Frage: Hunderttausende Schüler*innen bekommen in den nächsten Tagen und Wochen ihre Zeugnisse. Manche freuen sich darauf, weil dann die Ferien beginnen. Für andere aber ist schon jetzt klar, dass es nicht gut lief.
Bettina Wittmann-Stasch: Ja, auch wenn heute viel früher bereits über die zu erwartenden Noten gesprochen wird in der Schule: Es ist nicht einfach, wenn man am Ende eines Schuljahres merken muss, dass es nicht so geworden ist wie erhofft.
Es ist deshalb gut, auch von schulischer Seite die Kinder im Blick zu behalten, die ggf. zuhause mit Enttäuschung oder Ärger, vielleicht sogar mit Wut rechnen.
„Was kann man tun?“, werde ich oft gefragt in dieser Jahreszeit. Man kann z.B. durch einen Aushang auf die Nummer gegen Kummer hinweisen: Das ist das Kinder- und Jugendtelefon, das kostenlos und anonym gerade in der Zeit der Zeugnisse für die Ängste von Kindern erreichbar ist. Oder man kann auf den Jugendberatungs-Chat hinweisen, der u.a. auch von der Landeskirche Hannovers unterstützt wird www.schreibenstattschweigen.de - ein niedrigschwelliges Angebot, um junge Menschen qualifiziert zu beraten und zu begleiten. Angesprochen werden damit alle zwischen 14 und 27 Jahren. Ein Team von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden, langjährig erfahren und qualifiziert in der Jugendberatung, steht für diese Themen ein, die Jugendliche beschäftigen. Dabei geht es letztlich darum, Selbstaktivierung bei der Suche nach einer Lösung anzuregen. Das ist im Kontext von Zeugnissen eine wichtige Idee!
Ich weiß aber auch von einer Schulseelsorgerin, die regelmäßig vor den Zeugnissen Briefe an alle Eltern schreibt und um Verständnis für die Schüler*innen, die Kinder, wirbt.
Sie schreibt ihnen, dass z.B. Klaus Seifried vom Berufsverband Deutscher Psychologen Eltern empfiehlt, am Tag der Vergabe gemeinsam mit ihren Kindern etwas Schönes zu unternehmen – unabhängig davon, ob das Zeugnis gut oder schlecht ist. Und sie schreibt Eltern auch, dass Noten sehr unterschiedlich zu bewerten sind: Dreien oder Vieren können eine riesige Leistung sein – oder eben auch Ausdruck von zu wenig schulischem Engagement.
Ich bin überzeugt: Schulisches Engagement braucht vor allem die Unterstützung, dass Andere dem Schüler oder der Schülerin zeigen: „Ich trau dir das zu!“ – gerade in den Fächern, in denen sich der Erfolg nicht so leicht einstellt. Gemeinsam zu überlegen, was anders laufen sollte im kommenden Schuljahr, damit es besser wird, ist wichtig! Nur eben nicht als Vorwurf, sondern als gemeinsame Suche.