Vorbemerkung
Der Kurzfilm spielt im Bereich des Filmschaffens eine wichtige Rolle: Alljährlich finden in Oberhausen die Westdeutschen Kurzfilmtage statt. Alljährlich findet eine "Medienbörse" statt, veranstaltet vom "Gemeinschaftswerk Evangelische Publizistik" der evangelischen Kirche und der "Zentralstelle Medien" der katholischen Kirche.
Der Kurzfilm hat Tradition: Filme wie "Leben in der Schatel" oder "Käfige" sind, obgleich schon älteren Datums, immer noch vielen bekannt. Sie spielen in der Bildungsarbeit immer noch eine große Rolle.
Ein Grund für die gleichbleibende Bedeutung des Mediums Kurzfilm legt wohl darin, dass er häufig engagiert ist. Die Schöpfer von Kurzfilmen setzten sich mit geistigen und gesellschaftlichen Strömungen der Zeit auseinander und zeigen in die Zukunft weisende Tendenzen auf. Ihre Sichtweisen, ihre Perspektiven von der Welt und dem Leben teilen sie mit; ihre Sprache übersetzen sie in die Sprache des Films. Vielleicht hat so gesehen der Kurzfilm prophetische Tendenzen. Aber selbst wenn man diese Meinung nicht teilen sollte, die im Kurzfilm dargestellten menschlichen Probleme führen beim Zuschauer oft zum Nachdenken, zur Stellungnahme, zu Gesprächen, ja möglicherweise auch zu veränderten Handlungsweisen. Inhaltlich ist der Kurzfilm vergleichbar mit der Kurzgeschichte. Stilistisch ergeben sich zumindest beim Trickfilm Parallelen zur zeitgenössischen Kunst.
Definition
Der Sammelbegriff Kurzfilm ist nicht einheitlich. Man versteht darunter so unterschiedliche Filmgattungen wie den Dokumentarfilm (non-Fiction-Film), den Kurzspielfilm, schließlich den Animationsfilm mit Zeichen-, Puppen-bzw. Sachtrickaufnahmen. Deshalb ist er wohl am besten durch das Herausstellen einiger wichtiger Merkmale zu beschreiben.
Laufzeit
Von einem Kurzfilm ist in der Regel die Rede, wenn die Laufzeit zwischen 50 Sekunden und 30 Minuten liegt. Am häufigsten ist die Dauer von 15 bis 20 Minuten.
Subjektive Sichtweise
Der Kurzfilm, in der Regel ein Autorenfilm, unterscheidet sich hinsichtlich seiner Konzeption und Gestaltung häufig von der mehr industriellen Produktionsweise anderer Filme. Dies setzt den Ausdrucksmöglichkeiten oft enge Grenzen und schränkt eine radikal subjektive Sicht von Wirklichkeit erheblich ein.
Pointierung
Inhaltlich beschränkt sich der Kurzfilm zumeist auf ein PROBLEM: In knapper und verdichteter Form werden politische und gesellschaftliche Probleme, religiöse Fragen, Tendenzen und Vorgänge unseres Lebens und unserer Gesellschaft angerissen.
Symbolik
Charakteristisch für die Sprache des Kurzfilms ist ihr außergewöhnlicher Symbolgehalt. René Clairs Behauptung, die Bildsprache des Films sei präzise wie der literarische Satz und schwebend wie der musikalische, sie eigne sich besonders zur Wiedergabe diffiziler Empfindungen und zur Andeutung des kaum Sagbaren, trifft für den modernen Kurzfilm in besonderem Maße zu. Das Symbol wiederum ist gekennzeichnet durch eine Verdichtung der Aussage, vor allem durch seine Vieldeutigkeit. Bei der Entschlüsselung muss der Rezipient verstärkt von der Denotation zur Konnotation gelangen.
Variantenreichtum
Viele Kurzfilme werden als Animationsfilm in allen technischen Varianten vom Zeichentrik- bis zum Puppentrickfilm produziert. Trick an sich ist jedoch souverän gegenüber jeder Art von Realistät, gegen jede Art von Zeit, die gerafft, gedehnt oder aufgehoben werden kann; Trick ist soverän gegenüber dem Raum, indem er räumliche Distanz überwindet, räumliche Gleichzeitigkeit herstellt sowie beliebige perspektivische Verkürzungen zulässt. Abschließend sei darauf hingewiesen, dass nicht jeder Kurzfilm alle genannten Möglichkeiten beinhalten muss.
