an, notieren sich Einzelheiten der Beobachtung | * Stifte * Papier * Arbeitsblatt zur Bankbesichtigung (Anlage 3) * Werbematerialien der Kreditinstitute |
Hausaufgabe: Ergebnisse in ansprechender Form zur Präsentation vorbereiten | * Sch. erarbeiten die schriftlich vorzulegende Projektarbeit | * Werbematerial der Kreditinstitute * PC-Arbeit * Ggf. OH-Folien |
Sonderaufgabe für SchülerInnen, die bei den Bankbesichtigungen gefehlt haben: Gespräch mit einem Kundenbetreuer in einem Kreditinstitut der eigenen Wahl über Anlageformen und Zinsmöglichkeiten | * L. erteilen Sonderaufgabe. * Sch. informieren sich in der Teilgruppe * Sch. dokumentieren die Ergebnisse schriftlich und präsentieren diese. *Bündelung der Ergebnisse und kritische Würdigung | * Arbeitsblatt mit Sonderaufgabe (Anlage 4) * Exposé der Kreditinstitute * Werbematerial der Kreditinstitute * PC-Arbeit |
Unterrichtverlauf zur Auswertung der Bankbesuche
Inhalt | Methode/Arbeitsform | Medium |
Präsentation der Bankbesuche: Eindrücke, Erfahrungen und Ergebnisse der Schülerexkursion | * L. nehmen die Hausarbeiten zur Kenntnis * Sch. vergleichen die Ergebnisse * L. nehmen Benotung der Arbeiten vor. | * Schriftlich vorliegende Referate der Kleingruppen * Werbematerial der Kreditinstitute |
* Religiöse und quasi religiöse Elemente in der Architektur und Raumgestaltung von Kreditinstituten * Religionsanaloge Inszenierungen in Kreditinstituten * Der Kunde als König * Der Kundenbetreuer als Priester und Ersatzprophet | * Sch. bearbeiten in Einzelarbeit die Arbeitsaufträge * Sammeln der Ergebnisse im Unterrichtsgespräch | * Arbeitsblatt mit Schüleräußerungen, exemplarisch zusammengestellt (Anlage 5a und 5b) |
Unterrichtsverlauf „Banken und Tempel“
Inhalt | Methode/Arbeitsform | Medium |
* Banken als Tempelersatz * Begriffsklärung „Tempel“ und „heilig/scheinheilig“ * Unterscheidung zwischen Bankgebäuden und Tempeln bzw. Kirchen/Kathedralen | * Sch. deuten die Karikatur „Zeitzeichen – Heiligtum“ von Hans Georg Rauch. * Unterrichtsgespräch | * OHP-Folile: Karikatur von H.-G. Rauch, Zeitzeichen-Heiligtum (Anlage 1) |
* Bauwerk Kirche/Kathedrale als Raum für ... | * Sch. stellen Assoziationen zu Banken und sakralen Gebäuden gegenüber. * Unterrichtsgespräch | * TA * Ggf. zur Unterstützung folgende Medien: |
* City-Kirchen im Wandel der Zeiten: Umgestaltung und Nutzung von Innenstadtkirchen wegen Überkapazität an Kirchenraum * Möglichkeiten und Grenzen: Sehnsucht nach Geschehnissen, die Menschen ergreifen * Gefahr der Entweihung | * Lehrervortrag * Bildbetrachtung * Unterrichtsgespräch | * Karikatur von J. Pumhösl, Hier entsteht ein Einkaufs- und Freizeitcenter in: Religion betrifft uns Heft 3/93, 7 Innenstadtkirchen in ihrem Bestand gefährdet, S. 24 * Kirche und Kommerz in: Public forum, Heft 11/99, S. 26f. * TA |
Ggf. als Hausaufgabe: * Sensibilisierung für die Bedeutung von Räumen * Lebensspendende Kraft, die von profanen und heiligen Räumen ausgeht * Sinn und Zweck von Kirchengebäuden im Gegenüber zu Bankgebäuden * Die Bedeutung des Heiligen im Profanen | * Erarbeitung im Unterrichtsgespräch | * Arbeitsblatt: Vom Umgang mit heiligen Räumen (Anlage 6) |