Didaktische Folgerungen
Aus den oben beschriebenen Merkmalen, die für einen Kurzfilm zutreffen, ergeben sich nun einige didaktische Folgerungen.
Zeit zur Erarbeitung
Die Dauer eines Kurzfilms ermöglicht Einführung, Präsentation und erste Stellungnahme auch in einer Unterrichtsstunde.
Auseinandersetzung
Eine Aufgabe von Bildungsarbeit ist es, sich mit den geistigen Strömungen der Zeit auseinander zusetzen. Dazu muss die jeweilige Lebenswirklichkeit reflektiert werden. Dies geschieht in der Schule mit Hilfe von Literatur oder bildender Kunst, aber eben auch und in diesem Rahmen mit Hilfe eines Kurzfilms.
Engagement
Ist nach Comenius die sinnliche Anschauung das Fundament aller Erkenntnisse (orbis pictus), so entspricht der Film dieser Forderung wie kaum ein anderes Bildungsmittel. Denn das bewegte Bild in seiner scheinbaren Wirklichkeitsnähe fördert die Bereitschaft zum Miterleben. Darüber hinaus führt die Begegnung mit den Tendenzen der Zeit zur Reflexion des eigenen Standortes. Das heißt aber auch, sich entscheiden zu müssen, vielleicht auch, sich einsetzen zu müssen.
Kommunikationserweiterung
Neben der verbalen Sprache lernen wir heute alle die optische Sprache. Schüler in der Regel sehr viel schneller als Lehrer. Sie ist zu einem wichtigen Kommunikationsmittel geworden. Der Kurzfilm fördert das Verständnis der optischen Sprache hierbei in besonderem Maße, weil er immer wieder neue Ausdrucksformen entwickelt. Denn jeder Regisseur spricht seine eigene Sprache und erzielt so seine spezifischen Wirkungen.
Die Identifikation - Distanz
Die technischen Varianten, die dem Animationsfilm zur Verfügung stehen, verschaffen ihm die Möglichkeit, alles Denkbare darzustellen. Stoffe können auf wenige Grundmuster reduziert werden. Wie in der Literatur können dabei alle menschlichen Probleme angesprochen werden. Identifikation oder Distanz können sich ebenso wie beim Spielfilm entwickeln, indem der Betrachter oder Rezipient diese Grundmuster auf seine eigenen Erlebnisse und Erfahrungen bezieht und dadurch zu eigenen Fragen oder Antworten kommt.
Funktion
Nach dieser kurzen (wenn auch allgemeinen und theoretischen) Erörterung über den Kurzfilm wenden wir uns nun konkret der Frage zu, welche Rolle der Kurzfilm im Unterricht spielen soll.
Information
Die audio-visuelle Darstellung bietet sich an für die Vermittlung von Information aller Art, z. B. der Lebenswelt fremder Kulturen, der Situationen von Randgruppen, von technischen Abläufen, der Darstellung von Partnerbeziehungen und Gruppenprozessen usw. Filme, die der Information dienen, sind in der Regel in ihrer Aussage deutlich erkennbar und sind auch durch ihre Gestaltung auf Instruktion und Wissensvermittlung angelegt.
Gesprächsanstoß
Während informationsorientierte Filme Aussagen und Sachverhalte veranschaulichen, stellen die Kurzspielfilme bzw. Animationsfilme ein Problem zur Diskussion. Sie eigenen sich dazu, bestimmte Fragestellungen in eine Gruppe hineinzutragen. Natürlich können viele Filme sowohl als Informationsträger als auch als Gesprächsauslöser eingesetzt werden.
Der erste Schritt zur Analyse
Doch bevor die Frage entschieden werden kann, was ich mit dem Film machen will, sollte zunächst nach der Absicht des Autors bzw. nach der Aussage des Filmes gefragt werden.
-
Wer hat den Film gemacht?
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Wann ist der Film entstanden?
- In welchem Land ist der Film entstanden?
Das Wissen über Autor, Land und das Jahr der Entstehung eines Filmes kann zum Verständnis eines Filmes Erhebliches beitragen. Weiter geht es mit Fragen:
- Welches Problem wird dargestellt?
- Welche Gründe für das Problem sind erkennbar?
- Welcher Standpunkt wird vertreten?
- Welche Lösungsansätze werden angeboten?
- Falls es sich um einen Dokumentarfilm handelt: Stellt er die Sache richtig dar?
Gestaltung - Der zweite Schritt zur Analyse
Bei der Frage nach der Gestaltung eines Filmes vermischen sich bereits objektive und subjektive Kriterien. Jeder sieht seinen eigenen Film. Dennoch können einige Fragen vielleicht dazu anregen, den Film genauer zu betrachten.
Inszenierung
Unter Inszenierung verstehe ich den Handlungsaufbau. Wie verläuft die Handlung? Verläuft sie linear oder sprunghaft? Verläuft sie einsträngig, mehrsträngig, mit Rückblicken? Verläuft sie zeitgleich oder gibt es verschiedene Zeitebenen? Empfinde ich den Film als logisch oder eher als verworren?...
Handlungsträger
Die Handlungsträger sind die Hauptdarsteller eines Films. Sicherlich muss ich an dieser Stelle mir meiner Subjektivität besonders bewusst sein. Empfinde ich die Hauptdarsteller als Identifikationsmöglichkeiten? Empfinde ich sie als eindeutig oder mehrdeutig, als klischeehaft?...
Formale Gestaltungsmittel
Die formalen Gestaltungsmittel wie Bild, Ton oder Schnitt beeinflussen die Wirkung eines Films auf den Rezipienten erheblich. Darum ist es notwendig, sich die Wirkungsweise der filmischen Mittel bewusst zu machen.
Bild
Einstellungsgrößen
Je nach Bildausschnitt werden folgende Einstellungsgrößen unterschieden.
Totale
Die Totale verschafft dem Zuschauer einen Überblick über den Handlungsort und die Situation (sie wird darum häufig zu Beginn des Film verwendet). Der Zuschauer bleibt noch distanziert, da die Totale im allgemeinen eine beschreibende Funktion hat.
Halbtotale
Die Halbtotale gibt große Teile des Schauplatzes wieder. Sie erfasst alle gleichzeitig agierenden Personen so, dass sie die Bildfläche voll ausfüllen. Sie hilft dem Zuschauer, sich zu orientieren, denn er rückt näher an das Geschehen heran.
Halbnah
Die Halbnahaufnahme erfasst eine oder mehrere der handelnden Personen mit etwa zwei Drittel ihrer Gesamthöhe. Dieser Teilausschnitt zeigt Bewegungen und Handlungen der Personen, bezieht aber die unmittelbare Umgebung mit ein. Die Distanz des Zuschauers schwindet.
Nah
Die Einstellung zeigt den Akteur mit einem Drittel seiner Gesamtgröße. Der Zuschauer ist kein neutraler Beobachter mehr wie bei der Totalen, sondern er wird stark in das Handlungsgeschehen einbezogen und emotional angesprochen, da ihm die Möglichkeit zur Identifikation gegeben ist.
Groß
Die Einstellung zeigt einen kleinen Bildausschnitt des Ganzen, bei der Darstellung von Personen den Kopf, bildfüllend. Sie lenkt die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf das Hauptmotiv des Geschehens, auf Einzelheiten, die er sonst übersehen würde. Sie enthüllt innere Regungen und erfüllt damit psychologische Aufgaben.
Detail
Die Einstellung zeigt nur einen kleinen Teilbereich des Gegenstandes oder des Körpers und stellt damit eine Steigerung der Großeinstellung dar. Sie entspricht nicht mehr der normalen Betrachtungsweise des Zuschauers, sie wirkt demaskierend und suggestiv. Sie zieht den Zuschauer ganz in den Bann und hat für ihn eine dramatisierende Bedeutung.