Foto: Michael Künne
Anlage 1
Hans-Georg Rauch: Zeitschriften | | aus: Die Zeit Nr. 52 |
ANLAGE 2 Petra Kretschmer, Berufsschulpastorin, Pastoralpsychologin 1999-02-26 Anke Kelling-Nafe, Studienrätin Friedländer Weg 33-43 Anschrift der Kreditinstitute Bankbesichtigung durch Schüler der BBS 1 Sehr geehrte Damen und Herren, im Rahmen eines Unterrichtsprojektes der BBS 1 Arnoldi-Schule im Fach Evangelische Religion gehört es zum Konzept der Unterrichtseinheit „Geld und Zins in verschiedenen Religionen“, dass die SchülerInnen die verschiedenen Kreditinstitute vor Ort wahrnehmen und diese anhand spezieller Fragestellungen zum Bankwesen im weiteren Verlauf des Unterrichts gegenüberstellen. Wir bitten Sie, in den kommenden 2-3 Wochen jeweils einer Kleingruppe von 3-5 SchülerInnen die Möglichkeit zu geben, die der Öffentlichkeit zugänglichen Geschäftsräume zu besuchen, damit sie sich vor Ort einen Eindruck von Architektur, Atmosphäre, Image sowie angebotenem Werbe- und Prospektmaterial verschaffen können. Die SchülerInnen sind angehalten, sich dabei angemessen zu verhalten. Die Arbeitsaufträge für die SchülerInnen können Sie der Anlage entnehmen. Sollten Sie mit dem Besuch der SchülerInnen ggf. nicht einverstanden sein, bitten wir Sie um Rückmeldung. Mit freundlichem Gruß Anlage: Arbeitsblatt zur Bankbesichtigung |
ANLAGE 3 Arbeitsblatt zur Bankbesichtigung Ihr Besuch in der Bank ist der Geschäftsleitung bekannt. Bewegen Sie sich bitte unauffällig, so dass es zu keinen Störungen im Geschäftsalltag der Bank kommt. Machen Sie sich dabei Aufzeichnungen zu folgenden Punkten: 1. Suchen Sie sich einen Platz in der Bank, von dem aus Sie ca. 5 Minuten das Geschehen beobachten können. 2. Beschreiben Sie das Verhalten - Beschreiben Sie das Image, das sich das Kreditinstitut Ihrer Meinung nach gibt. - Womit wirbt das Kreditinstitut? - Welche Schwerpunkte fallen Ihnen auf? - Sammeln Sie dazu jeweils Prospektmaterial. 4. Welche Bedeutung von Geld wird in dem Kreditinstitut besonders hervorgehoben? 5. Stellen Sie unterschiedliche Möglichkeiten der Verzinsung dieser Bank (Soll- und Habenzinsen) dar. Sammeln Sie dazu wieder Prospektmaterial. Beachten Sie dabei besonders Anlagemöglichkeiten für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. 6. Hausaufgabe: Präsentieren Sie Ihre Ergebnisse bis zur nächsten Unterrichtsstunde in ansprechender Form. |
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ANLAGE 5 Heilige Räume in einer säkularen Gesellschaft „Die heiligen Räume im postmodernen Kommunikationszeitalter entwickeln ihre eigene Atmosphäre. Sie nehmen die Menschen, die sich ihnen anvertrauen, mit den je eigenen Ritualen ganz gefangen. Sie sind so angelegt, dass Menschen sich nicht nur dem Ritual der Räume unterwerfen, sondern auch dem Ritual der Einflüsterungen, dem Ritual der außengeleiteten Verhaltensformen. Sie verlieren damit auch ein Stück Mündigkeit. Es ist wahr: Der Protestantismus bietet wenig Raum für spirituelle Bedürfnisse.