Kameraperspektiven / Normalsicht
Bei der Normalsicht befindet sich die Kamera in Augenhöhe, in der Perspektive, aus der der Zuschauer am häufigsten seine Umwelt beobachtet. Sie hat darum den Charakter der Wirklichkeitsnähe.
Froschperspektive
Bei der Froschperspektive geht die Bildrichtung von unten nach oben. Die Personen und Dinge wirken in der Regel mächtig, manchmal sogar drohend. Der Zuschauer fühlt sich in der Rolle des Bedrohten, des Unterlegenen.
Vogelperspektive
Bei der Vogelperspektive geht die Blickrichtung von oben nach unten. Die Personen und Dinge wirken in der Regel klein und unbedeutend. Sie vermittelt dem Zuschauer das Gefühl der Überlegenheit und der Erhabenheit.
Bei der Vogelperspektive bzw. Froschperspektive wird häufig nur wenig von der Normalperspektive abgewichen. Der Zuschauer nimmt dieses Abweichen oft auch nicht bewusst wahr. Die Wertung - Überlegenheit bzw. Unterlegenheit - erfolgt dennoch, ebenfalls unbewusst, aber darum oft wirkungsvoller. Daneben gibt es gewollte "Überziehungen" - ihre Wirkung ist die Lächerlichkeit.
Schnitte
Eine ohne Unterbrechung gefilmte Aufnahme wird mit "Einstellung" bezeichnet. Sie ist die kleinste filmische Einheit, mehrere inhaltlich und/oder zeitlich und/oder örtlich zusammenhängende Einstellungen ergeben eine Sequenz. Beim Schnitt nun werden die Einstellungen bzw. Sequenzen optisch oder elektronisch miteinander verbunden. Erst in der Kombination bekommen die Filmbilder ihren endgültigen Sinn. Für den Zuschauer verschmelzen die Bildfolgen nun zu einer Einheit.
Um einen Film zu schneiden, bedarf es der handwerklichen Fähigkeit, Einstellungen aneinander zufügen, es bedarf aber auch der gestalterischen Fähigkeit, die Art der Übergänge festzulegen und damit Tempo und Rhythmus eines Films zu bestimmen. Folgende Bildübergänge sind möglich:
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Schnitt: Eine Einstellung folgt übergangslos der anderen.
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Überblendung: Während die vorhergehende Einstellung allmählich verschwindet, erscheint bereits eine neue.
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Auf- und Abblende: Die Bilder fließen nicht wie bei der Überblendung ineinander, vielmehr wird das letzte Bild vollständig abgedunkelt. Aus dem Dunkel taucht dann das neue Bild auf.
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Unschärfe: Die Bilder am Ende einer Einstellung werden unscharf. Die folgende Einstellung beginnt ebenfalls aus der Unschärfe.
Außer diesen genannten Bildübergängen gibt es noch eine Fülle weiterer Methoden. Der Kreativität des Cutters sind keine Grenzen gesetzt (z. B. Trickblenden).
Montage
Während mit dem Begriff Schnitt der technische Vorgang beschrieben wird, steht bei dem Begriff der Montage der gestalterische Aspekt im Vordergrund. Er will darauf hinweisen, dass Bildfolgen zusammengesetzt, montiert werden. Montage knüpft an den geistigen Vorgang der Bildkombination an und betont die ästhetische Seite eines Schnittes. Es gibt eine Fülle von Montageformen, von denen nur zwei genannt werden sollen:
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Erzählende Montage: Bestimmte Handlungsfolgen werden miteinander verknüpft. Dabei werden Zeitsprünge vorgenommen, die das Geschehen verdichten.
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Parallelmontage: Räumlich getrennte, inhaltlich aber aufeinander bezogene Handlungsverläufe werden miteinander verbunden. dies ist ein gängiges dramaturgisches Mittel, um die Spannung zu erhöhen.
Ton
Unterschieden wird zwischen "aktuellem" und kommentierendem Ton. "Aktuell" ist jeder Ton, der während der Dreharbeiten bzw. bei der Nachvertonung parallel zum Bild aufgenommen worden ist. In der Regel ist dabei die Schallquelle im Bild zu sehen. Man nennt ihn auch On-Ton. Der kommentierende Ton dagegen ergänzt die Bildaussage. Man nennt ihn Off-Ton. Hierbei ist die Tonquelle in der Regel nicht zu sehen. Einzelne Elemente des Tons sind:
Sprache
Durch die Sprache wird die Eindeutigkeit einer Situation oft erst hergestellt. Aber auch das Gegenteil ist möglich. Ein Zuviel an Sprache kann die Situation, die der Zuschauer im Bild sieht, stark beeinträchtigen. Wenn Sprache und Bild nicht zusammenpassen, führt das in der Regel beim Zuschauer zu Verwirrung und Ermüdung. Eine Vielzahl von Unterrichtsfilmen weist diesen Mangel auf.
Musik
Sie untermalt, dramatisiert, schafft Atmosphäre. Sie gibt den Bildern häufig Leben, indem sie Gefühle verstärkt, Gegensätze aufbaut, Sequenzen verknüpft u. ä.
Stillen
Sie lassen das Bild plastisch erscheinen, unterstreichen die Wirkungen der Bildaussage, schaffen zusätzlich Eindrücke.
Licht
Filmen ist schreiben mit Licht. Licht bewirkt Schatten. Licht und Schatten gehören aber wohl zu den bedeutendsten filmischen Gestaltungsmitteln. Dabei wird unterschieden zwischen Kunstlicht und Tageslicht. Entsprechend dem Standort der Lichtquelle hat das Licht sehr verschiedenen Wirkungen. Bei Frontallicht erscheinen Personen und Gegenstände schattenlos, ohne Tiefenwirkung. Bei Gegenlicht hingegen erscheinen Personen und Gegenstände oft silhouettenhaft. Diese Silhouette ist aber eine starke geographische Ausdrucksform. Bei Seitenlicht erscheinen plötzlich Personen und Gegenstände im Helldunkelkontrast und wirken häufig dreidimensional oder plastisch. Will man Personen und Gegenstände wirklichkeitsnah darstellen, sollen die Bilder realistisch wirken, so wird das Oberlicht angewendet. Im Gegensatz dazu das Unterlicht, wenn Personen und Gegenstände wirklichkeitsfremd wirken sollen. Unterlicht fördert die Schattenbildung und wirkt dadurch drohend und geheimnisvoll.
Farbe
Von der farblichen Gestaltung eines Films gehen Wirkungen aus, die insbesondere den emotionalen Bereich ansprechen, da Farben z. B. warm oder kalt sein können. Farbe trägt zur Verdeutlichung der filmischen Aussage bei. Sie kann intensivieren, dramatisieren und kontrastieren.
Einsatzmöglichkeiten - der dritte Schritt der Analyse
Mit der Frage nach den Einsatzmöglichkeiten eines Films begebe ich mich in den Bereich, in dem versucht wird, die Aussage eines Filmes nutzbringend "rüberzubringen". Dabei ist natürlich die wichtigste Frage die, warum ich den Film überhaupt zeige, was ich mit dem Zeigen des Filmes überhaupt beabsichtigen will. Um diese Frage aber in einem Zusammenhang zu beantworten, erscheint es notwendig, flankierend dazu einige andere Fragen mit zu berücksichtigen.
Alter
Dazu gehört zunächst einmal die Frage nach dem Alter der Zuschauerlnnen. Dazu ein Beispiel. Eine Kindergärtnerin wollte den Eltern eine Lerneinheit über "Kinder in der Dritten Welt" erläutern. Sie hatte den Kindern zu diesem Thema auch einen Film über Hungergebiete und Kinderelend gezeigt. Der Kritik der Eltern begegnete sie mit der Antwort, man dürfe den Kindern doch wohl nicht eine heile Welt vorgaukeln; darüber entstand dann eine lebhafte Diskussion. Ein Teil der Kinder, so sagten die Eltern, hat den Film offenbar gar nicht verstanden. Sie waren nicht beeindruckt und hatten wohl von der kindlichen Fähigkeit Gebrauch gemacht, aus der Fülle der Reize nur das zur Kenntnis zu nehmen, zu dem sie selber eine Beziehung stiften konnten. Anderer Kinder waren irritiert und verängstigt. Sie hatten das im Film gezeigte Elend auf sich bezogen: so kann es einem Kind gehen; so kommt Krieg über Kinder! Was also die Kindergärtnerin beabsichtigt hatte, ihre erzieherische Zielsetzung war offenbar fehlgeschlagen. Die Kinder zeigten eben kein Mitleid für die Kriegs- und Hungerkinder, sondern hatten das gezeigte Elend entweder von sich ferngehalten oder als Bedrohung auf sich selber bezogen.