“ SchülerInnen haben im Rahmen eines Projekts zum Thema „Die Bedeutung von Geld heute“ u.a. Kreditinstitute einerseits mit ihren jeweiligen konkreten Angeboten und ihrer je spezifischen Kundenbetreuung, andererseits mit ihrer Architektur und Raumgestaltung in den Blick genommen: 1. „Geld ist in diesem Kreditinstitut eine Ware, die zum Verkauf steht wie im Einzelhandel, z.B. Kleidung“ (Tobias, 18 Jahre) 2. „Alle registrierten Kunden sind klassifiziert nach Einkommen und Vermögen. Dem Kunden wird jedoch vermittelt, dass ihm grundsätzlich alle Türen offen stehen, der Aufstieg in eine höhere Gesellschaftsschicht möglich ist. Denn das Geld des Kunden ist sein Gewinnbringer.“ (Silke, 17 Jahre) 3. „Die Freundlichkeit der Angestellten soll ausdrücken, dass sich der Kunde in guten Händen befindet, so dass er der Bank sein Geld anvertrauen kann.“ (Till, 18 Jahre) 4. „Das Image der Bank geht dahin, dass sich der Kunde wohlfühlen soll und das wird nicht nur durch die Architektur unterstützt, sondern auch durch die individuelle Beratung der Bank. Die Bank versucht, es möglich zu machen, jedem Kunden seinen persönlichen Berater zur Seite zu stellen, so dass der Kunde nicht jedem in der Bank von seinen Anlagen immer wieder neu erzählen muss, sondern in seinem Berater einen Vertrauten hat, der ihn bei allem gut berät. Das Ziel dieses Kreditinstitutes liegt darin, dass der Kunde meint, sich Träume erfüllen zu können, die er sich sonst so nicht leisten könnte. Nicht das Geld, sondern die Erfüllung der Wünsche und Träume der Kunden stehen hier im Vordergrund. Die Angebote der Bank machen den Kunden zufrieden. Weil er sein Geld gut verwaltet weiß, fühlt er sich mit Geldangelegenheit nicht belastet. Die Angestellten nehmen den Kunden die Fragen des Geldes ab, so bekommen sie ein Gefühl von Freiheit und Sicherheit." (Karolin, 19 Jahre) 5. „Die Empfangshalle ist mit großen Säulen ausgestattet wie herrschaftliche Gebäude früher, Regierungsgebäude, Häuser, in denen sich die Mächtigen aufgehalten haben. Damit soll rüberkommen, dass die Bank mächtig ist und mit dem Geld der Kunden verantwortungsvoll wie ein Herrscher umgeht.“ (Frauke, 17 Jahre) 6. „Zunächst einmal ist zur Atmosphäre zu erwähnen, dass in der Bank ein angenehmes Licht vorherrscht. Es sieht nicht künstlich aus, wie man es in vielen Geschäften finden kann. Es wirkt sehr natürlich. Durch die Verwendung von viel Glas als Baumaterial wird der Lichteffekt noch verstärkt. Alles erscheint hell und freundlich, so dass man den Eindruck hat, dass es hier nichts zu verbergen gibt.“ (Martin, 19 Jahre) 7. „Ich habe meinen Standort häufig gewechselt. Dabei ist mir aufgefallen, dass die meisten Kunden tatsächlich den Haupteingang benutzen. Den mit der großen Drehtür aus Glas und Metall. Dieser Eingang vermittelt mir ein Gefühl von Macht, Reichtum, Erfolg und Qualität.“ (Evelyn, 18 Jahre) 8. „Es fällt auf, dass der Geräuschpegel in der Bank sehr niedrig ist. Die Kunden bemühen sich, leise zu handeln. Vielleicht liegt das daran, dass Geld ein besonderes Thema ist und eine besondere Eigenschaft hat. Das eigene Vermögen ist etwas, was die anderen nichts angeht. Einem selbst gibt es aber ein Gefühl von Macht und Ansehen. Vielleicht versucht man sich deshalb unwillkürlich 6 zu verhalten."