Zielgruppe
Auch die Zielgruppe, der ich den Film zeigen will, für die Auswahl eines Filmes von Bedeutung. Handelt es sich um eine Kindergartengruppe wie in dem o. g. Beispiel? Handelt es sich um eine Schulklasse? Handelt es sich um eine Jugendgruppe usw. kennen sich die Zuschauer/innen?
Voraussetzungen
Die nächste Frage ist die Frage nach den Voraussetzungen bzw. den Vorkenntnissen der Zuschauerlnnen. Was wird in dem Film dargestellt? Was können die Zuschauerlnnen gar nicht verstehen? Was könnte sie überfordern? Welche Sprache kommt im Film vor, die möglicherweise den Zuschauerlnnen unverständlich bleibt? - Ist es notwendig, Zusatzmaterial einzusetzen?
Ort im Lernprozess
Die letzte Frage in diesem Zusammenhang ist die Frage, an welcher Stelle der Film im Lernprozess eine Rolle spielen soll. Setze ich ihn zu Beginn einer Unterrichtseinheit als Einstieg an? Oder möchte ich ihn als Vertiefung am Ende eines Lernprozesses zum Einsatz bringen?
Nachbereitung - Der Film ist gelaufen - Was nun?
Es ist schon häufig gesagt worden, dass der Kurzfilm Teil eines Kommunikationsprozesses ist. Seine Leistung besteht eben gerade darin, Kommunikation in Gang zu bringen. Elemente dieses Prozesses sind die filmische Leistung, aber eben auch die Aufnahme des Zuschauers sowie das anschließende Gespräch. Aus diesem Grunde sollte der Kommunikationsprozess sehr bewusst gestaltet werden. Man unterscheidet im Kommunikationsprozess zwei Phasen.
1. Phase:
Der Zuschauer nimmt die Aussage des Films auf. Doch die Aufnahme ist nicht nur durch das Medium bestimmt, sondern auch durch die subjektiven Voraussetzungen beim einzelnen Zuschauer (z. B. Sehgewohnheiten). Jedes nachfolgende Gespräch ist durch die individuelle Rezeption der verschiedenen Zuschauer bestimmt.
2. Phase:
Der Zuschauer spricht mit anderen über den Film, über seine subjektiv aufgenommenen Eindrücke und seine Reaktion auf den Film.
In der Literatur unterscheidet man zwei Möglichkeiten dieses Gesprächs: das themenorientierte und das rezipientenorientierte Gespräch.
Themenorientiertes Gespräch
Ziel einer themenorientierten Auswertung eines Filmes in einer Gruppe oder Schulklasse ist die Klärung der Sachaussage. Durch die bewusste Gestaltung des Filmgesprächs wird die Filmwirkung intensiver, d. h. die Problemstellung wird vertieft. Informationen werden besser verarbeitet und stärker eingeprägt. Gefordert ist Distanz, Sachlichkeit in der Auseinandersetzung und zum Schluss zumindest eine teilweise Überprüfbarkeit der gewonnenen Filmaussage. Die Methoden des themenorientierten Gesprächs sind:
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Einführung,
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Filmvorführung,
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spontane Äußerungen einzelner,
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Gespräch über Inhalt und Form,
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Klärung der Filmaussage,
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Bewertung und Anwendung der Filmaussage,
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evtl. erneute Vorführung
Rezipientenorientiertes Gespräch
Ziel einer rezipientenorientierten Auswertung des Films ist der Anstoß zur Kommunikation sowie die Auseinandersetzung mit dem individuellen Rezipientenverhalten. So liegt der Schwerpunkt nicht auf dem Film und seiner Aussage, sondern auf einer möglichst intensiven Kommunikation. Die Phasen des Kommunikationsprozesses haben daher eine andere Bedeutung als beim themenorientierten Gespräch. Bei der Rezeption kommt es nicht so sehr auf die exakte Aufnahme der Filmaussagen an, sondern auf die Reaktionen der Zuschauer. Eine dieser Reaktionen ist z. B. die Identifikation.
Jeder Zuschauer versetzt sich unbewusst in die Rolle dieser oder jener Gestalt. Er erlebt die Filmhandlung aus der Sicht eines der Rollenträger des Films. So ergreift er Partei gegenüber den unsympathischen Figuren des Films bzw. gegenüber deren Verhalten. Filmische Darstellung als auch persönliche Erlebnisse und Einstellungen auf Seiten des Zuschauers bestimmen des Identifikationsverhalten. - Eine andere Reaktion ist die Projektion - jeder Zuschauer überträgt auf die Gestalten und auf die Filmhandlung eigene Urteile, Wünsche, Gefühle. Dadurch kann die Filmwirkung neutralisiert werden - die im Film vorgestellten Personen, die Handlungsmodelle oder die Werthaltungen werden als übereinstimmend mit den eigenen Vorstellungen und Werthaltungen erlebt. Sie kann aber auch intensiviert werden, indem die Darstellung heftige Ablehnung, Sympathie, Wunschvorstellungen oder Sehnsüchte weckt.
Zur Methode des rezipientenorientierten Gesprächs:
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Einführung,
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Vorführung,
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spontane Äußerungen aller,
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Diskusssion von Reaktionen, Assoziationen,
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Reflexion über den Gesprächsverlauf,
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Vertiefung.
Die hier skizzierten Schemata sind Aspekte, unter denen Kommunikationsprozesse gesehen werden können. In vielen Fällen werden sich themenorientierte und rezipientenorientierte Gesprächsführungen überschneiden. Der Gesprächsleiter sollte Methoden und Abläufe flexibel handhaben. Daher zum Schluss ein paar methodische Anregungen, die sowohl im themenorientierten als auch rezipientenorientierten Gespräch verwendet werden können.
Anregungen
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Gespräch, (Brainstorming...)
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gelenktes Gespräch, (Methode 365,....)
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Arbeitsblatt, mit Beungsauftrag - Standbilder mit Sprechblasen -
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Zeichnen (Nachzeichnen von Szenen - Filmplakat - Fortsetzung Zeichnen...),
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Spielen (Nachspielen des Inhalts - Nachspielen einzelner Szenen),
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Filmende verändern (Stoppen, Fortsetzen - Umschreiben...)
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Ton (Nachvertonen, Vorführen ohne Ton, Umvertonen...),
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Darsteller schreiben sich Briefe,
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den Darstellern Briefe schreiben,
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Tagebucheintragungen erfinden,
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Umschreiben in eine andere Textart,
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Steckbriefe verfassen,
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als Hörspiel gestalten,
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eine Figur der Handlung anklagen oder verteidigen,
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zusätzliche Gedanken - Gespräche (Selbstgespräche) für die Hauptfiguren erfinden.
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Filmkritik schreiben
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"Trailer" entwerfen
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Verwendete bzw. weiterführende Literatur
- Faulstich, Werner: Einführung in die Filmanalyse. Tübingen 1978, (3. Auflage 1980)
- Kandorfer, Pierre: DuMONTS Lehrbuch der Filmgestaltung. Theoretischtechnische Grundlagen der Filmkunst. Köln 1984.
- Kuchenbuch, Thomas: Filmanalyse. Theorien, Modelle, Kritik. Köln 1978. Monaco, James: Filmverstehen. Kunst, Technik, Sprache, Geschichte und Theorie des Films. Reinbeck 1980.
- Gawert, J.: Filmanalyse, in: "medien praktisch" 1984, S. 75. Faulstich, Werner: Die Filminterpretation. Göttingen 1988.
- Landesbildstelle Westfalen: Kurzfilme. Münster 1985.
- Katholisches Instiut für Medieninformationen e.V.: Kurzfilme. Köln 1978.