“(Julia, 20 Jahre) 9. „Die Atmosphäre in der Bank ist sehr außergewöhnlich. Man kommt sich eigentlich gar nicht vor wie in einer Bank. Wegen der vielen Fenster gibt es in der Bank viel natürliches Licht und alles ist sehr hell. Die Mitte der Bank ist mit einer Kuppel überdacht. Unter dieser Kuppel befindet sich ein Springbrunnen, der von vielen grünen Pflanzen umringt ist. Der Künstler selbst hat diesem Brunnen den Namen ‚große Himmelstreppe‘ gegeben. Das Wasser plätschert dort beruhigend wie eine nie versiegende Quelle. In seiner Reinheit und Klarheit bürgt es für Qualität. Es soll wohl auf den unendlichen Kreislauf des Geldes und seine Möglichkeiten hinweisen. Rund um diesen Brunnen befinden sich vereinzelt blaue Sitzbänke und schwarze Schreibtische. Die Schalter sind aus hellem Holz. Diese ganze Atmosphäre ist schwer zu beschreiben, weil man solch ein Flair nicht mit einer Bank in Verbindung bringt. Das allerdings hat die Bank genau so gewollt. Sie wollte erreichen, dass der Kunde einfach reinkommt und sich wohlfühlt (Erlebnisbanking).“ (Wiebke, 18 Jahre) Arbeitsaufträge
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Anmerkungen
- Sh. J. Freimuth, Herzlich beklommen, S. 56.
- Sh. Unterrichtssequenz: Citykirchen im Wandel der Zeiten, S. 6 und vgl. F. Mischkowski/Ch. Rath, Unterrichtsthema: Kirchenraum, in: Loccumer Pelikan, 1/99, S. 24f.
- Vgl. M. Josuttis, Vom Umgang mit heiligen Räumen, S. 36.
- Zu der Frage, wie ein Ort zu einem heiligen Ort wird, was einheiliger Raum überhaupt ist und was ihn auszeichnet, vgl. M.Josuttis, Vom Umgang mit heiligen Räumen, S. 36ff.
- Vgl. E. Bibelriether, Dass mein Leben auch wieder so schön wird, Der „Raum Kirche“ als Ort der Sehnsucht, in ZGP, Mai bis Juli, 2/99, S. 10f.
- Sh. J. Freimuth, Herzlich beklommen, S. 55.
- Vgl. W. Schneider, Sprich mit doppelter Zunge, Wasser predigen, Wein trinken? Selbstverständlich! Ein Lob der Scheinheiligkeit, in: Die Zeit, Leben, Nr. 30, 22.Juli 1999, S. 5.
- Vgl. A. Kall, Sehnsucht nach heiligen Stätten, Wo wohnt der liebe Gott? In: Religion betrifft uns, Heft 3/93, S. 17ff.
- Die auf dem Arbeitsblatt abgedruckten Schüleraussagen sind im Rahmen des durchgeführten Projekts im Zusammenhang der Bankbesuche entstanden.
Literatur
- Baas, D., Kirche und Kommerz, „Bloß kein Kaufhaus in der Kirche“. In: Public forum, Heft 11/99, S. 26ff.
- Bibelriether, E., Dass mein Leben auch wieder schön wird, Der „Raum Kirche“ als Ort der Sehnsucht. In: ZGP, Mai bis Juli 2/1999, S. 10f.
- Josuttis, M., Vom Umgang mit heiligen Räumen. In: Th. Klie, Hg., Der Religion Raum geben, Kirchenpädagogik und religiöses Leben, Münster 1998, S. 34-44.
- Kall, A., Sehnsucht nach heiligen Stätten, Wo wohnt der liebe Gott? In: Religion betrifft uns, Heft 3/93, S. 17ff.
- Mischkowski, F./Rath, Ch., Unterrichtsthema: Kirchenraum. In: Loccumer Pelikan, 1/99, S. 24f.
- Rauch, H.-G., Zeitzeichen – Heiligtum. In: Die Zeit, Nr. 52, 20.12.1991, S. 56.
- Schneider, W., Sprich mit doppelter Zunge, Wasser predigen, Wein trinken? Selbstverständlich! Ein Lob der Scheinheiligkeit. In: Die Zeit, Leben, Nr. 30, 22.07.1999, S. 5